Forum

[Manius Claudius Menecrates]

Während das Tor zum Anwesen der Villa Claudia tagsüber offen steht, ist die Eingangstür geschlossen und wird bewacht. Besucher mögen sich durch Klopfen bemerkbar machen.

[Manius Claudius Menecrates]

Der Zug an Karren – angeführt von einer Kutsche – ruckelte über steinige Wege, die möglicherweise in Britannia als Straße galten, aber einem an Komfort gewöhnten Römer permanent das Kreuz stauchten. Umso erleichterter zeigte sich Menecrates, als die Kutsche am Stadtrand hielt. Er reckte den Kopf hinaus und betrachtete die Umgebung. Was er sah, erbaute ihn nicht, denn die versprochene Villa konnte er nicht erblicken.

Wenig später stellte sich heraus, dass das neue Anwesen der Claudier auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag. Von Norden kommend ersteckte sich auf der rechten Straßenseite ein aus Sicht des reichen Patrizieradels mickriges Gelände, das sich bei genauer Betrachtung als fruchtbares Kleinod herausstellte. Obstbäume trugen reichlich Früchte, wilde Blumen in verschiedenen Farben standen gedrängt und eine ungewohnt hohe Anzahl an Insekten schwirrte von Blüte zu Blüte. Vögel zwitscherten im Chören.
Als Menecrates die gefiederten Sänger hörte, fühlte er sich willkommen geheißen. Er stieg aus, streckte den Rücken durch und atmete tief ein. Saubere Luft füllte seine Lunge und er lächelte.

"Linos, es muss hinter der Villa eine Weide geben. Bring Rea dorthin und dann melde dich bei mir. Wir müssen möglichst schnell, möglichst viel organisieren."
Ein letzter Blick erfasste die Straße, die ins Stadtinnere von Iscalis führte, dann betrat der Hausherr den Boden, der seine zukünftige Heimstatt trug – die Villa Claudia.

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus hatte, da er in der Stadt aufgehalten worden war, nun einen schnelleren Schritt angeschlagen. Er war ohne Begleiter, und da er nun der blühenden Obstbäume ansichtig wurde und den Gesang der Vögel hörte, fühlte er sich kurz wieder wie ein Junge auf den Furischen Landgütern - vor sich einen langen heißen Sommer voller kindlicher Freuden wie Fische zu fangen und auf Bäume zu klettern. Aber er war nicht in Tusculum und auch kein Knabe mehr, sondern hatte sich hier her begeben, um nachzusehen, ob der LAPP eventuell incognito angekommen war, wie der Grieche angedeutet hatte.
Und tatsächlich war jemand dabei, in die Villa Claudia einzuziehen. Zumindest standen Karren davor, und eine Menge Leute machten sich daran, einen Hausstand abzuladen.
Der Furier blieb an der Tür stehen und klopfte drei, vier Mal an.

[Claudianus Linos]

Wer wäre ich gewesen, wenn ich mich nicht von dem Weg von der Weide zur Villa ersteinmal gründlich umgesehen hätte, denn schließlich musste ich erst einmal alles kennen lernen. Dabei vergaß ich erst einmal die Mahnung zur Eile meines Patrons. Außerdem beschäftigte der Gedanke, wie ich nur so naiv hatte sein können, dass dieser Gaul da, kein Hengst sondern eine Stute war. Ich verzieh mir selber, da ich in meiner Unkenntnis angenommen hatte, für den Aufbau einer Zucht wäre ein guter Hengst die Voraussetzung. Aber was wusste ich schon, ich ein Mann, der dieses Geschlecht, als das wichtigste erachtete. Wie ein innerer Ruf erinnerte ich mich plötzlich an das Gebot zur Eile und eilte in die Villa. Kaum drinnen, ehe ich mich noch umschauen konnte, hörte ich es an einer Türe klopfen. Da ich mein neues zu Hause von hinten betreten hatte, folgte dem Gräusch und landete wohl an dem Eingang. Gespannt wer sich hierhin verirrt habe, riss ich die Türe auf. Oh ein Mann, wieso auch nicht, wen oder was hatte ich denn sonst erwartet? „Salve, was bitte kann ich für dich tun?“ Sehr erstaunt klang bestimmt meine Frage, denn so schnell hatte ich hier keinen Besuch erwartet.

[Manius Claudius Menecrates]

Wenn es klopfte, obwohl die Tür offenstand, wies dies auf einen Besucher hin, der nicht zum Hausstand gehörte. Konnte auch sein, dass einer der Lastenträger die Tür zugemacht hatte, aber hin wie her - Menecrates drehte sich interessiert um. Noch herrschte nicht die übliche Ordnung im claudischen Haushalt, zudem fehlten Sklaven und wer mitgereist war, packte beim Abladen an. Der alte Mann seufzte, während er mutmaßte, dass in der Provinz auch zukünftig einiges anders laufen würde als gewohnt.

Die wenigen Schritte Richtung Tür legte er altersgemäß zurück, daher überholte ihn Linos, weswegen Menecrates den Schritt gänzlich verhielt, denn es machte einen besseren Eindruck, wenn Angestellte oder Sklaven den Türdienst verrichteten. Neugierig lugte er zum Eingang und erblickte einen verhältnismäßig jungen Mann, zumindest, wenn er sich selbst als Maßstab nahm, dessen Optik nicht auf einen Einheimischen schließen ließ. Vielmehr wirkte der Mann auf ihn, als könne er auch in Rom an der Tür klopfen.

[Tiberius Furius Saturninus]

"Salve, Furius Saturninus mein Name", stellte sich Saturninus vor: "Wir sind sozusagen Nachbarn", die Villa Furia lag etwas näher am Iscafluss, aber es stimmte bei großzügiger Auslegung durchaus:
"Ich bin der zivile Vorsteher der Schreibstube des Legaten, und möchte ihn gerne begrüßen, da er anscheinend schon in Iscalis angekommen  ist, ohne dass meine Abteilung benachrichtigt wurde."
Letzeres war nur ein milder Tadel, denn Saturninus Abteilung wusste für gewöhnlich über alles Bescheid. 
Aber sollte der LAPP mit der Sagitta angekommen sein, war das etwas, was sie nicht gewusst hatte, und der Princeps Officii  versuchte jetzt, sich rasch auf den neusten Stand zu bringen. Auf seine Effizienz hielt er sich nämlich einiges zugute. (Manchmal führte es allerdings dazu, dass er über das Ziel hinausschoss)
Da sah er auch schon einen Mann näher kommen; vom Auftreten und der Kleidung her  ein römischer Würdenträger. Er war allerdings weit älter als Saturninus angenommen hatte.

[Claudianus Linos]

Bestimmt wäre es für jeden Beoachter merkwürdig gewesen, mich dabei zu sehen wie ich kopfschüttelnd, meinen Patron und den Besucher verließ. Mein Kopfschütteln galt dabei dem Gedanken, dass der Furier wirklich gedacht hatte, Menecrates erster Gedanke bei der Anlandung wäre gewesen, den Angestellten einer Schreibstube über seine Ankunft zu unterrichten, Egal ob er nun der Vorsteher oder sonst was war. Doch was wusste ich schon, vielleicht war alles auch ganz anders.
Bei meinem Gang in die Villa, gut man konnte es so gerade noch Villa nennen sah ich das Chaos was sich verbreitet hatte. Wer sollte denn nun Ornung in diese Unordnung bringen. Natürlich würde der Patron das von mir erwarten. Manchmal sehnte ich mich wirchlich nach dem Sklavenstand zurück, bei dem es Galt, tue das was man dir sagt. Das denken übernehmen andere.

[Manius Claudius Menecrates]

Eigentlich wollte Menecrates nur um die Ecke linsen und lauschen, aber dazu kam es nicht, weil sein Plan nicht aufging, dass Angestellte den Türdienst verrichten. Linos drehte unversehens ab und verschwand, sodass Menecrates seinem Verwalter erstaunt hinterherblickte und sich fragte, ob er neuerdings wie ein Platzhirsch wirkte, vor dem alle auswichen, wenn er auf den Plan trat. Dabei hatte er mit Absicht den Schritt verhalten, als ihn Linos eingangs überholte. 

Nach Sekunden in Nachdenklichkeit wandte sich der Claudier wieder um, trat zwei Schritte vor und reagierte auf die Vorstellung des Besuchers. "Salve, Furius Saturninus", grüßte er zunächst zurück, um sich noch etwas Zeit für die notwendige Erklärung zu verschaffen.
"Hier geht es gerade drunter und drüber, insofern kann ich dich weder adäquat empfangen noch bewirten. Das Personal ist nicht eingeteilt, sondern mit Ausladen und Einrichten beschäftigt und wir haben zudem noch keine Getränke oder essbare Kleinigkeiten eingelagert." Menecrates zeigte die leeren Handflächen und hob ratlos die Schultern. Die Situation war ihm unangenehm, denn mit Nachbarn wollte er sich von vorn herein gut stellen und außerdem handelte es sich bei dem Mann wohl um einen der zukünftigen Mitarbeiter seines Sohnes.

"Der Ort für die Begrüßung des neuen Legaten ist goldrichtig, allerdings trifft mein Sohn frühestens in zwei Wochen ein. Er muss in Rom noch die Amtsübergabe abwickeln." In diesem Moment hielten zwei Träger an, die ein massives Möbelstück trugen, sich allerdings nicht trauten, an den Patriziern vorbeizudrängeln.

[Tiberius Furius Saturninus]

"Du bist demnach nicht der neue Legat, sondern der werte Vater desselben. So hat mich dieser griechische Quacksalber falsch informiert.", stellte Saturninus  fest. ( Das er weder genau zugehört noch noch einmal nachgefragt hatte, kam ihm nicht in den Sinn) Er war aber nicht etwa böse, sondern eher erleichtert über diesen Umstand. Dem Vater des Erwarteten war er jedoch eine Erklärung schuldig:
"Es war nicht meine Absicht, dich am Anreisetag zu behelligen oder mich gar bewirten zu lassen, Consular. 
Aber die Ankunft eines neuen LAPP in dieser Provinz  und zumal in einer Stadt wie Iscalis ist etwas Besonderes. Jeder Bürger, der das Recht hat, das römische Ehrengewand zu tragen, wäre in seiner besten Toga vor den Palast gezogen, um seine Treue und Liebe zu seinem Vaterland zu demonstrieren. Ein Volksfest würde stattfinden: Brot und Wein und Geschenke an die Bevölkerung verteilt, ein Opfer für die Göttin Britannia würde es geben und vielleicht im Anschluss sogar Spiele"
Der Furius ließ keinen Zweifel daran, dass seine Abteilung und er an der Organisation beteiligt gewesen wären:
"Viel davon wurde schon im Vorfeld erledigt, doch ich gestehe, dass mir die Information, der LAPP wäre bereits in Iscalis, einen Schrecken eingejagt  hat.", er tupfte sich nun die Stirn und trat drei Schritte zurück, damit die Möbelträger durch die Tür kamen:
"Du sagtest, in etwa zwei Wochen ist seine Ankunft? So bleibt noch etwas Zeit der Vorbereitung. Willkommen also, Consular Claudius Menecrates in Iscalis. 
Wenn es irgend etwas gibt, was du benötigst, so lasse es mich wissen, ich lebe schon ein paar Wochen hier. Und falls Du eine Ruheoase suchst, komme vorbei wann immer Du möchtest."
Er führte ein gastfreundliches Haus, und die Gastfreundschaft gegenüber anderen Patrizier war ihm heilig.

[Manius Claudius Menecrates]

Nachdem Menecrates die Verwechslung aufklären konnte, zeigte er sich darüber erleichtert, dass Furius Saturninus keine Bewirtung erwartete. Vielmehr kündigte dieser einen Empfang für den neuen Statthalter an, der unerwartet groß ausfiel und seinesgleichen suchte. Beim Stichwort 'Spiele' fragte sich der alte Mann, ob es eine Rennbahn oder ein Amphitheater in Iscalis gäbe, denn er reiste mit bescheidenen Erwartungen an den zukünftigen Wohnort an. Freilich gab es wenig, was nicht hätte in der Zukunft aufgebaut werden können, aber die vorhandene Substanz fiel in seiner Vorstellung unspektakulär aus.

"Danke für den Willkommensgruß, aber existiert denn ein Gelände, auf dem Spiele abgehalten werden können?" Skepsis schwang in seiner Stimme mit, denn er schloss nicht aus, in seiner Fantasie unpassende Bilder bei der Aufzählung der Empfangsdetails zu entwerfen. Andererseits gab es für ihn aktuell Wichtigeres als zukünftige Zerstreuung, denn nicht umsonst reiste er deutlich früher als sein Sohn an. Er sollte nicht nur die heimische Villa einrichten, sondern Erkundigungen einholen, welche Vorkehrungen getroffen werden müssten, um einen reibungslosen Amtsantritt zu gewährleisten.

"Es erleichtert mich sehr zu hören, dass der Ankunft des neuen Statthalters bereits Aufmerksamkeit gewidmet wird, sodass es im besten aller Fälle für mich kaum noch etwas zu tun gibt - abgesehen vom häuslichen Umfeld." Damit rückte die Situation des Einzugs wieder in Menecrates‘ Aufmerksamkeit. Er ließ den Blick zum vorgefahrenen Karren schweifen, dann sah er Saturninus an.

"In Kürze werde ich hier kaum Besucher empfangen können, aber mir liegt sehr an einem Austausch in Bezug auf ausstehende und bereits erfolgte Vorbereitungen zum Dienstantritt des neuen Legaten. Ich würde insofern gern deiner Einladung nachkommen, damit wir uns abstimmen können. Gute Hinweise zum Einleben könnte ich ebenfalls gebrauchen." Er lächelte etwas beschämt, weil ihm bewusst wurde, dass er sich die neue Heimat fälschlicherweise ursprünglich und unerschlossen vorgestellt hatte. "Wie gelange ich denn zu deinem Heim?" Er fühlte sich unwohl, weil sie sich in der Haustür unterhielten, aber gleichzeitig wusste er, das würde eine Ausnahme sein.