02-29-2024, 05:40 PM,
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Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Saturninus hatte Niamh seinen Köchinnen Sabi und Seang übergeben:
"Das ist Niamh. Bitte kümmert euch um sie, badet sie, kleidet sie an und gebt ihr zu essen. Die alte Tunika könnt ihr verbrennen"
Er ging, um seine Frau Serena von ihrem " Gast " zu unterrichten.
Die Schwestern Seang und Sabi waren freie Keltinnen aus Iscalis, die nun schon lange im furischen Haushalt arbeiteten.
Er hoffte sehr, dass die beiden meist fröhlichen Angestellten Niamhs Vertrauen gewinnen konnten. Sie kamen herbei, stießen Rufe des Mitleids aus, nahmen Niamh erst einmal mit in das Sklavenbad, wuschen, kämmten sie und ölten sie ein:
"Wir heißen Sabi und Seang. Wir arbeiten hier. Keine Sorge, wir kümmern uns um dich!"
Dabei bemerkten sie die Zink- und Bleipaste, die der Sklavenhändler in Niamhs Halswunde gestrichen hatte.
"Das wird weh tun, doch das Zeug muss runter", sagte Seang. Sie versuchte, ganz vorsichtig zu sein, doch Niamh zuckte bestimmt einige Male zusammen.
"Es tut uns so leid", sagte Seang: "Wir wollten dir nicht wehtun. Aber dieser Dreck hat die Wunde entzündet. Ich streiche dir Honig drauf und darüber Schmalz, dann wird es bald heilen"
Währendessen hatten andere fleißige Hände das Gästezimmer gerichtet. Es war ein zweckmäßig eingerichtetes römisches Cubiculum. Doch ein großes, vergittertes Fenster führte in den Garten. Die Dienerinnen bauten die Fensterläden ab und ließen frische Luft in den Raum.
Dann zogen sie Niamh eine saubere, rauchblaue Tunika über und führten sie zu dem Bett, das dort in der Mitte des Zimmers stand. Je eine Schwester setzte sich links und rechts. Sie waren so freundlich wie wachsam, denn Niamh durfte natürlich nicht abhauen.
"Bald kommt der Frühling! Ist das nicht schön?!", erzählte Sabi, die die Jüngere war.
"Ja, weil du einen Beltaneschatz hast", warf ihre ältere Schwester ein. Sabi ließ sich nicht beirren: " Wenn es dir wieder besser geht, hilf uns die Villa zu schmücken. Du bist doch eine neue Sklavin, nicht wahr? Darfst du deinen Namen behalten? Wo kommst du her? Warum bist du so dünn? Hattest du es in deinem vorigen Haushalt nicht gut?
Den Dominus kennst du ja schon. Seine Frau ist die Herrin Serena. Sie ist freundlich, aber man muss ihr gehorchen. Und ein winziges Töchterchen, das Saturnina heißt, ist im Haus. Wir nennen sie Ninni"
Sabi brachte eine kräftige Hühnerbrühe aus der Küche und mit vielen Worten versuchte sie, Niamh zu füttern. Was sie nicht schaffte, stellten sie auf einen kleinen Beistelltisch. Dort gab es auch Wasser:
"Wieso haben sie dich nicht zu den anderen Sklavinnen gesteckt?", wollte sie wissen, doch da schüttelte Seang den Kopf und legte den Finger auf den Mund:
"Das wird sich gewiss alles klären. Ruh dich jetzt aus, Liebes, und schlafe ein wenig. Morgen ist auch ein Tag. Du bist gewiss erschöpft, meine Süße"
Die beiden Keltinnen, für die es Zeit war, nach Hause zu gehen, verschwanden. Niamh war nun alleine mit sich und ihren Gedanken.
* Sim off: Sprüche Salomos, Kap. 26 Vers 1: "quomodo nix aestate et pluvia in messe sic indecens - wie Schnee im Sommer und Regen zur Erntezeit"; Bildnachweis: Artbreeder
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03-01-2024, 12:39 AM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Es war ein seltsames Gefühl, das mich seit dem Sklavenmarkt beschlich. Zum einen war ich überglücklich, endlich von dort fortgekommen zu sein, doch zum anderen musste ich nun akzeptieren, dass ich meine Freiheit verloren hatte und nun eine Sklavin war – ausgerechnet die Sklavin des Mannes, der an meiner Misere schuld war.
In meiner viel zu kurzen Tunika und barfuß folgte ich Furus Saturus und seinem Sklaven zu seinem Haus. Palast wäre sicher das passendere Wort gewesen. Bis dahin war ich noch nie in einem so großen Haus gewesen. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das war vielleicht auch gut so, denn so musste ich nicht darüber nachdenken, was aus mir geworden war.
In seinem Haus übergab er mich in die Hände zweier keltischer Frauen: Sabi und Seang. Sie waren Schwestern und wollten sich um mich kümmern. Zuerst zögerte ich, denn die letzten Menschen, die sich um mich kümmern sollten, hatten mich getreten und geschlagen. Doch die beiden erwiesen sich als sehr freundlich und hilfsbereit. Sie wuschen mich und kümmerten sich auch um die Wunde an meinem Hals. Als sie versuchten, das widerliche Zeug abzubekommen, das mir der Sklavenhändler auf die Wunden aufgetragen hatte, tat das furchtbar weh. Ich zuckte jedes Mal, wenn sie dabei an meine Wunde kamen. Doch sie entschuldigten sich dafür und boten mir an, später etwas Honig auf die Wunde zu streichen, damit sie heilen konnte.
Sie kleideten mich in eine graublaue Tunika und führten mich in einen Raum mit einem Fenster, in dem ein Bett, ein Tischchen und eine Truhe standen. Ich nahm auf dem Bett Platz, und die beiden setzten sich links und rechts neben mich. Es war gar nicht so schlecht, dass sie mir Gesellschaft leisten wollten. So kam ich wenigstens auf andere Gedanken. Sabi sprach davon, dass der Frühling bald käme und dass es schon wäre. Ich lächelte still, denn es gab nichts, worauf ich mich freuen konnte. Die Erinnerung an das letzte Beltanefest befeuerte noch meine Schwermut. Die beiden Schwestern wollten die Villa schmücken und meinten, ich könne ihnen helfen, wenn ich mich etwas erholt hatte. Ich nickte schüchtern. Dann aber überschütteten sie mich mit Fragen. "Ja, ich denke schon", sagte ich. Den Namen Bestiola würde ich hoffentlich nie wieder ertragen müssen. "Ich komme aus Eiré. Vor über einem Jahr musste ich von dort weg. Meine ganze Familie wurde getötet. Mit viel Glück konnte ich entkommen", begann ich leise zu erzählen. "Ovidius, der mich gefangen nahm, gab mir nichts zu essen. Ich musste einen engen Eisenring um den Hals tragen. Daher auch die Wunde. Er behandelte mich wie ein Tier." Die beiden erzählten von Furus Saturus’ Familie. Seine Frau hatte ich an Lughnasadh in Cheddar gesehen. Inzwischen hatte sie ihr Kind geboren.
Später brachte Sabi mir eine Schale mit Hühnerbrühe und fütterte mich damit, als wäre ich ein kleines Kind. Doch ich ließ es wenigstens für eine Weile über mich ergehen. Irgendwann stellte sie die Schale auf das Tischchen. Dann ging die Fragerei weiter. Doch diesmal war es eine Frage, auf die ich keine Antwort geben konnte.
Inzwischen war ich müde geworden, und die beiden ließen mich dann auch irgendwann in Ruhe, damit ich ein bisschen schlafen konnte. Als die beiden gegangen waren, legte ich mich in das Bett und deckte mich mit der Decke zu. Eine Weile lag ich noch wach da und blickte auf den Tag zurück. Irgendwann aber fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.
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03-01-2024, 04:17 PM,
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Furia Serena
Geborene Lucretia Serena
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Beiträge: 212
Themen: 4
Registriert seit: Aug 2022
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Mein Mann hatte mich über Zuwachs in der Villa Furia informiert, aber als ich nach Niamh schauen wollte, schlief sie bereits. Die junge Frau musste schrecklich erschöpft sein, also beschloss ich am kommenden Tag nach ihr zu sehen. So begab ich mich mit Iolanthe, die die kleine Saturnina trug, und mit meiner Leibdienerin Phoebe zusammen früh morgens ins Gästezimmer. Viel klopfen mussten wir nicht, da Sabi anscheinend schon mit dem Frühstück da war. Sie hatte der Keltin eine dampfende Schale puls mit Früchten und Nüssen und etwas Honig gebracht, wie ich es auch gern aß.
"Guten Morgen, Sabi" sagte ich freundlich zu unserer Köchin. "Das sieht ja lecker aus. Richte mir auch bitte ein Schale, ja? Ich esse dann gleich etwas im Garten, damit Saturnina ein wenig frische Luft bekommt." Nun kam der kompliziertere Teil, denn mein Gatte hatte mich gewarnt, dass die Keltin kaum bis gar kein Latein sprach und ich die Sprache der Kelten nicht. "Bleib aber bitte noch einen Moment hier, Sabi." Phoebe hatte ein Weidenkörbchen mitgebracht, wie wir sie auch für Gäste bereit stellten mit einfachen Toilettenartikeln. Eine Waschschüssel, Nachttopf und Wasserkrug waren bereits im Zimmer.
Das Weidenkörbchen enthielt einen schönen Holzkamm mit geschnitzten Blumenverzierungen, einen einfachen Handspiegel aus poliertem Metall, der eher schmucklos war sowie mehreren Tüchern zum Säubern von Gesicht und Körper und einigen Tiegeln mit einem einfachen Parfüm, einer Fettcreme für rissige Haut und leichte Verletzungen und feiner zerstoßener Kalk zum Weißen von Zähnen und Gesicht. Zwischen den Tüchern lag auch noch ein Kräutersäckchen mit Lavendel und Ringelblume gefüllt gegen Ungeziefer und für einen angenehmen Geruch. Phoebe stellt das Körbchen auf der Wäschetruhe am Ende des Bettes ab, während ich unseren Gast begrüßte.
"Salve, Niamh aus Cheddar. Ich bin Furia Serena und das ist meine Tochter Furia Saturnina und deren Amme Iolanthe und meine Leibdienerin Phoebe. Ich möchte dich in der Villa Furia willkommen heißen als unseren Gast. Bitte erhol dich gut und wenn du dich stark genug fühlst, dann kannst du dich jederzeit an Sabi oder Seang wenden um auch etwas Zeit im Garten zu verbringen. Es ist ein herrlicher Sommertag heute und die frische Luft ist sehr gesund." Ich nickte Sabi zu, damit diese alles übersetzte, damit Niamh mich auch verstand.
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03-02-2024, 08:26 AM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Den Umständen zum Trotz, hatte ich sehr gut geschlafen.
Kein böser Traum hatte mich heimgesucht. Einfach nur die große Müdigkeit hatte dafür gesorgt, dass ich recht bald in einen tiefen Schlaf gesunken war. Vielleicht hatte das bequeme und wohlriechende Bett auch seinen Anteil daran. Als ich nun am Morgen erwachte, fühlte ich mich schon ein bisschen besser, erholter. Allerdings lag immer noch diese Schwere auf meinem Gemüt, die mir wieder bewusst wurde, als ich realisierte, wo ich war. Dies war zwar nicht der Stall, in dem ich zuletzt geschlafen hatte, als ich noch in Ovidius‘ Händen war. Es gab auch keinen zu engen Eisenring mehr, der an meinem Hals scheuerte. Ich lag auch an keiner Kette mehr, wie ein Hofhund. Dennoch gab es diese unsichtbaren Ketten, die mich nun hielten. Das Wissen, nun eine Sklavin zu sein, beherrschte all meine Gedanken.
Kurz nachdem ich aufgewacht war, erschien Sabi wieder und erkundigte sich freundlich, wie ich geschlafen hatte. Auf einem Tablett trug sie eine Schale, mit dampfenden Inhalt. Als der Geruch des Puls in meine Nase stieg, wurde mir sofort der Mund wässrig, und ich erinnerte mich daran, wie hungrig ich war. Die Köchin stellte die Schale auf dem Tischchen ab und reichte mir einen Löffel aus Horn. Außerdem schenkte sie mir einen Becher Wasser ein, den ich sofort trank. Danach wagte ich mich an den Inhalt der Schale. Es war ein Haferbrei mit Früchten, Nüssen und Honig. Vorsichtig probierte ich einen Löffeln und schon entfaltete sich der süßliche Geschmack. "Mmh, das schmeckt gut!" sagte ich Sabi. Ich wollte mir schon den nächsten Löffel holen, als sich plötzlich die Tür öffnete und die Herrin des Hauses, ihr kleines Töchterchen und ihre Dienerinnen eintraten. Eine der Dienerinnen hielten ein Weidekörbchen in Händen, das sie auf der Kommode abstellte, auf der bereits eine Waschschüssel und ein Wasserkrug stand.
Sofort ließ ich von dem Löffel ab und erhob mich. Ich spürte, wie sich mein Körper anspannte. Die Hausherrin begrüßte freundlich die Köchin und warf einen Blick auf mein Frühstück. Ich konnte beileibe nicht alles verstehen, was sie sagte. Doch ich glaubte, den Sinn dahinter zu verstehen.
Sabi entgegnete den Morgengruß und wollte schon gehen, doch auf das Bitten der Hausherrin blieb sie noch, da sie für sie noch übersetzen sollte. Die Hausherrin begrüßte mich und stelle sich, ihre Tochter und die beiden Dienerinnen vor.
"Salve, Furia Serena", entgegnete ich vorsichtig auf Latein, weil mir die Worte noch nicht so einfach über die Lippen kommen wollten. Als sie sagte, sie wolle mich als ihren Gast in der Villa Furia willkommen heißen, stockte mir kurz der Atem. Sicher war das eine Verwechslung oder man hatte sie falsch informiert. Dennoch maßte ich mir nicht an, sie zu korrigieren. Ich sollte mich noch gut erholen und wenn ich mich stark genug fühlte, könnte ich einige Zeit im Garten verbringen. "Danke, du bist sehr freundlich, Herrin. Möge die große Mutter dich und dein Kind beschützen!" Die Sprache, die die Leute hierzulande sprachen – Gwens und Louarns Sprache - kam mir wesentlich leichter über die Lippen. Nur mit Ceridwen hatte ich meine Muttersprache sprechen, seitdem ich hier war.
kursiv = Latein
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03-06-2024, 02:50 PM,
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Furia Serena
Geborene Lucretia Serena
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Beiträge: 212
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Registriert seit: Aug 2022
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Die Kommunikation lief ein wenig schleppend, da Sabi immer hin und her übersetzte. Auf lange Sicht wäre es leichter, wenn die Keltin besser Latein lernen würde, wenn sie länger zur Rekonvaleszenz hier in der Villa Furia bleiben wollte. Wirklich viel wusste ich über die Frau ohnehin nicht und ich hatte sie auch nur kurz davor im Vorbeigehen gesehen bei festlichen Anlässen.
Nunja, weiter im Programm. "Danke für den Segen deiner Götter. Niamh ist ein schöner Name. Falls du deiner Tante eine Nachricht schicken willst, so kannst du dich gerne an die Sklaven des Hauses wenden, die deiner Bitte gerne entsprechen." Die Dorfälteste von Cheddar war für mich eine zwielichtige alte Vettel, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich würde nicht mit ihr verwandt sein wollen.
Ich deutete auf das Weidenkörbchen mit Tüchern und Tiegelchen, etc. "Ich hoffe, dass in dem Körbchen alles ist, was du benötigst. Falls nicht so lass es Phoebe wissen und sie kümmert sich darum. Baden kannst du natürlich auch jederzeit. Sabi kann dir alles zeigen" meinte ich schmunzelnd.
Danach wandte ich mich an Sabi und trug ihr auf, dass Niamh für heute zumindest Essen auf dem Tablett serviert in ihrem Zimmer bekam zur Erholung. Leichte Kost, Früchte und Nüsse, ein wenig Fisch. Mal schauen, wie sich die Wunde machte und ob wir den Medicus brauchten. Aktuell schien alles im Griff zu sein und keine Entzündung vorzuliegen.
Dann beriet ich mich kurz mit Phoebe und kam zu dem Schluss, dass wir Niamh noch zwei andere Tuniken schicken würden. Als Gast sollte sie nicht die blauen Tuniken der Sklaven tragen und bei dem Wort Gast war mein Mann sehr explizit gewesen. "Ich denke dunkelgrün und dunkelblau." Phoebe brauchte nicht lange um die gesuchten Kleidungsstücke zu finden und legte diese neben das Körbchen.
Kurz meldet sich Saturnina und ich nahm sie Iolanthe aus den Armen und wiegte die Kleine ein wenig, während Sabi alles übersetzte und beschrieb. "Hast du noch Fragen, Niamh?" fragte ich freundlich, während ich leicht mit dem Baby auf dem Arm wippte.
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03-07-2024, 12:36 AM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Die liebenswürdige Sabi übersetzte jedes Wort sorgsam, während ein mildes Lächeln meine Lippen umspielte. Die Hausherrin bedankte sich für meinen Segenswunsch und fügte hinzu, dass ihr mein Name gefalle, während sie mich ermutigte, Ceridwen eine Nachricht zukommen zu lassen. Dafür bedankte ich mich, allerdings bezweifelte ich, ob ich das wirklich wollte. Eigentlich wollte ich weder Ceridwen noch Louarn wiedersehen, denn das würde den Schmerz nur noch größer werden lassen. Ich hoffte, ich würde irgendwann darüber hinwegkommen.
Ihr Finger wies auf das Weidenkörbchen hin, das von ihrer Sklavin mitgebracht worden wurde. Neugierig betrachtete ich die verschiedenen Behältnisse und freute mich darauf, sie genauer zu erkunden. Die Möglichkeit, wieder zu baden, wurde mir auch angeboten, und ich spürte bereits die Vorfreude auf das entspannende Erlebnis, das das warmes Wasser versprach.
Während Furia Serena weiterhin mit Sabi sprach, vertiefte ich mich in die Betrachtung der Töpfchen und schnupperte vorsichtig an ihrem Inhalt. Der entzückende Kamm im Körbchen zog ebenfalls meine Aufmerksamkeit auf sich.
Später brachte die Sklavin der Hausherrin zwei weitere Tuniken, eine in dunkelgrün und die andere in dunkelblau. Die Großzügigkeit überraschte mich, und ich konnte nicht umhin, meine Dankbarkeit zu bekunden. Die beiden Kleidungsstücke gefielen mir außerordentlich, und der Gedanke, sie mit einer selbst gewebten Bordüre zu verzieren, keimte in meinem Kopf.
Als plötzlich das kleine Mädchen der Hausherrin das Wort ergriff, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaute auf. Die junge Mutter hatte ihr Kind in den Arm genommen und wiegte es liebevoll. Sabi fasste zusammen, worüber sie mit Furia Serena gesprochen hatte. Außerdem wollte sie wissen, ob ich noch Fragen hätte. Ich aber schüttelte meinen Kopf und bedankte mich herzlich: "Im Moment nicht. Vielen Dank, Herrin, für all das! Das übertrifft meine Erwartungen bei Weitem."
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03-07-2024, 05:47 PM,
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Saturninus hatte sich über Niamh Gedanken gemacht. Das er ihr die beste Behandlung zukommen ließ, war nicht reiner Menschenfreundlichkeit geschuldet. Rom war großmütig und großzügig. Wer, wenn nicht er, war Rom?
Die gekreuzigten ehemaligen Minensklaven, die zur Zeit links und rechts an den Römerstraßen hingen, waren nach Saturninus Ansicht notwendig. Aber ihre Bestrafung war entschieden nichts, um das Vertrauen und die Mitarbeit der Bevölkerung zu gewinnen. Obwohl manche dieser Kerle durchaus notorische Verbrecher waren und jede Strafe verdient hatten. Einige jedoch hatten nichts anderes getan, als versucht zu fliehen und andere waren noch sehr jung oder eben unglückliche Sklavinnen aus dem Bergwerksbordell gewesen. Sie alle erwartete ausnahmslos das Kreuz.
Es wurde Zeit, dass man dieses hässliche Gesicht Roms wieder kompensierte. Und was gab es Besseres, als die rührselige Geschichte eines jungen Mädchens, das sein Patron freigekauft hatte, um es wieder in die Arme seiner liebenden Familie zurück zu führen?
Die sorglose Gediegenheit, die schöne Umgebung, das war genauso Rom. Niamh kannte bisher nur Erwan und Tribun Ovidius. Nach Saturninus Ansicht hatte sie ein bemerkenswertes Geschick, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Kein Wunder, dass sie die Römer verabscheuen musste.
Aber wie hieß das Sprichwort: Wer mich geschlagen hat, wird mich heilen...
Außerdem gab es noch mehr Geheimnisse um Niamh. Damals bei den Pferderennen zu Ehren des LAPP hatte Ceridwen dem Furius verraten, dass die junge Frau in Wirklichkeit eine hibernische Fürstentochter war. Vielleicht konnte man sie nach Hibernia zurückschicken und verheiraten. Sie wäre dann auf alle Fälle wegen ihrer Rettung den Römern zum Dank verpflichtet, vielleicht auch pro-römisch. Das war aber erst einmal Zukunftsmusik, die Saturninus zunächst mit Niamh und dann mit Petilius Rufus besprechen müsste. Könnte Niamh politisch wichtig werden, würde der Statthalter ihr ungezogenes Betragen vielleicht nicht mehr nachtragen.
Saturninus klopfte an die Tür des Gästezimmers. Er fand Serena und Saturnina und die beiden keltischen Köchinnen bei der Rekonvaleszenten.
Seiner Tochter gab er einen Kuss auf ihr Köpfchen, Serena nickte er zu. Er sah zwei neue Tuniken und ein Körbchen mit Ölen und Tiegelchen bei Niamhs Bett. Serena war die Beste:
"Salve meine Gemahlin. Ich danke dir, dass du so tatkräftig die Pflege unseres Gastes übernommen hast. Wie geht es dir denn , Niamh?"
Saturninus blieb an Serenas Seite stehen, sehr bewusst, dass sie in diesem Moment das Bild einer römischen Familie boten, die sich in Liebe und mit Respekt zugetan war. Niamh sollte wissen, dass sie in eine gute Familie hineingeraten war; selbst die furischen Sklaven waren reinlich gekleidet und gut ernährt...
"Ich werde deiner Tante in Cheddar so schnell wie möglich Bescheid sagen, dass du in unserer Obhut bist. Soll noch jemand benachrichtigt werden?", seine dunklen Augen ruhten auf Niamh
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03-08-2024, 12:03 AM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Im nächsten Moment klopfte es erneut an der Tür. Als sich die Tür des Gästezimmers öffnete und Furus Saturus, der (wie ich erfahren hatte) eigentlich Frurius Saturnus hieß, eintrat, spürte ich einen Anflug von Nervosität. Mein Blick, der zuvor auf den beiden hübschen Tuniken gelegen hatte, richtete sich nun unsicher auf den Hausherrn. Diese Unbefangenheit, die ich eben im Umgang mit Furia Serena und den beiden Keltinnen empfunden hatte, war plötzlich wie weggefegt. Furius Saturnus' Anwesenheit verlieh dem Raum eine unerwartete Steifheit.
Ich legte die beiden Tuniken wieder beiseite und wandte mich zu ihm um. Er küsste sein Töchterchen und blieb neben seiner Frau stehen. Das Bild einer harmonischen Familie entfaltete sich vor mir, und es erinnerte mich an meine eigene Familie, während er das Wort an mich richtete und wissen wollte, wie es mir ging. "Ich erhole mich gut, Herr. Danke für deine Gastfreundschaft." Sabi übersetzte alles, was ich sagte. Mein Blick wanderte zu den neuen Tuniken und dem Körbchen mit den Tiegeln am Rand des Bettes. Ein Lächeln, zaghaft und doch aufrichtig, legte sich auf meine Lippen, denn ich spürte eine Mischung aus Dankbarkeit und Unsicherheit in diesem Moment.
Furius Saturnus' dunkle Augen ruhten auf mir, als er mir versicherte, er wolle meine Tante in Cheddar informieren, dass ich hier war. Außerdem fragte er, ob noch jemand benachrichtigt werden sollte. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Mein Lächeln war inzwischen wieder verschwunden. "Nein, niemand sagen", versuchte ich mich auf Latein zu verständigen. "Es gibt sonst niemanden mehr," fügte ich schließlich noch in der Sprache der Einheimischen hinzu und kämpfte darum, keine Tränen zu vergießen.
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03-10-2024, 03:04 PM,
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
"Gar niemandem sagen?", fragte Saturninus und bediente sich Sabis Übersetzung. Ein wenig war er verwirrt über Niamhs Abwehr, aber dann dachte er bei sich, dass sich das arme Mädchen vielleicht schämte.
Der Furius erinnerte sich daran, dass Niamh Pferde mochte. Ein Fohlen konnte er ihr schlecht in den Garten stellen, doch eventuell hatte sie auch Freude an anderen Tieren:
"Magst du kleine Katzen? Ich könnte dir eine vom Landgut herbringen lassen zur Gesellschaft?"
Zumindest seine Cousine Stella war vernarrt in die kleinen Pelzwesen, und es war auch lustig anzuschauen, wie sie miteinander spielten.
"Jetzt werde erst einmal gesund", sagte Saturninus freundlich: "Und wenn du wieder aufstehen und im Garten umhergehen kannst, reden wir noch einmal in Ruhe"
Er wandte sich zum Gehen; bevor er ging, suchte er noch einmal den Blick seiner Frau: Wer wusste schon, was Niamh alles zugestoßen war, dachte er.
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03-11-2024, 10:13 AM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Gästezimmer - Wie Schnee im Sommer *
Betrübt schüttelte ich verneinend meinen Kopf. Louarn würde es nicht mehr interessieren. Und falls doch, sollte er es nicht wissen, was mir alles widerfahren war, damit er sich keine Vorwürfe machen musste. Ich war froh, dass der Furius nicht noch einmal gezielt nachfragte. Auch sonst hielt er sich mit seinen Fragen zurück. Als er jedoch fragte, ob ich Katzen mochte, schaute ich ihn völlig verständnislos an. "Kat-sen?" wiederholte ich, so gut ich dieses Wort eben aussprechen konnte und sah mich fragend zu Sabi um. "Was ist Kat-sen?" Die Köchin erklärte mir dann, dass es sich bei Katzen um kleine flinke Tiere handelte, die in etwa die Größe von Hasen hatten. Allerdings trugen sie kurze Ohren und einen langen Schwanz. Ich war mir sicher, dass ich solche Katzenhasen noch nie gesehen hatte und fragte mich, was ich mit solchen Tieren anfangen sollte. Wenn es Katzenhasen in meiner Heimat gegeben hätte, dann hätte ich sicher welche von ihnen mit Pfeil und Bogen geschossen, so wie ich es früher oft getan hatte, wenn mich mein Vater mit auf die Jagd genommen hatte. Schließlich wandte ich mich dem Römer wieder zu. "Kat-sen essen?" fragte ich und unterstützte meine Frage mit einer Geste, zuckte dann aber mit den Schultern, da ich nicht wusste, wie sie schmeckten.
Schließlich meinte er noch, ich sollte erst einmal wieder gesund werden. Danach wollte er noch einmal mit mir reden. Nun ja, das klang im ersten Moment nicht bedrohlich. Dennoch beunruhigte es mich, wenn er mich dann über Erwan ausfragen würde.
kursiv = Niamh versucht sich in Latein
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