Es war in einer der letzten Wochen, an denen die Vexillation T.
O.D. noch bestehen sollte. Sie sollte
bald ganz aufgelöst werden, was jedoch zu diesem Zeitpunkt noch kein Mensch ahnte.
Optio scholae, also der Optio, der aus der Mannschaft als Leiter eines einmaligen Einsatzes bestimmt war, war ein gewisser
Gaius Plinius Gallus, ein erfahrener Soldat, der sich auch schon bei der
Razzia in Cheddar durch tierische Entschlossenheit hervorgetan hatte.
Die Vexillation war auf Grund eines Berichtes des Tribunen Maecius unterwegs. Die Teilnehmer an der
Tribunenjagd des diesjährigen Herbstes waren mitten im Wald auf einen fürchterlich zugerichteten Leichnam, der auf einer Lichtung in den Bäumen hing, gestoßen. Sie hatten den Mann beerdigt, aber die ganze Angelegenheit stank förmlich nach Menschenopfer, Druidenzauber und irgendeiner widerlichen Hexerei. Die Vexillation stand im Ruf, ebenso berüchtigt wie furchtlos zu sein. Dennoch war es eine Angelegenheit, ein schlafendes und halbromanisiertes Dorf zu überfallen, eine andere, sich in die Wälder Britanniens zu wagen, um den Tatort noch einmal zu besichtigen, Spuren zu sichern - und nach dem Täter/ den Tätern zu fahnden.
Die Wälder hatten den Nachteil, dass die römischen Soldaten dort nicht ihre größte Stärke, die Formation, ausspielen konnten. Zwar war der Weg nicht völlig überwuchert, aber einige Male waren sie gezwungen, im Gänsemarsch zu gehen. Zweige knackten unter ihren Stiefeln, das Rätschen eines Eichelhähers warnte vor ihnen.
Plinius schritt vorneweg, alle Sinne gespannt, eine Hand leicht auf den Schwertgriff gelegt. Bisher war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Dennoch fühlte er ein Unbehagen, das ihm im Nacken saß wie eine Garotte, ein Gefühl, wie vor einer Schlacht.