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Brigids Forst
05-03-2023, 01:46 PM,
Beitrag #61
RE: Brigids Forst
(05-02-2023, 04:50 PM)Louarn schrieb: Mein Blick war eher auf das gerichtet, was da draußen passierte und weniger auf das, was hinter mir passierte, auch wenn ich hin und wieder einen Blick zurück zum Feuer warf. War wohl so ein bisschen Spaß an der Qual, wenn man sich selbst etwas versagte, was aber in Greifweite und sehr verlockend war. Und so bemerkte ich Dunduvan erst, als er schon relativ nah war und anfing, zu pfeifen und mit Bechern herumzuklappern. Ich schaute kurz nach unten und fragte mich, ob er eine Ausrede suchte, nicht am Fest teilzunehmen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich Dunduvan noch nie mit einem Mädchen gesehen. Auch nicht mit einem Jungen. Noch nicht mal mit seiner Hand. Ich fragte mich ja schon, ob er wusste, wie das funktionierte, oder ob ihn das alles einfach kalt ließ. Definitiv hatte er aber andere Gründe für Enthaltsamkeit, als ich.
“Ich bin hier oben“, antwortete ich und warf wieder einen Blick auf den mich umgebenden Wald. Eine Ablenkung zur falschen Zeit, und wir konnten uns die Wachposten auch sparen. “Was gibt es, Dunduvan? Flüchtest du vor einem Mädchen oder vor den Zwillingen?“ Letzteres konnte ich sogar verstehen. Ich liebte zwar alle meine Brüder, aber die Zwillinge waren… anders. Nicht auf die Anderswelt-Art anders, sondern so richtig anders. Unheimlich anders. Vor allen Dingen Ciaran.


"Welches Mädchen?", fragte Dunduvan mit einem halben Lachen: "Heiße ich etwa Lou? Apropos - wo steckt dein irischer Rotschopf? Schon ihrer überdrüssig?" 
Solange es irgendwelche Dorfmädchen waren, waren sie nicht wichtig. Raven wäre etwas anderes gewesen. Raven war wie sie, Blut von ihrem Blut. Die Falkin hätte die Macht gehabt, ihr Gefüge ordentlich durcheinander zu bringen.
Dunduvan balancierte die beiden Becher auf seiner Handfläche, als er sich gewandt hoch auf den Baum schwang. Das frische Blattgrün warf Reflexe auf sein scharfgeschnittenes Gesicht. Er streckte Louarn einen Becher hin:

"Nein, ich gehe den Brüdern nicht aus dem Weg. Obwohl: Als ich jünger war, war ich schon etwas eifersüchtig darauf, dass Cathbad uns alle in die Fremde schickte und nur Ciaran und Cinead bei sich behalten wollte. Ich dachte, er hätte sie einfach am liebsten. Doch war das nicht der Grund, nicht wahr?"
Dunduvan schaukelte auf seinem Ast hin -und her:
"Ich frage mich, zu welchem Zweck Cathbad diesmal die Zwillinge von der Kette gelassen hat? Beltane ist ein schönes Fest, und ich sollte die Kräfte des Lebens ehren, aber ich fühle mich nur unruhig, als würden die Hunde des Herren der Unterwelt in der Ferne rufen. Wenn Beltane nur schon vorbei wäre....", er schaute Lou groß an:
"Auch du scheinst nicht so erpicht auf Freude und Rausch zu sein?"
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Falke
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05-03-2023, 02:26 PM,
Beitrag #62
RE: Brigids Forst
“So viele hab ich jetzt auch nicht“ verteidigte ich mich scherzend, als Dunduvan fragte, ob er ich sei. Ja, viele Mädchen liefen mir seit einigen Jahren nach und schmachteten mich an, und geknutscht hatte ich ziemlich viele davon. Aber wirklich etwas ernster wurde es nur mit… ja gut, einem Dutzend oder so. Aber nie so richtig, richtig ernst.
Er war kaum oben angekommen, da fragte er mich auch schon nach Niamh, und ich seufzte leicht. “Wohl eher sie meiner“, meinte ich. Und ich wusste ja auch, dass es so richtig war, aber trotzdem musste mir das alles ja nicht gefallen. Sie war ein wirklich hübsches, liebes, nettes Mädchen und wusste schon ziemlich viel über mich und hatte sehr viel selbst durchgemacht. Und manchmal, wenn ich besonders dumm war, dachte ich ja schon darüber nach, ob es nicht vielleicht doch etwas hätte werden können und ob meine Entscheidungen alle wirklich so richtig waren. Und dann fiel es mir schwer, bei meiner Entscheidung zu bleiben.

Zum Glück sprach er lieber über die Zwillinge, und ich nahm einen Schluck von dem süßen Bier. Es war nicht schlecht. Ich hatte schon bessere, aber definitiv schon viel schlechtere. Und es war nett, dass Dunduvan an mich gedacht hatte. “Nein, das war wohl eher nicht der Grund, warum er sie in der Nähe behalten hat“, stimmte ich nachdenklich zu. “Umso mehr bereitet mir Sorge, dass sie jetzt ohne ihn hier sind. Ciaran, er… weißt du noch, als wir kleiner waren? Da hatte ich immer dieses Gefühl, bevor Ciaran etwas verrücktes gemacht hat. So ein bisschen wie diese schwere Luft vor einem Sturm. Das hab ich jetzt grade wieder“, gestand ich Dunduvan und hoffte, er würde wissen, was ich meinte.  Und ich hoffte nur, dass ich mich irrte.
Aber auch Dunduvan hatte ähnliche Befürchtungen. Er war eben einfach der klügste von uns sieben. Acht. Mit Raven waren wir jetzt acht. Wobei ich nicht glaubte, dass sie heute herkommen würde.

Indirekt fragte Dunduvan mich dann, warum ich hier auf einem Baum saß und nicht mitfeierte. Ich schaute einen langen Moment in den Wald hinaus und sagte gar nichts. Ich war mir nicht sicher, ob Dunduvan für diese Art von Gespräch der richtige Gesprächspartner war, da er so anders war als ich und viele Dinge wohl nicht verstehen würde. Keine Ahnung, ob er mich verachten würde, wenn ich eine Schwäche eingestand. Wobei, nein. Dunduvan war zwar fanatisch in seiner Einstellung und sicher in seinem Schicksal, aber er war zu uns Brüdern nicht grausam oder ungerecht.
“Ich habe Angst, dass Samhain sich wiederholen könnte“, sagte ich zuerst und rollte meine Schultern. Ich musste wieder an Caradoc denken und an sein Schicksal, und das Herz wurde mir schwer dabei. “Und außerdem will ich keine Kinder. Ich würde sie lieben und bei ihnen sein wollen, und… ich könnte mir nicht verzeihen, wenn die Römer kämen und sie foltern würden, wie sie die Mädchen von Boudicca gefoltert haben, nur weil ihr Vater ein Druide ist. Und… Niamh verdient es, eine Familie zu haben und ein wenig Glück zu finden in diesem Leben. Sie hat schon viel durchgemacht, weißt du? Ihr Vater wurde im Schlaf ermordet, zusammen mit ihrer restlichen Familie, bei einem Streit um die Königswürde. Der Schlächter, der sich selbst gekrönt hat, wollte auch sie töten, aber sie entkam. Grade so eben. Nur um in Iscalis beinahe von einem gallischen Händler an die Römer verkauft zu werden. Der selbe Kerl, der auch Diernas Schwester vor einiger Zeit verkauft hat.“
Ich rutschte leicht mit meinem Fuß auf dem Ast entlang und starrte wieder in den sich langsam verdunkelnden Wald. “Ich wünsche ihr wirklich sehr viel Glück und Liebe. Aber ich muss nicht mit ansehen, wie sie einen anderen wählt.“
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Falke
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05-03-2023, 09:24 PM,
Beitrag #63
RE: Brigids Forst
Wie gut es sich anfühlte, endlich wieder ich sein zu können! Nach zwei Jahren Römerdasein, ging es mir gleich wieder viel besser. Dunduvans Wechselkeidung, die er mir überlassen hatte, passte wie angegossen. Endlich wieder Hosen tragen! Wie hatte ich das vermisst! Am liebsten hätte ich alles gerne hinter mir gelassen. Doch ich wusste selbst, dass das nicht ging. Ich hatte schließlich einen ganz persönlichen Grund, weswegen ich nicht alles hinter mir lassen konnte. Nach all den Jahren hatte mich die Suche nach MAF nicht in Ruhe gelassen. Sobald ich in Iscalis war, würde ich weiter suchen, bis ich eines Tages das Schwein finden würde, dass für mein besisscnes Leben verantwortlich war. Doch diese düsteren Gedanken rückten heute in den Hintergrund. Es war Beltane und ich freute mich,  es nach zwei Jahren Abstinenz wieder feiern zu können. 
Ich hatte keine Ahnung, wie der Abend verlaufen würde. Ich rechnete nicht damit, dass es genügend junge hübsche Mädchen gab, die es darauf anlegten, ein Beltanekind zu empfangen. Zumindest nicht von mir, denn trotz der keltischen Kleidung wirkte ich immer noch ein bisschen römisch. Das schreckte ab! Wahrscheinlich würde ich den Abend besoffen und bekifft mit meinen Brüdern verbringen. Aber das war auch in Ordnung!
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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05-04-2023, 01:13 PM,
Beitrag #64
RE: Brigids Forst
(05-02-2023, 05:17 PM)Cinead schrieb: Ciaran wollte wissen, ob wir uns ein Mädchen teilen würden und sein Blick fiel auf die junge Priesterin auf der anderen Seite des Feuers. Sie schien ein wenig nervös, aber jung und hübsch. Definitiv jünger und hübscher als die alte Schachtel, die die Wächterin der Quelle hier war. Mit der hätte ich mich bestimmt nicht in die Büsche verzupft. Ich nickte in Richtung von Dierna "Mit der da auf jeden Fall...aber ich glaub ein bisschen müssen wir noch warten." Der offizielle Rudelbums hier hatte noch nicht angefangen, aber lange würde es nicht mehr dauern.


“Soll ich es beschleunigen?“ fragte ich meinen Bruder kurz als ehrlich gemeintes Angebot. Ich sollte sowas zwar nicht machen, aber ich hatte durchaus ein paar Mittelchen dabei, die Menschen schneller dazu brachten, besoffen dumme Dinge anzustellen. Es war nicht so, als könnte ich nicht auf den natürlichen Lauf der Dinge warten, aber ich wollte Cinead einfach eine Freude machen.


Ich ließ meinen Blick über den Rest der Feiergesellschaft gleiten. Es gab einige Mädchen und Jungen, die sich jetzt gerade in wechselndem Singen über die körperlichen Vorzüge der jeweils anderen ausließen. Ich verstand, dass das ein Spiel zwischen ihnen war, Balzverhalten wie bei den Enten, aber mir persönlich gab es jetzt wenig.
Ich schaute also so, als mein Blick auf sie fiel. Sie stand im Pulk der Mädchen und tuschelte und kicherte vor sich hin. Ihr langes, feuerrotes Haar war glatt und sie hatte es sich zu einem langen Zopf gebunden, der bis zum Hintern reichte. Ihre Nase hatte einen kleinen Knick, nicht auffällig, aber doch da. Wahrscheinlich war sie mal gebrochen gewesen. Ihre Finger waren lang. Ihre Augen konnte ich auf die Entfernung nicht gut erkennen. Und sie hatte Sommersprossen auf den Wangen.
Sie redete mit einem der Jungen und vermied es dabei, zu sehr zu Lächeln. Vermutlich fehlte ihr ein Zahn, oder es stand einer schief. Das störte den jungen Burschen aber nicht. Er hatte blonde Haare und war ein paar Jährchen älter als sie, ungefähr in unserem Alter. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte daraufhin wieder. Ganz sicher würden die zwei nachher miteinander vögeln.
Ich ließ meinen Blick weiter über die anderen Feiernden gleiten, aber in Gedanken war ich an einem anderen Ort. Ich stellte mir ein paar Dinge vor, die ich gerne machen würde, und verdammt, meine Hose wurde dabei doch recht unbequem und eng. Ich streckte ein wenig die Beine und schaute zu Cinead hinüber. “Hast du Louarns Mädchen irgendwo gesehen?“ fragte ich ihn. Auch sie war rothaarig und jung. Ein verletzter, kleiner Vogel. Und ich war grade in Stimmung für ein wenig Spaß.
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Falke
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05-04-2023, 03:25 PM,
Beitrag #65
RE: Brigids Forst
(05-03-2023, 02:26 PM)Louarn schrieb: So viele hab ich jetzt auch nicht“ verteidigte ich mich scherzend, als Dunduvan fragte, ob er ich sei. Ja, viele Mädchen liefen mir seit einigen Jahren nach und schmachteten mich an, und geknutscht hatte ich ziemlich viele davon. Aber wirklich etwas ernster wurde es nur mit… ja gut, einem Dutzend oder so. Aber nie so richtig, richtig ernst.
Er war kaum oben angekommen, da fragte er mich auch schon nach Niamh, und ich seufzte leicht. “Wohl eher sie meiner“, meinte ich. Und ich wusste ja auch, dass es so richtig war, aber trotzdem musste mir das alles ja nicht gefallen. Sie war ein wirklich hübsches, liebes, nettes Mädchen und wusste schon ziemlich viel über mich und hatte sehr viel selbst durchgemacht. Und manchmal, wenn ich besonders dumm war, dachte ich ja schon darüber nach, ob es nicht vielleicht doch etwas hätte werden können und ob meine Entscheidungen alle wirklich so richtig waren. Und dann fiel es mir schwer, bei meiner Entscheidung zu bleiben.

Zum Glück sprach er lieber über die Zwillinge, und ich nahm einen Schluck von dem süßen Bier. Es war nicht schlecht. Ich hatte schon bessere, aber definitiv schon viel schlechtere. Und es war nett, dass Dunduvan an mich gedacht hatte. “Nein, das war wohl eher nicht der Grund, warum er sie in der Nähe behalten hat“, stimmte ich nachdenklich zu. “Umso mehr bereitet mir Sorge, dass sie jetzt ohne ihn hier sind. Ciaran, er… weißt du noch, als wir kleiner waren? Da hatte ich immer dieses Gefühl, bevor Ciaran etwas verrücktes gemacht hat. So ein bisschen wie diese schwere Luft vor einem Sturm. Das hab ich jetzt grade wieder“, gestand ich Dunduvan und hoffte, er würde wissen, was ich meinte.  Und ich hoffte nur, dass ich mich irrte.
Aber auch Dunduvan hatte ähnliche Befürchtungen. Er war eben einfach der klügste von uns sieben. Acht. Mit Raven waren wir jetzt acht. Wobei ich nicht glaubte, dass sie heute herkommen würde.

Indirekt fragte Dunduvan mich dann, warum ich hier auf einem Baum saß und nicht mitfeierte. Ich schaute einen langen Moment in den Wald hinaus und sagte gar nichts. Ich war mir nicht sicher, ob Dunduvan für diese Art von Gespräch der richtige Gesprächspartner war, da er so anders war als ich und viele Dinge wohl nicht verstehen würde. Keine Ahnung, ob er mich verachten würde, wenn ich eine Schwäche eingestand. Wobei, nein. Dunduvan war zwar fanatisch in seiner Einstellung und sicher in seinem Schicksal, aber er war zu uns Brüdern nicht grausam oder ungerecht.
“Ich habe Angst, dass Samhain sich wiederholen könnte“, sagte ich zuerst und rollte meine Schultern. Ich musste wieder an Caradoc denken und an sein Schicksal, und das Herz wurde mir schwer dabei. “Und außerdem will ich keine Kinder. Ich würde sie lieben und bei ihnen sein wollen, und… ich könnte mir nicht verzeihen, wenn die Römer kämen und sie foltern würden, wie sie die Mädchen von Boudicca gefoltert haben, nur weil ihr Vater ein Druide ist. Und… Niamh verdient es, eine Familie zu haben und ein wenig Glück zu finden in diesem Leben. Sie hat schon viel durchgemacht, weißt du? Ihr Vater wurde im Schlaf ermordet, zusammen mit ihrer restlichen Familie, bei einem Streit um die Königswürde. Der Schlächter, der sich selbst gekrönt hat, wollte auch sie töten, aber sie entkam. Grade so eben. Nur um in Iscalis beinahe von einem gallischen Händler an die Römer verkauft zu werden. Der selbe Kerl, der auch Diernas Schwester vor einiger Zeit verkauft hat.“
Ich rutschte leicht mit meinem Fuß auf dem Ast entlang und starrte wieder in den sich langsam verdunkelnden Wald.
“Ich wünsche ihr wirklich sehr viel Glück und Liebe. Aber ich muss nicht mit ansehen, wie sie einen anderen wählt.

Dunduvan nippte an seinem Bier und schaute in das grüne Dach über ihm:
"Ich weiß was du meinst", sagte er: 
"Wenn ich an Ciaran denke, frage ich mich, was er von seinem Vater mitbekommen hat. Und dann frage ich mich das selber auch und was wir alle. Weißt du, warum ich niemals Kinder will, Lou? Ich denke gar nicht soweit, dass ich sie lieben oder beschützen sollte. Ich denke daran, dass unsere Blutlinie mit uns enden muss. 
Diese neue Welt, die wir schaffen wollen, ist nicht für uns bestimmt, Bruder. Vielleicht kann jedoch deine Niamh darin leben und irgendwann einmal glücklich werden. Wenn sie über dich hinweggekommen ist, selbstverständlich", 

Dunduvan lächelte traurig.

Niamhs Geschichte erfuhr er jetzt: Sie war kein gewöhnliches irisches Dorfmädchen, sondern eine Adlige, die auf die nach Britannia geflohen war. Doch was Louarn  dann über den gallischen Händler, an den sie geraten war, berichtete, ließ ihn die Stirn runzeln. Die Gallier waren Kelten wie sie selbst, wenn es auch auf dem Festland andere Gebräuche gab. Aber Verrat gehörte nicht dazu oder sollte es zumindest nicht. Römisches Gold, römisches Silber waren zu verlockend. In manchen Männern brachten sie das Schlechteste zum Vorschein, Verrat, Grausamkeit und Gier:

"Dieser Gallier in Iscalis, wer ist der Kerl?", fragte er.

 Auch er hielt nun mit Ausschau, als Louarn sagte, dass er befürchtete, dass sich Samhain wiederholen könnte.
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Falke
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05-04-2023, 05:16 PM,
Beitrag #66
RE: Brigids Forst
Ich runzelte leicht die Stirn. Ciaran und Cinead waren äußerlich ja wirklich kaum zu unterscheiden, da sollte man eigentlich annehmen, dass auch ihre Seelen gleich waren. Aber das waren sie nicht wirklich. Es war jetzt nicht so, als ob Cinaed immer vernünftig und pflegeleicht wäre. Aber Ciaran war eindeutig von den Göttern berührt worden, und zwar nicht auf die gute Art und Weise.
“Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, was wir von unseren Vätern haben könnten“, gab ich zu. Mein Vater spielte in meinen Gedanken äußerst selten eine Rolle, wenn ich ehrlich war. Wenn es schon dazu kam, waren sie eher bei meiner Mutter, und wie sie sich gefühlt haben musste. Und ob ich etwas von ihr in mir trug. Was ihr Erbe an mich war. Und was sie von mir wollen würde. “Und ich glaube nicht, dass unsere Brüder da auch so denken. Calum würde sich eine Familie wünschen, denke ich. Und bei den Zwillingen will ich lieber nicht wissen, ob sie nicht schon ein paar Kinder gezeugt haben“, meinte ich. Denn die beiden hatte ich an Beltane schon gesehen, und sie waren nicht zurückhaltend gewesen.
Ich seufzte leicht. Diese Gedanken waren nicht so gut. Erst recht nicht die an Niamh. Wenn sie über mich hinweg wäre… Ich glaubte, das war sie schon seit einer Woche. Wahrscheinlich war sie das schon in dem Moment damals in Alans Stall, als ich ihr gesagt hatte, dass ich sie nicht heiraten würde. Was eindeutig bewies, dass sie viel klüger als ich war. Auch wenn es ein wenig schmerzte. So schnell sich ein Mädchen auch in mich verliebte, genauso schnell kam sie auch darüber hinweg, mit mir keine Zukunft zu haben.

Dunduvan lenkte mich von diesen trüben Gedanken mit seiner Frage nach Erwan ab. “Er heißt Erwan und hat einen Tuchladen in Iscalis“, sagte ich ihm. “Er ist mit einigen Römern dort gut verbunden und hat auch ein paar Sklaven. Als wir auf dem Weg hierher überfallen wurden von diesen Sklavenfängern, dachte Niamh erst, er hätte sie geschickt. Aber… keine Ahnung, hab keine Anzeichen dafür gefunden. Aber offenbar traut sie ihm sowas zu.“ Ich zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck von dem süßen Bier. “Ich hab Dierna versprochen, dass ich ihn umbringen werde. Für ihre Schwester. Ich hab aber noch keine Ahnung, wie. Ich wollte das erst mit dir besprechen, bevor ich was dummes mache. Aber sterben muss er eindeutig.“
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Falke
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05-04-2023, 05:50 PM,
Beitrag #67
RE: Brigids Forst
Oh, wie sehr hatte sie sich auf dieses Fest gefreut! Ein ganzes Jahr hatte sie darauf hingrfiebert, mit Suileabháin Betane zu feiern. Dieses Jahr hätte das Jahr ihrer Hochzeit sein sollen. Doch alles war anders gekommen. Niemand würde an ihrem Haus einen Maibusch anbringen. Ihre Familie war tot, ihr Verlobter hatte höchstwahrscheinlich eine Andere geheiratet und sie - Niamh war weit weg von zu Hause. In einem Land, das von Fremden besetzt war, die ihren Glauben mit Füßen trat. Sie war mittellos und musste sich versteckt halten. Natürlich war sie sehr dankbar dafür, dass man sie hier aufgenommen hatte. Dass Louarn sie auf den Weg hier beschützt hatte. Doch wenn sie darüber nachdachte, wie ihre Zukunft aussehen sollte, wurde ihr Angst und Bang. Manchmal fragte sie sich, warum sie geflohen war. Wäre es nicht besser gewesen, mit ihrer Familie zu sterben?
Nein, eigentlich gab es für sie keinen Grund, heute ausgelassen und fröhlich zu sein. Noch weniger hatte sie einen Grund, die Götter um Fruchtbarkeit zu bitten. Alle, für die sie etwas empfunden hatten, waren tot oder hatten sich von ihr abgewandt. Sie war hier eine Fremde und sie würde für immer alleine und hilflos bleiben. Wenn ihr doch wenigsten Gwen geblieben wäre. Aber nein, ihre Dienerin hatte unbedingt die Heldin spielen müssen und hatte das mit ihrem Leben bezahlt!
Niamh entschied sich, heute in ihrer Hütte zu bleiben und Trübsal zu blasen. Auch wenn von weitem das Geräusch von feiernden Menschen zu ihr und ihrer Hütte drang und der Duft eines großen Feuers lag in der Luft lag.
Wenn du nichts dafür tust, wird sich auch nichts ändern, Niamh! Warum musste ihr jetzt ausgerechnet dieser mahnende Spruch ihres Vaters in den Sinn kommen? Und überhaupt, was hätte sie denn ändern können? Sie konnte weder jemanden wieder lebendig werden lassen, noch konnte sie die Herzen der Menschen ändern. Den Ballast, den sie mit sich trug, konnte sie nicht einfach so abwerfen.
Aber wenn sie sich wenigsten ein bisschen am Met oder am Bier berauschte? Vielleicht würde das helfen, über den Schmerz hinwegzukommen. Wenigstens an diesem Abend. Für ein paar Stunden. So entschloss sie sich doch, ihre Hütte zu verlassen und zum Fest zu gehen.

Es waren ausschließlich junge Leute zu Brigids Forst gekommen und hier zu feiern. Die Stimmung war bereits recht ausgelassen. Alle waren fröhlich, außer ihr natürlich. 
Ein großes Feuer war errichtet worden, das lodernd brannte. Genau so, wie sie es auch von zu Hause her kannte. Neben dem Feuer sitzend, erkannte sie Dierna. Ob sich auch Louarn hier irgendwo herumtrieb? Ganz sicher! Warum auch nicht? Eigentlich konnte er ihr ja auch egal sein. Er hatte ihr ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse an ihr hatte. 
Sie lief jetzt weiter und schaute sich weiter um. Nur feiernde Menschen um sie herum. Am besten, sie trank etwas Met, wurde schnell betrunken und ging dann zurück zu ihrer Hütte. Ein Plan, der sich gut anhörte!
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05-05-2023, 01:52 PM,
Beitrag #68
RE: Brigids Forst
(05-04-2023, 01:13 PM)Ciaran schrieb: “Soll ich es beschleunigen?“ fragte ich meinen Bruder kurz als ehrlich gemeintes Angebot. Ich sollte sowas zwar nicht machen, aber ich hatte durchaus ein paar Mittelchen dabei, die Menschen schneller dazu brachten, besoffen dumme Dinge anzustellen. Es war nicht so, als könnte ich nicht auf den natürlichen Lauf der Dinge warten, aber ich wollte Cinead einfach eine Freude machen.

Ich streckte ein wenig die Beine und schaute zu Cinead hinüber. “Hast du Louarns Mädchen irgendwo gesehen?“ fragte ich ihn. Auch sie war rothaarig und jung. Ein verletzter, kleiner Vogel. Und ich war grade in Stimmung für ein wenig Spaß.


Auf die Frage hin, ob Ciaran da ein wenig nachhelfen sollte, grinste ich nur wie ein Wolf. Ich selbst spielte persönlich keine Streiche, weil es mir meist zu viel Aufwand war, aber ich hatte nichts dagegen, wenn Ciaran sich die Mühe machte. Wahrscheinlich hatte er wieder irgendwelche berauschenden Mittel aus Krötenschleim und Eidechsenaugen oder so etwas zusammengebraut wie eine von den alten Dorfhexen, die dir Warzen an den Arsch hexen. 

Ich lies ebenfalls meinen Blick über die Menge gleiten und suchte nach Niamh, die mir persönlich weder gefiel noch mich interessierte, aber Ciarans Streich schien eine gute Idee zu sein. Nach einer Weile entdeckte ich sie schon mit Humpen in der Hand und stubste Ciaran leicht mit dem Ellbogen da und lenkte seinen Blick in ihre Richtung. "Dort..." sagte ich leise und lehnte mich dann zurück. Das würde bestimmt eine lustige Nacht werden, dachte ich grinsend.
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Falke
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05-05-2023, 02:19 PM,
Beitrag #69
RE: Brigids Forst
Immer wieder wanderte mein Blick zurück zu dem rothaarigen Mädchen. Das Feuer spiegelte sich auf ihrer Gestalt und färbte ihre Wangen rot. Das, oder der blonde Typ, der nun schon so weit war, dass er ihr hin und wieder an der Seite des Halses entlangstreicheln durfte, oder sich zu ihr lehnte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Die Zeichen, worauf das hinauslaufen würde, waren ganz klar, und meine Gedanken schlugen eigene Ideen vor, was geschehen sollte. Dieses drängende Gefühl in mir wurde zu einem brüllenden Brand in meinen Eingeweiden. Sie war richtig. Sie war perfekt mit der Art, wie sie sich die Hand vor den Mund hielt, wenn sie lachte und sich immer wieder leicht zierte. Sie war perfekt, wie sie…

Cinead hatte Niamh gefunden und stupste mich an. Ich folgte seinem Blick und fand das rothaarige Vögelchen mit einem Krug in der Hand. Ich grinste ihm zu. “Bin gleich wieder zurück“, sagte ich ihm, was soviel hieß wie: Warte nicht auf mich, und schau besser nicht zu genau zu, was ich mache. Manchmal war mein Bruder nicht mit allem einverstanden, was ich so tat. Aber da er mich gehen ließ, schien er wohl keine Bauchschmerzen damit zu haben, dass ich vorhatte, Louarns Mädchen für meine Zwecke zu benutzen. Moral war was für Kleingeister.
Zielsicher ging ich auf Niamh zu und näherte mich ihr von hinten, so dass sie mich nicht gleich kommen sah. Ich wollte nicht, dass sie die Möglichkeit hatte, mir auszuweichen. Und so würde ich sie wohl etwas erschrecken, als ich auf einmal hinter ihr auftauchte und meinen Arm um ihre Schultern legte, um sie leicht an mich zu ziehen. Die andere Hand machte sich bereit, eine mögliche Becherattacke abzufangen, als ich mich so nah zu ihr beugte und sie mit meinem charmantesten Lächeln bedachte. Die meisten Menschen fanden mich charmant. Ein netter Junge von Nebenan eben, der sicher keiner Fliege etwas zuleide tun würde. Vielleicht ein wenig anders, aber vertrauenswürdig. “Noswaith dda*, Niamh“ begrüßte ich sie. Sie roch nach Feuer und Heublumen. Ihre Nase war spitz wie bei einer Maus, und ihre Augen hatten leichte Sprenkel. Ich wusste, was Louarn an ihr gefiel. Sie war hübsch. Nicht perfekt, oder besser, zu perfekt, aber hübsch. Und ich war noch immer von meinen Gedanken von zuvor reichlich erregt. “Ich glaube, wir wurden uns noch nicht richtig vorgestellt. Ich bin Ciaran, und da drüben sitzt mein Bruder Cinead“, deutete ich in Richtung meines Bruders, der sich wahrscheinlich gleich amüsieren würde, wenn er es nicht schon tat. “Ich dachte, vielleicht möchtest du mit uns ein wenig feiern, wenn Louarn dich hier so allein herumlaufen lässt. Es ist nicht schön, an Beltane allein zu sein. In Gesellschaft ist das doch viel lustiger.“
Ich studierte sie, wie sie schaute, wie aufmerksam sie war. Vor allen Dingen schätzte ich ab, wie groß und schwer sie war, denn sowas war sehr wichtig. Ich hatte nicht vor, sie gleich umzubringen. Sie war nicht richtig. Aber Spaß haben, oh ja, das wollte ich. Und würde ich.



*Guten Abend auf Cymraeg
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Falke
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05-05-2023, 06:00 PM,
Beitrag #70
RE: Brigids Forst
Auch Calum hatte es zum Fest verschlagen. Doch hier Spaß zu haben oder gar Kinder zu zeugen, kam ihm nun auch nicht wirklich in den Sinn. Das war was für die Zwillinge oder Lou. Oder Fintan. Hatte er den etwa eben auch hier gesehen? Hieß das, dass nun alle von ihnen wieder da waren? Wieso erzählte ihm das keiner?
Es war komisch. Obwohl sie nun alle wieder da und dies ein freudiger Anlass war, hatte er keine Lust, zu feiern. Er wusste nicht einmal, warum er gekommen war. Weder hatte er sich mit Dunduvan vertragen, noch hatte er einem von ihnen von seiner Begegunung mit der Familie Plautius erzählt. Dann waren da die Zwillinge, mit denen er sich noch nicht allein unterhalten hatte - und dies auch nicht unbedingt wollte. Aus seinem abgelegenen Winkel beobachtete er eben Ciaran, diesen Unheivollen, wie er sich mit einem Mädchen unterhielt. War das nicht Louarns Bekannte? Oh je... War es seine Angelegenheit? Vermutlich doch nicht, oder?
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Falke
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