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Das Heim der Priesterin
03-30-2023, 10:47 AM,
Beitrag #71
RE: Das Heim der Priesterin
Das Wasser kochte bald und während Lou sich freimachte, zerstieß ich die Kräuter mit ein wenig Flüssigkeit zu einer Paste. Ich schöpfte das heiße Wasser in eine kleine Schale und begann dann damit die Wunde auszuwaschen. "Das hat Niamh gut genäht. Die Wunde sieht nicht schlecht aus." lobte ich die junge Frau anerkennend. Sie schien ein Händchen für Heilkunst zu haben und solche Leute waren hier immer gerne gesehen. 

Routiniert wusch ich die Wunde aus, trug die Paste auf und verband sie dann mit den ausgekochten Leinenstreifen. Das sollte nun einige Tage halten. "Du solltest aber in den nächsten Tagen hier bleiben, Lou. Die Wunde wird noch bestimmt eine Woche keine große Belastung vertragen, wenn du Wundbrand und Komplikationen vermeiden willst. Langsam gehen und bestimmt kein Reiten..." Ich blickte den Kerl eindringlich an, da ich es ernst meinte. Er hatte Glück gehabt, dass bisher die Naht gut gehalten hat und das verdankte er zweifellos nur der guten Arbeit von Niamh. 

Und kaum sprach man von Dierna und dem Baby ging auch schon das Geschrei los in der Hütte nebenan. Ich verzog das Gesicht zu einem Lächeln. "Ja, Dierna ist die junge Priesterin, die in der Hütte nebenan wohnt - wie man schwer überhören kann. Ihr könnt gerne zu ihr und Úna nach nebenan gehen um sie zu begrüßen. Sie stammt von Tor Uisneach in Eriu, ja."
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03-30-2023, 11:17 AM,
Beitrag #72
RE: Das Heim der Priesterin
Es gab ganz definitiv sehr viel schönere Dinge, als sich eine Wunde nochmal säubern zu lassen. Aber wenigstens hielt die Naht wirklich gut und definitiv besser, als wenn ich sowas selber machte, und es zeigten sich bislang keine roten oder gar schwarze Striemen, die von der Wunde wegführten. Wenn das so blieb, würde nur eine kleine Narbe bleiben, aber es gab keine ekligen Folgen wie Eiter oder eine Blutvergiftung. Aber Gilda wollte mich trotzdem wohl am liebsten mit Tee und Brot ins Bett stecken und dort festbinden.
“Ich dachte, ich soll Türen bauen und Holz hacken?“ maulte ich kurz, da mir die Aussicht auf mehrere Tage Tatenlosigkeit überhaupt nicht gefiel. So schlimm war der Kratzer ja wirklich nicht, fand ich. Und reiten war nicht unbedingt anstrengend, wenn man es langsam machte und nicht grade im wilden Galopp über die Felder jagte. Nein, das gefiel mir nicht so wirklich, und ich schaute kurz möglichst unauffällig zu Niamh, die so ja damit gestraft wäre, mich noch ein paar Tage länger als beabsichtigt zu ertragen. Ich hatte ihr eigentlich versprochen, dass sie mich nach heute los wäre, und egal, was zwischen uns auf der Reise passiert war, glaubte ich doch, dass sie ganz froh wäre, wenn ich ging. Das gestern Nacht war nur ein kurzes Aufflackern einer Flamme gewesen, die Suche nach Wärme und Gesellschaft. Ich bildete mir darauf jetzt nicht ein, dass sie mich immer noch liebte oder sich über meine Nähe freute. Und das tat mir durchaus sehr leid.
Ich schnaufte, denn es nützte nichts, und ich überlegte mir schon, wo ich am besten dann schlafen sollte, denn da war ich mir mehr als sicher, dass keine der hier anwesenden Frauen mich in ihrem Zuhause würde haben wollen. Aber es gab ja genug Hütten, und ich brauchte keine Tür. Solange es nicht reinregnete, ging das schon für ein paar Tage, wenn es sein musste. Besser als eine kalte Höhle in jedem Fall. “Gut, ich werde bleiben, bis Dundi hier war, dann reisen er und ich zusammen wieder ab“, lenkte ich also für ein paar Tage ein, denn ganz, ganz sicher würde mein Bruder genau am siebten Tag hier aufschlagen, um wieder reden zu können, und auch sicher würde er nicht lange bleiben wollen.

Nebenan fing ein Baby an zu heulen. Ich grinste ganz kurz ein wenig. Ich mochte Kinder, vor allen Dingen die ganz kleinen, auch wenn ich nie selber welche haben wollen würde. Aber nicht, aus dem Grund, weil ich sie nicht gern hatte oder mich gestört fühlte oder was auch immer andere Leute für Gründe hatten. Ich konnte mir nur nicht leisten, einen Grund zu haben, leben zu wollen, der stark genug war, meine Brüder zu verraten. Und ich könnte es nicht ertragen, wenn meine Kinder meinetwegen würden sterben müssen, sollten die Römer sie finden. Man könnte also sagen, ich wollte keine Kinder, eben weil ich meine Familie liebte.
“War schon ein...“, wollte ich schon fragen, fing mich dann aber grade noch einmal rechtzeitig. Niamh wusste nicht, was ich war, und jetzt war nicht der Zeitpunkt, mich zu offenbaren. “War schon jemand von uns bei ihr? Wegen dem Kind, mein ich?“ fragte ich Gilda danach, ob ein Druide es schon gesegnet hatte. Denn ja, das war auch eine Aufgabe, die wir übernahmen, einem Kind sein Schicksal vorherzusagen – was ich sicher nicht konnte – und es zu segnen – was ich zumindest irgendwie konnte. Ganz ohne Segen sollte ein Kind nicht sein, aber ich bezweifelte, dass viele meiner Brüder hier regelmäßig vorbeikamen.
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Falke
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03-31-2023, 10:18 AM,
Beitrag #73
RE: Das Heim der Priesterin
Ich seufzte nur und zog den Verband mit einem letzten Ruck schön eng. "Du kannst ein wenig Zweige sammeln, spazieren gehen, zur Quelle mit Niamh gehen und in drei Tagen sehen wir weiter. Dann müssen wir den Verband das nächste Mal wechseln und dann kann ich dir genau sagen, was du tun kannst." Ich wandte mich wieder dem Herd zu und räumte die restlichen Kräuter wieder weg und die Leinenfetzen zurück in meine Truhe. 

"Bronwyns Hütte hat eine Tür. Sie muss nur wieder eingehängt werden übrigens." Die Hütte war in noch recht gutem Zustand und musste nur mal ordentlich gereinigt werden. "Úna wurde erst an Imbolc geboren und seitdem war keiner von eurer Bande hier gewesen." erwähnte ich schmunzelnd. Beltanekinder wie Úna wurden meistens an Imbolc geboren, wenn auch die Lämmer geboren wurden. Ich lauschte kurz hinüber und das Plärren hatte aufgehört. Dierna war sicherlich aufgewacht und kümmerte sich nun um das Baby. "Wartet noch ein paar Minuten und dann könnt ihr hinüber gehen zu Dierna."
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04-18-2023, 10:08 AM,
Beitrag #74
RE: Das Heim der Priesterin - Aufhebung des Geis
>>>
Calum und Dunduvan hatten ihren Weg fortgesetzt. Erst vorsichtig, aber dann in der Nähe des Hains der Brigid eher gelassen. Es gab viele Spuren, denn natürlich gingen die Leute immer noch zu ihren Priesterinnen, um Rat zu suchen; daran konnte die Präsenz der Römer nichts ändern. Gläubige Kelten aber hätten niemals klaren Verstandes Druidenschüler angegriffen. 

Dunduvan wies auf den Weg vor ihnen, der von vielen Menschenfüssen und auch einigen Hufen  zertrampelt worden war, und er zuckte die Achseln.  Trotz der eindeutigen Spuren schien gerade niemand anwesend zu sein. Die Priesterinnen hatten genug Arbeit zu tun, und das Gelände war weitläufig.

Bitte erkläre Du Gilda warum ich hier bin
schrieb er und zeigte das Geschriebene Calum. 
Gilda las ja nicht. Ohne die Möglichkeiten der Schrift aber war Dunduvan noch stummer als stumm.
Er pochte laut und vernehmlich an die Tür. Erst war es ein normales Klopfen, dann lief der Ton ineinander über, so dass es sich ein wenig anhörte, als ergäbe ein Pochen das Echo des anderen.
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Falke
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04-20-2023, 02:29 PM,
Beitrag #75
RE: Das Heim der Priesterin
Ich war in der Hütte und zerstampfte gerade getrocknete Kräuter in meinem Mörser, während im Kessel schon der Kräutersud kochte. Ich hatte versprochen eine größere Menge Kräutersud für das nahe Dorf am Rande des Waldes zu machen, wo gerade eine Erkältungswelle grassierte. Am stärksten duftete der Salbei, der großzügig als Basis für den Kräutersud eingesetzt wurde. Darüber hinaus war noch Kamille und einige andere Blüten und Kräuter im Sud und die getrockneten Nesseln und die Minze mörserte ich gerade, damit der kräftigende Sud fertig wurde und ich diesen abfüllen konnte.

Als es an meiner Tür pochte, dachte ich zuerst an Dierna oder Niamh - aber beide sollten eigentlich in ihren Hütten beschäftigt sein und als sich das Pochen wiederholte, kam es mir direkt bekannt vor. Nur einer von Cathbads Schülern hatte so ein merkwürdiges Pochen und ich rief laut. "Bist du das Dunduvan? Komm nur herein!" während ich nicht von meinem Mörser abließ.
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04-20-2023, 02:48 PM,
Beitrag #76
RE: Das Heim der Priesterin
Die Priesterin hatte ihn an seinem Klopfen erkannt. Dunduvan nahm ihren Ruf als Zeichen, einzutreten. Sie zerkleinerte gerade etwas in ihrem Mörser, und der würzige Geruch stieg Dunduvan in die Nase.
Er neigte kurz den Kopf und um nicht ganz und gar hilflos und auf Calum angewiesen zu sein, deutete er selbst auf seinen Mund und legte einen Finger auf seine Lippen. 
Dann nahm er die zwei Finger seiner rechten Hand und legte sie schräg über seine linke. Zwei Finger in dieser Position standen für den fid Gort, das G für Geis. Aber er wusste nicht, in wie weit die Priesterinnen diese druidischen Zeichen kannte. Er hoffte jedoch, Gilda würde sehen, dass er unter einer Verwünschung stand.
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Falke
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04-22-2023, 01:11 PM,
Beitrag #77
RE: Das Heim der Priesterin
Calum war bereits seit einiger Zeit nicht hier gewesen. Noch vor Samhain hatte er Gilda zuletzt gesehen und hatte sich seitdem ja von allen ferngehalten. Er hatte seine eigenen Schwierigkeiten gehabt.
Nun jedoch war er wieder hier, diesmal in Begleitung seines Bruders, der mit Stummheit geschlagen war.
"Ich grüße dich, Gilda", sagte Calum zurückhaltend. Er kam auch direkt zur Sache. "Entschuldige bitte die Störung. Wir sind hier, um die Quelle aufzusuchen. Dunduvan wurde mit Stummheit geschlagen und ihm wurde gesagt, dass er heute hierherkommen muss, damit die Göttin den Fluch von ihm nimmt."
Das wie und warum sollte Dunduvan mal schön selbst erklären.
"Würdest du uns vielleicht gestatten, die Göttin aufzusuchen, damit er wieder selbst zurechtkommt?"
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Falke
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04-25-2023, 11:54 AM,
Beitrag #78
RE: Das Heim der Priesterin
Ich runzelte kurz die Stirn, als auch eine zweite Gestalt hinter Dunduvan erschien, aber ich erkannte sofort den jungen Calum, den ich von Cathbads Bande am liebsten mochte. Mein Gesichtsausdruck erhellte sich augenblicklich bei seinem Anblick. 

"Ich grüße dich, Dunduvan und auch dich, Calum. Natürlich könnt ihr gerne die Quelle aufsuchen. Braucht ihr die Anwesenheit einer Priesterin? Falls ja, dann müsst ihr Dierna Bescheid sagen, da ich, sobald dies hier fertig ist, dringend ins Dorf muss." Und vielleicht konnte ich ja einen der Druidenschüler für das Schleppen des Gebräus rekrutieren. Das würde meinem Kreuz helfen, dachte ich mir. 

Bedächtig setzte ich meine Arbeit fort und richtete meinen Blick wieder auf Dunduvan. Stummheit? Nunja...es würde wohl einen Grund haben. Aber ich würde nicht nachfragen, da es mir nicht zustand, wenn er nicht von sich aus später erzählen wollte.
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04-26-2023, 09:29 AM,
Beitrag #79
RE: Das Heim der Priesterin
Ich soll zu den Priesterinnen gehen und mir einen Becher Wasser aus der Heiligen Quelle geben lassen, Gilda, dachte Dunduvan und merkte sich, dass die Priesterin offensichtlich nicht im Verständnis der Druidenzeichen ausgebildet war. Vielleicht war sie aber auch ungnädig, weil er ihr diesmal keine Gaben mitgebracht hatte. Er würde sich später mit Wasserholen, Holzhacken oder Lastentragen  nützlich machen oder mit sonst etwas, das den Priesterinnen schwer fiel.
 Eigentlich hätte Dunduvan die Auflage von Cartivel wortwörtlich befolgt, aber er war zu ungeduldig, jetzt auch noch Dierna suchen zu müssen  und beschloss, dass er selbst genug Druide war, den Fluch zu lösen. 
Er nickte Calum zu, wenn er mitkommen wollte >>>
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Falke
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09-13-2023, 03:50 PM,
Beitrag #80
RE: Das Heim der Priesterin
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Nach meinem Ausflug zur Quelle, wo ich Rhian getroffen hatte, war ich froh wieder zurück in meiner Hütte zu sein. Ich schloss die Tür wieder hinter dem Mädchen und bedeutete ihr, dass sie sich gerne auf die Bank vor dem Herd setzen konnte. Die Hütre selbst duftete vor allem nach Holzrauch und Kräutern, die ich gerade trocknete wie Salbei und Brennnesseln. 

Ich stocherte in der Glut herum und legte einen kleinen Scheit ins Feuer und zog den kleinen Kessel darüber, in dem sich noch ein wenig Suppe vom Abendessen befand, die man schnell aufwärmen konnte. "Du kannst deine Kleidung gerne am Feuer trocknen und dir etwas aus meiner Kiste nehmen, wenn du nichts anderes dabei hast" sagte ich freundlich und deutete auf meine Kleiderkiste aus Zedernholz, die einige einfache Hauskleider aus ungefärbter Wolle sowie die Gewänder der Priesterin enthielten. Es war vor allem an der Quelle nachts feucht und der Saum ihres Gewands war ganz nass.
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