Forum

[Lucius Petilius Rufus]

Lucius Petilius Rufus saß auf seinem Pferd.


Wie immer hatte alles doch länger gedauert als geplant und dieser britannische Regen hatte alles noch weiter verzögert, so dass aus der guten, alten römischen Woche von neun Tagen eher zwölf geworden waren. Aber sei es drum, das konnte man nicht ändern, und inzwischen war der gewaltige Tross des Statthalters auch schon beinahe angekommen. Einige Meldereiter waren vorausgeritten, um die Straße nach Gefahren abzusuchen und Bescheid zu sagen, denn natürlich meldete sich ein Legatus Augusti nicht erst wie ein Bittsteller am Tor, sondern erwartete einen ansprechenden Empfang von sämtlichen im Lager befindlichen Legionären und offene Tore.
Auch wenn Lucius Petilius Rufus auch heute nicht ganz fair spielte, denn er saß auf einem Pferd wie viele andere auch und trug auch keine besonders ausgefallenen Gewänder. In der Masse anderer Militärs ging er so schlicht unter, während in dem geschlossenen Wagen, der jede Unregelmäßigkeit der Straße wie einen Berg erklomm, einer seiner treuen Sklaven saß und sich für ihn ausgab. So war es sicherer, sollte es tatsächlich zu einem Zwischenfall kommen. Auf einem Pferd war man etwas flexibler als in einer hölzernen Kiste. Von den vielen Ochsengespannen, die weiter hinten im Tross fuhren, ganz zu schweigen. Aber Pferde waren für schwere Lasten schlicht nicht geeignet, und die diversen Geschenke verschiedener Stadtoberhäupter und keltischer Fürsten mussten transportiert werden.


Rufus streckte sich einmal im sattel und sah nach vorn, wo die Castra schon in Sicht kam. Noch etwas weiter, am Hang grüner Hügel, war auch die Stadt zu erkennen. Dorthin würde er auch noch reisen, dann allerdings mit dem ganzen, ihm etwas verhassten Brimborium. Aber erst einmal musste er sich um das Militär hier kümmern.


Er trat seinem Pferd etwas in die Flanken, und er und seine equites singulares schoben sich in der Reihe etwas nach vorn. Bei aller Tarnung, es gehörte sich nicht, erst irgendwann im Tross anzukommen.

[Legionär]

Ein Legionsreiter kaum am Tor der Castra angekommen, sprang vom Pferd, drückte der verdutzt dreinschauenden Wache die Zügel in die Hand. „Der LAPP ist fast da“ rief er ihnen zu und rannte in Richtung des Büro von Tribun Iulius.

Iulius war gerade auf dem Weg zu eben diesem, als er noch ehe er das Gebäude betreten konnte von dem Reiter angesprochen wurde. „Salve Tribun Iulius, melde der Tross mit dem LAPP  befindet sich kurz vor unserer Castra.“

[Marcus Iulius Cato]

Noch während Tribun Iulius zum Tor eilte, gab er den Befehl: „Ehrenwache sofort antreten“. Sich in sein Schicksal ergeben dachte er, nun ja irgendwann musste es und doch so ergeben. Er konnte nur abwarten was ihnen dieser Besuch bringen würde. Für ihn war der LAPP ein unbeschriebenes Blatt und nun konnte er nur abwarten.

Bald stand die Ehrenwache bereit und Iulius inspizierte genau den Zustand der Legionäre. Sie nahmen Aufstellung vor dem Tor zur Castra.

[Titus Ovidius Decula]

Wir waren eine Castra in Friedenszeiten.  Auch wenn es unter der Oberfläche schwelte. 
Alles war wie aus dem Ei gepellt. Die Feldzeichen blitzten, die Waffen waren in bestem Zustand und die Räumlichkeiten, ja sogar die Ställe waren so gewienert worden, dass man vom Fußboden hätte essen können. 

Wir fünf junge ritterliche Tribune traten in Paradeuniformen an.  Ich war auf LAPP Petilius gespannt.
Der Kaiser hätte ihn nicht als Statthalter nach Britannien geschickt, wenn er ein Dummkopf wäre. Dazu waren die Flavier militärisch zu erfahren. Ich hoffte daher, dass der Statthalter härter als der zögerliche Iulius durchgreifen würde.

[Lucius Petilius Rufus]

Lucius Petilius Rufus ritt weiter nach vorne.

Der Zug teilte sich für ihn und seine ihn begleitenden Reiter, so dass sie kaum Rücksicht zu nehmen brauchten, bis sie schließlich hinter den prächtig aussehenden Zeichenträgern und Aenatores war. Die Signalbläser gaben im Marschieren laut Signal, kurz bevor sie vor dem geöffneten Tor der Castra ankamen, so dass die nervöseren unter den Pferden die Köpfe als Antwort hochwarfen und mit den Hufen scharrten. Rufus hob einen Arm mit geballter Faust und gebot damit dem gesamten Zug Einhalt, während er nur leicht am Zügel seines Tieres zog, so dass es auf Höhe der Offiziere stehen blieb. Ja, so einfach gekleidet machte er vermutlich nicht so viel her wie als Pfau ausstaffiert mit jeder Menge Abzeichen an der Rüstung, aber jetzt sollte auch den Männern hier sehr klar sein, dass er derjenige war, wegen dem dieser ganze Zirkus hier veranstaltet wurde.

Neben ihm ließ Faustus Ampius Vicanus seine laute Stimme erschallen, dass allen anwesenden vermutlich das Trommelfell blutete. “Legio II Augusta! Begrüßt den Legatus Augusti pro Praetore Lucius Petilius Rufus!“
Da der Rangniedere immer den Ranghöheren grüßte und niemand hier in dieser Provinz einen höheren Rang hatte als er, wartete Rufus also, dass die Legionäre und insbesondere die Offiziere dieser Pflicht nachkamen und er begrüßt wurde, wie es sich gehörte, ohne davor irgendetwas zu sagen. Für gewöhnlich nutzten die Kommandeure die Gelegenheit ohnehin, um ein paar Worte in eigener Sache direkt an ihn zu richten oder sich irgendwie einzuschmeicheln.

[Marcus Iulius Cato]

Der Tribunus Prolegato der Legio II Augusta, sowie die Offiziere waren zur Begrüßung Legat Augusti anwesend.

Alle waren in ihrer weißen Tunika mit glänzender Rüstung darüber angetreten.

Tribun Iulius Trat vor, nahm Haltung an, salutierte und grüßte: „Salvete Statthalter Petilius Rufus! Der Tribun Prolegato Iulius Cato möchte dich im Namen der Legio II Augusta begrüßen. Die gesamte Legio erwartet dich zur Inspektion auf dem Exerzierplatz. Ich würde mich freuen wenn ich dich zu einer Erfrischung in meiner Villa begrüßen könnte. Dort können wir dann den weiteren Verlauf planen. Du hast bestimmt schon feste Vorstellungen zu deinem weiteren vorgehen in der Castra. Ich darf dir unsere Tribuni vorstellen. Tribun Helvius Claudus, Tribun Iunius Varius, Tribun Asinius Rupa und Tribun Ovidius Decula. Tribun Maecius Catus ist zur Zeit mit der Vexillation, welche von Tribun Ovidius ins leben gerufen wurde zu einer Patrouille nach Lindinis unterwegs. Dazu würde ich mich gerne noch mit dir besprechen, denn deine Einschätzung zu diesem Thema ist mir sehr wichtig.“

Damit trat Iulius zur Seite und gab den anderen Offizieren Gelegenheit den Legat Augusti zu begrüßen.

[Lucius Petilius Rufus]

Lucius Petilius Rufus blickte über die anwesende Legion.

Als Faustus Ampius Vicanus den Befehl gab, ging ein Ruck durch die versammelten Männer, wie es sich für Legionäre gehörte, und sie nahmen wie ein Mann Haltung an. Wenigstens die grundlegende Disziplin schien also durchaus noch vorhanden zu sein, was Rufus ein wenig beruhigte.

Der senatorische Tribun trat auch vor und grüßte ihn im Namen der Legion. Ein Iulius, wie Rufus auch schon durch die Vorbesprechung wusste. Wahrscheinlich ein Verwandter von Iulius Agricola, auf den sein eigener Vetter Petilius Cerialis große Stücke hielt. Diese Verwandtschaft war auch der Hauptgrund, warum Rufus beschlossen hatte, nicht zu streng zu sein, auch wenn das angesichts der Vorkommnisse und Berichte wohl nur ein kleiner Trost für die anwesenden Tribunen sein durfte.
Vermutlich hätte er jeden anderen, der ihn zu Erfrischungen in dieser Situation eingeladen hätte, in Grund und Boden gestampft. So aber traf den Iulier nur ein sehr langer Blick und Schweigen, während dieser die anderen Tribune vorstellte. Alles Sprößlinge mehr oder weniger einflussreicher Familien, was aber scheinbar nicht dazu beigetragen hatte, diese Legion dementsprechend vor Problemen zu bewahren.
“Lass die Legion zur Inspektion antreten, Tribun Iulius. Sobald diese abgeschlossen ist, erwarte ich alle Tribune zu einer ausführlichen Besprechung der Lage. Die Berichte, die ich in letzter Zeit erhalten habe – Deserteure, Aufständische, Unruhe – sprechen nicht für die Disziplin, die ich von meinen Legionen erwarte.“
Das war jetzt ein kleiner Rüffel, der Rufus‘ Meinung nach notwendig war, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass das hier ein freundschaftlicher Besuch wäre. Das hier war sehr dienstlich, und die Lage war ernst, und die versammelten Tribunen sollten durchaus wissen, dass er, Rufus, sie sehr ernst nahm.

Er lenkte sein Pferd so, dass er langsam in Richtung Exerzierplatz ging. Da alle Lager mehr oder weniger gleich aufgebaut waren, war es nicht schwer, sich darin zu orientieren

[Titus Ovidius Decula]

Die Rüge, die in den Worten des Legaten lag, betraf jeden einzelnen von uns. Da machte ich mir nichts vor. Die Lage war ernst.
Der LAPP wollte nicht rasten noch ruhen, sondern gleich mit der Arbeit beginnen. Das merkte ich mir. Ich passte mein Auftreten an.
Die Disziplin der Legion wurde durch die Zögerlichkeit des Tribunus Prolegato untergraben, wollte ich meinen. Doch das war nicht der Moment, das zu erläutern. Dafür würde ich die Besprechung nutzen.

Ich grüßte, als ich vorgestellt wurde, korrekt und blickte grimmig drein. Meine Narbe, die meine Oberlippe verunstaltete, würde den grimmigen Eindruck verstärken. Ich präsentierte mich nicht als junger Ritter mit Schmeicheleien, sondern soldatisch und kurzangebunden.

[Lucius Asinius Rufus]

Unter all den Rädchen im großen Räderwerk der Legion war auch die III. Centurie und damit Lucius. Er war frischgebackener Legionär und sehr stolz darauf.
Auch darauf, dass er so früh in seiner Laufbahn den Statthalter, der der Oberkommandierende aller Streitkräfte in Britannien war, zu sehen bekam.
Wie immer wenn er aufgeregt war, hatte er ein rotes Gesicht und rote Ohren bekommen. Aber er stand tadellos, und als er hörte, dass Legat Augusti alle zur Inspektion antreten lassen würde, strengte er sich noch mehr um Haltung an. Wenigstens war sein Kamerad und bester Kumpel Aulus Lutatius Dexter an seiner Seite, und auch die anderen seines Contubernium: Numerius Terpolius Caepio, Volusus Tillius Marcellinus, Titus Sabidius Stilo und
Potitus Ninnius Laevus sowie die alten Hasen Memmius Pedanius Nepos und Sisenna Herdonius Tympanus.

[Aulus Lutatius Dexter]

Meine Fresse was für ein Aufwand dachte ich vor dem Tor unserer Kaserne. Gerade vom Rekruten zum Legionarius befördert, durfte ich in der Ehrenwache stehen, welche den Stadthalter empfing.
Was sollte der ganze Pomp und das rumgeseiere, das war doch nicht der Kaiser. Oder stellte sich der da, vor er wäre es, weil der richtige ja in Rom saß und nicht sah was der hier abzog? Naja immerhin durfte wir jetzt bei so was dabei sein, wir waren jetzt echte Legionäre.