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Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
12-04-2023, 05:48 PM,
Beitrag #71
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Als neuer Chef des Archivs hatte Leander nun weitaus mehr Befugnisse, als er es zuletzt hier in der Stadt hatte. Unter anderem konnte er Leuten Anweisungen erteilen und sie anleiten. Natürlich tat es das nicht unfreundlich oder herrisch, sondern wie gewohnt verbindlich und höflich. Dennoch hatten seine Kollegen schon feststellen müssen, dass sie ihm nicht mehr ungefragt ihre Arbeit aufbürden konnten, sondern selbst tätig werden mussten. Wenngleich er durchaus bei wirklicher Not auch mithalf und einige Arbeitsprozesse derartig vereinfacht hatte, dass die Abläufe nun auch flüssiger liefen und weniger Zeit in Anspruch nahmen als zuvor. Man merkte, dass Leander lange Jahre Maiordomus gewesen war und damit vertraut war, Menschen Tätigkeiten nach ihren Fähigkeiten zuzuweisen.

Und so war er auch heute im Bürgerbüro. Eigentlich nur, weil hier besseres Licht herrschte als im Archiv und er so besser arbeiten konnte. Deshalb saß er auch im Hintergrund, als der Princeps Officii mit einigen anderen Personen eintrat. Er schaute kurz zu ihnen herüber, da sie im Eingang erst einmal stehen blieben, was zwar den Verkehr behinderte, aber für Patrizier war das wohl zulässig. Zumindest würde niemand sie vom Gegenteil überzeugen wollen.
Als der Patrizier aber höchstselbst zum Schalter kam, stand Leander auf und wies mit einer Handbewegung an den eigentlich dort befindlichen, untergeordneten Beamten an, dass er sich selbst um diese Angelegenheit kümmern würde. “Salve, ehrenwerter Furius Saturninus. Auch euch Grüße, Gabinius Secundus und Furia Stella.“ Immer schön dem Rang nach grüßen.
“Ich muss zugeben, ich bin ein wenig verwirrt. Ich bräuchte noch Datum und Art der Eheschließung und natürlich das Datum der Geburt.“ Und genau bei diesen Daten sah Leander die Schwierigkeit, denn ein Kind war nur dann ehelich, wenn es innerhalb der passenden Zeit – nämlich frühestens 181 Tage nach Eheschließung und spätestens 300 Tage nach dem Ende der Ehe – geboren worden war. Und sowohl eine Ehe als auch eine Geburt hatten eigentlich die Frist von einer römischen Woche, um gemeldet zu werden. So oder so konnten sich alle beteiligten Mitarbeiter wohl gleich über eine kleine Zuwendung zur Begleichung der Unannehmlichkeiten freuen.
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12-05-2023, 04:15 PM,
Beitrag #72
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
(12-04-2023, 03:12 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: "Nein, ich habe nicht warten müssen, ich bin auch eben erst eingetroffen", antwortete Saturninus. Um seine blütenweiße Toga nicht zu beschmutzen, hatte er sich einer Sänfte bedient. Gabinius streckte ihm die Hand hin, und Saturninus ergriff sie:
"Das Wohlergehen meiner Cousine liegt mir am Herzen. Sie ist eine Furia", erwiderte er dem Blonden und schaute ihn aus dunklen Augen an. Er würde nie verstehen, was das Blut einer alten Gens bedeutete:
"Nun kommt mit mir!", er ging voraus und wandte sich an den jungen Mann, der das Vorderzimmer besetzt hatte:
"Salve Bürger. Honoratior Furius Saturninus, seine Cousine Furia Stella und ihr Mann Gabinus Secundus, um ihre Ehe registrieren zu lassen", jetzt erst wandte er sich dem kleinen Gaius zu, der von einem recht barbarisch aussehenden Germanen getragen wurde. Er lächelte das Kind an:
"Und eine Geburt. Wie war der Name meines Neffen noch einmal? Gaius Gabinius Dives?" 

"Das freut mich zu hören, Cousin Tiberius, dass du auf uns nicht warten musstest". Nach dem Austausch von Höflichkeiten haben sich Sonnwin und Saturninus die Hände gedrückt, was mich sehr freute und ich schaute meinen Friudel an, der in seiner Toga blendend aussah und ich war sehr stolz auf ihn.
Sonnwin bedankte dann Saturninus, dass er für uns Zeit gefunden hatte, auch ich nickte bestätigend, worauf mein Cousin sagte, dass ihm mein Wohlergehen an Herzen liegt. Seine Worte haben mich gerührt und ich lächelte ihn sanft an. Dann forderte Saturninus ihm zu folgen und ich erblickte im Vorderzimmer einen jungen Mann, dem mein Cousin uns vorstellte und unser Anliegen dargestellt hat und auch die Geburt unseres Sohnes sollten wir eintragen. Dabei lächelte er Quiwon an, der sich auf Durs Arm bequem machte und alles sehr aufmerksam verfolgte, "Unser Sohn und dein Neffe heißt Gaius Gabinius Dives!", fügte ich hinzu.

Der junge Mann im Bürgerbüro begrüßte uns alle höflich und stellte dann eine Menge Fragen, die nur mein Cousin, als mein Tutor, beantworten konnte.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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12-06-2023, 02:52 PM,
Beitrag #73
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
(12-04-2023, 05:48 PM)Caius Plautius Leander schrieb: Und so war er auch heute im Bürgerbüro. Eigentlich nur, weil hier besseres Licht herrschte als im Archiv und er so besser arbeiten konnte. Deshalb saß er auch im Hintergrund, als der Princeps Officii mit einigen anderen Personen eintrat. Er schaute kurz zu ihnen herüber, da sie im Eingang erst einmal stehen blieben, was zwar den Verkehr behinderte, aber für Patrizier war das wohl zulässig. Zumindest würde niemand sie vom Gegenteil überzeugen wollen.
Als der Patrizier aber höchstselbst zum Schalter kam, stand Leander auf und wies mit einer Handbewegung an den eigentlich dort befindlichen, untergeordneten Beamten an, dass er sich selbst um diese Angelegenheit kümmern würde. “Salve, ehrenwerter Furius Saturninus. Auch euch Grüße, Gabinius Secundus und Furia Stella.“ Immer schön dem Rang nach grüßen.
“Ich muss zugeben, ich bin ein wenig verwirrt. Ich bräuchte noch Datum und Art der Eheschließung und natürlich das Datum der Geburt.“ Und genau bei diesen Daten sah Leander die Schwierigkeit, denn ein Kind war nur dann ehelich, wenn es innerhalb der passenden Zeit – nämlich frühestens 181 Tage nach Eheschließung und spätestens 300 Tage nach dem Ende der Ehe – geboren worden war. Und sowohl eine Ehe als auch eine Geburt hatten eigentlich die Frist von einer römischen Woche, um gemeldet zu werden. So oder so konnten sich alle beteiligten Mitarbeiter wohl gleich über eine kleine Zuwendung zur Begleichung der Unannehmlichkeiten freuen.

(12-05-2023, 04:15 PM)Furia Stella schrieb: "Das freut mich zu hören, Cousin Tiberius, dass du auf uns nicht warten musstest". Nach dem Austausch von Höflichkeiten haben sich Sonnwin und Saturninus die Hände gedrückt, was mich sehr freute und ich schaute meinen Friudel an, der in seiner Toga blendend aussah und ich war sehr stolz auf ihn.
Sonnwin bedankte dann Saturninus, dass er für uns Zeit gefunden hatte, auch ich nickte bestätigend, worauf mein Cousin sagte, dass ihm mein Wohlergehen an Herzen liegt. Seine Worte haben mich gerührt und ich lächelte ihn sanft an. Dann forderte Saturninus ihm zu folgen und ich erblickte im Vorderzimmer einen jungen Mann, dem mein Cousin uns vorstellte und unser Anliegen dargestellt hat und auch die Geburt unseres Sohnes sollten wir eintragen. Dabei lächelte er Quiwon an, der sich auf Durs Arm bequem machte und alles sehr aufmerksam verfolgte, "Unser Sohn und dein Neffe heißt Gaius Gabinius Dives!", fügte ich hinzu.

Der junge Mann im Bürgerbüro begrüßte uns alle höflich und stellte dann eine Menge Fragen, die nur mein Cousin, als mein Tutor, beantworten konnte.

Saturninus ergriff das Wort, und er schenkte Leander ein aufrichtiges Lächeln. Tüchtige Männer, die dennoch ihren Platz kannten, konnte er gut leiden, und er hatte auch nichts dagegen, wenn sie Römer wurden, im Gegenteil (Aber heiraten musste man sie doch nicht gleich! Gabinius war nur eine Generation von einem Leander entfernt.*)

"Salve Bürger Plautius Leander, schön, dich wieder zu sehen. Du siehst gut aus", er wandte sich an seine Cousine:
" Ich war Plautius adsertor in libertatem und es war mir Ehre und Freude zugleich", ließ er sie wissen, woher sie sich kannten:

"Ja, deine Verwirrung ist nachzuvollziehen, werter Plautius Leander. Iin der Tat gibt es ein kleines Problem bei der Registrierung der Vermählung meiner Cousine. Beide sind nämlich gleich nach der Feier nach Portus Itius in Gallien abgereist, um die Schwiegereltern der Braut zu besuchen. Dort blieben sie länger als geplant - familiäre Krankheitsfälle, weißt du - und als dann der Junge auf die Welt kam, wollten sie partout nicht, dass er in Gallien registriert würde, sondern nur hier in Iscalis. Bedauernswerter, jedoch auch rührender  Lokalpatriotismus! ", Saturninus sah bekümmert aus:
"Hier ist die bezeugte Urkunde über die Hochzeit:". Sie trug ein Datum vom letzten Jahr.






Publius Gabinius Secundus und Furia Stella
 gehen heute a.d. III Non. Sep. DCCCXXX A.U.C. 
mit Zustimmung von Furia Stellas Vormund 
Tiberius Furius Saturninus eine Ehe sine manu ein. 
Weiteres regelte ein Ehevertrag. 
Zeugen der Heirat sind: Numerius Hortensius Donatus, 
Aulus Menenius Falconius, Opiter Longinius Candidus, 
Kaeso Quintianus Valentinus, Appius Statilius Burrus
[Bild: Siegel-Furius-Saturninus-Pers-150-1.png] 







Das Quiwon noch kein Jahr alt war, sah ein Blinder mit Krückstock, doch Saturninus wusste das Datum seiner Geburt nicht. Er warf Stella und Gabinius einen fragenden Blick zu. Laut sagte er:

"Das Ungemach und die Mehrarbeit, die du nun hast, werter Plautius, sollen natürlich nicht ohne Indemnisation erfolgen. Wir Furier sind immer bereit, einen hervorragenden Service zu honorieren und in das Wohl unserer Stadt zu investieren"
Saturninus spielte auf die anlasslose Spende in die Stadtkasse an, die kürzlich erfolgt war.   Vermutlich war das nicht die letzte gewesen. Der Furier war nicht nur bereit, jedem Mitarbeiter Boni auszuzahlen, sondern auch Leander einen persönlichen Gefallen zu schulden, falls dieser die Angelegenheit regelte.

 Seine Cousine und der kleine Junge hatten nichts Böses getan, und es war auch nicht anzunehmen, dass es einen Schaden anrichtete, wenn das Kind anstatt Furius Gabinius hieß. 


* Das stimmt nicht, Gabinius Vater war Peregrinus  Cool 

[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
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12-06-2023, 05:56 PM,
Beitrag #74
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Der Hinweis auf die Freilassung drückte natürlich den Preis, da man das ja durchaus als Gefälligkeit ansehen konnte. Und natürlich wusch auch in Iscalis eine Hand stets die andere, weshalb Leander auch wohl überlegte, wie er seine Worte nun wählen konnte.
“So viel Liebe zu unserer Stadt ist wirklich sehr lobenswert“, stimmte er also zu. “Und die Stadt Iscalis ist natürlich sehr froh, so edle Familien wie die der Furier… und der Gabinier in ihren Reihen zu wissen.“
Er nahm also die Urkunde entgegen und las das Schriftstück kurz durch. September des letzten Jahres, lautete das Datum. Leander zeigte beim Lesen dennoch keine Anzeichen von Verblüffung oder Unglauben. Als Maiordomus lernte man die hohe Kunst eines ausdruckslosen Gesichtsausdruckes, egal, was um einen herum gesprochen wurde.
“Das Datum an der richtigen Stelle im Archiv einzupflegen wird nicht ganz so einfach. Aber du hast Glück, dass ich zufällig der Leiter eben jenes Archives bin. Dennoch müssen selbstverständlich damit einige Listen umgetragen werden, um so die Hochzeit ohne auffällige Lücke an passender Stelle einzutragen. Ich bin mir zwar sehr sicher, dass meine Mitarbeiter die entsprechende Mehrarbeit natürlich leisten werden. Falls du dich den einfachen Arbeitern aber großzügig gegenüber zeigen möchtest, gehen die meisten in das Thermopolium hier um die Ecke. Du kennst es bestimmt, es gehört einer Keltin namens Nimue und hat ein rot bemaltes Schild darüber.“ Da die Provinzialverwaltung ja quasi nebenan war, gingen die Mitarbeiter von dort sicherlich auch häufiger dorthin, um sich etwas zu essen zu holen. Nur Barbaren oder Leute ohne Manieren aßen auf der Straße. “Sie bietet auch Wertmarken oder Rechnungsstellung an. Vielleicht findest du es ja angemessen, das ein oder andere Abendessen für die Schreiber hier auszugeben.“
Die meisten Mahlzeiten in einem Thermopolium kosteten nur ein paar As und fielen im Geldbeutel der Furier vermutlich nicht weiter auf. Wenn Furius Saturninus aber eine Woche lang das Essen bezahlen würde, würden die Schreiber hier sicherlich sehr dankbar dafür sein. Und Leander fand diese Lösung wesentlich besser als ausbezahlte Geldbeträge, um die sie sich am Ende doch wieder streiten würden.
Und ja, für sich selbst verlangte er nichts, sondern nahm es lieber als Gefälligkeit, die weitere Gefälligkeiten zu passender Zeit nach sich ziehen würde.

"Dann bräuchte ich noch das Geburtsdatum des edlen Gaius Gabinius Dives."
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12-07-2023, 05:22 PM,
Beitrag #75
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Dieser Leander hatte ein freundliches und intelligentes Gesicht, und ich war mir fast sicher, dass er wusste, dass der Furius die Urkunde zurück datiert hatte. Aber sie kannten sich, und er tat so, als sei alles in bester Ordnung. Ich fühlte mich erleichtert und unbehaglich zugleich. Erleichtert weil alles seine Richtigkeit haben würde, unbehaglich, weil auch ich wie mein Vater diese unbestimmte Scheu vor dem Römischen Gesetz empfand, und weil Stellas Cousin so tat, als sei alles ein Geschäft zwischen ihm und dem Angestellten der Curia:
" Gaius Gabinius Dives kam am 24. Juni dieses Jahres zur Welt, werter Leiter des Archives Plautius Leander. Aber wir Gabinier hier sind nicht edel. Wir haben uns nur nach dem verehrten General meines Vaters benannt", stellte ich richtig, obwohl ich wusste, dass diese Richtungsstellung Stellas Cousin nicht behagen würde.
Doch ich wollte keine Lorbeeren, die uns nicht zustanden. Das Edle an Gaius war für die Römer seine Mutter Furia Stella, und für die Chatten seine Großmutter Gerlinda. Wir Männer waren daran nicht beteiligt.
Und ich konnte durchaus etwas zu dem Preis, den der Archivar vorschlug, beitragen:
"Das Thermopolium der Nimue? Das hat einen guten Ruf. Ich war da auch schon an den Markttagen essen. Es wird mir eine Ehre sein, die Rechnungen der geschätzten Rathausmitarbeiter zu übernehmen und das Thermopolium in der nächsten Woche mit Gemüse und Fleisch von unserem Gutshof zu beliefern. Vielleicht ist dir ja die Villa Rustica Gabiniana bekannt, werter Archivar?", fragte ich. Ja, ich wusste es, ich sprach als Bauer.

Clara und ich besaßen Land, doch Bargeld war bei uns knapp.  Aber ich hatte meinen Stolz, und ich konnte meine Familie sehr wohl mit meiner Hände Arbeit versorgen.

Gaius Gabinius Dives saß noch immer halb auf Durs Arm und hatte nun die Augen offen. Man sagte, dass so kleine Kinder nicht gut in die Ferne sahen, doch ich hätte beschwören können, dass er jetzt Plautius Leander interessiert musterte. Was er sah, schien ihm zu gefallen, denn er gluckste zufrieden, steckte seine Finger in den Mund und produzierte eine große Spuckeblase.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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12-08-2023, 04:27 PM,
Beitrag #76
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
(12-06-2023, 02:52 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: "Salve Bürger Plautius Leander, schön, dich wieder zu sehen. Du siehst gut aus", er wandte sich an seine Cousine:
" Ich war Plautius adsertor in libertatem und es war mir Ehre und Freude zugleich", ließ er sie wissen, woher sie sich kannten:

"Ja, deine Verwirrung ist nachzuvollziehen, werter Plautius Leander. Iin der Tat gibt es ein kleines Problem bei der Registrierung der Vermählung meiner Cousine. Beide sind nämlich gleich nach der Feier nach Portus Itius in Gallien abgereist, um die Schwiegereltern der Braut zu besuchen. Dort blieben sie länger als geplant - familiäre Krankheitsfälle, weißt du - und als dann der Junge auf die Welt kam, wollten sie partout nicht, dass er in Gallien registriert würde, sondern nur hier in Iscalis. Bedauernswerter, jedoch auch rührender  Lokalpatriotismus! ", Saturninus sah bekümmert aus:
"Hier ist die bezeugte Urkunde über die Hochzeit:". Sie trug ein Datum vom letzten Jahr.

"Das Ungemach und die Mehrarbeit, die du nun hast, werter Plautius, sollen natürlich nicht ohne Indemnisation erfolgen. Wir Furier sind immer bereit, einen hervorragenden Service zu honorieren und in das Wohl unserer Stadt zu investieren"
Saturninus spielte auf die anlasslose Spende in die Stadtkasse an, die kürzlich erfolgt war.   Vermutlich war das nicht die letzte gewesen. Der Furier war nicht nur bereit, jedem Mitarbeiter Boni auszuzahlen, sondern auch Leander einen persönlichen Gefallen zu schulden, falls dieser die Angelegenheit regelte.

 Seine Cousine und der kleine Junge hatten nichts Böses getan, und es war auch nicht anzunehmen, dass es einen Schaden anrichtete, wenn das Kind anstatt Furius Gabinius hieß. 





Leander erwies sich als Leiter des Archives, und war bereit unseren komplizierten Fall, nachdem mein Cousin es geschildert hat, zu unseren Gunsten zu bearbeiten. Dabei erklärte er, dass es sehr viel zusätzliche Arbeit für seine Schreiber bedeuten wird, unsere Hochzeit an passender Stelle einzutragen. Und, wenn sich mein Cousin, seinen Mitarbeitern, die in das Thermopolium essen gehen, großzügig zeigen möchte, das Abendessen für die Schreiber zu begleichen.

Sonnwin nannte Quiwons Geburtsdatum und ich dachte für einen Moment sehr liebevoll an diesen Tag. Er sagte, dass die Gabinier nicht "edel" seien und erzählte kurz, wie sie ihren Namen bekamen. Für mich war aber mein Sonnwin ein durchaus edler Mann und so wird auch sein Sohn sein. Und er hat sich auch bereit erklärt, die Rechnungen für die Rathausmitarbeiter zu übernehmen und das Thermopolium mit Produkten von dem Gutshof zu versorgen.

Ich wusste, es war zuerst nicht leicht für meinen Mann, diese Vordatierung zu akzeptieren, aber jetzt schien er erleichtert zu sein und er wusste auch, was für Quiwon das Beste ist, der gerade anscheinend viel Spaß hatte zu blubbern!

Die ganze Zeit stand ich schweigend da und so, wie ich unseren Sohn Gaius Gabinius Dives anschaute, dachte ich: 

Der Zweck heiligt die Mittel!
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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12-08-2023, 04:44 PM,
Beitrag #77
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Leander schmunzelte leicht, während er auf einer Wachstafel alles vermerkte. Und natürlich stießen sich im Hintergrund auch die Angestellten leicht mit den Ellbogen an, da sie natürlich mitbekommen hatten, dass sie in nächster Zeit kostenlos essen und damit ihr eigenes Gehalt sparen würden. Das würde einige Familien doch recht glücklich machen, gerade so kurz vor den Saturnalien.
“Alle Familien sind alt und edel, werter Gabinius. Einige führen über die edlen Taten ihrer Vorfahren nur besser Buch als andere“, meinte Leander freundlich, dem es im Grunde genommen recht gleichgültig war, wie genau die Familiengeschichte der Gabinier zustande kam. Sofern Gabinius Secundus nicht zufällig eine Schwester in heiratsfähigem Alter hatte, die einen freigelassenen Römer von etwa fünfunddreißig Jahren ehelichen wollte, würde er sich wohl auch nie mit dieser Familiengeschichte befassen.

“Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen, das Umland unserer schönen Stadt zu erkunden.“ Leander setzte den Stylus ab und überlegte, ob er weitere Informationen bräuchte. “Wird ein ausgefertigtes Diptychon für den jungen Dives gewünscht? Die Stadt bietet einfache Ausführungen für fünfzehn Sesterzen an, kann aber auch aufwändigere Ausfertigungen, die von den Eltern eingebracht werden, auf ihre Richtigkeit hin beglaubigen. Und bei dieser großen Heimatliebe sei mir noch die Frage gestattet, ob auch eine Eintragung in das Bürgerregister der Stadt gewünscht wird. Gegebenenfalls als Honoratior, worüber dann der Stadtrat noch gesondert entscheiden müsste.“
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12-12-2023, 11:45 AM,
Beitrag #78
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Wenn Gabinius sich finanziell übernehmen möchte, sollte er nur, dachte Saturninus und verdrehte innerlich die Augen. Er hatte angeboten, zu helfen. Aber sein Schwager hatte anscheinend seinen Stolz, und dass er darauf hinwies, dass sein Zweig der Gabinier (die echten Gabinier waren Patrizier) nicht nobel war, rieb gerade noch einmal Salz in die Wunde: Saturninus Cousine hatte - auch wenn Gabinius bestimmt ein guter Mann war - sowas von unter ihrem Stand geheiratet.
Leander antwortete freundlich, und Saturninus schwieg dazu, obwohl er ansonsten Einwände gehabt hätte: Es gab edlere Familien als andere, nämlich diejenigen, die seit Generationen Roms Geschicke mitbestimmten.
Das Diptychon wird für den kleinen Dives genügen, dachte er. Es sei denn, Stella besteht auf irgendeiner Schmuckausgabe, wie Frauen nunmal sind. Gabinius ist ein Bauer, vermutlich hat er das Standesgeld gar nicht. 
Saturninus schwieg weiterhin. Er hoffte, dass diese Farce schnell über die Bühne ging. Hinterher würde er eine Kopfmassage brauchen, die ihm die Stirnesfalten glättete. Vielleicht von Kikis zarten Händen?
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
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12-12-2023, 06:19 PM,
Beitrag #79
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Der Leiter des Archivs war ein sympathischer Bursche, und als er das mit den Familien sagte, nickte ich zustimmend:
"Und manche Familien schreiben gar nichts auf", bemerkte ich. Man musste nicht in den römischen Annalen stehen, um ein tapferer Mann oder eine tapfere Frau zu sein. Aber ein Archivar sah das vermutlich berufsbedingt etwas anders:
"Wenn du einmal in der Nähe unseres Gutshofes sein solltest, werter Plautius Leander, komm doch auf einen Plausch vorbei. Und wenn du gutes Gemüse und warme Wolle zum Kaufen suchst, so natürlich auch. 
Die normale Ausführung des Diptychon genügt mir. Fünfzehn Sesterzen?  Nimmst du sie in Empfang oder die Stadtkasse?" Ich holte mein Säckel hervor:
"Es ist uns eine Ehre, alle in das  Bürgerregister von Iscalis eingetragen zu werden" ich bemerkte den prüfenden Blick des Saturninus und sagte leichthin:
"Was muss ich denn tun, um ein Honoratior zu werden?" 
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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12-13-2023, 01:54 PM,
Beitrag #80
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
(12-08-2023, 04:44 PM)Caius Plautius Leander schrieb:  “Wird ein ausgefertigtes Diptychon für den jungen Dives gewünscht? Die Stadt bietet einfache Ausführungen für fünfzehn Sesterzen an, kann aber auch aufwändigere Ausfertigungen, die von den Eltern eingebracht werden, auf ihre Richtigkeit hin beglaubigen. "

Schweigend verfolgte ich die ganze Unterhaltung und immer noch wartete geduldig, bis alles geklärt wird, schaute abwechselnd die Männer an, Saturninus war wieder mal schlecht gelaunt und vermutlich langweilte er sich. Ich wäre nur zufrieden, wenn die Formalitäten geregelt würden und wir nach Hause gehen könnten.

Da fragte Leander ob ein ausgefertigtes Diptychon für den jungen Dives gewünscht wird, oder eine besondere Ausfertigung, die von Eltern angebracht werden. Und da hörte ich, wie Sonnwin sagte, dass IHM die normale Ausführung des Diptychons genügen wird und holte gleich seine Börse! Ohne mich zu fragen, ob es mir, Quiwons Mutter, das auch genügen wird?

Ich schüttelte den Kopf und wendete mich dann an den Archivar, "Die einfache Ausführung des Diptychons wird mir nicht genügen, ich würde auf eine schmucke Ausfertigung für unseren Sohn bestehen," dabei sah ich Sonnwin entschlossen an, "Darüber werde ich mich mit meinem Mann beraten und dir dann bald Bescheid sagen."

Saturninus stand wie eine Statue da und schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein,"Cousin Tiberius, wie geht es dir, fehlt dir was?"
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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