RE: Haustür (Ianua)
Bei dem Hinweis, den ersten Fuß zuerst über die Schwelle zu setzen, stutzte Menecrates. Unwillkürlich blickte er nach unten und ließ die Bitte auf sich wirken, bevor er sich in Bewegung setzte. Er kannte diese Gepflogenheit nicht, weswegen er - einmal eingetreten – sich zu Serena umwandte.
"Glück kann nie schaden. Was meinst du, wollen wir das zukünftig auch bei uns so handhaben?" Er hätte es allein beschließen können, bezog aber bewusst Serena mit ein, damit sie sich als vollwertiges Familienmitglied fühlen konnte und schnell einlebte. Linos stand in Hörweite.
Inzwischen traf der Hausherr ein, sorgte für die erstrebten trockenen Hände und hieß willkommen.
"Ich grüße dich ebenfalls, Furius Saturninus, und bedanke mich für die Einladung", antwortete Menecrates, erwiderte den Griff am Unterarm und nickte zur Bestätigung, dass die Sklaven im Personalbereich warten würden. Er blickte zu Serena und legte die Hand an ihr Schulterblatt, um zu signalisieren, dass sie mit ihm kommen und nicht zurückbleiben möge, bevor er sich erneut an Saturninus wandte.
"Wenn es genehm ist, würde ich gern meinen Verwalter bei mir wissen. Ich gehe von vielen Informationen aus, die ich mir kaum merken und erst recht nicht während des Speisens notieren kann. Ein Hocker am Rande?" Er bat mit Blicken, wohl wissend, dass es nicht den Gepflogenheiten entsprach, aber er war beim Einleben auf die Hilfe jener angewiesen, die schon länger hier wohnten und gewiss viel erzählen konnten. Mangels fehlender Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig ausführen zu können, griff der Claudier oft auf seinen Verwalter oder einen persönlichen Sekretär zurück.
Als der Gastgeber seine Worte an Serena richtete, staunte Menecrates, denn dergleichen würde nie in seine Gedanken, geschweige denn über seine Lippen kommen. In seiner Veranlagung nüchtern, im Denken zielgerichtet weder rechts noch links blickend, abwägend zwar, aber immer schnörkellos, bot der Claudier sicheren Halt, diesen aber wenig wattiert. In Erwartung glänzender Augen bei seiner Nichte, blickte er zu ihr und beobachtete ihre Reaktion, aus der er allerdings nicht schlau wurde. Die Eigenarten und Ausdruckweisen von Frauen gaben ihm Zeit seines Lebens Rätsel auf, so auch hier, wo er nicht hätte sagen können, ob die Verlegenheit romantischen oder unangenehmen Ursprungs war. Die Personen in seiner Umgebung mussten mit ihm reden, damit er sie verstand.
Um nicht wie ein Trottel dazustehen, warf Menecrates scherzhaft ein: "Die Brüder? Meines Wissens sind Brüder nicht an der Vererbung beteiligt." Er grinste, während er gleichzeitig hoffte, damit die Konversation damit auf ein geringeres dichterisches Niveau zu bugsieren.
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