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Samira wird verkauft
10-11-2022, 06:28 PM,
Beitrag #1
Samira wird verkauft
Piraterie war noch immer eine Plage im Mittelmeer, auch wenn die kaiserliche Flotte alles tat, sie zu bekämpfen. Wenn Piraten plünderten, pflegten sie Gefangene zu machen, und von denjenigen, die nach Wohlstand aussahen, Lösegeld zu verlangen. Römische Bürger wurden zumeist ausgelöst, aber Ausländer hatten das Glück oft nicht und landeten in der Sklaverei.

Mallius Mango dachte daran, als er die Unterlagen des jungen Mädchens las, welches ihn über verschlungene Wege erreicht hatte. Irgendwo vor Alexandria war das Schiff, mit welchem sie reiste, wohl überfallen worden. Die Kleine hatte man weitergereicht: Sie war keine Römerin, auch keine Aegypterin, sondern sie stammte aus der Provinz Syria.

Etwas schwächlich wirkte sie auf ihn schon. Der Kapitän, der sie nach Britannien geschafft hatte, hatte gemeint, dass sie so ziemlich jede Krankheit aufgegabelt hätte, die man auf einer Reise kriegen konnte. Aber sie hatte überlebt und war nicht entstellt, und das war, was den Sklavenhändler interessierte.

Den ganzen Morgen hatte er verkauft, und Samira war die Letzte, die er für heute loszuschlagen gedachte:

Mango richtete nach kurzem Überlegen seine Ware folgendermaßen her:

Die junge Sklavin mit dem schwarzen Haar und den grauen Augen wurde ganz in Weiß gekleidet, so dass sie noch zarter wirkte. 
Die Wangen wurden mit Purpurfarbe leicht gerötet, etwas Glimmer verlieh Lebendigkeit.
Zerbrechlich und delikat sollte das Mädchen wirken, aber nicht kränklich:

"So, mein Schätzchen, immer süß und unschuldig aussehen. Wenn dich ein Kunde was fragt, so gibst du höflich Antwort. Wenn er dich genauer anschauen will, bleibst du freundlich. Denke an die armen Jungen und Mädchen, die keinen Käufer finden. Die landen in der Mine zum Bleischürfen"

Unerwarteterweise kniff er ihr in die Wangen, um sie noch rosiger zu machen. Dann hängte er ihr einen Titulus um den Hals.

Dieser war aus Bronze und gab die wichtigsten Daten preis:

Orientalische kleine Schönheit aus Syria
Namen: Samira
etwa 16 Jahre alt
Spricht Latein und Aramäisch,
kann rechnen
Gesang, Kunsthandwerk
Mosaike gestalten und Glasbläserei


Mallius Mango wartete mit verschränkten Armen ab, dass sich das schau- und hoffentlich auch kauflustige Volk von Iscalis vor seinem Podest sammeln würde.
 
Die junge Sklavin musste neben ihm stehen. Eine leichte Brise bewegte ihre feine Tunika.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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10-11-2022, 10:08 PM,
Beitrag #2
RE: Samira wird verkauft
Eigentlich war es mein Ziel gewesen mit dem Schiff von Syria aus nach Creta et Cyrene zu reisen, um meinen geliebten Vater auf seiner Handelstour zu unterstützen. Meine Ausbildung als Bläserin hatte ich nämlich mit Bravour abgeschlossen und diese hätte ihm sehr nützlich sein können.

Ein freundlicher Geschäftsmann hatte mir angeboten mit seiner Corbita über das Mittelmeer zu reisen, wenn ich nur dafür Sorge tragen würde, dass das Schiff picobello aussah. Was für mich kein Problem darstellte. Vielmehr war die Seefahrt an sich das Problem gewesen, es schaukelte und schaukelte. Die Wellen traten sogar mehrfach über die Rilling. Ich musste mich stundenlang übergeben. Des Weiteren fing ich mir eine bisher unbekannte Krankheit ein. Niemand auf dem Schiff konnte mir helfen, sodass ich, wenn ich nicht gerade mit dem Reinigen beschäftig war, versuchte ausgiebig zu schlafen.

Am vierten Tag meiner Reise sah ich von weiten ein Schiff auf uns schnell zufahrend. Die Corbita war so schwer beladen, dass sie nicht ausweichen sowie entfliehen konnte. Letztendlich wurden wir gekapert. Der freundliche Geschäftsmann über die Planke gestoßen und ich gefangen genommen. Zwar wurde mir nichts angetan, weil man sich erhoffte das schnelle Geld mit mir zu machen, jedoch wurde ich in den Lagerraum geworfen und zur ewigen Dunkelheit verdammt.
Als dann das Licht durch die Luke hereinschien, waren wir bereits in Britannia angekommen und ich wurde an einem Sklavenhändler übergeben. Wir fuhren einige Tage durch die Ödnis, bis wir in Iscalia angekommen waren.

Nun stehe ich hier. Ganz allein. Fern von der Heimat. Niemand kannte mich. Meine Familie würde mich nie mehr finden. Ich war sowas von traurig, dass ich mir das Leben hätte nehmen können. Dazu schmerzte meine Brust immer wieder. Es tat so höllisch weh. Ich hoffte, dass mir in Kürze der Tod ereilen würde.

Ich sagte zu dem Sklavenhändler ganz willenlos und zaghaft: "Ja, was immer du wünschst." Dass er mir in die Wangen kniff, bemerkte ich vor Schmerz schon gar nicht mehr.

Ich sah nach unten und versuchte nicht traurig auszusehen. Ganz im Gegenteil, wie gewünscht süß und unschuldig.
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10-11-2022, 10:23 PM,
Beitrag #3
RE: Samira wird verkauft
Die Geburt meines Kindes nahte mit großen Schritten und ich hatte kaum noch Gelegenheit neue Sklaven zu ergattern, bevor es so weit sein würde. So biss ich die Zähne zusammen, presste mir eine Faust ins Kreuz und wartete auf den Anfang der Auktion. 

Ich war auf der Suche nach kräftigen Burschen, die mir die schweren Arbeiten abnehmen konnten, doch diese wurden meistbietend direkt an zahlungskräftigere Kundschaft wie die Ritter und Patrizier verkauft. Alles was heute noch da war, war ein junges Mädchen, wie ich missmutig feststellte. Aber an diesem Punkt würde ich wahrscheinlich für eine zahnlose Alte mitbieten, wenn ich es mir leisten konnte.

Hoffentlich würde nicht wieder einer der hohen Herren auf der Suche nach einem jungen Betthäschen sein, so wie der Bock Mango das Mädel ausstaffiert hatte. Er neigte dazu alles was nicht hässlich wie die Nacht dunkel war als Gespielinnen für Patrizier verkaufen zu wollen, während die ehrlichen Betriebe keine guten Arbeitskräfte abkriegten. Es war zum Mäuse melken mit der Sklavensituation hier.
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10-12-2022, 03:11 PM,
Beitrag #4
RE: Samira wird verkauft
Pytheas hatte den Weg über den Markt genommen, nun hatte sich jedoch eine Menge vor dem Podest eines der Sklavenhändler versammelt, und es gab kein Durchkommen, wenn er sich nicht durchquetschen wollte. 
Er hatte es nicht eilig, und so blieb er stehen. Sein Blick fiel auf das junge Mädchen in der weißen dünnen Tunika, das gerade von einem der Sklavenhändler angeboten wurde. Gewisse Anzeichen verrieten ihm, dass es nicht ganz gesund war: Die Blässe des kleinen Gesichtes, eine gewisse Bewegung beim Atemholen. Der Medicus tippte auf eine Schwächung des Herzens: Vielleicht schon im Mutterleib erworben, vielleicht durch eine Erkrankung.

Harte Sklavenarbeit, schlechte Ernährung, Schläge gar würde sie nicht überstehen.

Sie brauchte das, was Hippokrates immer empfahl: Licht, Ruhe, gutes, doch nicht zu reichliches Essen. Aber wer würde bei einer Sklavin schon darauf achten?

Pytheas hätte in seinem Beruf durchaus gerne eine junge Frau angelernt, die sich hätte um die weiblichen Patientinnen kümmern konnten. Einem männlichen Medicus war es verboten, sich beispielsweise mit dem Unterleib einer ehrbaren Römerin zu befassen. 
Doch er, Pytheas, wollte keine Sklaven. Deshalb hatte er auch den Freien Wicho als Gehilfen angestellt.

Flavianus Pytheas wäre gerne weitergegangen, aber etwas hielt ihn. Was wäre, wenn die junge Frau in schlechte Hände käme? Ein weiteres vergeudetes menschliches Leben, weggeworfen wie Abfall, wie in den Minen, in den Arenen, überall dort, wo Menschen nichts wert waren.

Der Grieche beschloss, ein Gebot abzugeben, und zu versuchen, das Mädchen zu retten. Was er dann mit ihr machen würde, stand in den Sternen. Er wollte, wie gesagt, keine Sklaven halten.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-12-2022, 08:14 PM,
Beitrag #5
RE: Samira wird verkauft
Sah ich so krank und verzweifelt aus, dass niemand für mich bot? War dies ein Omen? Ein Zeichen? Dass ich nur nutzlos bin? Ich versuchte nicht krank zu wirken.... *hust* *hust*, was mir, es war ja so klar, nicht wirklich gelang. Ich fing an mit meiner Engelsstimme zu singen, sodass der Husten als Einklang gedeutet werden konnte: "...Ich bin hier und so treu wie ein Tier. Ich wünsche mir einen Herrn. Den habe ich dann so gern.... lalalalala..."
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10-12-2022, 08:52 PM,
Beitrag #6
RE: Samira wird verkauft
Es war nicht Varros erstes Mal auf dem Sklavenmarkt, wenngleich die Betriebseinkäufe natürlich von seinen Leuten abgewickelt wurden und da auch selten Einzelverkäufe getätigt wurden, sondern gleich ganze Bestände gekauft wurden.
Es war ein ekelhaftes Geschäft, das wusste Varro, wenngleich er darauf keine Rücksicht nehmen konnte. Sklaverei war so normal und gottgegeben wie die Luft zum Atmen, natürlich. Doch selbst ihm ging es nicht völlig am Arsch vorbei, dass die Männer in den Minen nur zu einem Zweck dort hinuntergingen: Um zu sterben.

Nichtsdestotrotz trieb es ihn ebenfalls immer mal wieder hierher. Nicht nur für seinen Privatwohnsitz benötigte er noch gute Haushaltssklaven. Es interessierte ihn auch stets, talentierte Männer oder Frauen zu entdecken, die hart und ordentlich arbeiten konnten.
Und so hielt er schließlich vor dem Verkauf des Händlers Mango an, den er inzwischen kannte. Bei gefühlt jedem großen Verkauf in der Stadt war dieser Schmierenkomödiant beteiligt, ein wandelndes Klischee. Varro konnte ihn nicht leiden.
Sein Geschmack war auch wechselhaft. Mal hatte er ansehnliche Burschen und Mädchen, dann wieder Geschöpfe, vor denen man am liebsten weggelaufen wäre.
Auch die heutige Ware erweckte zunächst nicht Varros Aufmerksamkeit. Ein Mädchen, ein junges Ding, für eine Frau aus Syria irgendwie zu blass. Sie war zierlich, zerbrechlich gar. Varro wusste nicht, ob sie ihm als Gesellschafterin zusagte. Doch dann sah er auf dem Schild, dass sie rechnen konnte. Das wiederum fand er interessant.
"Du, Mädchen", sagte er ohne jedwede Begrüßung in ihre Richtung oder jene ihres Verkäufers. "Stimmt es, dass du rechnen kannst? Auch lesen und schreiben?"
[Bild: 15_30_07_23_12_47_47.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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10-12-2022, 08:53 PM,
Beitrag #7
RE: Samira wird verkauft
Schlaues Mädchen, dachte Mallius Mango, als die junge Sklavin hustete und das gekonnt in Gesang umwandelte. Vielleicht erreichte ihr Lied die Herzen und brachte die Kunden in Kauflaune...seines natürlich nicht, denn er besaß ein solches Organ nicht und war recht stolz auf diese Tatsache.

Da sich nun genügend der Iscaler eingefunden hatten, begann er mit seiner Verkaufsrede:

"Verehrte Bürger von Iscalis, ob Römer ob Kelte, tretet näher und staunt und schaut:

Keine Mühen habe ich gescheut, aus den fernen orientalischen Gestaden dieses Juwel herbeizuschaffen. Piraten und Stürmen haben wir getrotzt. Und nun präsentiere ich Euch:

Samira
Die  süße Stimme Syrias, 

versiert auch noch in Kunsthandwerk.

Seid dabei, wenn sie mit ihren Lippen wahre Kunstwerke aus Glas zaubert.
Schaut zu, während sie mit flinken Fingern euer schönes Heim mit Mosaiken noch mehr verschönert. 
In ihr kauft ihr nicht nur eine einfache Sklavin. Ihr spart bares Geld, denn ihr spart euch den Glasbläser und den Mosaikleger ...den Buchhalter.... und die Hetäre obendrein...", 
zwinker..zwinker...in die Richtung der anwesenden Herren:

" Aha, ich sehe, dass mancher schon zu überlegen beginnt, was solch ein Kleinod kosten mag. 
Zehntausende von Sesterzen denkt ihr.... aber nicht doch, nicht bei eurem Mallius Mango:

 Wir fangen an mit nur siebenhundert Sesterzen. 
Siebenhundert Sesterzen für die junge Samira, eine Arbeitskraft, die sich lohnt!"
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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10-12-2022, 09:14 PM,
Beitrag #8
RE: Samira wird verkauft
Siebenhundert Sesterzen waren eigentlich Wucher für das zierliche Mädel, aber wenigstens sang sie schön und konnte auch Rechnen. Vielleicht konnte sie die Gäste unterhalten und mir mit den Büchern helfen für diesen Preis. 

Da noch niemand sonst geboten hatte, hob ich meine Stimme und rief: "700!" in die versammelte Menge.
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10-13-2022, 03:38 PM,
Beitrag #9
RE: Samira wird verkauft
(10-12-2022, 08:52 PM)Decimus Balventius Varro schrieb: "Du, Mädchen", sagte er ohne jedwede Begrüßung in ihre Richtung oder jene ihres Verkäufers. "Stimmt es, dass du rechnen kannst? Auch lesen und schreiben?"


Meine Gesangseinlage hatte wohl anklang gefunden. Denn ein junger Herr blickte in meine Richtung und stellte mir eine Frage. Die ich, ohne zu zögern beantwortete. "Ja, ich kann rechnen, mein Herr. Jedoch bleibt mir das Lesen sowie Schreiben bisher verwehrt." Würde er mir die Sprache näherbringen wollen? Die Schriftzeichen lehren?
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10-13-2022, 10:08 PM,
Beitrag #10
RE: Samira wird verkauft
"Hm", machte Varro, wenig begeistert, aber auch nicht gänzlich uninteressiert. "Wenn du wirklich rechnen kannst, bist du zumindest nicht dumm." Und wenn sie oder der Händler gelogen hatten, würde er sie schneller loswerden als sie schauen konnte.
"Ich biete 850. Bei der dort drüben wird sie nur verweichlicht."
[Bild: 15_30_07_23_12_47_47.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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