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[Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
03-18-2023, 07:19 PM,
Beitrag #1
[Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
[Bild: Stadttor-svedomskij-aleksandr-aleksandro...fe78a4.jpg]

>>> Ein klarer hellblauer Himmel, so klar, dass er an den Rändern fast weiß zu schimmern schien, wölbte sich über der Stadt Iscalis. Die Stadtbefestigung, die aus Pallisaden bestand, warf akzentuierte Schatten über den kahlgetretenen Boden. Vier Soldaten hielten Wache am Tor, doch da es noch Tag war und alles friedlich schien, machten sie nur Stichproben.  Gerade hatten sie einem großen Kelten sein Schwert konfisziert. Wie in jeder römischen Stadt war das Tragen von Stichwaffen für Zivilisten verboten. Ein paar wenige Leute gingen ein- und aus, auch einige Karren hochbeladen mit Hausrat kamen an.
Dunduvan Deimos schaute auf die Kinder, die auf den Karren saßen, und die Erwachsenen, Männer wie Frauen, die die Karren schoben und zogen. Meist waren es bescheidene Leute, die gehört hatten, dass man in Iscalis Arbeit finden konnte - oder sonst sein Glück. Auch wenn der junge Falke selbst dagegen war - viele Kelten waren es anscheinend nicht oder nicht mehr. Die römische Stadt wirkte auf das Umland wie ein Magnet. 
Dunduvan, gekleidet in eine braune Tunika, eine braune speckige Kappe auf dem Kopf und ein Bündel an einem Stecken über der Schulter,  sah wie ein gewöhnlicher Bauernjunge oder ein junger Handwerker aus. Zumindest wenn er den Blick gesenkt hielt. Hob er den Kopf und sah die Leute an, war da etwas Durchdringendes und Intensives, das er vor den Legionären sorgfältig verbarg. Er hasste die Soldaten. 
Er wartete auf Calum, seinen Bruder von den Falken, den er um diese Zeit vor dem Stadttor treffen wollte.


Bildrecht: Public Domain 
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Falke
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03-18-2023, 07:40 PM,
Beitrag #2
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Calum verspätete sich, zeigte sich jedoch deutlich entspannter als Deimos. Unter den Römern bewegte er sich wie ein Fisch im Fluss und wirkte dabei so natürlich als sei er kein Spion, der gesandt worden war, um ihnen allen den Tod zu bringen.
Den Soldaten jedenfalls schenkte er keinen zweiten Blick, während er sich auf den Weg durch die Tore machte, um die "Lieferung" zu machen, die er Meister Cynric aufgeschwatzt hatte.
"Da bist du", stellte er fest und schloss zu Deimos auf, ohne anzuhalten. Die Leute mussten nicht wissen, dass sie einander kannten. "Also, dann lass uns beeilen. Am besten ist es, wenn ich möglichst schnell wieder daheim bin, sonst macht der Meister sich Sorgen. Und ich habe keine Lust, mich ihm wieder erklären zu müssen, wie an Samhain."
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Falke
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03-20-2023, 12:37 PM,
Beitrag #3
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Calum ist während seiner Zeit zum Schmied zum Mann geworden, dachte Dunduvan, als er den anderen Falken sah. Er hatte seine feinen Züge behalten, aber er hatte jetzt breite Schultern und trainierte Arme. Er sah aus.... wie ein verdammter Römer sah er aus. Hätte Dunduvan sprechen können, hätte er die Bemerkung gemacht, dass Calum sich nun vor den Legionswerbern in Acht nehmen müsste; bestimmt würden sie versuchen, ihn zu überreden, in die Legio einzutreten. Vielleicht wäre das überhaupt eine Möglichkeit für Spionagedienste. Schmiede wurden für alle möglichen Arbeiten gesucht. 
Da Dunduvan kein Wort sagen konnte, nickte er ihm nur zu, anstatt Calum gleich für irgendwelche Pläne einzuspannen:
Wir beeilen uns. IIII Tage wie der Wolf läuft. 
Diese Art der Kommunikation war mühesam. Und sie zwang Dunduvan zum Zuhören.
Das erste Mal war es so, dass Calum sprechen, und er zuhören musste. Das waren vertauschte Rollen sozusagen. Verflixter Cartivel! Und noch schlimmer Caradoc mit seiner Prophezeiung. Dunduvan hätte gerne Calum gefragt, was er denn wirklich davon hielt, jetzt wo sie unter sich waren. 
Und ob er bereit war, die Mine endlich zu sprengen. Bereit auch für die Anderswelt, wenn es sein musste. Oder ob sie da gar nicht hinkamen? Ob sie wohl immer zwischen den Welten wandern müssten? Was Calum darüber dachte?
Aber Dunduvan  konnte ja nicht fragen, wenn er nicht ständig auf die Wachstafel kritzeln und sie Calum geben würde. Er musste abwarten, was Calum ihm zu erzählen hatte. Dunduvan warf dem Bruder neben ihm einen Seitenblick zu. Auch das war neu.
Sie marschierten auf der Römerstraße nach Norden. Es war immer allerhand Volk unterwegs, meist Bauern aus der Gegend, die ihre Produkte in Iscalis verkauften. Wenn Soldaten oder eine hochgestellte Persönlichkeit kam, mussten alle Platz machen, und wer sich nicht schnell genug bewegte, bekam von Sklaven, die mit Stöcken bewaffnet waren, die übergezogen. Sie behandeln uns wie Tiere, dachte Dunduvan.
Zwei sich ziemlich ähnlich sehende Römer, Brüder vermutlich, hielten Calum an: "Salve, bitte wie weit ist es denn noch zur Castra der Zweiten Augusta?", fragte der Ältere auf Latein. Sie wollten sich wohl rekrutieren lassen. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. 
Hätte Dunduvan antworten können, hätte er ihnen gesagt, dass sie das Militärlager gar nicht verfehlen konnten, wenn sie die Augen aufsperrten. Aber das konnte er nicht. Das war es ja.
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Falke
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03-20-2023, 09:05 PM,
Beitrag #4
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
"Schön. Vier Tage", murmelte Calum, der immer noch abweisend reagierte. Er wollte diese Reise hinter sich bringen, damit Deimos wieder sprechen konnte. Er wusste nicht, was dieser hinter seiner Stirn dachte und wenn, hätte er vermutlich nur verächtlich gelacht. Calum war desillusioniert worden. Es mochte aus Eifersucht erwachsen sein, doch nun glaubte er, die Dinge klar zu sehen. Wie würde es ihm Deimos danken, dass er ihn begleitete? Er würde ihn weiter zurechtweisen, seine Bedenken ignorieren. Und ihn verachten, wie er es schon immer getan hatte. Warum also tat er sich das hier an? War es, weil sie Brüder waren? Das allein sollte genügen?

Seine Überlegungen wurden unterbrochen von zwei jungen römischen Männern, die ihn ansprachen, zweifellos weil er aussah wie sie. Sie fragten ihn nach dem Weg zur Castra, als ob dieser nicht offensichtlich genug wäre. Doch Calum, von Hause aus höflicher veranlagt als Deimos, antwortete:
"Salve, Freunde", sagte er und hielt inne. "Die Castra? Sie ist kaum zu verfehlen. Haltet nur weiter auf diesem Weg zur Stadt zu und ihr werdet sie schon bald erblicken. Ich hoffe, ihr fahrt wohl und bringt der Legio Ruhm und Ehre."
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Falke
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03-22-2023, 05:17 PM,
Beitrag #5
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Dunduvan schaute Calum verblüfft an. Seine Worte hatten....hatten so gar nicht falsch geklungen.  Hätte er sprechen können, hätte er gesagt: "Bruder, du klingst schon fast wie so ein Römer", doch da er nur beobachten konnte, beobachtete er nur. Calums Worte wirkten natürlich. Bei der Morrigan, es war, als glaubte er selbst an das, was er da gerade verzapfte.
Und die beiden Römer stiegen voll auf Calums Worte ein, der eine antwortete: "Danke Bürger, wir wollen es versuchen", und der Jüngere tat jetzt auch den Mund auf:"Komm doch mit uns mit. Dann kriegen wir alle was von Ruhm und Ehre ab", und es war ihnen anzusehen, dass sie wollten, dass der sympathisch wirkende fremde  Junge sich ihnen anschloss.
Dunduvan schnaufte durch die Nase. Hoffentlich zogen die Burschen gleich ihres Weges. Vielleicht sollte er sie auch verfluchen, damit sie sich verirrten und die Castra nicht einmal sahen, wenn sie mit der Nase daran stießen. Etwas Sumpfporst hatte er noch übrig.
Der Falke warf den Römern einen verächtlichen Blick zu. Den Römern. Er hatte zuvor nie darauf geachtet, aber nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Calum sah genau aus wie einer von ihnen. Nicht nur durch das dunkle Haar, es gab auch dunkelhaarige Kelten; es war die Art, zu sprechen, sich zu bewegen. 
Dunduvan machte eine Kopfbewegung zu Calum. Gehen wir, sollte das heißen.
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03-22-2023, 08:11 PM,
Beitrag #6
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Calum lachte, offensichtlich geschmeichelt. Es war immer so erfrischend, wenn mal jemand zeigte, dass er seine Gesellschaft mochte.
"Ich danke euch für das Angebot, Freunde, aber ich habe schon eine Stellung beim besten Schmied von Iscalis inne. Sonst wäre ich sofort dabei. Wir hoffen aber, sehr bald auch Waffen für die Legion schmieden zu dürfen. Wieso treffen wir uns nicht in der lokalen Taverne, sobald ihr die Castra verlassen dürft? Dann könnt ihr mir vom glorreichen Alltag erzählen."
Er grüßte die beiden zum Abschied, erfreut über die kleine Unterhaltung, als ihm Deimos' Blick auffiel. Schlagartig erstarb Calums Grinsen und machte einem kalten Gesichtsausdruck Platz.
"Was? Was ist jetzt schon wieder? Du siehst drein als hätte ich dir einen Misthaufen in den Kragen gekippt."
Wie er Deimos so beobachtete, dämmerte ihm sogleich, was dessen Problem war. Wut stieg in Calums Brust auf wie kochendes Wasser. Nicht einmal jetzt konnte er sich zurückhalten!
"Du störst dich an ihnen! Dass sie sich mit mir unterhalten haben, nicht wahr?", fragte er, halb ungläubig und halb mir der Miene eines Mannes, der sein Gegenüber gleich fressen wollte. "Du bist ja so berechenbar. Nicht einmal jetzt verstehst du. Ist dir eigentlich klar, dass ich ein Spion bin und darauf angewiesen, mich mit den Römern gut zu verstehen!?"
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03-23-2023, 03:34 PM,
Beitrag #7
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
"Sobald wir Ausgang haben, zeigst du uns die besten Kneipen in Iscalis, Schmied", grinste einer der jungen Römer und tippte sich an seine Mütze: "Wir sehen uns. Bis dahin: Lebe wohl" Die Jungen gingen ihrer Wege...

Der Gefühlausbruch Calums ließ Dunduvan einen Schritt zurückweichen. Das kam plötzlich. Er überschüttete ihn mit Vorwürfen. 
Dunduvan schüttelte den Kopf, kritzelte etwas auf seine Wachstafel und hielt den Text hoch, bevor er ihn mit dem breiten Griff wieder löschte, damit es kein anderer las.
Dabei sah er Calum forschend an. Wer war der Bruder? Ein Meisterspion natürlich...., ausgebildet von Cathbad , erfahren in der Kunst der Tarnung - oder bezahlte er gerade den Preis dafür, den Feind und seine Schliche besser zu kennen als jeder anderer? Bruder Louarn beispielsweise hätte sich nie so unter die Römer mischen können wie Calum oder - wenn er sich entsprechend anziehen und frisieren würde, vielleicht auch er.

Auch Dunduvan hatte die Faszination des Unbekannten, als er das Griechische Feuer abgeholt und deponiert hatte, deutlich empfunden. Die gallischen Druiden hatten ihm von einer Magie, die man im Osten Wissenschaft nannte, erzählt. Wie gerne würde er einmal in dieses Griechenland reisen. Da draußen über dem Britannischen Meer wartete die ganze römische Welt. Sie war verlockend, kenntnisreich und unter ihrer Tünche abgrundtief böse. Römische Soldaten hatten ihre Mütter,  die Priesterinnen geschändet. Sie hatten Caradoc getötet. Niemals vergessen, keinen Augenblick lang durfte er das.
Rom durfte ihn nicht anziehen. Und Rom durfte Calum nicht anziehen. Die Zeit drängte, den Iscalis- Silbertraum endgültig zu begraben. Um ihrer aller Willen.

Nicht du. Ich ertrage nur keine Römer 
stand auf der Wachstafel. Hätte er reden können, hätte Calum niemals nur so eine lahme Antwort bekommen....

Sie setzten ihren Weg fort, und als der Abend kam, hatten sie die waldbewachsenen Hügel der Hochebene erreicht. Sie waren Druidenschüler, und ein Wald, der friedlich im Mondlicht schlief, jagte ihnen keine Furcht ein. Sie hatten ihre Möglichkeiten, wilde Tiere fern zu halten. Furcht musste man nur vor bewaffneten Männern haben.
Sie gingen tiefer in den Wald hinein, und dort rasteten sie.
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Falke
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03-26-2023, 08:45 PM,
Beitrag #8
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Die Antwort, die Calum las, machte ihn fast noch wütender. Deimos ertrug keine Römer? Pah!
"Das heißt, du erträgst auch mich nicht. Oder Louarn. Oder dich selbst", antwortete er abweisend und wandte sich ab. Sie konnten es drehen und wenden, wie sie wollten. Ihre Väter waren Römer. Sie selbst waren es wenigstens zur Hälfte. Auch, wenn sie sich anders bekannten. Sie kannten die Wahrheit. Übertrug Deimos seinen Selbsthass auf alle um sich her?
"Es hat keinen Sinn. Lass uns weitergehen. Desto eher kann ich zurückkehren."

Es war wie immer. Deimos interessierte sich nicht für ihn oder was er dachte. Ihr Band als Brüder war für Deimos nur wichtig, wie es ihm oder Cathbads Zielen nutzte. Er sah in ihnen nur ihre Rollen. Wer sie wirklich waren, was sie wollten... wer wollte das wissen? Es machte die Dinge doch nur kompliziert. Wie viel einfacher war es, alles schön nach schwarz und weiß zu trennen? Calum spürte, wie er diese Einstellung mehr und mehr verachtete.
Auch während der Rast sprach er nicht, suchte Holz für ein Feuer zusammen. Sie wussten, wie man eine Feuerstelle aushob, die nach außen hin nicht sichtbar war. Doch ein wenig Wärme würde gut tun. Kaum war dies verbracht, setzte sich Calum nah an die Flammen und starrte hinein.
Die Stille war kaum auszuhalten. Es war nicht einfach nur die Abwesenheit von Stimmen. Sie war wie etwas Festes, Greifbares, das zwischen ihnen stand und sie zu erdrücken suchte. Calum wollte Deimos unbedingt klarmachen, wie es ihm ging. Doch er wusste, er würde ihm nicht zuhören. Ihn nicht verstehen. Waren sie wirklich Brüder? Oder sah Deimos nur einen Diener in ihm? Sah er wirklich Calum? Oder nur das Bild, das er sehen wollte?
Schließlich durchbrach er die Stille:
"Weißt du, wo ich hingegangen bin, nach unserem Treffen in Cheddar?", fragte er, während er mit einem Zweiglein in den Flammen herumstocherte. "Ich bin hinaufgestiegen zu den Aillte an Ual, den Geisterklippen. Es war nicht das erste Mal...." Was das bedeutete, nun, das konnte er sich zusammenreimen. Es sah ja ohnehin aus, als würde Deimos irgendwann das tun, was Calum sich nicht getraut hatte...
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Falke
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03-30-2023, 09:36 AM,
Beitrag #9
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Calums Zorn war beinahe greifbar. Vielleicht hatte sich Cartivel mehr dabei gedacht als eine Bestrafung, als er Dunduvan verstummen ließ. Wieder musste er zuhören. Und Calums Argumente drangen in seinen Kopf und bissen sich fest: Ertrug er sie? Ertrug er sich selbst? Ertrugen sie die Last der Blutrache, die ihnen alle auferlegt worden war? Siebzehn Jahre geborgte Zeit war ihr Leben.....
Nun am Feuer erzählte Calum zögernd davon, dass er die Geisterklippen emporgestiegen war. Mehr brauchte er nicht anzudeuten. Der Zwist in der Bruderschaft, der Tod Caradocs, die Deutung, dass Cathbad mit dem Ende des Imperiums nicht recht gehabt hatte, das brach ihm wohl das Herz. Calum hatte solch ein großes Herz. Von allen Brüdern war er der Empfindsamste.
Er hatte sterben wollen? Wie dunkel musste seine Nacht der Seele sein. Sie waren die Falken. Sie waren die Dunkelheit für andere, in dem sie ihre Dunkelheit aus ihren Herzen rissen und sie über die Welt warfen:
Wir werden sterben, Bruder. Lass es uns zusammen tun
, kritzelte Dunduvan auf seine Wachstafel. Das war der einzige Trost, den er Calum geben konnte. Calum würde nicht alleine sein auf seinem Weg. Dunduvan wollte mit ihm gehen. Er legte seine Hand auf Calums Schulter und drückte sie: Lieber Calum, mein Gefährte, für immer vereint....
Da es Nacht geworden war und der Feuerschein nicht viel hergab, musste er dem Bruder die Tabula dicht unter die Nase halten.
Dunduvans dunkle Augen glänzten im Feuerschein. Lass es uns zusammen tun, und soviele Römer mitnehmen wie nur möglich. Der Tod hatte doch keinen Schrecken. Das Leben war es, das jede Art Schrecken in sich barg....

Am nächsten Morgen brachen sie auf und gelangten über die Hochebene in den ausgedehnten Wald, der die Heilige Quelle umgab. Je weiter sie kamen, desto mehr hatte Dunduvan das Gefühl, dass sich etwas um sie zusammenbraute. Es lag in der Luft, und er sog die Luft geräuschvoll ein; und er hatte einen Blutgeschmack im Mund. Er schaute Calum an; Calum hatte die gleiche Ausbildung und nach Dunduvans Einschätzung die feinsten Sinne von ihnen allen, spürte er es nicht auch? *
Dunduvan ging in die Hocke und seine Hand tastete über den pockigen Boden, die Grasnarben, bis er fand, was er suchte: Hufspuren. Hier war zumindest ein Pferd gewesen. Jemand war in die Richtung der Heiligen Quelle unterwegs so wie sie selbst, aber zu Pferd und höchstwahrscheinlich  bewaffnet.
Er drehte sich zu Calum um und machte zu ihm die Geste für "Kampf", ein schnelles Durchschneiden seiner Handfläche.  Hier hatte eine Auseinandersetzung stattgefunden. Zweige waren geknickt, Gras hatte sich vor kurzem erst aufgerichtet, und an einigen Blättern klebte rostbraunes eingetrocknetes Blut. Doch wer waren die Kämpfenden gewesen? Wer hatte wen angegriffen und das Wichtigste: Waren sie noch in der Nähe und würden sie Freund oder Feind sein? *

Sim off: * Was sie finden, wird hier erzählt

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Falke
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03-30-2023, 09:41 PM,
Beitrag #10
RE: [Iscalis zur Heiligen Quelle] Der Weg und die Stille
Während sie am Feuer saßen, hatte Calum nur einen Augenblick lang das Gefühl, zu Dunduvan durchgedrungen zu sein. Doch das war er nicht. Calums Miene versteifte sich, als sein Bruder ihm seine Antwort gab. Warum? Warum schien nichts, was er sagte, zu ihm durchzudringen?
Er wollte doch nicht sterben! Nur weil er keinen anderen Ausweg sah, war das doch nicht sein Wille! Er wollte leben! Leben... Warum wurde es ausgerechnet ihnen versagt?
Calum zog die Hand aus Dunduvans Berührung und wandte sich ab.
"Du verstehst es einfach nicht", sagte er mit leiser Verzweiflung und Müdigkeit in der Stimme. "Du wirst es nie verstehen... Ich... Ich gehe schlafen."

Am nächsten Morgen hatte sich die Lage zwischen ihnen nicht entspannt. Im Gegenteil, Calum fühlte sich endgültig wie nach einem verlorenen Kampf. Seine Worte drangen einfach nicht zu seinem Bruder durch, der nach wie vor jeden von ihnen mit einem Lächeln töten würde. Für ihn zählte nichts, als die Mission? Wie? Wie nur hatten sie so kaputt gehen können?
Dann jedoch passierte erstmals etwas, das seine Gedanken ablenkte.
Sofort schaltete Calum um und der nachdenkliche sensible Jugendliche verfiel sofort in seine antrainierte Denkweise.
"Ja und mehr als zwei Personen", sagte er, während er die Spuren deutete. "Aber keine Leichen... Jemand muss sie versteckt haben. Nur warum? Die Spuren sind eindeutig... Lass uns einen Umweg von dem Weg fort machen. Wir werden etwas Zeit verlieren, aber so werden uns vielleicht ein paar unliebsame Überraschungen erspart."
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