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Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
07-06-2023, 03:41 PM,
Beitrag #41
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Der gallische Tuchhändler hatte sich die Anweisungen des Medicus zu Herzen genommen. Dessen eindringliche Worte hatten ihm die Augen geöffnet. Natürlich nicht aus reiner Menschenliebe, sondern aus der Angst heraus, dass ihm ein ordentliches Sümmchen durch die Lappen gehen könnte, wenn Niamh starb.
Er hatte seine Sklaven angewiesen, sie aus dem Keller zu holen, ihr die Fußkette abzunehmen und sie wieder in ihrem alten Cubiculum einzuquartieren. Zwei Sklavinnen hatten sie gewaschen und ihr eine Untertunika aus sauberem Stoff übergezogen. In der Küche hatte man ihr eine Hühnerbrühe zubereitet und sie damit gefüttert. Die kalten Umschläge, die man ihr regelmäßig angelegt hatte, zeigten nach einiger Zeit Wirkung und senkten dann auch tatsächlich das Fieber.
Niamh schlief fast den ganzen Tag. Als sie aus ihren Fieberträumen erwacht war, wusste sie zunächst nicht mehr, wo sie war. Die Erinnerung an ihre Entführung kam Stückchenweise wieder zurück. Auch das, was mit ihr passiert war, kam wieder in ihr Bewusstsein. Sie fühlte sich schrecklich deswegen. Sie war wieder zurück, in Erwans Händen. Was der mit ihr vorhatte, erfuhr sie von einer Sklavin, die sie solange ausgequetscht hatte, bis diese schließlich nachgegeben hatte. Somit schien ihr Schicksal nun besiegelt. Denn keiner würde kommen, um sie zu retten.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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07-06-2023, 07:56 PM,
Beitrag #42
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
>>>
Pytheas war mit seiner Tasche gekommen, die unter anderem die Tafel enthielt, die Louarn ihm anvertraut hatte. Er ging nicht in den Laden, sondern klopfte an die Haustür des Wohnhauses:
" Salve. Medicus Flavianus ist hier, um nach einer Patientin sehen", sagte er kurz angebunden. Normalerweise war es ihm lieber, wenn man ihn nur Pytheas nannte. Doch bei Erwan hing er das kaiserliche Flavianus heraus. Er schätzte diesen Mann so ein, dass er nur, solange er Autorität verkörperte, etwas für die junge Frau tun konnte. Wenn überhaupt. Schon bald würde sie in ihr unbestimmtes Schicksal verkauft werden. Er hoffte, dass das Schicksal für sie leichter werden würde, wenn sie sich ihm ergab.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-07-2023, 01:12 PM,
Beitrag #43
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Der Sklave, der die Tür öffnete, wusste bereits, dass der Medicus im Laufe des Tages kommen würde, um nach der Gefangenen zu schauen. "Bitte tritt ein, Medicus Flavianus und folge mir!"  Der Sklave brachte den Medicus zu dem Raum, in dem sich Niamh nun aufhielt. Es war ihr altes Cubiculum, in dem sie vor ihrer Flucht gewohnt hatte. Er öffnete die Tür und ließ den Arzt ein. Niamh lag dort in ihrem Bett und schlief.
 Bevor der Sklave jedoch wieder seinen Dienst an der Tür aufnahm, informierte er noch den Tuchhändler über die Ankunft des Medicus.
Erwan erhob sich gemächlich von seinem Schreibtisch und machte sich dann kurze Zeit später auf, um den Medicus zu begrüßen und sich über den Gesundheitszustand seiner Gefangenen zu informieren. Er wollte wissen, ob sich all diese Anstrengungen, die in seinen Augen nur unverdiente Vergünstigungen waren, gelohnt hatten.

Er öffnete die Tür zum Cubiculum und trat ein. "Salve Medicus!"
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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07-08-2023, 07:06 PM,
Beitrag #44
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
"Salve Händler Erwan", erwiderte Pytheas: "Ich schaue nur nach meiner Patientin" 
Niamh war jung und ihr Herz schlug stark, bei guter Pflege würde sie das Fieber sicherlich überstehen. Und man hatte getan, was er angeordnet hatte, und ihr gute Pflege angedeihen lassen. Von ärztlicher Kunst her war für ihn nicht viel zu tun. Er fühlte lediglich Niamhs Puls:
"Sei gegrüßt, Niamh", sagte er leise. 
Er hatte Louarns Worte auf einer Tafel notiert und nicht vergessen. Niamh sollte ja am besten ihre Vergangenheit ganz und gar hinter sich lassen. Für einen in römische Sklaverei Geratenen fing ein gänzlich neues Leben an. Familie und Geliebte blieben hinter ihm in der Zeit zurück. Das war auch der  Grund dafür, dass man kriegsgefangene Sklaven wie Opfer an die Götter bekränzte: Sie traten über in eine neue Welt. Zumindest war das der ursprüngliche Grund gewesen. Heutzutage diente das Bekränzen eher dazu, keine Garantie für das Verhalten des Sklaven geben zu müssen:

"Deine Sklavin ist auf dem Weg der Besserung. Aber um die Heilung abzuschließen, muss ich ihr die geheimen magischen Worte von ....äh...Minos, Rhadamanthys und Aiakos ins Ohr flüstern, um ihr die bösen Daimones, die ihr das Weglaufen eingegeben haben, auszutreiben", sprach er laut und räusperte sich.
In Gedanken bat er seinen Meister Andromachus von Kreta um Verzeihung. Andromachus war streng empirisch orientiert, von Hokuspokus hielt er nichts. Aber es gab auch Schulen, die Heilung mit magischen Ritualen verbanden, nur seine eigene hatte solchen Humbug nie benutzt. Pytheas fand es jedoch besser, dass Erwan nicht dabei war, wenn er die Worte von seiner Tafel ablas. Das würde nur Nachfragen geben (Und Spott über seine Aussprache):
"Ich bitte dich daher, mit diesen Raum zu verlassen und vor der Tür zu warten. Die Daimones könnten sich sonst...auf dich stürzen, da du nicht in die....äh Mysterien des Osiris eingeweiht bist wie ich. Ich hoffe sehr, dass deine Sklavin nach meinen heilsamen Worten ihren Sinn gewandelt hat und sich voll und ganz in ihr Los fügt"

Er holte die Tafel:
 Αρος υν γκρυφ. Μπυντντ ποπετχ υν ηαβν. Κοφηβχ υ Ρχουφαϊνηαηντ υν υ γκοεντβηγκ. Μπυντντ υν κυρραεντντ μεβν πουμ νηβρνοντ  
stand darauf, hoffentlich hielt das Erwan von weitem für Magie.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-09-2023, 06:42 AM,
Beitrag #45
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Mit einem müden Blick schaute sie zu dem Medicus auf, als dieser das Zimmer betrat. Nur vage konnte sie sich daran erinnern, dass er bei ihr war, als man sie noch unten im Keller gefangen gehalten hatte.
Er grüßte sie freundlich und fühlte ihren Puls. Sie hatte keine Angst vor ihm. Leider konnte sie sich nur unzureichend mit ihm unterhalten, da er nicht die Sprache der Einheimischen beherrschte und sich ihr Latein während der Flucht kein bisschen verbessert hatte. Doch selbst wenn sie sich mit ihm hätte austauschen können, traute sie sich nicht, als der gallische Tuchhändler das Zimmer betrat. Sie warf Erwan einen ängstlichen Blick zu. Schließlich war er für all das verantwortlich. Nachdem was Niamh von der Priesterin  erfahren hatte, glaubte sie nun zu wissen, was auch ihr noch bevorstehen würde.


[Bild: Erwan-klein.jpg] |Erwan

Der gallische Händler beobachtete genau, was der Medicus tat. Er wollte nur zu gerne wissen, ob sich etwas an Niamhs Zustand gebessert hatte. In ein paar Tagen musste sie wieder herzeigbar sein, damit er sie diesem jungen Mann vorstellen konnte, der sie für seine hysterische Mutter haben wollte. Er nickte daher zufrieden, als der Medicus festgestellt hatte, dass sie sich auf dem Wege der Besserung befand. Aber als er dann von magischen Worten anfing, die er ihr zuflüstern müsse, schaute er plötzlich etwas skeptisch. Erst recht, als er den Raum verlassen sollte. Allerdings wollte er auch nicht riskieren, dass sich diese Daimones, von denen der Medicus sprach, seiner bemächtigten. "Äh ja, natürlich!" sprach er und verließ darauf das Zimmer wieder.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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07-09-2023, 08:34 PM,
Beitrag #46
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Erwan zögerte zwar, aber er ging dann doch hinaus. Zufrieden blickte Pytheas ihm nach. Je weniger er von dem Menschenschinder sah, desto besser.
 Dann setzte er sich zu Niamh an den Bettrand. Er nahm die Wachstafel in die Hand und hielt sie sich vor die Nase:
"Du hast gesehen, was mit Dir passiert, wenn du dich nicht unterordnest, Niamh. Es tut mir sehr Leid, aber ich kann nicht viel mehr für Dich tun, als dass man dich noch ein paar Tage hier pflegt. Du bist nun eine Sklavin, und Erwan wird dich bald weiterverkaufen. Wenn du Glück hast, gerätst du an einen gütigen Domnus oder eine gütige Domina. Du bist bestimmt ein hübsches und verständiges Mädchen, sobald du wieder ganz gesund bist. Also zeige dich beim Verkauf von deiner besten Seite...ach Moment einmal, du verstehst mich nicht wirklich. Der Bruder von Dunduvan hat mir meinen Ratschlag  übersetzt. Ich hoffe, ich spreche das alles einigermaßen richtig aus:"
er las vor, was auf der Tafel stand:

"Aros yn gryf. Bydd popeth yn iawn. Cofiwch y Rhufeiniaid yn y goedwig. Bydd yn cyrraedd mewn pum niwrnod.“ *

Pytheas hoffte, dass Niamh sein miserables Keltisch verstehen und den gutgemeinten Rat beherzigen würde.


* Übersetzung  

[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-09-2023, 09:31 PM,
Beitrag #47
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Man konnte Niamhs Erleichterung an ihrem Gesicht ablesen, als Erwan sich zurückzog und sogar das Zimmer verließ. Sie fragte sich, wie dieser Fremde, der sich offenkundig um sie kümmern wollte, es geschafft hatte, den Gallier zum gehen motiviert hatte.
Kam waren sie allein, begann er auf sie einzureden. Niamh verstand nur wenige Worte, doch sie begriff nicht den Zusammenhang. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich einen Reim daraus zu machen. Hatte sie da Dunduvans Namen herausgehört? Auch das Wort "Sklavin" hatte sie bereits schon einmal gehört. Dabei musste sie daran denken, was Dierna über ihre Schwester erzählt hatte. Deirdre war auch eines von Erwans Opfer. Er hatte sie als Sklavin verkauft und nur die Götter wussten, was aus ihr geworden war!
Endlich begriff ihr Gegenüber, dass sie ihn nur ungenügend verstand. Er hatte eine Tafel aus seiner Tasche hervorgekramt, auf dem seltsame Zeichen gemalt waren. Offenbar war es eine Art Schrift, die der Fremde ihr nun vorlas. Die Sprache der Breatnaigh klang aus seinem Mund sehr gewöhnungsbedürftig. Doch sie verstand, was er ihr sagen wollte. Ihr Gesicht erhellte sich, denn sie begann wieder neue Hoffnung zu schöpfen. "Rhufeiniaid yn y goedwig? Alun? Alun yn dod?*" fragte sie noch einmal nach, weil sie ihr Glück kaum fassen konnte! "Danke! Sag Dunduvan Danke!" versuchte sie es nun mit ihren begrenzten Lateinkenntnissen. 
Noch fünf Tage musste sie aushalten! Dann würde man sie retten! Alun und Dunduvan! Aber was war mit Louarn? Dass der Fremde ihn nicht erwähnt hatte, trübte ein wenig ihre Freude. Aber vielleicht hatte sie ihn so sehr verärgert, dass er nichts mehr von ihr wissen wollte.

*= Römer im Wald? Alun? Alun wird kommen?
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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07-10-2023, 04:18 PM,
Beitrag #48
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
"Langsam, Niamh, ganz langsam, du musst dich noch ausruhen. Ich habe leider kein Wort deiner Sprache verstanden. Ach so, ja, Danke richte ich Louarn aus, denn seinen Bruder kenne ich gar nicht. Aber ich werde ihm sagen können, dass du dich sehr über Dunduvans Worte gefreut hast. Alun ist auch ein Name, nicht wahr? Einen Alun kenne ich jedoch leider auch nicht. Ich hoffe um deinetwillen, dass du jetzt keine Schwierigkeiten mehr machst", ein wenig bedauernd lächelte Pytheas, dann wandte er sich ab. Er war gerührt, und er war am Ende dessen angelangt, was er hatte tun können. Noch einmal nickte er der jungen Frau zu, dann trat er hinaus zu Erwan:
"Deine Sklavin ist auf dem Weg der Besserung. Morgen dürfte sie bereits aufstehen und ein wenig hin- und her gehen können. Bei Sklaven ist es auch nicht anders wie bei allen anderen Menschen: Mit Güte und Belohnung kommt man weiter als mit der Peitsche", der Medicus fixierte den Gallier mit seinem eisgrauen Sperberblick:
"Bis zu ihrem Verkauf keine Arbeit und keine Misshandlungen. Sie wird sich noch lange schonen müssen, so wie sie zugerichtet worden war. Vielleicht wird sie nie wieder schwere Arbeit verrichten können. - An wen sollte sie denn verkauft werden?"
Wenn er jetzt sagt, an eine Kaschemme oder eine Färberei oder in die Landwirtschaft, wo sie sich abmühen muss, dann kaufe ich sie selber, fuhr ihm durch den Kopf: Ich überbiete den Käufer einfach. Und zum Kuckuck damit, dass ich nie eine Sklavin haben wollte. Ich schenke sie einfach Louarn.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-11-2023, 10:17 PM,
Beitrag #49
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
"Louarn?" Er hatte Louarn gesagt! Sie war sich ganz sicher. Alles andere, außer den Namen natürlich, konGretten kommen würden. Sie musste nur noch ein paar Tage durchhalten. Das würde sie schaffen! Der Fremde nickte ihr noch einmal zu und trat dann hinaus. Doch Niamh lächelte noch immer über ihr ganzes Gesicht.


[Bild: Erwan-klein.jpg] |Erwan

Der gallische Händler hatte draußen vor der Tür gewartet und straffte nun seinen Körper, als der Medicus zur Tür herauskam. "Und?" fragte er erwartungsvoll. Der Medicus teilte ihm seine Einschätzung mit und ließ ihn wissen, dass die Sklavin zwar aufstehen könne aber sich nicht anstrengen durfte. Erwan presste seine Kiefer aufeinander, als er das hörte. Am liebsten wollte er sie wieder in den Keller sperren. Ader der Medicus hatte damit gedroht, jeden Tag zu kommen, bis es ihr wieder gut ging. Schließlich fragte er noch, an wen sie verkauft werden würde. doch das ging zu weit! Er würde nichts über seine Kunden ausplaudern. Zumindest nicht ihre Namen! "An eine verrückte Alte und ihren Sohn," antwortete er nur.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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07-12-2023, 01:26 PM,
Beitrag #50
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Das plötzlich aufgetretene glückliche Lächeln auf Niamhs Gesicht dürfte Erwan davon überzeugen, dass ich bei meiner Heilkunst Magie benutze, dachte Pytheas. Leider. Noch einmal entschuldigte er sich im Geiste bei seinem Lehrmeister. Mehr Information war hier nicht zu erhalten, doch immerhin konnte er seinem Türhüter Bescheid sagen, dass die Jugendfreundin Niamh weder ein Bordell noch mühselige Landarbeit erwartete:
"Bis Morgen denn, werter Erwan", sagte er und ging >>>
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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