Forum

[Accia Prisca]

Als er so schnell aufsprang, dass er sich dabei weh tat, war Prisca verunsichert. Hatte sie ihn jetzt doch ganz falsch gedeutet? Sie verstand nichts von Männern, und der hier verhielt sich auch noch anders als alle, die sie sonst so kennengelernt hatte. Sie war der Ansicht gewesen, dass er sich nur hatte nett unterhalten wollen, eben so lange, bis eine richtige Frau für ihn käme, und doch fragte er sie jetzt noch einmal nach einem Treffen, und wenn sie es richtig hörte, sogar nicht unbedingt auf das Wagenrennen beschränkte. Und Prisca traute sich nicht, zu hoffen, dass das doch wirkliches Interesse an ihr bedeutete.
Trotzdem war sie hinreichend verunsichert, was sein verhalten denn jetzt bedeutete oder auch nicht. Aber sie hatte ihm das Wagenrennen schon zugesagt, das konnte sie jetzt nicht doch ablehnen. Was wäre, wenn er doch wirkliches Interesse an ihr hatte? Nein, nein, soweit traute sie sich nicht, zu denken. Sie wollte sich gar nicht fragen, ob sie Interesse an ihm hatte, denn wenn sie das bejahte, und er dann doch eine andere wollte, wäre sie nur am Boden zerstört. Da war es einfacher, so zu tun, als hätte von Anfang an kein Interesse bestanden und keine Hoffnung geherrscht. Das war für alle Beteiligten einfacher, entschied sie. Irgendwie. Trotzdem antwortete sie: “Wenn mein Bruder zustimmt. Ich werde ihm sagen, dass er dir Bescheid geben soll.“ Und Prisca würde ihn wirklich fragen. Wahrscheinlich würde er sie zwar auslachen, oder einfach nein sagen, aber sie würde ihn fragen. Was konnte es schaden? Im schlimmsten Fall durfte sie nicht gehen, und im zweitschlimmsten Fall hätte sie einen lustigen Nachmittag mit Pferderennen.

[Marcus Sabinius Merula]

Sie war nun wieder ganz auf Distanz gegangen und ich zweifelte daran, sie tatsächlich Interesse an mir und einem Treffen haben könnte. Natürlich würde sie ihren Bruder fragen, sagte sie. Aber dann war es ein Leichtes, vorzugeben dass er ihr keine Erlaubnis gegeben  hatte.  Dennoch lächelte ich sie weiter an. "Dann erwarte ich dich dort" antwortete ich. Im Schlimmsten Fall würde ich umsonst einen mühevollen Weg auf mich nehmen. Doch diesmal wollte ich zuversichtlich sein, dass sie wirklich da sein würde. Falls Florus sie begleiten sollte, dann würde ich ihn fragen, ob seine Schwester noch zu haben war.
"Nun, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag! Vale bene!" Aratas hatte mich zum Glück wieder rechtzeitig gestützt, als der Schmerz in mein Bein gefahren war. Es war jetzt sicher besser weiter zur Zivilverwaltung zu gehen, damit ich mich danach wieder auf den Heimweg machen konnte. Ich musste mich unbedingt ausruhen!

[Accia Prisca]

“Dir auch einen schönen Tag, Sabinius Merula“, verabschiedete sich Prisca und blieb noch einen Moment unschlüssig stehen, ehe sie dann doch ging. Ihre Wangen hatten aus unerfindlichen Gründen zu Glühen begonnen, und sie wollte lieber gehen, ehe es noch richtig peinlich würde.
Miriam war ihr dicht auf den Fersen und hielt sie nach nicht allzu langer Zeit auch an. “Was war das denn?“ fragte die Amme mit fragendem Blick.
“Ich weiß es nicht“, jammerte Prisca geradezu und schaute nochmal zurück in die Richtung, wo sie diese seltsame Begegnung gehabt hatte. Bis Miriam ihr am Arm rüttelte und ihren Blick zurück zu ihr lenkte.
“Ich meinte dich! Was hast du denn gemacht? Da war ein netter, respektabler Mann, flirtet mit dir, und du flüchtest!“
Prisca schaute verwirrt, dann schüttelte sie heftig den Kopf. “Nein, nein! Das hat er nicht. Er… er wollte nur nett sein und sich unterhalten. Er hat nicht… geflirtet.“
Miriam seufzte tief und schüttelte den Kopf. Gut Prisca war noch nie das Ziel männlicher Zuneigung gewesen, aber für sie war sonnenklar, dass kein Mann sie gleich zwei Mal nach einem Treffen fragte, wenn er nicht mit ihr flirtete.
“Hoffen wir, dass dein Bruder zustimmt, zu dem Rennen zu gehen. Denn so eine Gelegenheit verstreichen zu lassen, ist ja fast schon ein Verbrechen gegen Fortuna.“

Prisca grübelte noch und ging eher in Trance neben Miriam einher nach Hause, während sie wieder und wieder die vergangene Stunde im Kopf durchspielte und versuchte, zu erkennen, wo sie diese wichtige Information verpasst haben könnte, dass Sabinius Merula sie wirklich mögen könnte.

[Marcus Sabinius Merula]

Es waren kaum zwei Monate nach unserer ersten Begegnung, hier auf dem Forum, vergangen. Wieder hatte uns unser Weg hierher geführt. Doch diesmal waren wir ein Ehepaar, welches erst vor wenigen Tagen geheiratet hatte. Es war auch noch alles frisch. Ja so fühlte es sich an: Frisch, unverbraucht und auf dem Weg, sich zu finden. Ja, wir hatten auch schon den ersten Streit hinter uns gebracht. Aber das hörte wohl dazu. Meine Frau war eben kein Rekrut, dem man den Marsch blasen konnte. Natürlich wäre das mein Recht gewesen, auf alles zu bestehen, was sie nicht wollte. Aber so war ich einfach nicht. Ein bisschen Freiraum sollte sie schließlich auch haben. 
Wie immer waren meine beiden Sklaven mit dabei. Das reichte sicher aus für den heutigen Tag. Wieder sollte das Ziel die Zivilverwaltung sein. Zum einen wollte ich unsere Ehe ins Register eintragen lassen. Wenn wir schon einmal hier waren wollte ich mich auch gleich noch in die Stadtliste eintragen lassen.
"Schau mal, Prisca! Da ist unsere Bank!" sagte ich ein wenig sentimental zu ihr, als wir zu der Bank kamen, auf der wir saßen, als wir uns kennengelernt hatten. "Wollen wir uns kurz setzen?" Ich wusste, ich hatte einiges wieder gut zu machen, nach unserem ersten Streit. Außerdem plagte mich heute wieder mein Bein.

[Accia Prisca]

Auch wenn es nur ein Gang zum Forum und insbesondere zur Curia war, Prisca war glücklich, wieder einmal herauszukommen. Das Haus von Merula war zwar wirklich schön und groß und sie hätte es kaum besser treffen können, und sie war auch dankbar. Aber es war einfach noch nicht ihr zuhause und die frische Luft und die frühlingshaft warmen Temperaturen taten gut. Außerdem war heute ein schön sonniger Tag, und Prisca vermisste die anderen Menschen. Am liebsten wollte sie auch zum Thorianum gehen, um ihre alten Nachbarn zu besuchen, aber vermutlich hatte Merula dafür weder die Ausdauer, noch hinreichendes Verständnis. Nachdem er wütend aus ihrem Cubiculum gegangen war, war er zwar danach nicht irgendwie böse oder herablassend zu ihr gewesen, aber sie wusste, dass er nach wie vor enttäuscht von ihr war, und sie wollte den Riss nicht noch weiter vertiefen.

Und so spazierte sie mit ihm über das Forum und bemühte sich, möglichst matronenhaft zu wirken. Am liebsten hätte sie mädchenhaft in der Sonne getanzt, aber das ging als verheiratete, ehrbare Ehefrau natürlich nicht. Sie hätte sich auch gerne bei ihm eingehakt, wie es Pärchen manchmal taten, besonders verliebte Pärchen. Das war zwar in der Öffentlichkeit nicht immer angebracht, aber Prisca stellte es sich schön vor. Aber: Das ging wegen seines Beines und den beiden ihn stützenden Sklaven nicht.
Also schritt sie einfach nur neben ihm her und versuchte, den schönen Tag zu genießen, als er sie auf die Bank aufmerksam machte, auf der sie sich zuerst begegnet waren. Prisca war sich nicht sicher, ob das die Bank zu ihrer Bank machte, aber Merula schien gerade wieder etwas sanfter zu sein, und sie wollte es nicht verderben. “Gerne“, antwortete sie also mit einem die letzten Tage doch sehr selten gewordenen, kleinen Lächeln und ging neben ihm her zu der Bank. Als die Sklaven ihm geholfen hatten, sich zu setzen, setzte auch sie sich zu ihm, ganz ähnlich wie schon beim ersten Mal. Nicht zu weit weg, aber auch nicht zu nah an ihm. “Es ist ein sehr schöner Tag heute“ versuchte sie, ein kleines Gespräch anzufangen und so die schwierigen Themen, die zwischen ihnen standen, zu vertreiben. Ihr Mann hatte die Angewohnheit, Dinge dann anzusprechen, wenn Prisca nicht wirklich dafür bereit war, weshalb sie ihm die Gelegenheit, das gerade jetzt zu tun, nehmen wollte. “Gestern hat es noch geregnet, aber heute scheint die Sonne sich zu halten. Das ist schön, findest du nicht?“

[Marcus Sabinius Merula]

Endlich lächelte sie einmal wieder. Vielleicht war ich ja zu hart mit ihr gewesen. Sie war ja doch noch recht jung, auch wenn sie jetzt meine Frau war. Ich würde eben doch noch einiges dazulernen müssen. Zumindest willigte sie ein, sich auch setzen zu wollen. Mit einem erleichterten Seufzer nahm ich Platz und streckte mein Gesicht in die Sonne. Ja, es war ein herrlicher Tag!
"Ja, einfach herrlich!" entgegnete ich und lächelte ihr nun zu. Sie saß mit einem gewissen Abstand neben mir. Vielleicht war das ja auch so ein 'bitte-zwing-mich-nicht-dazu'-Ding. Ja ja, natürlich, ich würde mich in Geduld üben müssen! Kleine Schritte führten irgendwann auch zum Ziel. Fragte sich nur, ob ich das je erleben würde.

Sie begann über das Wetter zu sprechen, das hierzulande ja sehr wechselhaft sein konnte. Da ich hier geboren worden war, hatte ich nie erlebt, wie Rom zu dieser Jahreszeit war. Mein ganzes Leben hatte ich nur diese Provinz gesehen und obwohl die Zeiten immer sehr unsicher gewesen waren, liebte ich dieses Fleckchen Erde doch. "Ja, das wäre schön!" meinte ich und schwieg einen Moment. "Weißt du, ich würde demnächst gerne hinaus zu meinem Stück Land mit dir fahren. Ich bin mir noch nicht so schlüssig, was ich daraus machen möchte. Furius Saturninus erzählte mir, er habe dort draußen eine Pferdezucht. Würde dir so etwas auch gefallen? Oder sollten wir lieber etwas anbauen? Gemüse oder Obst, vielleicht." Wenn nur nicht dieses dumme Bein wäre, das mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte. Ich wollte so schnell wie möglich diesen Eingriff. Am liebsten sofort!

[Accia Prisca]

Er wollte nicht über das wetter reden. Gut, das war vielleicht auch keine konversatorische Glanzleistung von Prisca gewesen, ausgerechnet davon anzufangen, aber was anderes war ihr nicht eingefallen. Sie kannten sich ja im Grunde überhaupt nicht und sie hatte keine Ahnung, wofür er sich interessierte oder was er gerne mochte. Sie wusste ja nur die wenigen Dinge, die er ihr erzählt hatte, aber die sagten so gar nichts darüber aus, wer er eigentlich war und erst recht nichts darüber, was ihm gefiel. Außer, ihm gefiel es, einfach beim Militär zu sein, was Prisca so manchmal nicht so abwegig fand.
Stattdessen fragte er sie nach ihrer Meinung zu seinem Landbesitz. Damit hatte Prisca nicht gerechnet. Es fragte sie sowieso selten jemand nach ihrer Meinung, einfach weil sie eine Frau war, und sie hatte auch nicht unbedingt viel Ahnung von Landwirtschaft. Aber irgendwie freute sie, dass er sie fragte. Sie kam sich dadurch irgendwie ein bisschen mehr wertgeschätzt vor, und dieses Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr gehabt.
“Ich versteh nicht so viel davon. Papa meinte immer, die Erde in Britannia sei zu feucht für guten Weizen.“ Kurz huschte ein Schatten über ihr Gesicht, als sie an ihren Vater dachte, aber sie fing sich gleich wieder. “Wenn du auch Pferde züchten würdest, wären du und Furius Konkurrenten. Ich denke, für zwei Pferdezuchten gibt es vielleicht nicht genug Käufer. Das ist bei Obst und Gemüse sicher einfacher, das kannst du hier auf dem Markt verkaufen. Oder vielleicht ein paar Schweine, falls du einen Wald hast“, denn Schweine wurden im Wald gehalten, wo sie den Boden umgraben konnten und Wurzeln und Eicheln ausgruben, “oder ein paar Rinder. Andere Villae Rusticae brauchen ja auch Ochsen für die Felder, und Kühe vielleicht als Opfertiere.“
Zumindest stellte Prisca sich so das Landleben vor. Wirklich Ahnung hatte sie davon recht wenig.

[Aulus Balventius Scapula]

Tatsächlich schien heute die Sonne! Ich konnte es kaum glauben. Bisher hatte diese Provinz vor allem mit schlechtem Wetter geglänzt. Statt hinaus zu meiner Arbeitsstätte in der Minenaufsicht zu reiten, zog ich es vor, heute einen Spaziergang in die Stadt zu machen, Hier war ja alles so viel kleiner und so gedigener, als in Rom, dass es schon weh tat. Aber was konnte ich tun? Ich saß hier fest für die nächste Zeit. Ich nutzte sich jede bietende Gelegenheit, um die Einwohner Iscalis' kennenzulernen. Angefangen mit der Verlobungsfeier bei den Claudiern, über Besuche auf dem Sklavenmarkt, bis hin zu dem Wagentrennen, welches erst kürzlich stattgefunden hatte.
In Begleitung des Custos meines verehrten Bruders, den ich der Einfachheit halber Silurius nannte, weil sein richtiger Name eher wie ein wilder Tierlaut klang, spazierte ich über das Forum und hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern, um ein Schwätzchen zu halten, um mich beliebt zu machen und um vielleicht eine Einladung zur Cena einzuheimsen. Jeden Abend, den ich nicht in Gegenwart meines Bruders verbringen musste, war ein guter Abend! Später vielleicht wollte ich noch zum Sklavenmarkt, um zu betrachten, was ich mir nicht leisten konnte.
Doch nun war ich erst einmal hier. Ich steuerte gerade auf eine Bank zu, auf der ein Paar Platz genommen hatte. Den Mann kannte ich nicht, doch die Frau kam mir bekannt vor. Aber woher kannte ich sie bloß? Groß, dürr, nicht besonders hübsch. Ha, ich hatte es! Die Sponsalia bei den Claudiern. Richtig! Ich trat etwas näher, bleib stehen und meinte dann: "Was für ein schöner Tag heute! Gestern noch hat es geregnet und heute scheint die Sonne. Ist das nicht wunderbar?" Ja, ich weiß! Über das Wetter zu reden, war nicht unbedingt die originellste Art, ein Gespräch anzukurbeln.

[Marcus Sabinius Merula]

Er wollte nicht über das wetter reden. Gut, das war vielleicht auch keine konversatorische Glanzleistung von Prisca gewesen, ausgerechnet davon anzufangen, aber was anderes war ihr nicht eingefallen. Sie kannten sich ja im Grunde überhaupt nicht und sie hatte keine Ahnung, wofür er sich interessierte oder was er gerne mochte. Sie wusste ja nur die wenigen Dinge, die er ihr erzählt hatte, aber die sagten so gar nichts darüber aus, wer er eigentlich war und erst recht nichts darüber, was ihm gefiel. Außer, ihm gefiel es, einfach beim Militär zu sein, was Prisca so manchmal nicht so abwegig fand.
Stattdessen fragte er sie nach ihrer Meinung zu seinem Landbesitz. Damit hatte Prisca nicht gerechnet. Es fragte sie sowieso selten jemand nach ihrer Meinung, einfach weil sie eine Frau war, und sie hatte auch nicht unbedingt viel Ahnung von Landwirtschaft. Aber irgendwie freute sie, dass er sie fragte. Sie kam sich dadurch irgendwie ein bisschen mehr wertgeschätzt vor, und dieses Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr gehabt.
“Ich versteh nicht so viel davon. Papa meinte immer, die Erde in Britannia sei zu feucht für guten Weizen.“ Kurz huschte ein Schatten über ihr Gesicht, als sie an ihren Vater dachte, aber sie fing sich gleich wieder. “Wenn du auch Pferde züchten würdest, wären du und Furius Konkurrenten. Ich denke, für zwei Pferdezuchten gibt es vielleicht nicht genug Käufer. Das ist bei Obst und Gemüse sicher einfacher, das kannst du hier auf dem Markt verkaufen. Oder vielleicht ein paar Schweine, falls du einen Wald hast“, denn Schweine wurden im Wald gehalten, wo sie den Boden umgraben konnten und Wurzeln und Eicheln ausgruben, “oder ein paar Rinder. Andere Villae Rusticae brauchen ja auch Ochsen für die Felder, und Kühe vielleicht als Opfertiere.“
Zumindest stellte Prisca sich so das Landleben vor. Wirklich Ahnung hatte sie davon recht wenig.

Das war ganz sicher eine gute Idee, sie mit in die Entscheifungsfindung einzubeziehen. Letztendlich würde ich ja trotzdem entscheiden, was gemacht werden würde. Prisca jedoch lieferte ein paar interessante Denkanstöße. "Dein Vater hatte gar nicht nicht Unrecht! Nein, Weizen ist eher ungeeignet." entgegnete ich. Auch ihre Begründung, warum wir uns nicht für eine Pferdezucht entscheiden sollten, klang ebenso plausibel. "Ja, da ist was dran, meine Liebe. Ich würde ungern in Furius Saturninus einen Konkurrenten sehen. Vielleicht dann doch eher Obst und Gemüse. Oder ja, Schweine und Kühe!" Wobei ersteres nichts für empfindliche Nasen  war. "Vielleicht sollten wir uns das Land erst einmal genau anschauen, um dann zu entscheiden, was sich dort als Bestes eignet," schlug ich vor. Wenn das gute Wetter sich halten würde, konnte ich tatsächlich einen solchen kleine Ausflug mit meiner Frau ins Auge fassen. Indtinktiv griff ich nach ihrer Hand und hielt sie in meiner.

Das gute Wetter hatte nicht nur Prisca und mich aus dem Haus gelockt. Anderen ging es genauso! Ein junger unbekannter Mann, den ich auf Anfang zwanzig schätzte, blieb unweit unserer Bank stehen und lobte ebenso diesen herrlichen Frühlingstag. "Ja, ein herrlicher Tag," meinte ich erneut und lächelte meine Frau an.

[Accia Prisca]

Prisca fand es nach wie vor sehr verwirrend, wenn Merula sie mit Kosenamen bedachte. Sie sollte das vielleicht eigentlich auch tun, aber es fühlte sich einfach nicht richtig an und Prisca käme sich dann sehr blöd vor. Dass er aber mit ihr richtig sprach und über ihre Worte nachdachte, das gefiel ihr sehr. Das tat sonst kein Mann, und sie fühlte sich seltsam geschmeichelt davon, wie sie es gar nicht kannte.
Daher war sie wohl viel zu abgelenkt, um zu bemerken, wie der schönste Mann, den sie je gesehen hatte, wieder in ihr Leben trat und sie diesmal sogar ansprach. Sie schaute hoch, und da stand er mit seiner umwerfend athletisch wirkenden Gestalt und diesem verschmitzten Lächeln um seine Mundwinkel. Die Sonne schien auf seine Haut und verfing sich in seinem rabenschwarzen Haar, während er einfach hinreißend aussah und sich dessen vermutlich nicht einmal bewusst war. Prisca merkte, dass sie ihn ein bisschen zu lange anschaute, als ihr Mann die Begrüßung erwiderte. So unauffällig wie möglich riss sie ihren Blick los und betrachtete lieber eingehend die eigenen Fingernägel, die erfreulicherweise sauber und akkurat waren. “Ja, ein sehr schöner Tag für einen Spaziergang“, stimmte sie leise zu, denn ihr Mann hatte weder sich noch sie vorgestellt und so gern sie mit dem jungen Mann sprechen wollte, konnte sie das unter diesen Umständen wohl nicht. Eine Frau stellte sich nicht selber vor und fing ein Gespräch mit einem fremden Mann an, selbst wenn der so anbetungswürdig wie dieser hier aussah und Priscas Herz dazu brachte, wie wild zu schlagen. Was der zweite Grund war, warum sie besser nichts sagen sollte, denn ganz sicher würde nur Blödsinn herauskommen und ihr Mann würde dann sicher so seine Theorien aufstellen, wieso das so war. Sie wollte nicht zu allem Überdruss auch noch seine Eifersucht wecken.
Vorsichtig schaute sie zu Merula und dann, wie magisch angezogen, doch wieder vorsichtig zu dem jungen Mann, aber nur kurz. Verdammt, ein Mann sollte nicht so aussehen dürfen, das war einfach nicht fair!