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Das Heim der Priesterin
09-13-2023, 08:55 PM,
Beitrag #81
RE: Das Heim der Priesterin
>>> Mit großen Augen und bang pochendem Herzen folgte Rhian der Priesterin einen kleinen Pfad entlang. Bis die Priesterin vor einer Hütte anhielt und Rhian ihren Blick an der Hütte empor gleiten ließ. Hier wohnte also die Priesterin? Achtsam trat Rhian hinter Gilda durch die Türe, als die Türe auch schon ins Schloss gezogen wurde. Im Inneren der Hütte bemerkte Rhian sogleich den starken Duft nach Kräutern und Holzrauch. Ein Duft der sich auf ihre Sinne niederlegte und sie leicht schwindelig werden ließ. So dass Rhian einen Ausfallschritt zur Seite machen musste, um mit ihrem Knie im nächsten Moment gegen die hölzerne Bank zu stoßen. Einen Schmerzlaut verbot sie sich. Stattdessen lächelte die Vierzehnjährige entschuldigend und setzte sich im nächsten Moment auf die Bank am Herd. Das knistern und prasseln des Feuers ließ Rhian unwillkürlich aufseufzen, während ihr Blick für einen kurzen Augenblick versonnen anmutete. Im nächsten Moment war Rhians Blick auch schon klar und sie lächelte abermals entschuldigend.

“Ich danke dir Herrin.“

Dankte Rhian für das Angebot und schlüpfte im nächsten Moment aus ihrem durchnässten Kleid. Jenes breitete sie über der Bank aus, so dass die Wärme des Feuers die Nässe aus ihrem Kleid vertreiben konnte. Lautlos trat Rhian auch schon auf die Kiste aus Zedernholz zu und klappte vorsichtig den Deckel empor. Nach einigem zögern entschied sich das Mädchen für ein beiges Kleid aus ungefärbter Wolle. Eilig schlüpfte Rhian in eben jenes Kleid und schenkte der Priesterin abermals ein dankbares Lächeln. Neben einigen Kleidern aus ungefärbter Wolle befanden sich auch die Gewänder Priesterin in der Zedernholzkiste und Rhian betrachtete versonnen den Stoff des Gewandes. Am liebsten hätte sie ihre Finger ausgestreckt und hätte über den Stoff gestreichelt. Dies jedoch widersagte sie sich und so erhob sie sich im nächsten Moment und schloss den Deckel der Truhe.

“Werde auch ich eines Tages diese wunderschönen Gewänder tragen?“

Murmelte Rhian mehr an sich selbst gewandt, als dass sie jene Worte tatsächlich an die Priesterin gewandt aussprach.
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09-13-2023, 10:01 PM,
Beitrag #82
RE: Das Heim der Priesterin
Ich lächelte, als Rhian die Gewänder in der Kiste begutachtete und dann vor sich hin murmelte. Das tiefblaue Gewand der Priesterin würde ihr gut stehen eines Tages, aber davor wartete noch das schneeweiße Gewand der Jungfrau auf sie. 

"Mein Name ist Gilda, wie ich bereits gesagt habe und nicht Herrin. Ich bin weder eine Fürstin noch eine Römerin und niemandes Herrin, sondern eine einfache Dienerin der Göttin Brigid" sagte ich noch einmal nachdrücklich, aber ruhig und freundlich. Das Kind war ganz nervös, aber wenn sie hierbleiben wollte, dann mussten wir diese Scheu und Nervosität abbauen. 

Ich wandte Rhian den Rücken zu und rührte die Suppe im Kessel auf der offenen Feuerstelle, die mir als Herd diente, um. Jetzt im Frühherbst gab es viel frisches Gemüse und es waren dicke Kürbisstücke in der Brühe, die Kraft und Wärme gaben. Nachdem das Essen wieder heiß war, schöpfte ich dem Mädchen eine Schale voll und reichte ihr noch eine Stück Brot dazu. Kein luxuriöses Mahl, aber für einen so einsamen Ort schon beachtlich. 

Ich machte es mir auf meinem Bett bequem mit einer Schale mit dem Rest der Brühe, damit das Mädchen Platz hatte und sich am Feuer bei Licht und Wärme aufwärmen konnte. "Erzähl, Rhian. Was hast du geträumt und wie hast du zur Quelle der Göttin gefunden?" sagte ich, während ich anfing zu essen. Leise hörte ich Úna nebenan jammern und kurz darauf Diernas leises Singen um das Kind zu beruhigen.
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09-14-2023, 09:07 PM,
Beitrag #83
RE: Das Heim der Priesterin
Für einen kurzen Augenblick wurde Rhian nachdenklich, als sie ihre Finger unwillkürlich nach dem blauen Gewand der Priesterin ausstreckte. Nur wenige Zentimeter trennten Rhians Fingerspitzen von dem Stoff. Doch widersagte sie sich diese Berührung. Stattdessen schloss sie mit Nachdruck den Deckel der Zedernholzkiste und wandte sich in Richtung der Priesterin herum. Denn diese hatte soeben ihre Stimme erhoben und Rhian spitzte höchst aufmerksam ihre Ohren.

“Bi..Bitte entschuldige Gilda. Aber ich bin so aufgeregt und nervös.“

Das Rhian nervös war, war kaum zu übersehen. Denn immer wieder glitten ihre Finger durch ihr rabenschwarzes Haar, während sie zugleich auf ihrer Unterlippe herumkaute. Im nächsten Moment zog der Duft einer köstlich riechenden Suppe durch die Hütte und Rhian sog automatisch eben jenen Duft ein. Dieser Duft erinnerte sie an ihr zu Hause und für einen kurzen Augenblick blickte das Mädchen gar wehmütig zu Boden.

Jener Gesichtsausdruck schwand dann auch schon, als ihr von Gilda eine Schale mit der köstlichen Suppe gereicht wurde, ebenso einen Brotkanten. Dankend nickte Rhian und begann im nächsten Moment hungrig die Suppe zu löffeln. Das Brot riss sie in mundgerechte Stücke und tunkte diese Stücke immer wieder in die Suppe, um sie sich anschließend in den Mund zu schieben. Offensichtlich hatte das Mädchen Hunger. Was auch kein Wunder war, wenn man bedachte wann sie das letzte mal etwas wirklich nahrhaftes zu sich genommen hatte.

Nachdem Rhian ihren größten Hunger gestillt hatte, drehte sie sich in Richtung der älteren Priesterin herum und lauschte deren wohlklingender Stimme.

“Ich.. ich habe von einem Teich oder See, so genau weiß ich es nicht mehr, geträumt. Das Wasser hat Wellen geschlagen. Obwohl es windstill war. In einem Baum saß ein Rabe und hat geschrien. Von seinem Schnabel tropfte Blut und ein silberner Ring fiel zu Boden.“

Ob die Priesterin aus ihren kryptisch gesprochenen Worten etwas heraushören konnte? Es blieb abzuwarten.

“Ich.. ich bin dem Wind gefolgt. Der Wind hat meinen Namen geflüstert.“

Zum Ende hin wurde Rhians Stimme immer leiser, bis sie schließlich vollends verstummte und zu Boden blickte.
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09-28-2023, 01:21 PM,
Beitrag #84
RE: Das Heim der Priesterin
Nachdenklich löffelte ich meine Suppe, während ich den Worten des Mädchens lauschte. Dem Wind zu folgen war eine Geheimlehre der alten Druiden und nichts, was Priesterinnen lernten oder lehrten und doch schien das Mädchen irgendwas im Wind gehört zu haben. In Diernas Heimatland Eriu gab es auch weibliche Druidinnen, wenn man Mädchen mit dem Talent entdeckte. Es war nur wesentlich seltener als Jungen mit der Gabe für das Druidentum. 

Der Traum, den Rhian beschrieb, machte in diesem Kontext viel Sinn. Auch Druiden sahen oft in ihren Träumen, während die Priesterinnen im Wasser sahen. "Hast du oft solche Träume oder war es das erste Mal?" fragte ich das Mädchen daher ruhig. Nebenan wurde es wieder leiser und ich lächelte dabei, auch wenn Diernas Stimme nun verklang und das Kind wieder schlief.
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09-28-2023, 01:36 PM,
Beitrag #85
RE: Das Heim der Priesterin
Die Stimme des Mädchens wurde immer leiser, bis Rhian schließlich verstummte und nachdenklich in die leere Suppenschüssel blickte. Wieso blieb die Priesterin stumm? Dachte sie über das soeben gehörte nach? Fragend wandte sich Rhians Blick in Richtung der älteren Priesterin. Jedoch wagte sie es nicht das Wort als erstes zu ergreifen, stattdessen biss sie sich auf die Unterlippe, um die Flut an Worten zurück zu halten, die ihr auf der Zunge lagen. Leise murmelte Rhian schließlich vor sich hin.

“Sie hat sich mir gezeigt. Die Göttin. Im Wind habe ich ihre Stimme vernommen. Sie war wunderschön. Ihr Gesicht war rein und bar jeglichen Alters.“

Nach diesen Worten atmete die Dunkelhaarige tief durch und hob dann doch, wenngleich äußerst vorsichtig, ihren Kopf an, um in Richtung der Priesterin zu blicken.

“Dieser Traum war nicht der erste Traum. Dieser Traum war nur so lebendig. Als wäre ich persönlich dabei. Ich habe den Wind in den Bäumen gehört und das krächzen der Raben mit den blutigen Schnäbeln.“

Nachdem Rhian sich eine Haarsträhne aus der Stirn gestrichen hatte, blickte sie abermals in Richtung der Priesterin.

“Den anderen Träumen habe ich nicht so viel Bedeutung beigemessen. Manchmal, wenn ich meiner Mutter in der Küche geholfen habe oder meinem Vater bei den Hühnern, dann war es so, als wäre ich unter Wasser getaucht. Alles hörte sich so verzerrt an und ich sah diese merkwürdigen Bilder.“

Nun wirkte Rhian etwas angstvoll, als sie in Gildas Richtung blickte.
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10-22-2023, 08:43 AM,
Beitrag #86
RE: Das Heim der Priesterin
Rhian sah Bronwyn so ähnlich, dass es fast weh tat. Auch Bronwyn war so schüchtern gewesen, als ihre Eltern sie damals hierher brachten und es war eine Tragödie gewesen, als sie vor fünf Sommern am Fieber starb mit nur 22 Jahren. Sie hätte die nächste Hüterin dieses Heiligtums sein sollen, aber vielleicht gab mir die Göttin ja noch eine Chance in Form dieses Kinds. Doch wo am besten anfangen? 

Die Suppe war mittlerweile fertig gelöffelt und ich räumte die benutzte Schale vom Tisch in den Waschzuber in der Ecke. Die Göttin schien das Kind hergeführt zu haben, aber war die Einsamkeit im Dienst der Göttin wirklich das Richtige für Rhian? "Du musst eines verstehen, Kind...das Leben hier ist einfach und auch oft sehr einsam. Wir leben nach festen Regeln abseits der Gesellschaft, abseits von großen Familien und Lebenspartnern. Ist es denn dein Wunsch so ein Leben zu führen? Es gibt auch andere Wege der Göttin zu dienen..."

Sanft legte ich dem immer noch ein wenig bibbernden Mädchen eine Decke um die Schultern und setzte mich zu ihr aufs Bett. Trotz des Feuers war es nachts kühl und klamm in der Hütte. "Wenn du bleiben möchtest, so kannst du Bronwyns Hütte direkt gegenüber beziehen und dich in unsere kleine Gemeinschaft eingliedern. Aber wenn du die Entscheidung einmal getroffen hast zu bleiben, dann gibt es kein zurück mehr und du bist durch einen Schwur an die Göttin gebunden. Diesen zu brechen würde ich dir nicht raten." Die Worte waren sanft, aber mit Nachdruck gesprochen.
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10-22-2023, 08:08 PM,
Beitrag #87
RE: Das Heim der Priesterin
Als die Priesterin nach ihrer Suppenschüssel griff, hatte sich Rhian im selben Augenblick erhoben, um die Suppenschüssel in den Waschzuber zu stellen. Nur wurde ihr die Suppenschüssel aus den Händen genommen, so dass Rhian unwillkürlich ihre Finger in ihrem Kleid verkrallte und ihren Blick senkte.

“Ich bin das Leben in Einfachheit gewohnt Herrin.“

Antwortete Rhian mit ihrer leisen Stimme auf die Worte der Älteren und betrachtete ihre Finger, die sie in ihrem Kleid verkrallt hatte.

“Die Göttin hat mich zu sich gerufen. Ich werde mich ihrem Ruf nicht widersetzen.“

Ließ Rhian erneut ihre leise Stimme erklingen, nachdem sie tief durchgeatmet hatte und ihren Blick direkt auf die ältere Priesterin niedergelegt hatte.

“Ich möchte der Göttin dienen, wie sie es mir vorschreibt. Meine Familie weiß das und für einen Lebenspartner bin ich noch viel zu jung.“

Erklärte die Dunkelhaarige ihre Beweggründe, während sich ihre Wangen leicht röteten und sie ihren Blick auf ihre nun miteinander verschränkten Finger konzentrierte. Bis zu dem Moment, als sich die ältere Priesterin näherte und sich im nächsten Moment eine Decke um Rhians schmale Schultern bettete. Zaghaft zog das Mädchen die Decke enger um ihre Schultern und schenkte der Priesterin ein sanftes Lächeln.

“Ich danke dir Herrin.“

Schmale Finger hielten die Decke an Ort und Stelle, während sich Rhian unwillkürlich fester darin einwickelte. Denn die Kälte kroch nun langsam unter ihr einfaches Gewand und ließ eine Gänsehaut auf ihrem Körper entstehen.

“Ich werde mich voll und ganz in den Dienst der Göttin begeben Herrin. Dies ist mein innigster Wunsch.“

Mit diesen Worten besiegelte Rhian somit ihr weiteres Schicksal.
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10-31-2023, 12:06 PM,
Beitrag #88
RE: Das Heim der Priesterin
Ein Teil von mir freute sich über diese so ernsthafte Antwort dieses so ernsthaften Mädchens. "Gut, dann soll es so sein." Und ich lächelte ihr aufmunternd zu, während ich ihre Schultern ein wenig wärmend rieb. Morgen würde ich sie in Bronwyns Hütte bringen, aber für heute war es schon zu kalt und dunkel um die Hütte noch zu beziehen. Nachdem die Hütte schon eine Weile leer stand, würde es dauern bis die Kälte und Klammheit aus dem Gebäude verschwand. 

Ich drückte Rhian sanft auf das schmale Bett, damit sie sich hinlegen konnte. Ich würde die Nacht über vor dem Feuer auf meiner Bank schlafen. Es wäre bestimmt nicht das erste Mal für mich und morgen war noch früh genug um das Mädchen den Elementen auszusetzen. "Schlaf nun, Kind und morgen zeige ich dir dein neues Zuhause." Damit wandte ich mich ab und legte noch einen Holzscheit nach, damit es nicht abkühlte in der Hütte.
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10-31-2023, 02:48 PM,
Beitrag #89
RE: Das Heim der Priesterin
Für einen kurzen Augenblick war lediglich das leise prasseln und zischen des Feuers zu vernehmen, während Rhian in die Flammen blickte und versuchte ihre wirren Gedanken zu sortieren. Denn diese galoppierten wie eine wild gewordene Pferdeherde durch ihren Kopf und verursachten dem Mädchen leichte Kopfschmerzen. Erst die ruhige Stimme der Priesterin, ließ Rhians Kopf sich langsam anheben und in Gildas Richtung blicken.

“Ich danke dir Herrin.“

Flüsterte Rhian mit ihrer leisen Stimme und senkte kaum merklich ihren Kopf. Ein deutliches Zeichen der Ehrerbietung gegenüber der höhergestellten Priesterin. Die Tatsache, dass Gilda anschließend beruhigend über ihren Rücken rieb, um die Kälte zumindest ansatzweise aus ihren Knochen zu vertreiben, ließ Rhian für einen kurzen Moment an ihr einstiges zu Hause denken und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Jene Tränen blinzelte die Dunkelhaarige im nächsten Augenblick auch schon hastig hinfort. Nein. Sie würde hier nicht anfangen zu weinen. Sie war schließlich keine drei mehr.

Stattdessen ließ sie sich im nächsten Moment von Gilda auf das schmale Bett hernieder drücken. Denn die Nacht hatte bereits ihr dunkles Kleid über diesen Teil des Waldes gelegt und die Sterne zeigten sich in all ihrer Pracht am Nachthimmel. Vorsichtig rollte sich Rhian auf dem Bett zu einer Kugel zusammen und schenkte Gilda noch ein Lächeln, bevor sie ihre Augen langsam schloss. Zuvor jedoch murmelte das Mädchen.

“Die Göttin wird über dich wachen Herrin. Habe angenehme Träume.“

So schlummerte das Mädchen mit einem sanften Lächeln auf den Lippen unter dem Schutz der Göttin ein.
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11-01-2023, 02:01 PM,
Beitrag #90
RE: Das Heim der Priesterin
Die Nacht verlief ereignislos, auch wenn es selbst mit dem prasselnden Feuer kalt und klamm war. Es hatte mehrere Tage geregnet und erst kurz vor Morgengrauen ließ der immerwährende Nieselregen, der im Spätherbst hier so oft vorkam, endlich nach. Als die Sonne aufging, roch es noch nach feuchtem Gras und Wald, aber die Wolken waren weiß und der Himmel färbte sich in einem hübschen klaren Hellblau. Es war ein guter Tag um Bronwyns Hütte durchzuwärmen und aufzuräumen. Zuerst musste aber noch etwas anderes erledigt werden...

Sanft weckte ich Rhian, die wie ein Ball zusammengekauert im Bett schlief. Das Kind musste erschöpft gewesen sein, da die Sonne sie nicht geweckt hatte. Das würde sich mit der Zeit ändern, denn eine Priesterin - und vor allem Novizinnen - standen mit dem Sonnenaufgang auf. "Guten Morgen, Schlafmütze" sagte ich gut gelaunt, denn bei diesem Wetter da draußen konnte man ja nicht schlecht gelaunt sein, während ich nach einem besonderen Gewand in der Kiste kramte. Auch dieses Gewand hatte einst Bronwyn gehört und würde nun Rhian gehören. 

"Draußen neben dem Abort ist ein kleiner Verschlag mit einem Wasserfass, wo du dich waschen kannst. Ich bereite einstweilen unser Frühstück vor, Kind." Sanft gesprochen, aber ohne Widerrede duldend. Ich breitete in der Zwischenzeit das hellblaue Gewand der Novizin mit dem in dunkelblauem Faden aufgestickten Sichelmond über dem Herzen auf dem Bett aus und dann wandte ich mich dem Aufwärmen des Getreidebreis von gestern zu. Die Glut im offenen Feuerherd glimmte noch und das Feuer war schnell wieder in Gang. Mit ein bisschen Wasser wurde der Brei wieder sämig und warm schmeckte es ohnehin besser und wärmte von innen.
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