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[Alun]

Der Druidenschüler zerquetschte die frischen Bärlauchblätter auf Aluns Verletzung und fertigte einen leichten Verband an, dann nickte er:
"Morgen früh kannst du den Verband abnehmen"
Der Pfiff und das kurze metallische Aufblitzen weckten in Dunduvan Erinnerungen an die guten Momente seiner Kindheit: Geschichten am Feuer, und Schatten, die an die Hüttenwand geworfen wurden. Wettstreit unter Brüdern, sich schlagen und wieder vertragen. Vereint gegen alle anderen Burschen: "Niemand, und ich wiederhole niemand hier nennt meinen Bruder Römerbrut"; 
Gerade hatte ich an die Zwillinge gedacht, fuhr es Dunduvan durch den Kopf. Sie mussten es sein: Ciaran und Cinead.
Er hoffte einen Moment lang, dass sie einfach so hier waren und nicht weil Cathbad einen Spezialauftrag für sie hatte. Spezialaufträge, die von den Zwillingsbrüdern erledigt wurden, hatten entschieden etwas ... Unschönes, besonders von Ciaran.
Dennoch huschte ein  Lächeln über Dunduvans Gesicht. So lange Zeit waren die Brüder nicht vereint gewesen:
"Gerade dachte ich", sagte Dunduvan und stieß Calum ein wenig an: "Das der Tag nicht besser werden kann, als Calum und ich an der Heiligen Quelle auf Lou und Alun treffen. Und nun seid ihr Beide auch noch hier", 
er grinste: "Ihr habt mich nicht  wirklich überrascht. Ihr wart plötzlich in meinem Geist. Es ist lange Zeit her, dass sich die Falken an einem Ort gesammelt haben. Ich vermutete euch  im Norden bei Cathbad"

Dunduvan war mit Sicherheit der Einzige unter uns, der eines Tages ein perfekter Druide sein würde. Vorausgesetzt, wir lebten so lange. Er war derjenige, der von uns das meiste Wissen vorweisen konnte und kannte sich hervorragend mit Heilkräutern und Giften aus. Daher war es nur logisch, dass er aus dem frischen Bärlauch einen Verband für mich machte. "Danke, Bruder!" Ich hatte keinen Zweifel daran, dass die Wunde morgen schon wesentlich besser aussehen würde. Wahrscheinlich besaß er sogar die Fähigkeit, die Wunde wegzuzaubern. 

“Dann muss ich lernen, leiser zu gehen, damit ich auch dich überraschen kann“, meinte ich und einer meiner Mundwinkel zog sich leicht dabei nach oben. Ich erhob mich und ging zu der kleinen Stelle am Hang, wo man gut hinunterklettern konnte. Der Abhang war nicht groß, aber da vermutlich alle aufschreien würden, wenn ich in die Quelle springen würde, wählte ich den weniger provokativen Weg hinab. Auf halben Weg quakte es neben mir und ich hielt inne, suchte die Erdspalte und griff zielsicher hinein. Heraus kam eine dicke, fette, dunkelbraune Kröte, der es ganz und gar nicht gefiel, von mir gestört zu werden. Jetzt grinste ich richtig und stieg ganz nach unten, meinen Schatz in der Hand haltend, während ich auf meine Brüder zuging.

Cinead kam hinter ihnen aus dem Wald. Der war heute eine echte Spaßbremse. Vielleicht war er müde. Ich zeigte ihm grinsend die Kröte und fing dann an, sie leicht mit meinem Messer in den Rücken zu pieksen. Nicht so sehr, dass ich sie wirklich verletzte, aber so sehr, dass sie jetzt richtig genervt von mir war und anfing, dicken Schleim zu produzieren.
“Was macht ihr alle hier? Wir sollten euch in Cheddar treffen“, fragte ich Dunduvan, während ich nebenbei anfing, den weißlichen Schleim vom Rücken der Kröte mit dem Messer zu kratzen und in eines der Gefäße an meinem Gürtel nach und nach zu streifen. Daraus würde ich später ein paar nette Sachen machen.
Ich hielt Dunduvan die Kröte dann wie zum Geschenk hin. Vielleicht wollte er auch was haben. In dieser Hinsicht war er von meinem Brüdern fast der normalste, denn er konnte damit was anfangen und schaute dann nicht nur doof, wie beispielsweise Louarn. Mein Blick fiel auf Alun und verengte sich. “Du solltest dir was vernünftiges anziehen, Alun, bevor es zu Verwechslungen kommt. Oder ist es dafür schon zu spät?“ Immerhin trug er einen Verband.

Den Teil der Frage nach Cathbad ließ ich für meinen Bruder offen. Sollte er erklären, was unser selbsternannter Gefängniswächter gesagt hatte und warum wir hier waren. Immerhin wusste Cinead da ohnehin mehr als ich, da Cathbad mir nicht immer alles erzählte.

Ciaran kam herunter gestiegen und hatte eine häßliche fette Kröte dabei, die er doch glatt Dunduvan vermachen wollte. Er war also auch noch immer der Alte. Nur dummes Zeug im Kopf und immer einen lockeren Spruch auf der Zunge! Als er mich dann in meiner römischen Aufmachung sah und sich seine Augen verengten, machte ich mir dann schon ein paar Sorgen. Doch ich grinste nur, denn ich wusste ja, aus welchem Mund die Drohung kam. "Tja, ich hab mich eben, im Gegensatz zu dir, in den letzten zwei Jahren in der Zivilisation herumgetrieben." gab ich ihm immer noch grinsend zur Antwort, denn ich freute mich einfach nur, ihn zu sehen.
Was aber Dunduvan dann erzählte, Cathbad habe ihn mit einem Fluch belegt, ließ mich dann aufhorchen. Was da wohl passiert war? Sicher würde ich es noch erfahren.

Ich trat gemütlich hinter Ciaran aus dem Wald hervor, da ich diese Show nicht unbedingt brauchte. Ihm machte das Spaß und das war die Hauptsache. Als er da mit der Kröte herumstocherte, weil ihm bestimmt wieder fad im Kopf war, ließ mich persönlich kalt. Die Kröte könnte mich nicht weniger kümmern und sie würde schon davonhopsen, wenn ihr Ciaran auf den Wecker ging. 

Mein Erstaunen war dafür umso größer, als ich nicht nur Dunduvan und Calum, sondern auch Louarn und Alun sah. Die Götter mussten dieses Zusammentreffen gewollt haben, den wie Ciaran schon gesagt hatte, sollten wir die anderen in Cheddar und um Iscalis herum ausfindig machen und treffen. "Wir waren auch im Norden bei Cathbad und sind wie die Wilden von Cair Amain bis hierher in den Süden geritten auf Cathbads Anweisung." Was diese Anweisung genau war, ließ ich offen - immerhin bezog sie sich nicht auf Beltane oder die Quelle. 

Auf rührselige Umarmungen konnte ich verzichten, aber ich klopfte meinen Brüdern auf die Schulter und ehe es hier nur so Umarmungen hagelte, lenkte ich das Gespräch lieber auf die weltlichen Dinge. "Wir haben ein Reh mitgebracht. Ich bringe es zu den Hütten, damit wir was zwischen die Zähne bekommen. Reden können wir später noch, wenn wir das Tageslicht verloren haben." Ohne weitere Worte drehte ich mich schmunzelnd um und holte dann mein Pferd, das das tote Viech hinten drauf hatte und mittlerweile wirklich einen Waschgang vertragen konnte und begann es in die Richtung der Hütten der Priesterinnen zu führen.

Und natürlich kam dann auch Cinead um die Ecke und sah mindestens genauso verwundert aus, uns zu sehen. Aber er war, ähnlich wie sein Bruder, keiner von der rührseligen Sorte, der vor lauter Freude seine Brüder umarmte. Er war schon immer eher pragmatisch veranlagt gewesen. So auch jetzt, als er verkündete, er und sein Zwillingsbruder hätten ein Reh erlegt und er müsse es zuert in eine der Hütten bringen. Zumindest war damit das Abendessen gerettet! So schloss ich mich auch meinen Brüdern an.