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Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
05-02-2023, 12:29 PM,
Beitrag #1
Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Das größte Haus im Dorf der Priesterinnen von Brigids Quelle ist als Gemeinschaftshaus für Gäste angelegt. Es ist das einzige Haus, das groß genug ist, gleich mehrere Reisende aufzunehmen. Die lange Halle beherbergt eine größere Feuerstelle und der Boden bietet genug Platz, um sich zum Schlafen dort auszubreiten.
Trotz des allgemeinen Verfalls im Dorf ist das Haus noch gut in Schuss, auch wenn es die meiste Zeit nicht genutzt und nur im Fall von Gästen beheizt wird.
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Falke
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05-02-2023, 12:45 PM,
Beitrag #2
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
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Es dauerte nicht lang, bis ich Cinead eingeholt hatte. Ich joggte von hinten an ihn heran und stieß ihn im letzten Moment mit meiner Schulter gegen seine, ehe ich in seinen Trott einstieg und neben ihm herging. Wir beide waren fast gleich. Gleich groß, gleich schwer, das gleiche Gesicht, wir gingen sogar gleich. Ich hatte nur etwas besser Laune als er.

Ich half ihm mit dem Reh, es auf den Boden zu legen und zu zerlegen. Sowas machte ich gern, denn es hielt die Finger und den Geist beschäftigt. Und jetzt, wo das Reh ausgeblutet war, war das auch nicht mehr schmutzig oder so etwas. Außerdem hatte cih das gefühl, dass sich dann Cineads Laune bessern könnte, wenn er schonmal Feuer machen oder sich unterhalten oder das Pferd waschen oder sonstwas tun konnte.
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05-02-2023, 05:10 PM,
Beitrag #3
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Methodisch zerlegte Ciaran das tote Tier und immerhin beschäftigte das meinen Bruder für eine Zeit, während ich die Pferde abladen konnte und schon einmal unsere Schlafrollen auf die Betten im Gemeinschaftshaus warf und unser Zeug auspackte. Viel auszupacken gab es ja nicht, aber ich würde meine total verdreckte Reisekleidung gleich gemeinsam mit dem Pferd in den Fluss werfen. Die Temperaturen waren lau genug dafür, dass ich mir wohl keine Lungenentzündung holen würde. 

Nachdem ich wieder aus dem Haus getreten war, sah ich dass Ciaran auch schon fast fertig war mit dem Zerlegen. "Ich geh zum Fluss mit dem Pferd und den Klamotten. Machst du schon mal ein großes Feuerchen?" Das Feuer würden wir nicht nur für das Reh sondern auch für die Klamotten brauchen, damit diese schneller trockneten. Dann schnappt ich das Stinkepferd, die Stinkeklamotten und warf mich zusammen mit allem in den Fluss.
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05-03-2023, 02:04 PM,
Beitrag #4
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Ich hatte mich eben von Niamh verabschiedet oder wie auch immer man das nennen wollte, als an mir auf einmal einer der Zwillinge vorbeilief. Wo war der denn jetzt auf einmal hergekommen? Ich wusste nicht, ob es Ciaran oder Cinead war, da derjenige aber ein blutbeschmiertes Pferd hinter sich herführte und kurz danach in den Fluss sprang, tippte ich auf Ciaran. Dann konnte Cinead auch nicht weit weg sein.
Ich schaute mich um und entdeckte ihn mit einem Reh, das er gerade zerteilte, vor dem Gemeinschaftshaus. “Cinead?! Wann seid ihr denn angekommen? Du wirst es nicht glauben, aber Dunduvan, Calum und Alun sind auch hier“, sagte ich, während ich auf ihn zuging.
Er hob den Blick und die Art, wie er bei meiner Begrüßung schief lächelte, ließ mich stocken und vorsichtig werden. Nein, das war nicht Cinead, das war Ciaran. Ich konnte die beiden trotz der vielen Jahre manchmal schwer auseinanderhalten und hatte sie jetzt ja auch über ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. Aber die Art, wie Ciaran lächelte, die ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Jedes Mal. Daher wusste ich es. “Oh, Ciaran“, korrigierte ich mich also und kam näher. “Schönes Reh“, meinte ich vorsichtig.
Meine Gedanken wanderten kurz zu Dierna und ihrem Baby, und zu Niamh. Ob ich sie warnen sollte? Zumindest Niamh sollte ich wohl etwas sagen. Sie war so unbedarft, und man erkannte die Gefahr, die von den Zwillingen ausging, nur sehr schwer.
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05-03-2023, 03:59 PM,
Beitrag #5
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Louarn kam von der Hütte eines rothaarigen, jungen Mädchens, das ich vorhin noch kurz mit ihm an der Quelle gesehen hatte, ehe ich auf den Wasserfall gestiegen war, um die anderen zu überraschen. Er verwechselte mich erst mit meinem Bruder, aber als ich ihn ansah, konnte ich sehen, wie langsam die Erkenntnis in seine Züge schlich und er sich anspannte. Armer Louarn, so einfach zu erschrecken. Dabei hatte ich gar nichts gemacht.
“Ich hab sie schon getroffen“, antwortete ich auf die Aufzählung an Namen, die eigentlich an Cinead gerichtet gewesen war. Aber der planschte gerade mit seinem Pferd. Ich schnitt dünne Streifen aus dem Speck des Rehs und schaute mich um. “Wenn du dich nützlich machen willst, hol Feuerholz“ delegierte ich die Aufgabe an ihn weiter. Louarn war mächtig stolz auf seine Körperkraft, da konnte er sie auch mal sinnvoll nutzen.

“Und Louarn, sammelst du immer noch verletzte Vögelchen?“ fragte ich ihn schließlich nach dem Mädchen. Denn sie alle waren verletzte Vögelchen, die Hilfe brauchten. Zart, klein und so leicht zerbrechlich.
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05-03-2023, 04:24 PM,
Beitrag #6
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Da Feuerholz herstellen und sammeln so ziemlich das einzige war, was ich die ganze letzte Woche gemacht hatte, wusste ich, wo ich hinmusste, um Ciarans – nennen wir es – Bitte nachzukommen. Ich ging also ein paar Mal hin und her und kam mit diversen größeren und kleineren Ästen, etwas Zunderschwamm und ein paar Holzscheiten wieder, und machte dann eben schnell ein Feuer, während er das Reh auseinander nahm. Ich nahm an, dass meine Brüder auch gleich kommen würden und Cinead irgendwann auch entweder sauber oder im Fluss erfroren war. Alle würden wohl ein feuer zu schätzen wissen.
Ciaran aber konnte es natürlich nicht lassen und fing an, zu sticheln. Ich dachte an Niamh und mir wurde etwas unbehaglich zumute. “Rupfst du verletzten Vögeln immer noch die Federn aus?“ fragte ich statt einer Antwort zurück. Niamh war nicht nur ein verletzter Vogel. Sie hatte sehr viel durchgemacht, und ja, ich half ihr und beschützte sie. Aber trotzdem war sie kein verletzter Vogel, und ich hatte sie nicht deshalb gern.
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05-03-2023, 06:47 PM,
Beitrag #7
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
“Das war nur ein mal“, brummte ich verteidigend und rutschte ein wenig in der Hocke hin und her, um das Gewicht neu zu verlagern. Ich dachte an den Vogel zurück. Das war sicher fünf Jahre her, und ich hatte wissen wollen, ob die Federn nachwachsen würden. Aber das dumme Vieh war gestorben, noch ehe ich fertig mit Rupfen war.
Aber interessant, wie verteidigend Louarn bei dem Mädchen wurde. Er hatte wohl Angst, dass cih ihr etwas tat. Und das machte sie für mich irgendwie noch interessanter, als wenn sie einfach nur hier wäre. Aber einer Priesterin durfte ich nichts tun. Es würde zu viel Aufmerksamkeit und Ärger geben, und Cathbad hatte mir verboten, einem Kelten etwas zu tun. Nicht ohne Auftrag und Cineads Zustimmung. Und er hatte mich noch nie dafür bestraft, dagegen verstoßen zu haben.

Das Feuer brannte, und ich nahm einen langen Zweig, den ich in genügend Abstand darüber spannte, dass er nicht gleich Feuer fing, ehe ich die Rehspeckstreifen darüber legte. Das sehnige Fleisch an den Flanken würde lange brauchen, bis es zart wäre, oder in dünne Streifen geschnitten zwar schnell durchgebraten sein, aber zäh werden. Der Speck hier aber wäre schneller fertig und lecker.
“Du hast nicht zufällig einen Kessel irgendwo?“ fragte ich den roten Tölpel, denn es war fast schade um das schöne Fett, das so in die Glut tropfen würde. Aufgefangen aber konnte es mit einem guten Teil des Fleisches die Basis für einen wunderbaren Eintopf werden.
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05-05-2023, 10:45 AM,
Beitrag #8
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Das war eine ewig lange Reise gewesen. Ewig lang. Und kalt. Auch mal warm, aber meistens kalt. Und sehr... römerintensiv.
Und nach all dem Stress, da freute man sich doch auf das schöne Falkennest und einen Eintopf im Kreise der noch übrigen Brüder, und dann war keiner da. Die ganze Höhle war leer und es fanden sich sogar Warnzeichen an der Wand. Kurz hatte Fintan schon geglaubt, dass sie womöglich in Schwierigkeiten, gefangen oder tot waren. Doch jetzt, wo er hier im Dorf einkehrte, um sich für die Reise nach Iscalis fertigzumachen, traf er auch schon zwei von ihnen. Ob sie die einzigen hier waren?
"Da sind ja meine beiden allerliebsten Brüder!", rief er laut, um wenigstens ein Zucken aus ihnen herauszukriegen und trat selbstbewusst auf Lou und Ci (oder Cin?) heran. "Da komme ich ja gerade recht. Wann gibt's essen?"
Er machte sich gleich seines Markenzeichens bemerkbar, denn egal, mit welchem Bruder er sprach, dieser war so ziemlich immer sein "Liebling", völlig egal wer.

Als sich der Bursche der Gemeinschaftshütte näherte, stahl sich eines seiner berüchtigten Grinsen auf sein Gesicht.
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05-05-2023, 02:01 PM,
Beitrag #9
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Scheiße war der Fluss noch kalt gewesen trotz dessen, dass es bereits Mai war und das Wetter eigentlich schön war. Verbissen schrubbte ich zuerst das Pferd, dann die Klamotten und am Ende mich selbst. Das Wasser war so verflucht kalt, dass man gleich wieder zur Jungfrau wurde. Bibbernd und zitternd kroch ich dann wieder aus dem Fluss mit dem Braunen am Zügel und all meinen Klamotten, die vor Wasser troffen. Am Ufer sprang ich erstmal ein bisschen wie ein Irrer herum, damit mein Blut wieder anfing zu zirkulieren und das Zittern aufhörte. Ich trocknete mich ein wenig mit einem Fetzen ab, den ich mir wie einen Lendenschurz umband und wrang noch einmal die Klamotten aus, bevor ich mich wieder zurück zum Gemeinschaftshaus begab. 

Als ich dort ankam, brannte wenigstens schon das Feuer ordentlich und das Reh war zerlegt. So gut wie das Feuer aussah, hatte das bestimmt nicht Ciaran aufgebaut, aber wer es letztendlich gemacht hat, war mir irgendwo auch egal, so lange es nur warm war. Ich wärmte mich kurz und pflanzte dann ein paar Stöckchen in die Erde, auf denen ich meine Kleidungsstücke drüber hängte, damit diese in der Nähe des Feuers trockneten. Einige meiner anderen Brüder waren auch bereits da und ich winkte dem Einen und klopfte dem Anderen nah bei mir auf den Rücken.
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05-15-2023, 09:58 PM,
Beitrag #10
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
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Ich stolperte in der Dunkelheit zum Dorf der Priesterinnen. Sehr weit war es ja nicht, aber weit genug, um den Lärm des festes hinter mir zu lassen. Ich fühlte mich taub, und ich hätte nicht sagen können, wo ich langgelaufen war. Auf einmal waren da einfach die Hütten und ich zwischen ihnen und der spottende Mond über mir., der so scheiße mild herabschien. Ich wünschte mir, es wäre ein roter Blutmond,d er alles in schauriges Licht tauchen würde, aber das tat er nicht. Überhaupt war hier alles so verdammt friedlich, dass ich kotzen wollte. Oder alles kurz und kleinschlagen.
Ich stapfte zu dem Unterstand, den ich für die Pferde gezimmert hatte. Zwei davon hatte ich Niamh überlassen. Kurz überlegte ich, sie davonzujagen. Aber ich holte nur mein Pferd, zäumte es auf und führte es nach draußen in die kalte Nacht. Meine Sachen waren schnell gepackt, so viel hatte ich ja nicht und ich war es nach den vielen Reisen im letzten Jahr gewohnt, alles beisammen zu halten. Ich packte also meine Tasche und legte sie auch über das Pferd.
Mein Blick fiel ein letztes Mal über die Hütten und blieb an der hängen, in der Niamh wohnte. Das Bild von ihr, wie sie in der Sonne stand, kam ungewollt. Ebenso die Erinnerung, wie ich nachts vor dieser Tür stand und klopfen wollte. So sehr hatte ich es gewollt. So sehr mich nach dem Leben gesehnt, das hinter dieser Tür wartete.
Und jetzt? Ich wollte die Tür aus ihren kaputten Angeln treten, wollte alles kurz und klein schlagen und jede Erinnerung daran auslöschen. Verrat. Das fühlte ich, wenn ich daran dachte. Ich hatte Niamh so falsch eingeschätzt. Sie war nicht das traurige, verletzliche Mädchen, das meinen Schutz wollte. Sie war eines von den Mädchen, die sich jedem Kerl an den Hals warfen und wohl zu Treue nicht fähig war. Und ich war nur ein Spielzeug für ein paar einsame Nächte gewesen, bis sich etwas besseres fand. Was hatte ich erwartet? Dass sie wirklich mich wollen könnte? Dass sie wirklich mich lieben könnte? Nein, sie wollte nur ein paar starke Arme und hübsche Muskeln, für die sie die Beine spreizte, mehr nicht. Und ich hatte viel zu viel Gefühl an sie verschwendet.

Meine Kiefer mahlten und zwangen das brennende Gefühl in meinen Augen zurück, als ich mich aufs Pferd schwang. Sie war es nicht wert. Sie war meine Trauer und meine Wut nicht wert. Das sagte ich mir immer wieder, als ich meinem Pferd heftig die Fersen in die Flanken stieß und viel zu schnell, als es Nachts vernünftig war, hinaus in die Dunkelheit ritt. Hauptsache weit weg von diesem Ort und all seinen Erinnerungen.

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Falke
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