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[Furia Stella]

Die alte, gute Fenia hat aus ihrer Tasche ihre rätselhaften Schätze rausgeholt und wollte damit mit dem Knecht Durs die mangelnde Hygiene beseitigen und alles sauber machen. "Fenia, Durs zeigt dir alles, was du dafür brauchst und danke dir..."

Sonnwin hat Fenia vorgeschlagen in der Hütte zu schlafen und ich fand das sehr gut und freundlich von ihm und für mich beruhigend. Der Himmel war bereits von unzähligen Sternen übersät und ich betrachtete noch kurz die Glühwürmchen, die um mich herumtanzten, wie kleine herrliche Feen.  Das war ein gutes Zeichen, ich lächelte in mich zufrieden hinein und danach gingen wir alle schlafen.

Ich lag in Sonnwins Armen auf unserem Bett und schmiegte mich an meinen Geliebten, der meinen Rücken und mein Kreuz leicht massierte und seine leichten Berührungen taten mir sehr gut, "Friudel, mein zärtlicher Gemahl, ich liebe dich und gute Nacht...", flüsterte ich, küsste ihn sanft und bin dann eingeschlafen.

Und dann mitten in der Nacht wurde ich vor heftigen Schmerzen im Unterleib, die sich in meinen Rücken ausbreiteten geweckt... Zuerst in Panik geraten, musste ich dann doch wahrhaben, dass es soweit war und die Geburt bevorsteht. Ich schüttelte meinen Friudel, "Sonnwin, Friudel, wach auf, wach auf ... Es ist so weit, Quiwon kommt! ", die Schmerzen wurden immer intensiver und dann ließen sie wieder für einen kurzen Moment nach ... "Wecke bitte Fenia, sie weiß, was zu tun ist...  ...", weiter konnte ich kein Wort mehr sagen, die unsäglichen Schmerzen waren wieder da und raubten mir den Atem ...

[Publius Gabinius Secundus]

Stellas Stimme in der Dunkelheit klang gefasst, als sie mir sagte, dass es nun so weit wäre und Quiwon käme. Ich war schlagartig wach, so als hätte man mir einen Eimer Eiswasser über den Kopf geleert:

"Fenia! ", rief ich: "Fenia!" 
Im Dunkeln tastete ich mich zu der Feuerstelle in der Mitte der Hütte. Dort brannte kein Feuer, denn es war Sommer und der Rauch zog nur ungenügend durch das Rauchloch ab. Jetzt aber brauchten wir Licht. Mit fliegender Eile benutzte ich meinen Feuerstein. Schon züngelte eine Flamme empor und tauchte die Hütte in rotflackerndes Licht. Und ich streckte den Kopf aus der Tür. Durs schlief meist bei Bernjan, denn er zog die Gesellschaft von Pferden denen von Menschen vor:
"Durs, schaffe uns heißes Wasser herbei und davon so viel wie möglich!", rief ich. 
Kurze Zeit verriet mir ein Rumoren, dass der gute Durs am Werk war. Draußen flammte unser Feuer auf.
Ich wieder zurück bei Stella: "Fridila, Geliebte", flüsterte ich. Ich nahm ihre Hand in meine.

"Frija, Gütige Göttin. Brigid, stehe Fridila bei", bat ich unsere Beschützerin: "Und göttliche gütige Iuno, hilf Furia Stella in dieser Stunde!" Ja, die Geburtsgöttin sollte auch als Iuno angerufen werden, da wir Römer waren. Aber mit meinem Herzen war ich gerade in der Kindheit bei meiner eigenen guten Mutter Gerlinda, und so wie auch ein Krieger in Todesnot nach seiner Mutter ruft, so war ich in diesem Moment viel mehr Sonnwin als Gabinius.

[Fenia]

Fenia schlief fest und tief auf der Matratze und träumte von ihrer glorreichen Vergangenheit, als sie Sonnwins laute Stimme vernahm und war sofort wach. Sie sah ihn an und wusste, dass es nun soweit war und Stella in Wehen lag. Inzwischen hat Gabinius das Feuer in der Hütte gemacht und Fenia stand auf und ging nach draußen, um ihre Hände zu waschen. "Ich bin gleich wieder da, Herr Gabinius, und wir brauchen Tücher und heißes Wasser".

Als Fenia aus der Hütte rauskam, sah sie, dass Durs schon das Wasser kochte und nickte zufrieden. Sie wusch ihre Hände, betrat wieder die Hütte und ging gleich zu Stella, die auf ihrer Schlafstelle lag und vor Schmerzen nicht mehr richtig atmete, "Gabinius Secundus, setzt dich hinter Stella, damit du sie stützen kannst und sie dann auch mehr Luft bekommt",, sie selbst holte aus ihrer Tasche einen Beutel mit den Kräutern und Tinkturen und streichelte dann leicht Stellas Gesicht, "Stella, es wird alles gut, hier trink, aber nur einen Schluck, es wird dir helfen...", flüsterte sie und gab ihr eine schmerzlindernde Tinktur, dann nahm sie die Decke vom Bett, hob vorsichtig Stellas Beine hoch und untersuchte sie vorsichtig, dann schaute sie Sonnwin an,

"Brigid steh uns bei, die Fruchtblase war trotz Wehen noch nicht geplatzt, es könnte aber jeden Moment passieren, wir brauchen frische Tücher...".

[Furia Stella]

In der Hütte wurde es hell, anscheinend hat Sonnwin Feuer gemacht, er nahm meine Hand und ich sah zu ihm hoch, vom Schmerzen gepeinigt und holte dann tief Luft, "Friudel...", flüsterte ich und klammerte mich an Sonnwins Hand fest, die Tränen liefen mir über die Wangen, "Hab keine Angst..."

Dann, zwischen Wehen nahm ich wahr, dass Fenia sich über mich beugte, streichelte mein Gesicht und gab mir etwas zum Trinken, dass die Schmerzen lindern sollte. Es dauerte aber nicht lange und als Fenia mich untersuchte, musste ich laut schreien...

Das Martyrium fing wieder von vorne an und ein stechender Schmerz überfiel mich so heftig, dass ich mich hin und her im Bett wälzte, aber schreien konnte ich nicht mehr, ich war nun so schwach, dass ich nur keuchte und wimmerte vor mich hin. Und dann, als die Wehen wieder nachließen, blickte ich Sonnwin an, "...Bleib bei mir, Friudel, kannst du mir das Gesicht abwaschen?". Ich versuchte mich umzudrehen und dann kamen wieder starke, bohrende Schmerzen in meinem Unterleib, die in meinen Rücken ausstrahlten und ich spürte, dass etwas Warmes über meine Schenkel herunterströmte... Voller Angst sah ich Fenia an,

"Was ist das?", fragte ich leise, völlig erschöpft ...

[Publius Gabinius Secundus]

Ich setzte mich wie von Fenia empfohlen hinter meine Fridila und  bettete ihren Oberkörper an meine Brust, ihre rechte Hand legte ich auf meinen rechtes Knie. So konnte sie sich auf mich stützen und ihre Nägel in mein Fleisch krallen, wenn der Schmerz sie übermannte.

Als Durs endlich mit heißem Wasser, sauberem Stroh und Tüchern hereinkam - er wandte den Kopf ab, doch ich konnte ihm ansehen, wie sehr er mit seiner Herrin litt, konnte ich meinem  Albenmädchen ihren Nacken und ihre Stirn abwaschen.

"Immer wenn es wehtut, so kneife mich so fest wie du kannst. Keine Sorge, das macht mir nichts", sagte ich leise zu Stella und mit der anderen Hand strich ich Stellas Haar aus ihrer Stirn und küsste ihren Nacken.

Und da ich mich ein wenig auf Skaldenzauber verstand, sang ich leise für unser Kind und sie ein Lied:

"Dreimal rufe ich Quiwon
dreimal der Freja bekränztes Haupt
dreimal meine Fridila,
auf dass der Schmerz nicht die Seele beraubt

Rote Rosen wie Blut für Frija
Weiße Lilie wie Schnee für Fridila
Schwarzes Eisenholz für den erwartete Sohn
für Quiwon, der bald bei uns wohnt"

[Fenia]

Fenia hob Stellas Tunika über ihre Hüften hoch und schaute zwischen ihrer Beine, "Stella, habe keine Angst, die Fruchtblase ist geplatzt, also es geht nun los!". Das sollte bald auch, denn Fenia wusste nicht, wie lange die zarte Furia diese Schmerzen noch aushalten könnte. Gabinius saß jetzt hinter Stellas Rücken und sie lehnte sich an seine Brust. Durs kam rein und brachte heißes Wasser und die Tücher. Die Keltin wechselte die Tücher aus und hat dann Stella eine gelbliche Flüssigkeit eingeflößt damit die Geburt beschleunigt wurde und presste Stellas Leib, um das Kind auszutreiben.

"Press es heraus, kleine Elfe! Fast ist es draußen, zieh die Beine ein und pressen und noch einmal!" Fenia schaute noch mal rein und gerade in dem Moment, als Gabinius sein Lied für seine Fridila und das Kind leise sang, sah Fenia nun das Köpfchen, das sich nach außen schob, "Nicht mehr pressen, Stella, fast ist es draußen, jetzt wird die Natur helfen!" und Fenia streckte die Hände aus, bereit das Kind zu empfangen.

[Furia Stella]

Der neue Tag brach inzwischen an und das Licht drang in die Hütte herein. Aber die Tortur ging mit immer weniger Pausen weiter. Das Fruchtwasser war abgegangen, sagte Fenia. Es wird nicht mehr lange dauern bis das kleine Wesen endlich rauskommt. Dann hat sie mir irgendetwas in den Mund eingeflossen, was ekelhaft schmeckte, aber ich schluckte es, es sollte helfen, die Geburt zu beschleunigen, sagte die alte Keltin. Als Fenia mich noch mal untersuchte, setzten die Schmerzen wieder ein, ich lehnte mich enger an Sonnwins Brust, der hinter mir saß, mir den Nacken und die Stirn abgewaschen hat und mich küsste, "Halt mich fest, Friudel ... halt mich fest..., wir schaffen das gemeinsam", sagte ich leise, der Ohnmacht nähe ...

Dann hörte ich ein Lied, das Friudel leise sang, es war so schön und für einen Moment stand die Welt für mich still, ich spürte keine Schmerzen mehr, lauschte nur dem Klang seiner Stimme, seine betörenden Worte verzauberten mich und ich hatte das Gefühl dahinzuschweben..."Mein Skalde ...", flüsterte ich und machte die Augen zu. Aber dann drückte Fenia auf meinen Leib und schrie, ich soll pressen und dann nicht mehr pressen, aber es war zu spät: Ich hob bereits den Unterleib und presste mit aller Kraft, was ich noch hatte und dachte, ich werde gleich in zwei Teile gerissen; ich stieß einen Schrei aus und spürte dann, wie etwas aus mir herausglitt und hörte den Schrei des Neugeborenen, "Friudel, Quiwon ist da!", sagte ich völlig erschöpft, aber glücklich...

[Publius Gabinius Secundus]

Der Morgen war gekommen, und die sommerliche Morgenröte drang durch die Ritzen unserer Hütte. Staub tanzte im goldenen Licht. Ich fasste neue Hoffnung. Das Licht kam und damit Frijas Sonnenschein. Erbarmen mit uns, göttliche Brigid, dachte ich. Du hast uns immer geholfen.

Ich hielt Stella, die so schwach war, so schwach, und ich fürchtete, dass diese Geburt ihr Leben kosten könnte. Denn ich war ein großer Mann, und auch mein Kind würde groß sein.
Noch einmal spürte ich, wie sich Stellas Körper aufbäumte in einer letzten Kraftanstrengung. Und dann half Fenia. Sie drückte auf Stellas Bauch. Stella schrie, und um ein Haar hätte ich die alte Keltin angeschrien, sie solle einhalten. Aber dann bettete sie auch schon das Neugeborene sanft auf ihre Hände, als es endgültig hinausglitt.

Ich küsste Stella und kühlte mit dem Tuch ihr erhitztes Gesicht. Sie lebte. In diesem Moment war nur eines wichtig für mich: Meine Fridila war am Leben!

Fenia kümmerte sich um alles Weitere.......

"Es ist ein Sohn, wir haben einen kleinen Sohn, Fridila" sagte ich bewegt.

Unser Sohn schrie nicht. Er seufzte nur ein wenig  und holte dann tief Luft. Mit großen Augen bestaunte er die Welt.

Ich konnte nicht weiter sprechen. Die Tränen kamen mir, und ich merkte, dass ich verkrampft war und meine Muskeln zitterten. Aber dann sagte ich:

"Ich danke Dir für dieses Geschenk, Stella! Dies Glück ist so groß, dass ich es kaum ertragen kann", flüsterte ich ihr zu.

[Fenia]

Fenia kümmerte sich um alles Weitere.......

Mit einem kurzen Schrei verkündete das Neugeborene seine Ankunft und landete sanft auf Fenias Händen. Dann seufzte es leicht, holte tief Luft und schrie nicht mehr ...

"Es ist ein Junge! Ihr habt einen Sohn!" ... Fenia strahlte vor Freude die beiden Eltern an. Und da kam der Knecht Durs zu Hilfe: Fenia hat die Nabelschnur an beiden Enden mit den Faden abgeklemmt und dazwischen mit einem scharfen Messer, den Durs ihr gab, durchtrennt. Dann reinigte Fenia sein geklebtes Haar mit einem nassen Schwamm und rieb mit einer Salbe das kleine Körperchen ein, dann wickelte sie den Jungen in ein Tuch ein und gab ihn seiner tapferen Mutter, der sofort nach der Milchquelle suchte und die auch fand. Etwas später war auch Plazenta abgestoßen, die Fenia angeschaut hatte, nickte zufrieden und brachte sie weg.

Inzwischen nahm Fenia von Durs mit warmem Wasser getränkten Schwamm und hat Stella, soweit es ging, gewaschen, "In ein paar Tagen kannst du dann in deinem Zuber richtig baden".

Fenia setzte sich für einen Augenblick auf einen Hocker und trank einen Becher Wasser. Dann sah sie den glücklichen Vater mit einem Lächeln an, "Herr Gabinius, ich denke, du kannst jetzt aufstehen und nimm deine tapfere Frau samt Kind auf die Arme, denn das Bett muss gesäubert und die Tücher und Decken gewechselt werden". 

[Furia Stella]

"Friudel, Quiwon ist da!", sagte ich völlig erschöpft, aber glücklich...

Es war nun vorbei! Fenia hatte auf einmal das Kind in ihren Armen und verkündete, wir haben einen Sohn! Sie hat die Nabelschnur durchtrennt und ich sah, dass unser Knecht Durs ihr dabei assistiert hat. Nachdem die Keltin dann das Kind etwas gereinigt hatte, wickelte sie es in ein Tuch und legte unseren Sohn auf meinen Bauch! Völlig erschöpft streichelte ich behutsam unseren Quiwon, der mich mit großen Augen anschaute. Alle Schmerzen waren sofort vergessen, ich war einfach glücklich, den gesunden Jungen in den Armen zu halten. Friudel, der immer noch hinter meinem Rücken saß, wischte mein Gesicht ab und küsste mich und ich spürte, dass er am ganzen Körper zitterte. Ich streichelte sanft seine Hand,

"Mein liebster Friudel, es ist alles gut und wir haben einen Sohn, ist Quiwon nicht wunderschön?"

Als die Nachgeburt sich von meinem Körper gelöst hat und ausgestoßen wurde, schmiegte ich mich enger an seine Brust und stöhnte leicht. Danach hat mich Fenia so gut, wie es ging, gesäubert und sagte, dass in ein paar Tagen könnte ich dann richtig baden, was mich natürlich sehr freute und ich lächelte sie dankbar an!

Liebevoll betrachtete ich unseren Sohn, der nach meiner Brust suchte, die ich bereits frei gab und trank nun begierig seine Milch. Von Glücksgefühlen überwältigt, zog ich Friudels Kopf zu mir herunter und küsste ihn zärtlich.

"... Ich danke dir auch, mein Herz, mein Sonnwin, ich danke dir, dass es dich gibt...."