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Atrium
04-27-2024, 12:48 PM,
Beitrag #21
RE: Atrium
Meinem Vetter Bellus war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, nachdem sich der Wirrwarr um seine Person endlich gelöst hatte und ich ihn in meinem Haus willkommen geheißen hatte. Auch wenn ich die Hintergründe seines Hierseins noch nicht ganz nachvollziehen konnte, sprach sein Anblick Bände. Er konnte gewiss kein Hochstapler sein, denn die Ähnlichkeit zu meinem Vater und dessen Bruder Quintus war unverkennbar. Zudem hatte Onkel Quintus in seinen Briefen hin und wieder auch die Namen seiner Kinder erwähnt. Ich sah es nun als meine Pflicht an, den armen Jungen, der mein Verwandter war und nach einer langen Reise völlig durchnässt und frierend hier ankam, in meinem Haus aufzunehmen. Ich bot ihm Speise und Trank, frische Kleidung und ein warmes, gemütliches Bett an. Alles Weitere würden wir am nächsten Tag klären.

Ich setzte mich zu Bellus, der sich nun an dem Imbiss gütlich tat, den Beatus herbeigebracht hatte, und den warmen Gewürzwein genoss, der ihm half, sich von innen aufzuwärmen. Bellus freute sich zu hören, dass es mir nach der Operation wieder besser ging und erkundigte sich sogleich auch nach meiner Frau und meiner Schwester Calista. Leider konnte ich noch immer nicht verkünden, dass Prisca endlich guter Hoffnung war, aber ich gab die Hoffnung deswegen noch nicht auf. In den letzten Wochen waren wir uns nähergekommen, und sie hatte ihre anfängliche Zurückhaltung mir gegenüber überwunden. Ich für meinen Teil empfand Liebe für sie. 
"Oh, meiner Frau geht es gut. Du wirst Prisca morgen kennenlernen, und ich bin sicher, dass sie sich über deine Ankunft freuen wird. Allerdings musst du wissen, dass ihr Bruder, der Centurio Accius Florus, erst kürzlich Opfer eines gemeinen Verbrechens wurde und dabei sein Leben verlor." Der Tod von Florus hatte uns doch sehr getroffen, doch Prisca blieb stark und verkörperte die Tugenden einer römischen Matrona, wie sie es auch beim Tod meiner Mutter getan hatte.
"Meiner Schwester geht es ihren Briefen zufolge gut. Sie ist bereits Mutter zweier Kinder und erwartet das dritte. Leider habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Ihre Schwangerschaft verhinderte es, von Gallia zu uns nach Iscalis zu reisen, als unsere Mutter vor gut einem Monat verstarb., die vor gut einem Monat verstarb." Ich vermied es, zu erwähnen, dass meiner Mutter der Schlag getroffen hatte,  nachdem sie die Nachricht von Onkel Quintus über Belenus' Ankunft gelesen hatte.

Bellus' Frage nach dem Verbleib meines Bruders war berechtigt. Da ich nun wusste, dass er bereits vor Bellus abgereist war, machte ich mir ebenfalls Sorgen. "Der Süden Britannias ist zwar inzwischen befriedet, aber es gab kürzlich einige beunruhigende Vorfälle. Ein Bergrutsch verschüttete die lokalen Minen, und einige Bergwerkssklaven konnten fliehen. Diejenigen, die noch frei sind, sollen nun in den Wäldern rauben und morden. Aber lass uns darüber morgen sprechen, nachdem du dich ausgeruht hast. Dann werden wir gemeinsam überlegen, was wir tun können, um Belenus zu finden."

[Bild: Mina.jpg]  | Dana
In diesem Moment erschien Dana und teilte uns mit, dass sie für meinen Vetter bereits ein Cubiculum im Obergeschoss hergerichtet hatte. Ich nickte ihr wohlwollend zu. "Nun gut, Bellus. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Dana wird dich auf dein Zimmer bringen. Falls du frische Kleidung benötigst, kann sie dir einige meiner Sachen geben." Ich erhob mich und warf der Sklavin einen letzten Blick zu, bevor ich mich zu meinem Cubiculum zurückzog.
"Bitte folge mir, Dominus!", sagte sie und ging voraus.

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[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]

Honoratior von Iscalis
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04-27-2024, 02:12 PM,
Beitrag #22
RE: Atrium
Erleichtert stellte ich fest, dass mein Cousin Merula mir nach dem anfänglichen Verwirrspiel um des Belenus' und um meine Person offenbar Vertrauen entgegenbrachte. So jedenfalls deutete ich es, dass er sich trotz der vorgerückten Stunde noch zu mir setzte und begann, mir von seinen Verwandten und Angehörigen zu erzählen.

"Ich freue mich, dass auf der Familie deiner Schwester Calista so viel Segen zu liegen scheint. Den Tod deiner Mutter aber betrauere ich." Merula hatte nun also beide Elternteile verloren; um so wohltuender war es von ihm zu hören, dass es seiner Ehefrau gut gehe. Doch auch um sie herum gab es gleichsam eine dunkle Wolke: "Dann freue ich mich schon auf den morgigen Tag, wenn ich deine Frau kennenlernen darf. Aber es tut mir natürlich sehr leid um ihren Bruder."

Im selben Atemzug, in dem mein Vetter vom glücklichen Befinden seiner Gemahlin gesprochen hatte, erwähnte er auch, dass ihr Bruder erst kurz zuvor einem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Dieser Hinweis weckte in mir allerdings nicht nur Mitgefühl für Prisca, sondern er rief auch wieder meine Sorge um Belenus hervor, und diese Sorge verstärkte sich, als Merula dann auch noch von entlaufenen, marodierenden Sklaven berichtete, welche die Gegend unsicher machten. Angesichts dieser Verhältnisse erschien es sinnvoll, den Umgang mit Belenus in Ruhe zu überlegen und nicht auf die Schnelle irgendwelche hektischen Aktionen zu planen: "Was Belenus angeht, hast du Recht: Wir sollten morgen darüber sprechen, wenn ich auch wieder ein bisschen ausgeruhter bin."

Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, trat eine Sklavin zu uns, die mein Vetter nachher "Dana" nannte. Sie unterrichtete uns darüber, dass sie eigens für mich ein Cubiculum bereit gemacht hatte. Die Aussicht, nach der strapaziösen Reise endlich wieder allein in einem weichen Bett zu liegen, klang in diesem Moment für mich sehr verlockend, und so war ich alles andere als unglücklich darüber, dass Merula sich nun aufrichtete und mir eine gute Nacht wünschte. Ohne zu zögern, stand ich ebenfalls auf: "Danke dir noch einmal für deinen großzügigen Empfang. Ich wünsche dir auch eine gute Nacht und bin schon gespannt auf morgen." Dann ging ich hinter der Sklavin Dana her, jedoch nicht ohne noch ein paar Schritte zur Seite zu machen und meine Reisetasche zu schnappen. Vor mir lag meine erste Nacht in der Casa Sabinia in Iscalis, meinem neuen Zuhause.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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