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Atrium
11-24-2022, 04:04 PM,
Beitrag #11
RE: Atrium
Pytheas sah in das Gesicht des Centurios, und dachte einen Moment lang, ob es wahr sein könnte, einen guten Mann vor sich zu haben. Ihm waren im Dunstkreis Roms gute Menschen nur selten begegnet. Der Kaiser war natürlich gut; aber was gut für die Regierung war, war nicht unbedingt gut für den Einzelnen. Das riesige Imperium zusammenzuhalten entsprach eher dem Sprichwort: Wo gehobelt wurde, fielen Späne. In den Augen der Besatzer waren  rebellische Kelten die Späne. 
Doch Centurio Octavius Fronto wirkte aufrichtig besorgt um die Geschicke dieser Provinz und seiner Menschen. So sehr, dass er selbst den Kelten Wicho mit ins Gespräch zog:

"Blutvergießen und Tod zu verhindern ist etwas, was ich aus tiefstem Herzen mittragen kann", sagte der Freigelassene zögernd:
"Und liegt nebenbei bemerkt auch im Interesse des edlen Caesar Augustus. Ich will das gerne so tun, wie du sagst, ja. Was meinst du dazu, Wicho?"
wandte er sich an seinen Gehilfen.

Dann bemerkte der Grieche, dass der Centurio durstig war; zumindest zeigte er die ihm vertrauten physischen Anzeichen, und er reagierte:
"Wünschst du einen Becher aus der Küche, werter Centurio Octavius Fronto?", er lächelte sein in sich gekehrtes Lächeln: 
"Wundere Dich bitte nicht. Als Knabe habe ich Wasser und Wein gereicht. Es war meine Aufgabe, darauf zu achten, ob jemand etwas zu Trinken möchte. Ich bringe ihn dir gerne"
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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12-08-2022, 05:23 PM,
Beitrag #12
RE: Atrium
Verneinend schüttelte der Octavier seinen Kopf. „Gut beobachtet Medicus, ich habe Durst, doch bin ich es gewohnt, mich um mich selber zu kümmern. Den Weg zur Küche kenne ich. Doch wie wäre es wenn wir drei gemeinsam einen Becher Wasser trinken?“ Kaum ausgesprochen marschierte Fronto zur Küche
[Bild: 3_18_08_22_2_12_33.png]
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Honoratior von Iscalis
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06-13-2023, 05:35 PM,
Beitrag #13
RE: Atrium
Ich war jetzt ein paar Tage hier der Türsteher. Es war immer ncoh langweilig, aber ich fand mich so langsam rein. Naja, viel zum Reinfinden gab es da auch nicht, aber ich machte halt so vor mich hin und die Patienten hatten weniger angst vor mir, auch wenn der Anteil an alten Damen hier im Wartebereich beständig zu steigen schien.

Irgendwas war wohl grade auch im Umlauf. Normalerweise waren die Leute eher im Winter krank, so meine unfachkundige Meinung bislang, aber hier war doch einiges los. Grade eben war eine junge Frau mit drei Kindern reingekommen, das Jüngste noch ein Säugling, der Älteste vielleicht vier. Und alle waren sie quengelig und unleidlich und sahen blass aus mit roten Wangen. Das Mädchen selbst war jung, so mein Alter, würde ich schätzen, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Der älteste hatte einen kräftigen Rotschopf, so wie sie, die zwei jüngeren hatten dunkle Haare. Drei Kinder so kurz hintereinander, das musste anstrengend sein.
“Alles deine?“ fragte ich freundlich lächelnd nach, während sich der älteste auf den Boden warf und quengelte und der mittlere an ihrer Tunika herumzog und zerrte, während das Kleinste weinte, sobald sie aufhörte, sich zu bewegen.
“Nein, nur Cefin hier. Marcus und Diademata hier sind die Kinder meiner Herrin. Ich bin ihre Amme“ sagte sie mit glasigem Blick, während sie versuchte, die Kinder alle zu beruhigen. “Sie haben Fieber“, erzählte sie mir weiter.
“Das sehe ich“, meinte ich ruhig und ging in die Hocke, um dem auf dem Boden liegenden Kind über das Haar zu streicheln. Der Junge glühte. “Hast du schon Zwiebel versucht, zu geben?“ fragte ich mit meinen unzureichenden Heilkenntnissen und versuchte, mich an die vielen Dinge zu erinnern, die mir mal beigebracht worden waren. Sie nickte nur gehetzt und versuchte es weiter, die Kinder zu beruhigen.
“Du solltest sie an deiner nackten Haut schlafen lassen. Das hilft, dass das Fieber nicht so hoch steigt“ brachte ich doch noch ein winziges bisschen Wissen aus meinem Kopf hervor.
Sie sah mich an und sah sich kurz irritiert um. “Ja, nicht hier!“ beruhigte ich sie und schaute zu den anderen Patienten, die etwas Abstand zu den Kindern suchten. Da nicht so viel los war und meine Dienste ja sowieso nicht wirklich gebraucht wurden, beschloss ich, ihr zu helfen. “Warte, ich helfe dir. In Ordnung?“ fragte ich sie und wartete, bis sie nickte.
Ich stand schnell auf, um meine Tunika auszuziehen und beiseite zu legen. Mir machte es nichts aus, nur in Hose und Schuhen rumzulaufen, und wenn ich den ein oder anderen Blick hier ignorierte, gab es wohl mehrere Damen, denen das auch nichts ausmachte.
Ich ging wieder in die Hocke, um den kleinen Rotschopf aufzuheben. “Kommst du zu mir, Cefin?“ fragte ich und hob ihn vorsichtig an. Ich drehte ihn zu mir und nahm ihn auf meinen Arm, so dass sein heißer Kopf auf meiner Schulter lag. Ich schaute auch zu dem römischen Jungen. Marcus hatte sie ihn genannt. Ich breitete meinen freien Arm aus, aber er klammerte sich an seine Amme.
Ich stand also langsam und vorsichtig auf und trug den Sohn der Sklavin an mich gelehnt. Er war heiß und schlapp. Aber trotzdem fingen seine kleinen Finger natürlich an, an mir herumzuknibbeln. Wie alle Kinder eben. Und natürlich fanden seine Finger die Narbe der Wunde an meiner Brust, die zwar verheilt war, aber noch dunkler als die älteren, verblassten. “Viel Haut an Haut tragen, das hilft“, meinte ich ruhig und fing an, leicht mit Cefin im Arm herumzugehen. Marcus hatte es sich dann wohl doch überlegt und kam auf mich zugetorkelt, fiel einmal weinend hin und rappelte sich wieder auf, ehe er bei mir an meinem Bein war. Ich ging wieder in die Hocke, so dass er auf mich klettern konnte, und nahm ihn dann in den anderen Arm. Vorsichtig stand ich wieder auf und fing leise an, zu summen. Die kleinen Finger patschten über meine Haut, knibbelten an alten Narben oder den Ausläufern meiner Tätowierung, die auf meiner Linken Seite vom Oberschenkel aus hoch bis zu meinen Rippen ging. Alles, was anders war, war für Kinderhände interessant. Und ja, die beiden glühten vor sich hin. Kein Wunder, dass sie müde und quengelig waren.

Ich lächelte sanft zu ihnen hinab und fing dann an, zu singen. Singen half, auf so viele Arten, dass ich sie nicht benennen konnte. Ich hoffte, dass es den beiden kleinen half, ein wenig einzuschlafen und Kraft zu tanken und das Fieber zu vergessen und bestenfalls auszuschwitzen. Zumindest weinten sie nicht mehr, sondern hörten zu und kuschelten sich einfach nur schlapp an mich, während ich leise vor mich hintanzte und sang.
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Falke
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06-16-2023, 02:31 PM,
Beitrag #14
RE: Atrium
Peigi hatte seit dem Essen nie wieder mit Louarn gesprochen. Aber ihre Gegenwart war aus Kleinigkeiten ersichtlich: Einem Becher ganz frischen Quellwassers, welches er an der Tür fand oder einen Teller voller kleiner Kuchen, die sie ganz frisch  auf dem heißen Blech auf dem Feuer gebacken hatte, und welches dort stand, wo sie wusste, dass er vorbeikommen würde.

Als Louarn nun sang, war sie mit einem Tablett mit Küchlein gekommen und blieb neben ihm stehen. Sie sah zu den fiebernden Kindern, die, die Wangen gerötet, durch das Lied ruhiger wurden.

"Der Medicus meint es gewiss gut. Doch auf die Heillieder der Barden versteht er sich nicht", sagte sie ganz leise. Und dann:
"Meine Paltucca war etwa so alt wie der große Junge"
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06-16-2023, 03:40 PM,
Beitrag #15
RE: Atrium
Ich hatte gar nicht gemerkt, wie Peigi hereingekommen war. Irgendwie war sie wie ein unsichtbarer Geist im Haus gewesen, der zwar immer wieder kleine Gaben daließ, sich aber sonst nicht zeigte. Ein bisschen schade fand ich das schon, da ihre Begrüßung wesentlich netter gewesen war als die von Wicho, aber ich wollte mich ja auch nirgends aufdrängen.
Aber so war ich etwas überrascht, ehe ich die Kinder weiter leicht wiegte und ihre warmen Körper an meinem ruhen ließ. Mit ein bisschen Glück würden sie einschlafen, auch wenn sie dann für die Untersuchung bei Flavianus Pü wohl wieder aufgeweckt werden mussten. Aber Schlaf war der beste Heiler, das wussten alle.
“Oh, ich wünschte, ich wär ein Filid und könnte den Alten Zauber weben, Peigi. Aber solche Macht hab ich nicht. Ich hoffe aber, es hilft auch so“, meinte ich leise und sanft, um die Kinder nicht aufzuschrecken, und summte weiter vor mich hin.

Als Peigi etwas von sich erzählte, drehte ich mich in ihre Richtung und schaute sie einen Moment lang einfach an. Ihre Paltucca war so alt wie Cefin gewesen? Und dann war sie gestorben? Es musste so sein, und ich kam mir ein wenig selbstsüchtig vor, dass ich Peigi nie nach ihrer Familie gefragt hatte, auch wenn diese frage immer die Gefahr barg, dass ich nach meiner gefragt wurde. Aber wenn sie sich gerade schon öffnete, wäre es verwerflich, es dabei zu belassen, fand ich. “Was ist passiert?“ fragte ich ganz sanft, während ich die beiden Jungen weiter wiegte. Ich war mir ziemlich sicher, dass der kleinere inzwischen schlief. Zumindest hatten seine Finger aufgehört, meinen langen, roten Zopf aufdröseln zu wollen.
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Falke
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06-19-2023, 03:03 PM,
Beitrag #16
RE: Atrium

"Du bist ein Sänger", sagte Peigi vertrauensvoll: 
"Nach dem Tod der Königin mussten alle ihre Krieger fliehen, weißt du. Wir versteckten uns in den Sümpfen und im Wald. Doch die Römer kamen  auch in unser Dorf. Sie haben die ganz alten und die ganz jungen nicht mitnehmen wollen"
Paltucca war klein für ihr Alter gewesen.
Peigi lächelte ganz versonnen: "Irgendwann habe ich wieder geheiratet. Irgendwann hatte auch wieder Kinder. Gut", sagte sie. 

"Schau, deine Kleinen ruhen jetzt", sie nahm die junge Sklavin am Arm: "Lass sie alle ein wenig schlafen", meinte sie zu ihr: "Nimm du bitte einen Becher Milch und ruhe auch aus, meine Liebe"
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06-19-2023, 05:10 PM,
Beitrag #17
RE: Atrium
Ja, ein Sänger war ich wohl. Ich grinste einmal leicht schief bei den Worten. Viel mehr ging nicht, damit die Kleinen mir nicht aus den Armen purzelten. Sie waren grade beide ruhig und ihre Körper schlaff und warm an meinen gebettet. Ich war mir ziemlich sicher, dass der jüngere ein wenig sabberte.
Dann erzählte sie ein wenig, und ich hörte ruhig zu. Wir versteckten uns, sagte sie. Also war sie dabei gewesen? Als Kriegerin an der Seite von Boudicca? Sie sah sie noch einmal etwas anders an, ganz so, wie ich einen anderen Krieger mustern würde. Die Zeiten waren sicher lange vorbei, aber als junge Frau musste Peigi einmal ziemlich beeindruckend gewesen sein.
“Alles ist ein Kreislauf, nichts geht verloren“, sagte ich das, was Caradoc sehr oft und sehr weise zu mir gesagt, wenn ich einmal traurig gewesen war. Aber wir alle wurden wieder geboren, wechselten zwischen dieser Welt und der anderen hin und her, wenn es an der Zeit war. Der Tod war nicht das Ende. Bestimmt hatte Peigi ihre Tochter schon einmal wieder gesehen. Vielleicht sogar als ihr eigenes Kind.
Sie bot der Sklavin ein Glas Milch an. “Ja, ruh dich etwas aus. Deine Kleinen sind hier sicher, wir bringen sie auch zum Heiler, falls du einschlafen solltest. Kein Problem“, bot ich der jungen Frau an.
Sie sah etwas zweifelnd zwischen mir und Peige hin und her, übergab ihr dann aber vorsichtig das Baby und erhob sich, um sich die angebotene Milch zu holen.
“Danke“, meinte sie müde zu uns beiden und man sah ihr ihre Erschöpfung deutlich an, während sie ging.

Als sie außer Hörweite war, musste ich dann aber doch einmal nachfragen. “Du warst dann Sklavin der Römer?“ fragte ich, da Peigis Worte das ein wenig angedeutet hatten.
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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06-26-2023, 09:04 AM,
Beitrag #18
RE: Atrium
Peigi schüttelte den Kopf: "Ich war nicht im Dorf, als die Römer kamen, um uns für den Aufstand zu bestrafen. Wir fanden nur die Toten. Die Alten und die Kinder bis zum siebten Jahr ", und dann sagte sie:
"Es gab bestimmt auch Römerinnen, die um ihre Kinder weinten" Sie schaute auf die beiden fiebernden römischen Kinder:
"Ich bin keine Kriegerin mehr, Louarn"


Pytheas hatte aus der Tür geschaut und bemerkt, dass die Kinder beim neuen Ianitor friedlich schliefen. Es gab kein besseres Heilmittel als Schlaf. Er übertraf seine eigene Gelehrsamkeit. Also nahm er einen anderen Patienten dran. 
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Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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06-26-2023, 02:48 PM,
Beitrag #19
RE: Atrium
Ich verstummte, während Peigi erzählte. So, wie sie redete, nahm ich schwer an, dass die Kinder alle getötet worden waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das für ein Anblick gewesen sein musste. Und mir wurde schwer ums Herz, nur daran zu denken. Bei allem, was ich tat, war ich mir doch sicher, dass ich nie ein Kind töten würde. Nicht einmal ein römisches. Nicht mal eines des römischen Kaisers. Ja, Cathbad wäre deshalb schwer enttäuscht von mir, aber das war einfach eine grenze, die ich nicht überschreiten konnte und wollte.
Marcus – der Kleinere – seufzte einmal an meiner Brust, als könne er meine Gedanken hören, und ich nahm meinen leicht schwingenden Gang wieder auf, um die beiden sanft zu wiegen. Flavianus Pü streckte einmal kurz seine Nase heraus, sagte aber nichts und nahm nur den nächsten Patienten dran. Wenn es ihn störte, dass ich hier halb nackt mit Kindern auf dem Arm rumtanzte, sagte er zumindest nichts.
Und ich wusste auch nicht so richtig, was ich zu Peigi sagen sollte. Ihr totes Kind hatte sie damals wohl gebrochen, das verstand ich. Das verstand ich sehr gut. “Deshalb will ich keine eigenen“, sagte ich nur leicht zum Zeichen, dass ich sie sehr gut verstand. Denn ich könnte auch nicht ein Kind von mir begraben, das nur wegen dieses Konfliktes gestorben wäre. Wegen mir.

Bevor sie zu sehr über meine Worte nachdenken konnte, stimmte ich einen Totengesang an. Viele Völker trauerten ausgiebig in ihren Liedern, verdammten den Tod und hatten Angst davor. Wir Kelten weniger. Nichts endete. Und so waren auch unsere Totenlieder weniger traurig, sondern fast schon ein wenig freudig. Es beschrieb, wie der Tag sein würde, an dem man starb und beerdigt wurde. Und der wichtigste Satz wohl kam am Schluss:  ní bheidh uaigneas orm ann. – Ich werde dort nicht einsam sein.
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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06-29-2023, 03:01 PM,
Beitrag #20
RE: Atrium
(06-26-2023, 02:48 PM)Louarn schrieb: Ich verstummte, während Peigi erzählte. So, wie sie redete, nahm ich schwer an, dass die Kinder alle getötet worden waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das für ein Anblick gewesen sein musste. Und mir wurde schwer ums Herz, nur daran zu denken. Bei allem, was ich tat, war ich mir doch sicher, dass ich nie ein Kind töten würde. Nicht einmal ein römisches. Nicht mal eines des römischen Kaisers. Ja, Cathbad wäre deshalb schwer enttäuscht von mir, aber das war einfach eine grenze, die ich nicht überschreiten konnte und wollte.
Marcus – der Kleinere – seufzte einmal an meiner Brust, als könne er meine Gedanken hören, und ich nahm meinen leicht schwingenden Gang wieder auf, um die beiden sanft zu wiegen. Flavianus Pü streckte einmal kurz seine Nase heraus, sagte aber nichts und nahm nur den nächsten Patienten dran. Wenn es ihn störte, dass ich hier halb nackt mit Kindern auf dem Arm rumtanzte, sagte er zumindest nichts.
Und ich wusste auch nicht so richtig, was ich zu Peigi sagen sollte. Ihr totes Kind hatte sie damals wohl gebrochen, das verstand ich. Das verstand ich sehr gut. “Deshalb will ich keine eigenen“, sagte ich nur leicht zum Zeichen, dass ich sie sehr gut verstand. Denn ich könnte auch nicht ein Kind von mir begraben, das nur wegen dieses Konfliktes gestorben wäre. Wegen mir.

Bevor sie zu sehr über meine Worte nachdenken konnte, stimmte ich einen Totengesang an. Viele Völker trauerten ausgiebig in ihren Liedern, verdammten den Tod und hatten Angst davor. Wir Kelten weniger. Nichts endete. Und so waren auch unsere Totenlieder weniger traurig, sondern fast schon ein wenig freudig. Es beschrieb, wie der Tag sein würde, an dem man starb und beerdigt wurde. Und der wichtigste Satz wohl kam am Schluss:  ní bheidh uaigneas orm ann. – Ich werde dort nicht einsam sein.


[Bild: Peigi-Ava-JP.jpg]

Peigi hörte ganz still zu. Eine Träne fand ihren Weg ihre Wange herab, und unter Tränen lächelte sie: "Das Totenlied hat mir gut getan, Filid. Meine Kleine mag ruhen. Bis sie wieder zurück kommt. Nichts endet, nicht wahr?"
Ihre rauhe Hand streichelte ein wenig unbeholfen Louarns Arm. Dann ging sie rasch fort. Aber sie machte weiter damit, zufällig Louarns Lieblingsspeisen oder ein schönes kühles Bier im Krug so hinzustellen, so dass er sie einfach finden musste. Das war ihre Art, ihre Zuneigung zu zeigen.
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