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Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
07-20-2023, 06:11 PM,
Beitrag #74
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
(07-17-2023, 10:12 PM)Ciaran schrieb: Ich lachte in mich hinein, als quasi unisono mein Schweigen gefordert wurde. Sie waren alle immer so empfindlich. Dabei ging es um die zweitschönste Nebensache der Welt. Manchmal glaubte ich, dass die anderen Falken allesamt frigide und verklemmt waren, außer meinem Bruder natürlich. Was natürlich auch seine Vorteile hatte, denn so konnte man sie leicht ärgern.

Louarn verschwand also als erstes in dem Loch. Ich fand es etwas beleidigend, denn mal ehrlich, man brauchte kaum Muskelkraft oder Geschick, wenn man jemanden töten wollte. Menschliche Körper waren so zerbrechlich. Es gab so verdammt viele Möglichkeiten, ein Leben zu beenden, dass es mir häufig schwer fiel, mich für nur eine einzige davon zu entscheiden, wo andere so viel Spaß machten.
Ich zählte im Geiste gerade meine liebsten Methoden auf, als der Pfiff erfolgte und wir anderen wie brave, kleine Kaninchen auch endlich in den Bau durften.
Unten angekommen sah ich als erstes zwei Leichen. Ein Kerl und ein Mädchen, dem Louarn den Kopf gespalten hatte. Knochen war gesplittert, und ihr einst blondes Haar war nun rot, ihre Kleidung ertrank im Blut. Ich konnte tief in ihren Kopf sehen. Ich war hypnotisiert von dem Anblick. Es war wunderschön. Scheiße, auch wenn ich vorhin erst das Mädchen gehabt hatte, das Cinead uns besorgt hatte, ich merkte, wie sich gerade eindeutig bei mir etwas regte. Nur zog Alun sie aus meinem Blick! Ich musste mich beherrschen, ihn deshalb nicht anzufahren. Aber wir waren wegen etwas anderem hier, und ich durfte andere Falken nicht töten.

Ich riss mich los und streckte mich einmal ausführlich, so dass die Schultern knackten. Dann zog ich leicht ein Messer und ließ es in der Hand tanzen. Louarn wollte los, Niamh suchen, und wir sollten uns um das Erdgeschoss kümmern. Ich grinste. Ich war in der Stimmung
“Na, wer von euch hat Hunger?“, fragte ich die anderen Falken und lief fröhlich los in Richtung Küche. Dort würde ich gleich sehr viel Spaß haben. Und das beste daran war: Meine Messer töteten nicht (zumindest nicht, wenn ich sie nicht in jemanden hineinrammte), sondern das aufgetragene Gift lähmten die getroffenen nur innerhalb von wenigen Herzschlägen, so dass sie weder schreien, noch weglaufen konnten, aber noch alles mitbekamen. Und ich hatte vor, diesen Umstand für ein wenig… Feldforschung auszunutzen.

Ich war nicht mit Ciaran in die Küche gegangen. Stattdessen hatte ich mich weiter in den anderen Wirtschaftsräumen umgesehen. Als ich das Knarren einer Tür hörte, war ich dem Geräusch gefolgt. Ich bog um eine Ecke ab und gelangte in einen Gang, in dem sich vier Türen befanden. Jede einzelne Tür öffnete ich vorsichtig, um nachzuschauen, ob sich noch jemand in dem dahinterliegenden Raum befand. In den ersten drei Räumen war niemand. Also musste im vierten Raum jemand Zuflucht gesucht haben!

Mit einer Öllampe, die ich mir mitgenommen hatte, leuchtete ich den Raum aus. Es war ein Vorratsraum, in dem verschiedene Stoffe und Wolle gelagert waren. Als ich weiter hinein in den Raum ging, fiel mir plötzlich ein Wimmern auf. Ich leuchtete in die Ecke, aus der es gekommen war. Dort fand ich schließlich eine zusammengekauerte junge Frau, die mich mit geweiteten ängstlichen Augen anschaute und mich mit weinerlicher Stimme anflehte, sie zu verschonen.

Verdammt! Warum musste ausgerechnet mir so etwas passieren! Ich atmete einmal tief ein und aus und steckte dann mein Messer in meinen Gürtel. "Komm, hab keine Angst! Ich tu dir nichts." sagte ich zu ihr und hoffte, sie würde etwas Zutrauen finden und herauskommen. Aber für sie musste ich furchterregend aussehen, mit der blauen Farbe, die mein Gesicht zierte. Ich streckte ihr schließlich meine Hand entgegen. Tatsächlich ergriff sie sie sogar ein paar Herzschläge später.  Ich zog sie zu mir, stellte die Öllampe auf einem Regal ab. Was sie nicht bemerkt hatte, ich hatte mit meiner freien Hand wieder das Messer aus meinem Gürtel gezogen.

Eine gewisse Art der Erleichterung musste die junge Frau nun erfasst haben, denn sie lächelte mir dankbar zu. Ich zog sie weiter an mich und umarmte sie. Das schien ihr zu gefallen. Ein schöner Tod, wie ich mir selbst gut zuredete, als die mit Gift präparierte Klinge ihren Oberarm einritzte. 
Wie immer war auf Ciaran Verlass! Das Gift wirkte sofort. Die junge Frau wirkte leblos in meinen Armen. Nun war nur noch eins zu tun. Ich schnitt ihr die Kehle durch. Ihr warmes Blut ergoss sich im Augenblick ihres Todes über meine Tunika. Dann ließ ich sie zu Boden sinken. Hier konnte sie bleiben. Niemand würde sie hier so schnell finden.
Ich verließ den Raum, schloss die Tür hinter mir und suchte meine Brüder.
[Bild: 3_16_10_23_1_09_34.png]
Als "Lucius Tarutius Corvus"
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
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RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan - von Alun - 07-20-2023, 06:11 PM

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