Forum

[Marcus Iulius Cato]

>>>>  Der Tribun Iulius hatte kurzerhand die Klinen aus seinem Triclinium entfernen lassen und den Raum für Dienstbesprechungen umfunktioniert. Es gab reichlich Stühle und in einer Ecke ein Stehpult für den Protokollführer, seinem Schreiber, zu dem er vollstes Vertrauen besaß.

Diesen Raum hatte er gewählt, da sein Tablinum zu klein war. Es war eher geeignet für kleine Dienstbesprechungen.

Nachdem sich alle Anwesenden Tribun Ovidius vorgestellt und ihren Platz gefunden hatten. Kam von Iulius Cato die Aufforderung einen Lagebericht abzugeben. Dabei sah er Centurio Octavius an. Dieser meldete sich auch gleich zu Wort.

[Marcus Octavius Fronto]

Der Centurio stand auf, nicht weil es erwartete wurde sondern, weil er gerne in Bewegung war, wenn er Probleme behandelte. Und dass was er jetzt ansprechen würde war in seinen Augen etwas was sich zu einem größeren Problem entwickeln konnte. „Ich habe von einem Informanten“, den Namen würde er natürlich nicht nennen, "den Hinweis erhalten, dass jemand versucht die Kelten aufzuwiegeln. Dies begann nach unserer Patrouille und dem Tod des Druiden. In aller Öffentlichkeit, auf dem Forum. Es wurde dort folgende Nachricht, von jemanden, der des Latein und Schreibens fähig war angebracht. Natürlich kann ich diese inzwischen auswendig aufsagen. Sie wurde mit blutroter Farbe neben das Schwarze Brett auf die danebenliegende Wand gepinselt. Mit dem Inhalt:
"Britannier: Die Römer bringen Eure Priester um. Rache für Caradoc den Druiden".
Nach meiner Meinung sollten wir die Stadtpatrouille verstärken, um Ansammlungen oder gezielte Versammlungen sofort zu bemerken, um da gleich nach zu haken.“
Fragend schaute Octavius in die Runde. Während er zu seinem Platz ging und sich hinsetzte.

[Titus Ovidius Decula]

Da Tribun Iulius vorhin bei der Ansprache gesagt hatte, dass ich die Stadtwachen verstärken sollte, horchte ich gleich auf. Das war viel mehr nach meinem Geschmack als die Verwaltungstätigkeiten, die man Militärtribunen normalerweise aufs Auge drückte:
"Du berichtest über feindliche Umtriebe, Centurio Octavius. Sollen wir wirklich nur die Patrouillen verstärken? Und ansonsten den Fall auf sich beruhen lassen? Oder sollten wir ein Exempel statuieren? Wenigstens ein paar Verhaftungen sollten drin sein, um zu zeigen, dass Rom keinen Widerstand duldet"  
Vermutlich machte ich mir den Centurio gerade zum Feind. Ich hatte gar nix gegen ihn. Im Gegenteil. Er war der typische erfahrene und besonnene Soldat. Ich jedoch würde zeigen, dass ich durchgreifen konnte. Ein Schreibtischhengst war ein Ovidius Decula nicht.

[Marcus Iulius Cato]

 Tribun Octavius hob eine Augenbraue an, bei den Worten von Ovidius. Ah so einer ist das, dachte er. Er will sich auf biegen und brechen einen Namen machen. „Was schlägst du also vor, wenn dir der Vorschlag von Centurio Octavius nicht genügt? Wie sähe denn deine Vorgehensweise aus, wenn du ein Exempel statuieren möchtest? Wahllos Verhaftungen vornehmen?“ Das fehlt mir gerade noch, wo sich das Verhältnis zwischen Römer und Kelten ein wenig verbessert. Dabei dachte er gerade an die kleine Prinzessin, wie war doch gleich ihr Name? Richtig Bonni antwortete er sich selber und leckte sich über die Lippen.

[Titus Ovidius Decula]

„Ich möchte den Vorschlag von Centurio Octavius keinesfalls kritisieren, sondern nur ergänzen. Bedenkt doch: Sein Informant richtete aus, dass der staatsfeindliche Aufruf in unserem guten Latein geschrieben war“ 
Das hatte Octavius Fronto zwar nicht direkt gesagt, aber ich ging davon aus:
„Wir bringen dem Keltenpack Lesen und Schreiben bei, und es verhöhnt uns dafür zum Dank mit Graffiti. Das sollten wir nicht durchgehen lassen. Ich schlage keinesfalls viele Verhaftungen vor, sondern nur zwei oder drei. Und nur innerhalb der als romfeindlich bekannten Kelten. Bürger von Iscalis würde ich selbstverständlich ausnehmen“
Romanisierte Untertanen waren das Rückgrat ein jeder Provinz:
"Wer auch immer den Aufruf verfasst hat, war bestimmt noch jung. Die älteren Britannier drücken keine Schulbänke mehr:
Wir nehmen ein paar junge Möchtegernrebellen mit und zeigen ihnen, wie unangenehm es werden kann, sich mit Rom anzulegen. Und da wir den wahren Täter verloren haben, setzen wir sie wieder auf freien Fuss“
Ich drehte mich zu Centurio Octavius:
„Warum wurde der Schmierfink eigentlich nicht gefasst, Centurio? Hatte dein Informant vielleicht Gründe, den Vorfall erst so spät zu melden, damit der Täter in Ruhe entkommen konnte?“
Informanten verkauften sich öfter an beide Seiten, das war nichts Neues. Den würde ich mir auch gleich vorknöpfen, wenn ich durfte. Meine Finger trommelten auf der Armlehne.

[Marcus Octavius Fronto]

Die Gesichtsfarbe des, sonst so gelassenen und Ruhe ausstrahlenden, Centurio nahm eine gefährliche rote Gesichtsfarbe an. Was dachte dieser Möchtegern Soldat sich eigentlich? Seine Fragen hörten sich an, als wenn er behauptete er und der Medicus würden gemeinsame Sache gegen Rom machen. "Tribun Ovidius, deutest du gerade an, das wir hier schlechte Arbeit leisten oder ich selber sogar etwas vertuschen würde? Du solltest zuerst genau den Vorgang der Patrouille verfolgen, dann wüsstest du, das die Bevölkerung gesehen hatte wie wir mit den beiden  Gefangenen und dem toten Druiden zurückkamen. Also war dies kein Geheimnis. Demnach hätte jeder diese Nachricht verfassen können,.... auch eine Römer“, fügte er nach einer Pause hinzu. „Wir wissen doch alle, wie Römer Besiegte oft hassen und diesen Hass schüren um immer wieder gegen diese vorgehen zu können“. Der ruhmsüchtige Kerl vor ihm, wäre zu einer Tat fähig, um den Feind herauszufordern. So würde er es nennen um sich zu rechtfertigen. Den Medicus und jeden Informanten, dem er vertraute, würde er niemals verraten. Dies jedoch erwähnte er bei seiner Antwort an den Tribun nicht.

[Titus Ovidius Decula]

"Ich würde nie wagen, etwas zu behaupten. Ich stelle nur Fragen, Centurio", erwiderte ich: 
"Ich finde es interessant, dass du andeutest, dass der Täter auch ein Römer sein könnte. Einer unserer Mitbürger, der Zwietracht säen möchte. Das wäre je nach Ansicht entweder recht mutig oder entschuldige den Ausdruck: strunzdumm, wenn man bedenkt, wie die Kelten römische Bürger massakrieren, wenn sie erst einmal losgelassen sind. Ich würde den Kreis der Verhaftungen also erweitern, wenn du einen konkreten Verdacht äußerst. Sollen wir gemeinsam die Bürgerlisten durchgehen?"
Ich war ehrlich gespannt, welcher unserer Mitbürger so saublöd sein könnte, einen Aufstand zu provozieren. Obwohl ich nicht glaubte, dass das in Betracht kam. Centurio Octavius war dieses weiche schwammige Land schlicht ins Gehirn gesickert. Er fühlte sich für die Britannier verantwortlich. Das passierte, wenn man zu lange in einer Provinz feststeckte. Ich dankte Mars dafür, dass mein Tribunat zeitlich beschränkt sein würde. 
 Ich verschränkte die Arme und wartete die Entscheidung des Tribunus Laticlavius Iulius ab. Er hatte schließlich angeordnet, dass ich das Kommando der Stadtwachen übernehmen sollte. Wie weit würde er mir auch gegen den Willen von Centurio Octavius freie Hand lassen?

[Marcus Iulius Cato]

Der Blick des Tribun Iulius Cato wanderte nicht nur zwischen Tribun und Centurio hin und her, er beobachtete auch den Rest der Offizieren. Auch bei ihnen war die Meinung kontrovers, die einen nickten zustimmend bei den Worten des jungen Tribun, die anderen rollten ihre Augen verdrehend oder schüttelten gar den Kopf. Alle waren es erfahrene Männer, dennoch musste Iulius sich immer wieder schlichtend zwischen ihnen stellen. Er verstand ja den Keltenhass bei einigen, sie hatten im Kampf gegen sie Familienmitglieder oder freunde verloren. Dennoch war die Politik des Reiches, die Kelten friedlich einzugliedern und nur wenn nötig mit harter Hand durch zugreifen.

Wieder sah er den jungen Ovidius prüfend an. Also gut wir werden sehen, wenn ich seine Vorgehensweise vorerst akzeptiere, was geschieht. Vielleicht brauchten die Kelten wirklich mal wieder einen Dämpfer, damit sie sich erinnerten, wer der Herr des Landes war und das dieser sie im Auge behielt.

„Ich denke bei diesem Thema werden die Meinungen stets aufeinanderprallen, deshalb möchte ich die Diskussion an dieser Stelle abbrechen. Wir wissen alle, wie gewissenhaft Centurio Octavius seinen Dienst versieht, wie gut geplant seine Patrouillenmärsche immer waren. Ich weiß, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann. Dennoch möchte ich der Einsatzfreude unseres jungen Tribun Ovidius keine Steine in den Weg legen. So soll er unter zwei Bedingungen nach seinen Vorstellungen seine Aufgabe ausführen. Erstens erwarte ich zwischendurch, immer wieder ohne Aufforderung, einen Zwischenbericht und zweitens möchte ich, dass der erfahrene und umsichtige Legionär Mettius Kaeso ihm unterstützend zur Seite steht.“
Sollte der Hitzkopf sich doch an den Kelten seine Hörner abstoßen, dass er ein solcher war merkte man schon daran wie sehr er sich alleine gegenüber Octavius zusammenriss. Man könnte fast denken er hielte diesen für einen Schwächling, der sich vom Feind einlullen ließe.

[Titus Ovidius Decula]

"Selbstverständlich Tribun Iulius", sagte ich und nickte dem alten Haudegen zu, der vermutlich Mettius Kaeso war. Das Iulius Cato mir mit ihm ein Kindermädchen zur Seite stellte, verzieh ich ihm:
"Ich werde so oft es nötig ist, einen Zwischenbericht abgeben. Da ich mich selbstverständlich per Landkarte auf meinen Einsatz in Britannien vorbereitet habe, möchte ich nur eines noch wissen: Was ist das für ein Ort, der Cheddar genannt wird?"
"Das ist das ursprüngliche Keltendorf am Iscafluss. Jetzt ein Vorort von Iscalis, Tribun", erwiderte Kaeso.
"Aha", sagte ich: "Ich befehle also, dass wir uns erst einmal in der Nähe des Tatorts umsehen und später in diesem ursprünglichen Keltendorf. Besorge mir eine Bürgerliste. Ich brauche Namen"

Ich würde mir eine Vexillation von achtzig Freiwilligen zusammenstellen.  Darunter möglichst keinen von der III. Centurie, die Centurio Octavius unterstand.

[Legionär]

Mettius hörte was Tribun Ovidius anordnete und nickte, dann kam es ihm. „Ich soll also zur Curia und mir dort die Stadtbürgerliste geben lassen? Geben die einem denn so einfach? Ich meine ja nur, da könnte doch jeder kommen.“ Mettius war ja ein Legionär, der es gewohnt war ungewöhnliche Befehle zu erhalten. Er hatte aber keine Lust sich von einem kleinen Schreibtischtäter wie dumm behandeln zu lassen. Das hatten einige ja echt gut drauf.