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[An der Villa Furia, Seitenstraße] Brautraub
01-09-2023, 09:20 AM,
Beitrag #1
[An der Villa Furia, Seitenstraße] Brautraub
>>>  Erst als die Stadtgrenze von Iscalis vor mir auftauchte, setzte ich mich auf mein Pferd und ließ es langsam zu einem der Wachposten hintrotten: " Seid gegrüßt. Civis Gabinius Secundus vom Landgut Gabinia, zu Besuch" , sagte ich mit fester Stimme. Ein römischer Bürger konnte schließlich hingehen, wo er wollte, auch wenn es dunkel war. Man leuchtete mir ins Gesicht, und ich lächelte höflich. "Kann passieren", kam schließlich die Antwort.
In der Stadt saß ich ab und führte Bernjan. Ich ging einige Umwege und näherte mich der Villa Furia nicht über die Frontseite, sondern seitlich. Meine Augen hatten sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt, und ich sah die etwa zweimannshohe Travertinmauer vor mir auftauchen, die das Anwesen umschloss.
Drinnen herrschte Grabesstille. Ich dachte mir schon, dass Stella nicht durch die Haustür herausspazieren konnte, denn sie wurde bewacht. Aber wo würde sie auftauchen? Wenn ich Pech hatte, gerade auf der anderen Seite. 
Ich machte mich zum Warten bereit. Die ganze Nacht, wenn es sein musste, denn ich kannte die Stunde nicht, in der meiner Fridila die Flucht gelingen würde.
Bernjan machte seine kleinen tröstlichen Pferdegeräusche. Zwischen den Fugen hatte er anscheinend Gras entdeckt. Ab und zu schnaubte er leise, und das Schnauben war im Dunkeln und in der Stille deutlich zu hören. Ich hoffte, dass es auch Stella hörte. 
Ich blieb stehen und behielt die Mauer im Auge. Würde sich etwas bewegen, würde ich es bemerken. Ich selbst blieb ganz still, und die Zeit verstrich quälend langsam.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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01-09-2023, 06:16 PM,
Beitrag #2
RE: [An der Villa Furia, Seitenstraße] Brautraub
Am dritten Tag, so wie es im Dunkelgedicht von meinem Sonnwin stand, und es stockdunkel wurde, verließ ich mit Sylvana auf den Zehenspitzen das Cubiculum durch die Balkontür. Ich trug einen Umhängebeutel mit Geld, das ich noch in meinem Zimmer aufbewahrte und auch meinen Schmuck, über der Schulter, unter meiner dunklen Stola versteckt, die auch meinen Kopf bedeckte.

Und so, wie ich Sonnwins geheime Botschaft verstanden hatte, als wir die Gartenmauer erreichten,  kletterte ich mit Sylvanas Hilfe darauf, blieb da sitzen und starrte in die Dunkelheit. Ein ganz leiser Wind wehte um die Mauer, der Neumond war noch unsichtbar, aber Tausende Sternen funkelten am Firmament. Etwas beunruhigt war ich schon, denn ich wusste nicht, wo ich auf meinen Retter warten sollte, es musste aber weit von der Frontseite der Villa sein, also auf der anderen Seite, oder seitlich ... Es war ziemlich kompliziert und ich war fast verzweifelt, als ich das Schnauben eines Pferdes hörte, genau mir gegenüber, da wo die Seitenstraße entlang der Gartenmauer verlief! Erkennen konnte ich in der Dunkelheit nichts, aber ich holte schnell ein weißes Tuch aus dem Beutel heraus und wedelte damit hin und her drei Mal mit Abständen und hoffte innig, es war sein Pferd, das schnaubte und mein Friudel sah mein Zeichen...

Frijas Perle liegt im Dunkeln,
Das verheißungsvolles funkeln,
Ein Geschenk der Hingabe,
Erfreut einen in jeder Lage.*


*Michael Schütz
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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01-11-2023, 08:39 AM,
Beitrag #3
RE: [An der Villa Furia, Seitenstraße] Brautraub
Ich hatte an Gerwina gedacht, und an die kleine Lampe, mit der sie zum Abschied vom Grianach geleuchtet hatte. Ein Jahr und einen Tag würde ich sie nicht wiedersehen, falls es uns nicht gelänge, uns vorher schon mit Furius auszusöhnen. Ein Jahr und ein Tag würde ich mit Stella auf der Flucht sein müssen, es sei denn ihr Vormund verzieh uns zuvor.....
Nach Zeit, die quälend langsam verrann, nahm ich ein leichtes Schaben wahr, eine Bewegung, unmerklich nur. Ein Mensch saß auf der Ziegelmauer. Das konnte nur meine Fridila sein.
Ich nahm Bernjan am Zügel und führte ihn zu dieser Stelle. Dann sah ich auch ein weißes Tuch. Ich saß auf und streckte die Arme aus: 
"Spring", flüsterte ich. Wenn Stella mir vertraute, würde sie springen. Für sie musste es fürchterlich sein, wie ein Sprung ins Leere. Ich hielt beide Arme geöffnet, um sie aufzufangen, aber das konnte sie eventuell nicht sehen.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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01-11-2023, 08:38 PM,
Beitrag #4
RE: [An der Villa Furia, Seitenstraße] Brautraub
Meine Augen haben sich mittlerweile an die Dunkelheit angepasst und, nachdem ich mein Zeichen gab und wartete, hörte ich Schritte und versuchte zu erkennen, wer sich der Mauer näherte, wo ich saß. Und, o Glück! Ich bin vor Freude fast runtergefallen, als ich Sonnwins langes Haar im Dunkeln wahrgenommen habe und dann seine Hände sah, die er ausstreckte, um mich aufzufangen, dann vernahm ich seine leise Stimme: "Spring" ... Hier gab es nichts zu überlegen, wo ich landen würde.

Mein Retter war sehr groß und stark, und ohne zu zögern und, weil ich ihm vertraute, machte ich die Augen zu und sprang von der Mauer direkt in seine offene Arme ...

"Friudel ...", flüsterte ich sanft... "Lass uns von hier verschwinden..."
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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01-12-2023, 05:55 PM,
Beitrag #5
RE: [An der Villa Furia, Seitenstraße] Brautraub
Ich fing Stella auf, die nicht viel wog und setzte sie vor mir aufs Pferd. Mit einem Arm umschlang ich sie, und nun angesichts des Wartens und der Gefahr und der Wärme, die von ihrem schlanken Leib ausging, berührte ich mit meinen Lippen ihr Haar und ihre Wange:
"Meine Fridila - endlich", flüsterte ich: " Ja, wir gehen. Höre zu, um an den Stadtwachen vorbeizukommen: Verbirg etwas dein Gesicht und ich sage, dass du Clara bist", ich sehnte mich danach, sie zu küssen; soviel Zeit musste sein. Ich beugte mich schräg über sie und gab ihr einen zarten, weichen Kuss. Stellas Herz klopfte und meines auch. Ich hatte mich so lange nach ihr gesehnt, und nun war sie meine Fridila, meine geliebte Frau.
Ein Stück ritten wir und dann stieg ich wieder ab und führte Bernjan: " Bürger Gabinius Secundus, der seine Schwester Clara abgeholt hat", sagte ich und zeigte auf die junge Frau auf dem Pferderücken. Hoffentlich hielt man ihr Schweigen für mädchenhafte Schüchternheit.
Außerhalb der Stadt umfing uns Dunkelheit. Wir ritten nicht in Richtung des Gutshofes, sondern in die entgegengesetzte, nach Osten, in die Berge hinein. Dort würden wir einen Bogen nach Norden schlagen, zur Hochebene. >>>
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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