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[Aulus Balventius Scapula]

Der Mann schien nicht besonders gesprächig zu sein. Seiner Frau jedoch schien es schwer zu fallen, ihre Blicke von mir zu lösen. Vielleicht hatte sie mich ja auch wieder erkannt, oder sie fand mich einfach unwiderstehlich. Denn mal ganz unter uns, ihr Mann war jetzt nicht wirklich mit Schönheit gesegnet. Er wirkte eher steif und korrekt. Noch schlimmer, als bei meinem Bruder, wollte ich meinen. Wahrscheinlich war er so humorvoll wie ein Tag im britannischen Regen. Besonders junge Ehefrauen mussten sich neben solche einem Knaben doch schrecklich langweilen. Auch wenn sie nicht die Allerhübscheste war, wie diese hier. Trotzdem verfügte sie über alles, was so eine Frau eben reizvoll machte. Da wollte ich doch einmal sehen, ob ich es tatsächlich schaffte, mich bei ihrem Mann einzuschleimen, vielleicht zu einer Cena geladen zu werden, sobald er den Namen Balventius hörte und wer weiß, vielleicht noch ein paar Dinge mehr.

"Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Balventius Scapula. Ich bin erst vor wenigen Wochen hier in Britannia angekommen. Mein Vater dachte, es sei eine gute Idee, meinem Bruder ein wenig unter die Arme zu greifen. Ihr müsst wissen, meinem Bruder gehören die Blei- und Silberminen hier in Iscalis." Bang, das hatte gesessen! Die beiden waren jetzt voll im Bilde. Ich, der großzügige Bruder, der extra auf sein Glück in Rom verzichtete, um seinem Bruder zu helfen. Ja, das klang gut! Ich lächelte der Frau zu, als sie mir einen weiteren verstohlenen Blick zuwarf.

[Marcus Sabinius Merula]

Eigentlich wollte ich hier nur gerne mit meiner Frau in Ruhe sitzen. Die letzten Tage waren stressig und hektisch gewesen. Sie waren auch nicht unbedingt so verlaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Nun ging es auch darum, wieder einen Draht zu Prisca zu finden. Das war besonders schwierig, denn ich hatte Prisca als sehr schüchtern und gehemmt kennengelernt. Ihr fehlte es vor allem an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Woran das lag, konnte ich mir nicht so richtig erklären, denn es gab keinen Grund dafür. Sie war aus gutem Hause, sie war sittsam und sie hatte meine Aufmerksamkeit erregt.
Dem jungen Mann, der bei unserer Bank stehen geblieben war, schien das nicht bewusst zu sein. Er begann sich uns vorzustellen als die rechte Hand seines Bruders, dem Besitzer der Blei- und Silberminen in der Umgebung von Iscalis. Der Name Balventius war in Iscalis natürlich ein Begriff, der selbst mir geläufig war. Dadurch, dass ich lange Zeit an mein Bett gefesselt war, hatte ich wenige Bekanntschaften schließen können. Vielleicht war das ja der Moment, in dem ich damit anfangen sollte.
"Salve, Balventius Scapula! Es freut mich, dich kennenzulernen! Ich bin Sabinius Merula und dies ist meine Frau Accia Prisca." Ich rutschte etwas näher an Prisca heran, um dem Balventius einen Platz anbieten. "Möchtest du dich ein wenig zu uns gesellen?" fragte ich ihn schließlich

[Accia Prisca]

Balventius Scapula. So hieß er. Und er war nicht nur schön, sondern auch noch reich! Oh, Prisca fand das Schicksal gerade mehr als ungerecht und war sich jedem ihrer Makel noch bewusster als zuvor, sowohl was ihr eigenes Aussehen anging, als auch ihren gesellschaftlichen Stand. Hätte Merula sie nicht geheiratet, sie hätte wohl nicht einmal träumen dürfen, sich mit ihm zu unterhalten, auch wenn ihre Freundinnen Patrizierinnen waren.
Merula stellte sie endlich vor und rutschte etwas mehr zu ihr, um Balventius Scapula etwas Platz auf seiner Seite zu machen, als er ihn einlud, sich dazu zu setzen. Bitte sag nein, bitte sag nein, bitte sag nein, betete Prisca, während sie zu ihm aufsah und er sie anlächelte. Schnell schaute sie beiseite, weil ihre Wangen sicher Farbe bekommen hatten. Aber Merula schien nichts bemerkt zu haben. Sie warf einen flüchtigen Blick auf seine Sklaven, die ja auch oft mehr sahen, als sie sollten, aber sie konnte zumindest nichts feststellen.
Zum Glück würde er sich neben ihren Mann setzen. Prisca wusste nicht, wie sie diese Begegnung hier überstehen sollte, wenn er direkt neben ihr gesessen hätte. Verdammt, sie fühlte sich jetzt doch schon völlig durcheinander von seiner Gegenwart. Dabei hatte sie noch gar nichts gesagt! Vielleicht sollte sie etwas sagen. “Ich habe dich auf der Verlobungsfeier von Lucretia Serena und Tiberius Furius Saturninus gesehen.“ Gut, vielleicht hätte sie nicht ausgerechnet DAS sagen sollen. “Bist du ein Freund der Familien?“ beeilte sie sich also, anzufügen, damit es mehr nach Smalltalk und weniger nach Stalking klang.

[Aulus Balventius Scapula]

"Salve Sabinius Merula! Es freut mich, dich und deine liebreizende Frau kennenzulernen. Ihr lebt hier in Iscalis?" Na, liebreizend war vielleicht ein wenig übertrieben, aber durchaus hilfreich. Ach herrlich, die junge Matrona errötete leicht, nachdem ich sie angeschaut hatte. Schnell sah sie in eine andere Richtung, damit ihr Mann nichts davon mitbekam. Ja, so waren sie, die jungen Dinger, wenn sie mich sahen.

Der Sabinius rückte ein wenig zur Seite, so dass ich mich noch neben ihn platzieren konnte. "Oh, das ist aber sehr freundlich von dir!" Natürlich nahm ich diesen Platz in Anspruch und gesellte mich zu diesem Paar. Es beeindruckte mich immer wieder, welchen Ruf mein Bruderherz hier in und um Iscalis doch genoss, denn wie immer hatte die Nummer mir den kleinen Bruder des Minenbarons funktioniert.  An den Punkt ‚ein Schwätzchen halten‘ konnte ich auf meiner inneren List bereits ein Häkchen machen. Nun, das war ja auch einer der leichteren Übungen. Interessanter würde es werden, wenn ich meine Ziele noch höher steckte.

Die junge Matrona schien nur darauf gewartet zu haben, dass ihr Mann sie mir endlich vorstellte. Denn ihr Drang, das Wort an mich  richten zu können, war doch sehr groß. Ich kannte diese Blicke der jungen Damen. Für gewöhnlich wurden sie an viel ältere hässlichere Männer verheiratet, für die sie gar nichts empfanden. Da lobte ich mir die Barbaren, bei denen es wohl anders war, wie man so hörte. Sabinius war nun wirklich noch kein uraltes Exemplar von einem Mann. Er schien aber auch nicht die Stimmungskanone in Person zu sein. Hässlich war er auch noch. Gut, an den Punkten eins und drei hatte er wenig Einfluss. Aber an Punkt zwei besaß er gewisse Handlungsmöglichkeiten, um seiner jungen Frau etwas bieten zu können.
Accia schien sich auch daran erinnern zu können, wo wir uns vor einiger Zeit begegnet waren. Die war ein guter Einstieg für eine Konversation. Mal sehen, was draus wurde! "Ja richtig! Jetzt da du es erwähnst! Genau! Von dort her kenne ich dich!" entgegnete ich ihr lächelnd. Schade, dass ihr Mann dazwischen saß! "Ich habe meinen Bruder dorthin begleitet. Zumindest hatte ich es vor. doch leider wurde ich wegen einer wichtigen Sache zu Hause aufgehalten, weswegen ich daher erst später zu den Feierlichkeiten dazu stoßen konnte." Das klang ungemein wichtig! Das sollte es auch. "In welcher Beziehung stehst du zu den beiden Verlobten?", fragte ich sie und wandte mich dann an ihren Mann. "Warst du auch zugegen, verehrter Sabinius?" Ich hatte ihn dort nicht gesehen. Aber das war ja auch keine Kunst gewesen, bei so vielen Gästen!

[Accia Prisca]

Liebreizend? Prisca schaute kurz auf, aber sie wusste, dass das nur eine Höflichkeitsfloskel war. Sie war sicher vieles, aber nicht liebreizend. Sie wollte gar nicht wissen, was er wirklich dachte, wenn er sie ansah, wo sie doch so viele Dinge dachte, die sie nicht denken sollte, wenn sie ihn ansah. Verdammt, gab es irgend etwas an ihm, das nicht perfekt war? Und natürlich setzte er sich zu ihnen. Damit war Prisca ihm so nah, wie sie noch nie gewesen war. Sie konnte sogar noch einen Hauch des Öles riechen, mit dem seine Haut gesäubert worden war. Bestimmt hatte er eine wunderbar weiche Haut. Nicht, dass Prisca das je erfahren würde und auch, wenn es fürchterlich unpassend war, aber sie dachte irgendwie gerade ausgerechnet daran. Irgendwas mit ihr war eindeutig falsch. Sie sollte über solche Dinge aus vielerlei Gründen nicht nachdenken, allen voran, weil sie verheiratet war.

Und offenbar war sie ihm auf der Hochzeit aufgefallen! Oh je. Wie schrecklich! Prisca wusste, dass es nur einen Grund gab, warum sie irgendwem auffiel und er sich an sie erinnerte, und das war kein schmeichelhafter. Ja, das Gespräch war leicht und freundlich und Balventius Scapula wirkte auch leicht und freundlich, aber sicherlich sah er das, was alle sahen und wollte nur freundlich sein. Und trotzdem konnte Prisca nicht anders, als den Atem anzuhalten, wenn sie ihn ansah und er lächelte. Verdammt, sie war wirklich kaputt.
“Lucretia Serena ist meine Freundin, ebenso ihre Cousine Claudia Sabina. Ihren Verlobten kenne ich kaum, aber ich bin noch nicht lange in Iscalis und mein Bruder hatte durch seinen Dienst keine Zeit, mich in die Gesellschaft hier einzuführen.“ Keine Zeit, kein Interesse, was letztendlich auf dasselbe hinauslief, so dass Prisca außer ein paar Mädchen und Frauen, die sie in der Therme getroffen hatte, nur ihre Nachbarn aus dem Thorianum kannte.

[Marcus Sabinius Merula]

Balventius nahm bei uns Platz. "Ja, wir wohnen hier in Iscalis," antwortete ich. "Meine Familie lebt seit der Stadtgründung hier." Das klang nach einer unglaublich langen Zeit. Doch es waren noch nicht einmal dreißig Jahre vergangen, seit um die Castra und neben dem keltischen Dorf die ersten römischen Häuser entstanden waren. 
Balventius Scapula hatte beiläufig erwähnt, dass er erst kürzlich nach Britannia gekommen sei. Ich nahm an, er kam direkt aus Rom. Zumindest machte er den Eindruck. Ein typisch römischer Lebemann, der die Vorzüge der Großstadt zu genießen wusste. Für ihn musste der Umzug in die Provinz ein harter Schnitt gewesen sein. "Wo warst vorher zu Hause, bevor du nach Icalis gekommen bist?" wollte ich wissen. Ich musste gestehen, dass ich mich während meiner Dienstzeit nicht wirklich für die Gesellschaft von Iscalis interessiert hatte. Daher hatten sich meine Kontakte auf Kameraden, Untergebene und Vorgesetzte beschränkt. Nun, als Privatmann würde sich das ändern müssen. Zu meiner Überraschung schien meine Frau den Balventius bereits zu kennen. Sie hatten sich  auf der Verlobungsfeier von ihrer Freundin Lucretia Serena kennengelernt. Ich nahm an, dass sie von der Tatsache fasziniert war, dass er von so weit hierher gereist war. Meine Frau war noch jung und hatte noch nicht viel von der Welt gesehen. Londinum und Iscalis – das waren die bisherigen Stationen ihres Lebens gewesen. Ich hätte mir vorstellen können, dass auch sie vom fernen Rom träumte oder von den exotischen Orten im Osten des Reiches.

Balventius wollte wissen, ob ich auch auf jener Verlobungsfeier gewesen war. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich zu jenem Zeitpunkt  meine Frau bereits kannte. Es war ja zwischen uns alles sehr schnell gegangen. Diese Frage musste ich so oder so mit Nein beantworten. "Nein leider nicht. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich weder den Verlobten noch die Verlobte." Das erinnerte mich wieder daran, wie wichtig es war, Kontakte zu knüpfen. Vielleicht, so kam mir gerade der Gedanke, wäre es eine gute Idee, Balventius zu einer Cena einzuladen. Sicher brannte meine Frau darauf, endlich ein Essen für einen Gast ausrichten zu können. Doch ich zögerte noch, eine Einladung auszusprechen.

[Aulus Balventius Scapula]

Seit der Stadtgrung! Donnerwetter, das klang ja gewaltig. Wären wir jetzt in Rom gewesen, wäre ich mit Sicherheit vor Ehrerbietung erstarrt! So waren wir aber in diesen kleinen Kuhkaff, das es wie viel Jahre jetzt schon gab? Zehn, Zwanzig? Wen juckte das schon!
Nun wollte Sabinius Merula auch wissen, woher ich kam. War das so schwer zu erraten? Aber ja, wir wollten ja eine gepflegte Konversation führen. "Oh, ich wurde in Rom geboren. Genauso wie meine beiden älteren Brüder. Doch zuletzt hatte es mich des Studiums wegen nach Athen verschlagen. Nach meiner Rückkehr sandte mich mein Vater schließlich nach Britannia." Athen, ja! Das war die beste Zeit meines Lebens gewesen! Leider war mir irgendwann das Geld ausgegangen, weil Vater mir den Geldhahn zugedreht hatte, um mich zurück nach Rom zu zwingen. Ein kleines Andenken an die schöne Zeit in Athen war meine süße Asarea.
Mit Asarea konnte die junge Frau des Sabinier kaum mithalten. Dennoch fand ich sie begehrenswert! Die Frau eines anderen Mannes war immer begehrenswert, wenn sie noch jung genug war. Aber auch ältere Damen hatten ihre besonderen Vorzüge. Für mich war es der größte Kick, wenn ich eine Matrona dazu brachte, schwach zu werden, sich mit mir zu treffen und im Idealfall ihren Mann mit mir zu betrügen!  Nun hatte ich eine neue Herausforderung gefunden. Die Accia war die erste ihrer Art, auf die ich es in Iscalis abgesehen hatte. Nur weil ich nun am Arsch der Welt leben musste, sah ich nicht ein, auf mein Vergnügen zu verzichten. Ja, ich wusste, meine Lieblingszeitvertreib war auf die Dauer gefährlich und konnte auch tödlich enden. Aber wer nicht wagte, der gewann auch nicht!
Als hätte sie geahnt, was ich mit ihr vorhatte, meldete sich Accia Prisca wieder zu Wort. Sie war mit der Verlobten und deren Cousine befreundet. Das war ja wunderbar! Das eröffnete mir womöglich ungeahnte Möglichkeiten! "Ach tatsächlich!" , entgegnete ich ihr und schenkte ihr mein schönstes Lächeln. Oh ja, süße Prisca, bald wirst du mein sein! 
Ihr Mann der Langweiler, kannte natürlich niemanden! Wieso eigentlich? Auch Priscas Bruder schien ähnlich langweilig zu sein, da er keine Zeit hatte, sie in die Gesellschaft einzuführen. "Wegen seines Dienstes, ist dein Bruder etwa beim Militär? Oh, wie ungemein spannend!", entgegnete ich. Es gab ja nichts langweiligeres als Militärangehörige. Sie alle erzählten nur über ihre Feldzüge, bei denen sie teilgenommen hatten und wie sie Barbaren masakriert hatten.

[Accia Prisca]

In Rom geboren in Athen studiert! Prisca kam sich noch viel kleiner und unbedeutender vor und verstand immer weniger, wie es sein konnte, dass so ein weltgewandter Mann jetzt mit ihr auf einer bank saß. Das Schicksal war doch wirklich nicht fair, denn Balventius Scapula hatte wohl wirklich ALLES, was einen Menschen irgendwie attraktiv machte: Das Aussehen, Geld, Herkunft und Bildung. Wie gerne Prisca jemand wäre, der in seine Welt passte und da auch nur eine Chance hätte, wenigstens zu träumen. Aber sie wusste, dass sie selbst dann, wenn sie nicht verheiratet gewesen wäre, nicht einmal zu träumen wagen durfte. Und deshalb fühlte sie sich nur noch viel kaputter, weil sie dennoch da saß und seine Nähe genoss, obwohl sie es nicht sollte, und sich zum träumen hinreißen ließ.

Seine Frage direkt an sie riss sie aus der exzessiven Beobachtung seiner perfekten Lippen und sie fühlte sich geradezu ertappt. Sie sollte sich wirklich besser zusammenreißen, ehe ihr Mann etwas bemerkte und sie mit Fug und Recht davonjagen würde. “Ja, mein Bruder ist Centurio bei der Legion hier. Mein Mann kennt ihn noch von seiner Dienstzeit beim Militär“, erklärte sie also schnell und doch sehr knapp, da sie nicht wirklich über ihren Bruder sprechen wollte. Zum einen wusste sie kaum etwas, und zum anderen war das, was sie wusste, eher weniger für fremde Ohren, da wenig schmeichelhaft. "Du interessierst dich für das Militär, Balventius?"

[Marcus Sabinius Merula]

Ich hatte richtig gelegen! Balventius war ein waschechter Römer, der in Athen studiert hatte und dann von seinem Vater hierher geschickt worden war. Ein interessanter Werdegang! Oder eher ein Abstieg? Nein, sicher nicht! "Ein Studium in Athen! Alle Achtung!" entgegnete ich. Mich hatte so etwas nie gereizt! Ich wollte schon als kleiner Junge in die Fußstapfen meines Vaters treten und zur Legion gehen. Das hatte ich dann auch gemacht! "Dann bist du schon weit herumgekommen!" Bestimmt konnte er einige Anekdoten zum Besten geben. Doch ich wollte ihn natürlich nicht hier auf dieser Bank ausquetschen. Dafür war eine gemütliche Cena in unserem Haus wesentlich angenehmer!
Prisca hatte in einem Nebensatz nur ganz kurz ihren Bruder und dessen Dienst erwähnt, worauf Balventius schlussfolgerte, dass Accius Florus bei der Legion sein müsste.  Mir gefiel es sehr, in welche Richtung unsere Unterhaltung gerade ging. Ich lächelte kurz meiner Frau zu, als sie dann mich noch erwähnte. "Ja, genau! Ihr Bruder und ich waren Kameraden. Ich diente bis vor über einem Jahr auch als Centurio in der Zweiten. Dann wurde ich bei einem Einsatz unglücklicherweise verletzt. Im Silurerland etwas nördlich. Keltische Rebellen hatten sich uns entgegengestellt. Dabei wurde ich so schwer an meinem Bein verletzt, dass ich den Dienst quittieren musste. Seitdem bin ich leider stark beeinträchtigt." Ich hätte sicher noch viel mehr zum Besten geben können, wenn Balventius daran interessiert war. "Mein lieber Balventius, was hältst du davon, wenn du uns morgen zur neunten Stunde mit deiner Gegenwart beehrst und mit uns die Cena einnimmst?" Ich wandte mich kurz zu meiner Frau um. "Das müsste doch gehen, Liebling? Oder ist das zu kurzfristig?" Die Sklaven konnten bis morgen sicher alles besorgen, was für eine Cena nötig war, glaubte ich. Doch Pirsca sollte entscheiden!

[Accia Prisca]

Moment, was?!

Prisca schaute ihren Mann erschrocken an, als der auf einmal Balventius Scapula zum Essen einlud und sie dann fragte, ob dass denn in Ordnung wäre. Was sollte sie denn darauf sagen? Etwa nein? Das hätte ihren Mann brüskiert und sie obendrein als ungastlich dastehen lassen. Aber Prisca wünschte sich wirklich, er hätte das nicht getan! Wie sollte sie denn ein ganzes Abendessen mit diesem wunderschönen Mann durchstehen, während ihr Mann und schlimmer noch, ihre Schwiegermutter sie beobachteten? Oh Götter, Prisca wollte sterben.
Trotzdem zwang sie sich tapfer zu einem leichten Lächeln, auch wenn der zweifelhafte Ausdruck ihrer Augen an dessen Echtheit wohl zweifeln ließ. “Nun, wenn deine Mutter keine Einwände erhebt, sicherlich. Wir wären sehr geehrt, Balventius.“