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Stallungen beim Wagenrennen
12-19-2023, 11:40 AM,
Beitrag #21
RE: Stallungen beim Wagenrennen
Und wie ein böser Geist kam die Hexe auch, kaum dass ich sie erwähnt hatte, und bewies, dass meine Worte sowas von wahr waren. Ich ließ Niamh los und stellte mich schützend zwischen sie und Ceridwen und ließ meiner sehr wohl berechtigten Wut auf sie freien Lauf. “Du Hexe! Hast du noch nicht genug Unheil angerichtet? Musst du jetzt auch noch ihr Leben verfluchen?“ pampte ich sie an und baute mich bedrohlich vor ihr auf. “Verschwinde und tritt mir besser nie mehr unter die Augen. Ich töte Frauen nicht gerne, aber glaub nicht, dass ich davor zurückschrecke“, machte ich meinen Standpunkt ihr gegenüber mehr als deutlich. Mit diesem Verrat brauchte sie nicht mehr auf mein Wohlwollen zu hoffen. Sie hatte Niamh in diese Situation geführt und jetzt mit ihrer Geschichte noch zusätzlich in Gefahr gebracht, und das konnte und wollte ich nicht dulden. Diese Frau brachte nichts als Missgunst und Hass hervor und verfluchte damit alle, die in ihrem Umfeld waren.

Nachdem ich klar gemacht hatte, dass Ceridwen verschwinden und Niamh in Ruhe lassen sollte, wandte ich mich ihr wieder zu. “Ich kann nicht weg. Ich kann dich jetzt nirgends hinbringen, Niamh. Es geht nicht. Ich muss mindestens die nächste Woche in Iscalis bleiben.“
Das hatte ich ihr ja eigentlich alles erzählen wollen, aber ganz sicher würde ich keinen Ton über das warum verlieren, solange Ceridwen irgendwie lauschen konnte. Der Frau traute ich kein kleines bisschen mehr. Die Lügengeschichte über Cathbad hätte ich ja vielleicht noch verzeihen können, aber das hier heute, was sie hier angerichtet hatte, dass sie Niamh erneut durch ihre eigene Eitelkeit und Dummheit das Zuhause nahm, das verzieh ich ihr niemals.

Auch wenn es letztendlich vielleicht sogar gut war, weil Niamh so von mir loskäme. Ob sie jetzt zu den Priesterinnen gehen würde oder anderswohin, ich würde ihr nicht folgen. Ich konnte nicht. Ich hatte meine Aufgabe. Ich hatte sie für Niamh etwas zurückgestellt, um ihr einen Platz in meinem Leben einzuräumen. Aber wenn es zu der Entscheidung kommen musste, ob sie oder meine Brüder, dann würde ich meine Brüder wählen. Immer.
“Ich kann dir ein Pferd besorgen und dir beim packen helfen. Aber ich muss hier bleiben, Niamh.“ Auch wenn ich es hasste, sie ohne Schutz zu lassen. “Vielleicht können wir jemanden im Dorf finden, der dich zu den Priesterinnen begleitet. Oder wenn du ein paar Tage warten kannst, kann ich Madoc bitten. Du weißt schon, Boduognatus Neffe. Er schuldet mir noch einen Gefallen. Aber ich muss hier bleiben.“
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Falke
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12-23-2023, 09:51 AM,
Beitrag #22
RE: Stallungen beim Wagenrennen
Niamh lag ruhig in Louarns Armen. Sie fand Geborgenheit bei ihm, denn sie wusste, dass sie an seiner Seite hingehörte. Sie war fest davon überzeugt, dass Louarn sie nicht mehr verlassen würde. Er hatte nur eine Bedingung: Sie sollte sich in Zukunft von Ceridwen fernhalten. Obwohl Niamh nichts gegen Ceridwen hatte, war sie bereit, diese Bedingung zu erfüllen. "Ja, ich verspreche es!" versprach sie leise nickend. Ihre Tränen versiegten allmählich, nur gelegentlich war noch ein Schluchzen zu hören.

Kaum hatte sie ihr Versprechen gegeben, wurde sie aus ihrer Idylle gerissen. Sie hörte die Stimme der Gwrach, die ihren Namen rief und fragte, ob es ihr gut ginge. Erinnert an ihr gerade gegebenes Versprechen, nickte sie nur. Doch Ceridwen schien aufgeregt. Sie rief, dass Niamh hier weg müsse, denn dieser eine Mann aus der Loge, den sie erkannt hatte, hatte sich offenbar auch an sie erinnern können. 
Bei Ceridwens Worten weiteten sich Niamhs Augen. Die Geschichte, die Ceridwen den Römern aufgetischt hatte, und die daraus resultierenden Konsequenzen ließen Niamhs Herz schneller schlagen. Angst und Zorn breiteten sich in ihr aus. "Was sagst du da? Wie konntest du das nur tun? Du hast mich verraten!" rief sie vorwurfsvoll. Der Gedanke, Furus Saturus noch einmal nahe zu kommen, bereitete ihr Bauchschmerzen. Er wollte sie zu den Vorgängen in Erwans Haus befragen. Wenn er herausfände, dass sie das Urteil über den Gallier gefällt hatte, wäre sie in größter Gefahr. Ja, sie musste fliehen, und zwar sofort! Sie sollte ihr neues Zuhause verlassen, wo sie vielleicht die schönsten Tage ihres Lebens mit Louarn verbracht hatte.
Mit dem Ort, den Ceridwen vorschlug, verband sie schmerzhafte Erinnerungen. Die Quelle der Brigid war zwar ein ruhiger und besinnlicher Ort, aber was dort geschehen war, lastete schwer auf ihr. Sie dachte nur ungern an Beltane zurück!

Als Louarn Ceridwen sah, reagierte er sofort wütend und drohte ihr sogar. Aber er machte Niamh klar, dass er sie nicht fortbringen konnte, da er die nächsten Tage hier bleiben musste. Sie wusste nicht, was ihn hier hielt. Seine Brüder und er planten etwas, aber sie wollte gar nicht so genau wissen, was es war. Es schmerzte sie nur, dass sie ohne ihn gehen musste, obwohl er ihr helfen wollte und jemanden suchen wollte, der sie begleiten könnte.
"Wirst du dann später zu mir kommen? Zur Quelle der Brigid?", fragte sie ihn, denn nur das würde sie trösten können.
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12-23-2023, 11:31 AM,
Beitrag #23
RE: Stallungen beim Wagenrennen
Sie verstand nicht, was ich gesagt hatte. Ich nahm sie noch ein wenig beiseite, weiter weg von der Hexe, und beugte mich leicht zu ihr herunter, um ihr in die Augen sehen zu können. Verdammt, es war schwer, sie so zu sehen. Schwer, zu wissen, dass das ein Abschied sein würde. Aber was sollte ich denn machen? Meine Brüder im Stich lassen? Beweisen, dass Cathbad recht hatte und ich nur eine Verschwendung von Zeit und Ausbildung war? Egoistisch sein und mit ihr durchbrennen? So war ich einfach nicht. Ich könnte mich selbst nicht ertragen, wenn ich so wäre.

“Mein Platz ist hier, Niamh. Ich werde die Quelle vielleicht von Zeit zu Zeit besuchen, aber mehr nicht. Das ist kein Leben, Niamh. Ich will, dass du lebst, ja? Dass du lachst und Freunde hast und auf Festen singst und tanzt. Eine Zeit lang hab ich gedacht, dass das in Cheddar so sein könnte. Dass ich ein Teil davon sein könnte, ohne meine Aufgabe zu vernachlässigen. Ich hab dir gesagt, wer und was ich bin. Was ich tun muss. Wofür ich geboren wurde. Mein Platz ist hier, Niamh. Nicht wo anders.“
Ich wusste, ich würde ihr das Herz damit brechen, aber ich wollte keine Versprechen abgeben, die ich nicht halten konnte. Ich hatte es ihr gesagt, alles davon. Sie wusste, dass ich nicht einfach durchbrennen konnte.
Wäre auch ihr Platz hier, hätte es vielleicht sogar funktioniert. Aber das hatte Ceridwen zerstört. Ob Absicht oder nicht spielte dabei keine Rolle. Aber Niamh konnte nicht bleiben, und ich konnte nicht gehen.
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Falke
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12-24-2023, 09:47 AM,
Beitrag #24
RE: Stallungen beim Wagenrennen
Louarn begann sofort, gegen mich zu wettern. Doch ich ließ alles, was er sagte, an mir abprallen. Ich war darin geübt, mich ständig rechtfertigen zu müssen. Dies gehörte zu meinem Alltag, seit ich Mona verlassen hatte, anstatt mich dort selbst zu töten. Es schien, als hätte er auch Niamh gegen mich aufgebracht. Sie machte mir schwere Vorwürfe und glaubte sogar, ich hätte sie verraten. Dabei wollte ich sie doch nur schützen! Auch wenn es mir sehr wehtat, nahm ich es hin, statt ihr vorzuhalten, dass sie sich mit ihrer puren Anwesenheit hier selbst in Gefahr gebracht hatte. Wenigstens erkannte Niamh, dass sie nun wirklich fliehen musste. Doch ihr Beschützer schien keine Zeit für sie zu haben. Er sagte, er müsse in Iscalis bleiben und bot ihr an, ihr beim Packen zu helfen. Anstatt selbst mit ihr zu gehen, wollte er jemand anderen finden, der sie begleiten konnte. Das kam mir seltsam vor, da ich geglaubt hatte, Louarn hätte sich endlich dafür entschieden, sesshaft zu werden und mit Niamh glücklich zu sein, zumal sie die Götter doch um ein Kind von ihm gebeten hatte. Doch Louarn sah das etwas anders und das Gegenteil war der Fall! Die junge Frau durchschaute es nicht und fragte ihn, ob er später zur Quelle kommen würde. Seine Antwort war so grausam und schmerzhaft wie es nur ein Dolchstich mitten ins Herz sein konnte!

"Genug!" rief ich. "Du magst wohl Gift gegen mich versprühen, das ist mir gleich! Aber was tust du ihr gerade an? Hast du denn kein Herz? Was hat Cathbad nur aus dir gemacht?" entgegnete ich ihm mit fester Stimme. In meinem Blick lag nur noch Verachtung. Das Mitleid, das ich für ihn einmal empfunden hatte, war verflogen.

"Komm, Niamh, lass uns nach Cheddar zurückfahren. Hywel wartet bereits auf uns!" Ich streckte meine Hand nach ihr aus. Sie würde doch hoffentlich nicht länger an seiner Seite bleiben wollen, nachdem er sie nun von sich gestoßen hatte.
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12-24-2023, 12:07 PM,
Beitrag #25
RE: Stallungen beim Wagenrennen
Ceridwen reagierte nicht auf Niamhs Vorwürfe. Sie nahm alles mit stoischer Ruhe hin. Dabei war sie es gewesen, die Niamh immer wieder zur Vorsicht gemahnt und sie davor gewarnt hatte, den Römern zu viel Vertrauen zu schenken. Aber all das hatte Niamh ignoriert. Und selbst jetzt erkannte sie ihre eigenen Fehler nicht.

Noch immer lag sie in Louarns Armen und war davon überzeugt, dass er bei ihr bleiben würde. Sie träumte davon, irgendwann Kinder mit ihm zu haben und gemeinsam alt zu werden. Das war ihr größter Wunsch, um glücklich zu sein. Ein paar Tage ohne ihn hätte sie ertragen können, denn es war schon öfter vorgekommen, dass er nicht bei ihr sein konnte. Doch seine Antwort auf ihre Frage passte so gar nicht zu ihrem Wunsch. Als er seine Absichten klar und deutlich aussprach, wurde ihr bewusst, dass dies das Ende all ihrer Hoffnungen bedeutete. Er würde nicht mehr zu ihr kommen! Und wenn er zur Quelle kam, dann nicht wegen ihr! Sein Platz war hier, nicht bei ihr! 

Louarns Worte trafen sie wie ein Schlag. Sie spürte den Schmerz, der in ihr aufstieg, und wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Verwunderung und Entsetzen spiegelten sich in ihrem Blick wider. Sie löste sich von ihm. Bevor sie etwas erwidern konnte, rief Ceridwen plötzlich "Genug!" und stellte sich Louarn entgegen. Sie sprach das aus, was Niamh nicht zu sagen vermochte. Als Ceridwen dann ihre Hand nach ihr ausstreckte und sie aufforderte, mit ihr zu kommen, zögerte Niamh einen Moment. Dann ergriff sie ihre Hand, obwohl es ihr unglaublich schwerfiel. Aber sie sah ein, dass sie nicht länger bei ihm bleiben konnte. Das hätte sie nicht ertragen können.

Sie ließ sich von Ceridwen mitziehen. Gemeinsam eilten sie davon. Hywel, der Bauer aus Cheddar, brachte die beiden Frauen ins Dorf zurück. Dort packte Niamh schnell ein paar Sachen zusammen. Beim Schmied tauschte sie ihren Schmuck gegen ein Messer, zehn Pfeilspitzen und einen Bogen ein. Dann nahm sie sich ein Pferd von der Wiese am Dorfrand und ritt davon.
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12-24-2023, 01:45 PM,
Beitrag #26
RE: Stallungen beim Wagenrennen
Natürlich mischte sich die Hexe wieder ein und sprühte weiter Gift. Ich hatte den verdacht, dass es ohnehin ihr Ziel gewesen war, einen Keil zwischen mich und Niamh zu treiben, weshalb sie das alles hier überhaupt inszeniert hatte. Wahrscheinlich war es von Anfang an ihr Plan gewesen. Und natürlich nutzte sie diesen vulnerablen Moment weiter dazu, Niamh gegen mich aufzubringen, und stahl ihr damit die Chance, wirklich zu erkennen, dass ich das nicht tat, um ihr weh zu tun, sondern um ihr die Chance zu geben, ein echtes Leben anzufangen. Weil ich nicht das herzlose Monster war, als das mich Ceridwen gerade darstellte.
Was Cathbad aus mir gemacht hatte? “Eine Waffe“, antwortete ich dunkel und unmissverständlich. Denn das war es, was ich war, was ich immer gewesen war und was ich immer sein würde. Ein Messer, um in Roms Fleisch zu schneiden. Ein Pfeil, um die Ziele der Druiden zu treffen. Das war es, wofür ich geboren worden war. Was ich geschworen hatte, zu sein, noch ehe ich überhaupt verstand, was die Worte bedeuteten, die ich gesagt hatte. Der einzige Grund, warum ich lebte und nicht wie inzwischen alle meine Schwestern tot war.

Und natürlich ging Niamh mit ihr, schlug ihr gerade noch gegebenes Versprechen in den Wind und brach ihr Wort. Ich ließ sie gehen. Was sollte ich auch sonst tun? Den Kampf hatte ich schon verloren, ehe er angefangen hatte, denn es gab kein Ende, für das ich überhaupt hätte kämpfen können. Nachdem die Hexe ihr so perfides Netz gesponnen hatte, Niamh in die Ecke zu treiben, fort zu treiben von hier, von Cheddar, zu den Priesterinnen, ohnehin nicht. Wahrscheinlich hatte Ceridwen von Anfang an geplant, sie zu den Priesterinnen zu bringen und an diese zu binden. Immerhin hatte sie behauptet, selbst eine gewesen zu sein.

Ich stand da, während von der Arena her vereinzelter Jubel vom Wind herübergetragen wurde. Hier draußen war es kalt und windig und keine Menschenseele war mehr hier. Warum sollten sie auch, wo ihnen dort Tod und Unterhaltung geboten wurde? Ich stand einfach da und weigerte mich, an irgend etwas zu denken, bis ich mir relativ sicher war, dass Niamh genug Vorsprung hatte und wirklich weg war. Sie hatte sich entschieden, dass sie meine Hilfe nicht wollte, also nahm ich an, dass sie mich auch nicht mehr sehen oder richtig Abschied nehmen wollte. Sie wollte lieber die alte Hexe, also… naja, dann war es so. Ich atmete einmal tief durch und fuhr mit der Hand über Stirn und Haare. Den Schmerz ließ ich nicht zu. Nicht jetzt. Ich musste mich darauf konzentrieren, was wir in den nächsten Tagen machen wollten und durfte mich nicht ablenken lassen. Morgen würde ich meine Sachen aus Niamhs Hütte holen und Eoghan bescheid sagen, dass das Haus jetzt leer stand. Er hatte es gebaut, ich fand, es stand ihm zu, es weiterzugeben, wenn es gebraucht wurde. Ich könnte ja auch selbst einziehen, aber… das fühlte sich falsch an. Ich wusste noch nicht, wo ich bleiben würde, aber nicht dort mit den Erinnerungen an etwas, das nie würde sein können.

Erst einmal ging ich aber mein Pferd suchen und dann… nun, ich würde es sehen.
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Falke
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