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Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
07-17-2023, 11:13 AM,
Beitrag #51
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Deirdre wird frei
Kurz vor dem Regierungsjubiläum des Caesar Augustus wartete Tiberius Furius Saturninus vor dem Bürgerbüro auf Deirdre und seinen Sohn. Er hatte alle Insignien seines Standes angelegt, die Toga mit dem Purpurstreifen und patrizisches Schuhwerk. Er wollte vor einem der Bürgermeister die Freilassung seiner beiden Sklaven zur Niederschrift verkünden, aber erst der Statthalter würde dann Beide in den Bürgerstand erheben, der ihnen zukam. So wie Saturninus Deirdre kannte, würde sie ihr großes Glück gar nicht recht erfassen. Sie kümmerte sich einfach sehr wenig um Dinge, die anderen Menschen wichtig waren. Eigentlich war es für sie gleich, ob sie frei war oder nicht, dachte Saturninus, sie machte immer, was sie möchte,  und er lächelte in sich hinein: Mein kleiner Wildfang. Mit dem kleinen Jungen war es etwas anderes, der sollte alle Chancen im Leben haben, die nur ein Römer hatte.
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Honoratior von Iscalis
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07-17-2023, 11:38 AM,
Beitrag #52
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Leander rechnete inzwischen jeden Tag mit einer Rückbeorderung in die Domus Plautia. Die angesetzte Zeit war um, und wenn Caius Plautius Seneca eines war, dann pünktlich. Leander gab ihm höchstens noch einen oder zwei Tage, falls der alte Mann sich als nicht berechenbar zeigen wollte, aber dann wäre seine Zeit hier wohl vorüber. Schade, denn letztendlich hatte es ihm hier recht gut gefallen. Der Mangel an Weiblichkeit und vernünftigen Schlafstätten einmal außen vor. Zumindest an letzteres hatte er sich aber gewöhnt.
So freute es ihn, dass er wohl am Ende seiner Zeit hier jemanden bekannten wohl begrüßen konnte.
“Ritter Furius, sei gegrüßt“, grüßte Leander auf seine üblich verbindliche Art freundlich. “Welche Angelegenheit führt dich in die Curia?“
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07-19-2023, 01:04 PM,
Beitrag #53
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Furiana Senia begleitete mich auf dem Weg vom Weißen Pferd, wo wir die letzten Nächte geschlafen hatten, zum Forum. Abwechselnd trugen wir das Baby und plauderten über die Vorbereitungen für das Fest zum Regierungsjubiläum des Kaisers. Senias Mann und ihre Söhne hatten sich unter die anderen Männer von Iscalis gemischt um...Männerdinge zu tun. Wahrscheinlich packten sie mit an beim Aufstellen der Ausschanktische oder dergleichen. 

Nach einer Weile kamen wir dann bei der Curia an und Senia zeigte mir, wo genau ich hingehen musste, während sie draußen warten würde. Ich sah auch schon Saturninus, der gerade ebenfalls angekommen war und von einem der Mitarbeiter begrüßt wurde. Ich trat nach ihm in die Amtsstube und sprach nur ein leises "Salvete" während ich auf weitere Anweisungen wartete. Ich wusste nicht so recht ob und was ich tun sollte, also lächelte ich nur freundlich und wiegte das Kind, damit es nicht plärrte.
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07-21-2023, 01:50 PM,
Beitrag #54
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
"Salve Brigantia", Saturninus freute sich, sie zu sehen, auch wenn er in der Öffentlichkeit distanziert blieb. Doch in seine Augen trat ein warmer Schimmer. Er kraulte den Kleinen unterm Kinn: "Na... Aidan? Cuchicuchicuchi"
Er winkte ihr zu, hinter ihm herzukommen.
Saturninus erkannte Leander, den Sklaven des Plautius Seneca wieder. Doch warum arbeitete er im Rathaus? Er konnte sich nur vorstellen, dass die Finanzen des Rechtsgelehrten nicht so in Ordnung waren, wie es den Anschein hatte. Vielleicht hatte der Plautius den Sklaven veräußern müssen. Ob er, Saturninus, einmal ein gutes Wort für Seneca wegen einer fest bezahlten Beratertätigkeit beim Statthalter einlegen sollte? Bestimmt würde er... dann fiel ihm wieder ein, dass es ja einen neuen Statthalter gab:
"Sei gegrüßt Lysander, das war doch dein Name?", sagte Saturninus genauso freundlich: " Ich möchte die Freilassung meiner Sklavin Brigantia und meines kleinen Sohnes Aidan hier zur Niederschrift von den Bürgermeistern bezeugen lassen. Die Mutter wurde von mir nach quiritischem Recht erworben*",

da er schon einmal hier war, konnte er auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen:

"Desweiteren möchte ich meine Ehe mit Furia Serena registrieren lassen. Die Braut trat durch Coemptio unter meine Gewalt. Das Datum der Eheschließung war der 21. Juni dieses Jahres"



Sim off: * Dies wird an dieser Stelle berichtet

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Honoratior von Iscalis
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07-21-2023, 05:10 PM,
Beitrag #55
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
“Leander, werter Furius“, berichtigte Leander höflich. Meistens überhörte er ja so etwas, aber gerade war er in offizieller Funktion hier, wenn man das so nennen wollte, und wenn der Furius sich später würde beschweren wollen, bräuchte er den korrekten Namen. Nicht, dass Leander vorhätte, Anlass zur Beschwerde zu geben.

“Von einem Termin beim amtierenden Duumvirn ist mir nichts bekannt...“, sagte Leander und sah noch einmal in seine Listen, aber nein, er fand auf Anhieb nichts. “Dir ist bekannt, dass die Bezeugung zwar in der Stadtverordnung als Möglichkeit genannt ist, aber nicht obligatorisch ist? Nach römischem Recht kannst du auch einfach inter amicos, also unter Berufung auf fünf Zeugen, oder per Brief freilassen“, meinte er, um dem Furius ein wenig Hilfestellung zu geben, sollte der Duumvir keine Zeit haben.
“Aber wenn du einen Moment warten möchtest, frage ich eben an, ob er hierfür den Augenblick Zeit erübrigen kann.“

Er wollte gerade schon losgehen, als Furius Saturninus auch noch die Eheschließung erwähnte. Das wiederum ging einfacher und unproblematisch. “Der Name vor Eheschließung war Lucretia, richtig?“ fragte Leander noch einmal nach, da er zwar über die Geschehnisse der Stadt gut unterrichtet war, aber sichergehen wollte, nichts falsches einzutragen.
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07-23-2023, 05:11 PM,
Beitrag #56
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
"Ich bin mir sicher, dass einer der werten Bürgermeister Zeit für den Princeps Officii der Zivilverwaltung und auch Honoratior von Iscalis finden wird", sagte Saturninus mit freundlicher Sicherheit: "Sage deinen Herren Bescheid, dass ich hier bin, Leonidas, nein, Leander: Tiberius Furius Saturninus. Es ist mir bekannt, dass die Niederschrift nicht obligatorisch ist, doch ich möchte es gerne so haben, wenn es genehm ist. Und ich möchte den Jungen als meinen Sohn  anerkennen" 
Nachsehen, ob der Duumvir Zeit hatte? Das nahm Saturninus doch stark an, wenn die Stadtverwaltung es nicht darauf anlegte, dass man einmal die abgeführten Steuern ganz gründlich unter die Lupe nahm. 
Und wer wusste schon, zu welchem Zeitpunkt er den Statthalter in Persona erwischen konnte? Der neue LAPP hatte zwar angekündigt, dass er die Provinzstädte besuchen wollte, aber das beschauliche Iscalis stand vermutlich nicht ganz oben auf seiner Prioliste.
Doch diese Verwaltungsgriechen waren alle gleich: Pedanten, die gerade mal bis zur Spitze ihres Griffels blickten und keinerlei Sinn für höhere Politik bewiesen. Die Zivilverwaltungen sollten besser zusammen halten, nachdem das Militär begonnen hatte, einen Sonderweg einzuschlagen.
"Lucretia ist korrekt", antwortete er. Einen Auszug aus dem Haushaltsbuch über den Erwerb der Sklavin Brigantia hatte er auch dabei. So beiläufig fragte er:
"Gab es hier auf dem Rathaus eigentlich auch schon Beschwerden über das etwas rüde Vorgehen der Vexillation T.O.D.?"
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Honoratior von Iscalis
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07-24-2023, 02:54 PM,
Beitrag #57
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
“Gewiss wird einer der Duumvirn es einrichten“, stimmte Leander freundlich zu. So war das Los eines Sklaven: Wenn man einmal helfen wollte, wurde es augenblicklich bestraft. So langsam sollte Leander das gelernt haben, doch geriet er immer wieder in diese Situationen, auch wenn er es nur gut meinte. Aber zumindest hatte er gelernt, nicht mit Römern zu diskutieren. “Ich werde sogleich Bescheid geben. Aber der Duumvir ist nicht mein Dominus, ich bin nur eine Leihgabe“, ließ Leander den Furius wissen, damit er keine falschen Schlüsse in Hinblick auf Plautius Seneca zog.

Leander trug also in die Listen ein, was er schon eintragen konnte, und wollte sich gerade auf den Weg durch das Gebäude machen, als er noch einmal aufgehalten wurde mit einer Frage. “Oh ja, zahlreiche. Eine Sammelklage wird im Moment erwogen, da bei ihrem letzten… Einsatz wohl einiges zu Bruch ging und einige Sklavinnen auch geschändet wurden, weshalb die Eigentümer auch Schadenersatz anstreben.“ Dass Leander selbst einen Schlag abbekommen hatte, erwähnte er nicht, das käme doch sehr jammerig herüber, weshalb er darauf verzichtete.

Bevor noch weitere Fragen kamen, ging Leander schnell die Treppe hinauf zu dem Empfangsraum des Duumvir und passte eine günstige Gelegenheit ab, diesen über die Anwesenheit des Ritters Furius in Kenntnis zu setzen. Eiligst ging es dann auch gleich zurück zum Eingangsbereich und dem wartenden Ritter.
“Der Duumvir empfängt dich jetzt“, meldete er also und zeigte Furius Saturninus den Weg.

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07-27-2023, 03:30 PM,
Beitrag #58
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Die angedrohten acht Wochen waren verstrichen, und sogar noch zwei Tage mehr. Nicht, weil ich es vergessen hätte, ganz sicher nicht, sondern einfach, weil ich Leander noch etwas mehr schmoren lassen wollte und ich mir gern vorstellte, wie er auf gepackten Kleidertruhen schon saß und darauf wartete, wieder heimzukommen. Ich hoffte, es war ihm eine Lehre!

Mir war es ganz sicher eine, denn daheim lief alles drunter und drüber. Auf einmal wollten Leute von mir etwas wissen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie in meinem Haus lebten. Wir hatten eine Sklavin seit drei Monaten, die sich um meine Wäsche und mein Cubiculum kümmerte? Und noch zwei weitere in der Küche, zusammen mit einem Koch? Woher sollte ich denn sowas wissen! Für sowas hatte ich Leander ja gehabt, damit ich mich mit solchen Dingen nicht befassen musste! Es reichte, wenn ich mir einen Namen merken musste.
Viel schlimmer aber war, dass Nachbarn vorbeikamen. NACHBARN! Man musste sich dieses schreckliche Wort auf der Zunge zergehen lassen! Fremde Menschen, die meinten, zum essen vorbeizukommen, nur weil sie zufällig nebenan wohnten! Und zu denen ich freundlich sein musste, auch noch in meinem eigenen Haus! Die waren schlimmer als Klienten. Klienten konnte man wenigstens wegschicken, wenn sie nervten. Aber Nachbarn wohnten gleich nebenan! Entsetzlich, sag ich, ent-setz-lich.

Ich betrat also energischen Fußes die Curia und erspähte Leander schon beim Eintreten. Er wirkte etwas dünner. Und lächelte er etwa? Nein, so ging das gar nicht. Er sollte nicht lächeln, weder, wenn er mich sah, noch überhaupt! (Trotzdem merkte ich, dass ich ihn ein klein wenig vermisst hatte. Aber nur minimal.)
“Ah, Leander, da bist du ja. Deine Zeit hier ist um. Wenn du noch etwas zu holen hast, dann hol es, und dann geht es ab nach Hause“, befahl ich ganz selbstverständlich. Hach, ich hatte es vermisst, ihn herumzuscheuchen!
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Honoratior von Iscalis
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07-28-2023, 10:00 AM,
Beitrag #59
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Die Schreiber, die anwesend waren, schauten sich schier entsetzt an. Sie hatten gewusst, dass Leander sie nach einem Monat wieder verlassen würde. Aber die Zeit war schnell verflogen, und sie hatten sich alle an den stets freundlichen und ausnehmend tüchtigen Griechen gewöhnt. (Manche so sehr, dass sie morgens gerne ihren Packen Arbeit auf Leanders Tisch luden, er würde das schon erledigen)
Novius, einer der beiden Notare, trat schließlich zu dem Rechtsgelehrten hin.
" Edler Honoratior Plautius", sprach er ihn an: "Wir wollen sagen, dass wir alle unseren Leandi sehr lieb gewonnen haben. Eigentlich möchten wir ihn gar nicht mehr hergeben.  Wir hatten ja schon einmal hier besprochen, dass die Stadtverwaltung dir ein Kaufangebot unterbreitet, ein gutes, natürlich. Nur ist die Zeit so schnell vergangen, weshalb der Stadtrat noch keinen Entschluss gefasst hat. Aber das lässt sich bestimmt regeln, da das Anliegen von uns Angestellten an den Stadtrat nun dringlich geworden ist"
Die Umherstehenden nickten Zustimmung.
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07-28-2023, 12:15 PM,
Beitrag #60
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
“Leandi?“ wiederholte ich fragend und sah an dem Notar bei zu Leander. Was bei allen Göttern hatte der Kerl jetzt schon wieder angestellt, dass man ihn mir abkaufen wollte?! Konnte der sich nicht ein einziges Mal benehmen?!
Ich atmete innerlich einmal durch und schaute dann wieder zu dem Notar, der mich wohl überreden wollte, ihn der Stadt am besten zu schenken. “Nun, wenn der Stadtrat die Zeit dafür gefunden hat, wisst ihr ja, wo ich wohne, dann könnt ihr das Angebot gerne überbringen und ich kann es mir überlegen. Aber erst einmal brauche ich ihn wieder zurück.“
Und warum mich jetzt hier alle anguckten wie so ein Wurf junger Hundewelpen, fragte ich mich lieber gar nicht erst. “Als, Leander, hopp, hopp, zieh es nicht unnötig in die Länge.“
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Honoratior von Iscalis
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