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Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
03-02-2023, 01:48 PM,
Beitrag #11
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
“Niamh...“, sagte ich mit belegter Stimme und schlechtem Gewissen. Dass sie mich nicht hasste, war schwer zu glauben. Ich hasste mich ja sogar selber, wenigstens ein kleines bisschen, dass ich ihr einfach nicht das geben konnte, was sie wollte. Es war ja nicht so, als wäre das etwas total ungewöhnliches. Gut, einen Mann am liebsten heiraten zu wollen, den man grade erst getroffen hatte, schon, aber so insgesamt, sich verlieben, heiraten, Kinder kriegen, das war das, was man normalerweise eben tat. Nur konnte und wollte ich das eben nicht. Aber das lag nicht an ihr. Nur wie sollte ich das erklären?
Doch sie redete weiter, davon, wie schön es gewesen war. Und ja, vielleicht war ein klitzekleiner, völlig unangebrachter und egoistischer Teil von mir irgendwie auch stolz darauf, so Eindruck hinterlassen zu haben, dass sie nicht genug von mir bekam. Es war ja auch sehr schön gewesen. Aber es war halt auch falsch und ich sollte nicht… oh, aber wenn sie es doch wollte? Und selbst sagte, dass es eben nur das wäre und nicht der ganze verlieben und heiraten und Kinder-Kram? Nein, ich sollte nicht… ich sollte…

Und dann küsste sie mich. Nicht zaghaft, sondern…  Meine ohnehin schwache Selbstbeherrschung bröckelte dahin und ich fragte mich selber, ob ich eigentlich blöd war, mich so gegen etwas zu wehren, was mir durchaus sehr gefiel und Spaß machte, wo es mir so freimütig angeboten wurde.
Ich küsste zurück, erst sanft, dann verlangender, und zog sie auf meinen Schoß. Der Boden war hart und kalt und dreckig, und sie sollte da nicht liegen, wenn wir beide uns vereinigten. Das fand ich nicht richtig. Meine Händen fanden ihren Weg unter ihr Kleid. Zum ausziehen war es zu kalt, aber meine Lippen fanden die Stellen an Hals und Ausschnitt, die sie erschauern ließen, während meine Hände unter ihrem Kleid ihr sanftes Fleisch kneteten, streichelten, liebkosten. Als wir beide es wohl nicht mehr aushielten, und nur zu streicheln, zog ich dann auch Tunika und Hose zurecht und sie auf meinen Schoß. Es war schön. Vielleicht auch schön falsch, aber auch sehr schön, und ich tat mein möglichstes dazu, dass es für sie auch schön war.
“Du verdienst so viel mehr, Niamh… So viel mehr…. Das hier sollte keine Höhle sein, sondern ein Haus, mit einem weichen Bett. Ein Feuer, warm und… hell, damit du mich sehen kannst, uns beide sehen kannst. Und… weiche Felle auf dem Bett… oh Ounghus, würd ich dich jetzt gern auf ein weiches Fell drücken“, redete ich Unsinn, während wir dabei waren.

Ich hielt durch, so lange ich irgendwie konnte, und hob sie erst im letzten Moment von mir, um nichts wirklich, wirklich dummes zu tun. Danach hielt ich sie noch eine Weile im Arm, küsste und streichelte sie, und fragte mich, ob ich nun komplett dämlich war oder das richtige getan hatte. “Schlaf gut, Niamh“, sagte ich leise und hoffte, dass sie hiernach nun wirklich in einen wohligen Schlaf finden würde, während ich, obwohl ich nun auch am liebsten schlafen wollte, wachzubleiben versuchte.
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Falke
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03-04-2023, 04:15 PM,
Beitrag #12
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Endlich erwiderte er ihren Kuss. Er hatte seine Bedenken über Bord geworfen und hatte sich nur noch darauf konzentriert, was er wollte. Dies zeigte er ihr nun ganz deutlich. Seine Küsse wurden verlangenders und sie pürte, wie ihr Herz vor Aufregung schneller schlug. Dann zog er sie zu sich und seine Hände begannen sogleich sich unter ihrem Kleid ihre Wege zu bahnen. Es war zu kalt, um sich der Kleider zu entledigen. Aber dennoch wusste er was zu tun war, um sie erschauern zu lassen. "Oh Louarn!" seufzte sie voller Verlangen. Es fühlte sich so gut an, bei ihm zu sein und seine Nähe zu spüren. Nachdem er sie auf seinen Schoß gezogen hatte, konnte sie seine Erregung ebenfalls deutlich spüren und es machte sie noch heißer. Jede seiner Berührungen fachte ihr Feuer an. Sie küsste ihn leidenschsftlich und begann sich in seinem Rhytmus zu bewegen. Währenddessen sprach er davon, dass sie viel mehrverdiene, als diese Höhle, die ihnen in dieser Nacht vor dem Regen Schutz gewährte. Doch Niamh stöhnte nur vor Lust. Sie hatte alles, was sie sich wünschte hier bei sich und spürte alsbald die Erfüllung ihres Wunsches. Auch wenn sie ihn nicht haben konnte, war sie dennoch glücklich in diesem Moment.
Schließlich sank sie erschöpft aber zufrieden zusammen und blieb noch eine Weile in seinen Armen liegen. 
Es dauerte nicht lange, bis sie einschlief. Der Tag war so anstrengend gewesen und ihre Vereinigung war in jederlei Hinsicht der Höhepunkt von allem gewesen. Ihr Atem ging wieder ruhig und gleichmäßig und sie versank in einen tiefen Schlaf.

~~~
Endlich hatte der Regen etwas nachgelassen. Es tröpselte noch immer, doch endlich konnten die beiden Verfölger ihren Unterschlupf verlassen und sich vorsichtig zur Höhle vorwagen. Schon von einiger entfernung aus konnten die beiden hören, was sich gerade im Inneren der Höhle abspielte. "Das ist die Chance!" meinte der eine leise grinsend. Doch der Erfahrenere von beiden schüttelte beschwichtigend den Kopf. Es war besser, die beiden im Schlaf zu überraschen. Denn der würde sich gewiss bald nach dem Akt einstellen. Also warteten die beiden Menschenfänger weiter ab.
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03-04-2023, 04:50 PM,
Beitrag #13
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Vor mir und überall um mich herum breitete sich eine spiegelglatte Fläche aus. Sie war so klar, dass jeder einzelne Stern des Himmels sich in ihr spiegelte und ich einen Moment lang dachte, ich würde zwischen all diesen Sternen einfach nur fliegen. Aber ich stand, die Pfoten nur ein paar Finger tief im Wasser, denn das war es: eine riesige Wasserfläche, so weit das Auge reichte, unter einem sternenübersäten mondlosen Nachthimmel. Und es war wunderschön. Es war friedlich und still und absolut ruhig. So leise, dass mein schlagendes Herz das einzige Geräusch war.

Einen langen Moment stand ich einfach da und sah mir dieses Meer von Sternen an, ehe ich loslief. Ich wusste nicht, wohin oder wieso. Das hier war anders als die vielen Träume, die ich schon gehabt hatte. Immer hatte ich ein Ziel, oder Gesellschaft. Aber hier schien ich ganz allein. Und es war befreiend.
Zumindest eine Weile. Ich hätte nicht sagen können, was sich veränderte. Der Himmel war immer noch voller Sterne, das Wasser vor mir glatt, und ich rannte schnell, dann langsamer, bis ich schließlich stehen blieb. Ich war allein. Und alles war leer. Und es fühlte sich kalt an.

Flügelschlag riss mich aus meinen Überlegungen, und ich reckte den Kopf, um zu sehen, woher das Geräusch kam. Ich sah sie nicht, aber ich hörte sie. Es mussten ein dutzend Krähen sein, und sie riefen mit ihren krächzenden Stimmen. Ich war mir nicht sicher, was sie riefen. “Louarn“ oder “Gefahr“. Ich versuchte noch, sie gegen den schwarzen Himmel zu erkennen und sah dem Geräusch nach, als ich erschrak. Denn ich stand nicht mehr allein in dem flachen Wasser.
Der Hirsch, den ich schon einmal gesehen hatte, stand da und sah mich eindringlich an. Ich wollte mich ducken und kleiner machen. Mein Bauch berührte schon die Wasseroberfläche. Aber er schnaubte darauf hin nur… wütend? Enttäuscht? Missbilligend? Ich verstand es nicht, was er von mir wollte.
Ich sah zu ihm auf, wollte ihn fragen, als ich dieses Geräusch hörte und mir etwas feuchtes ins Gesicht spritzte. Ich riss die Augen auf und sah einen Pfeil aus seinem Hals ragen. Mir entfuhr ein stummer Schrei, als auch schon ein zweiter einschlug und der Hirsch mit einem röhrenden Brummen zu taumeln begann. Ich wollte ihm helfen, ihn verteidigen, aber unsere Blicke trafen sich, und ich verstand.

Und ich lief los. Ich lief weg. Um mich herum hörte ich das Zischen von Pfeilen. Einer streifte mein Fell genau in dem Moment, als ich doch plötzlich durch die Wasseroberfläche einbrach.


Ich schreckte hoch und fühlte mein Herz in meiner Brust hämmern. Ich musste eingeschlafen sein, keine Ahnung wie lange. Es war noch dunkel und verdammt kalt und neben mir schlief Niamh tief und fest in die Decke eingewickelt.
Der Traum haftete noch in meinem Geist und ich konnte den Geruch von Blut noch immer in meinem Mund schmecken. Wie Rost und Tod.
“Wach auf, Niamh“, stieß ich sie einmal an der Schulter an und schüttelte ein wenig, ehe ich aufstand und zu meinem Pferd ging. “Wir müssen weiter“, sagte ich und erklärte nicht, wie ich darauf kam. Sie würde mich für verrückt halten. Verdammt, ich hielt mich selber für verrückt, wenn ich so darüber nachdachte. Aber dieses Gefühl, jetzt gehen zu müssen, das blieb einfach.
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Falke
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03-05-2023, 12:34 PM,
Beitrag #14
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Recht unsanft wurde Niamh aus dem Schlaf gerissen. "Wa?" murmelte sie schlaftrunken und öffnete langsam die Augen. Um sie herum war noch alles dunkel. Ob sie das alles nur träumte? Aber nein, Louarn schien hellwach zu sein. Aufgrschreckt von einer Gefahr! Sie brauchte einen Moment, bis all diese Informationen zu ihr vorgedrungen waren. "Was ist denn los?" fragte sie ihn gähnend und raffte sich auf. Die Decke, in der sie eingewickelt gewesen war, schlug sie um ihren Körper herum, denn es war bitterkalt. Der Dolch, den Louarn ihr gegeben hatte, hob sie ebenfalls auf und nahm ihn mit.  Wenigstens regnete es nicht mehr. Völlig verschlafen trottete sie zur Höhle hinaus.
~~~
Die beiden Jäger hatten ihrer Beute noch genügend Zeit eingeräumt. Der Ältere der beiden sollte recht behalten. Die beiden Liebenden schliefen  nach  und nach ein. Nun war endlich die Zeit gekommen, um sich das Mädchen zu greifen. Zunächst aber galt es ihren männlichen Begleiter auszuschalten. Der schlief zwar im Moment, aber er konnte auch blitzschnell wieder erwachen. Er war hochgewachsen und gut gebaut. Sicher konnte er es mit zweien wie ihnen aufnehmen. Daher mussten sie bedacht vorgehen. 
Leise schlichen sie sich zum Höheleneingang und beobachteten einen Augenblick die Lage. Der Mann, der sich aufgesetzt hatte, um Wache zu halten, war eingeschlafen. Die Frau war in eine Decke gehüllt. Aus sie schlief fest. Der Ältere wollte bereits das Zeichen zum Zugriff geben, als der seinen Partner im letzten Moment doch noch zurückhielt.  Der Mann war aufgeschreckt und weckte nun das Mädchen. Auf keinen Fall durften die beiden nun von hier wegreiten!
Als der junge Mann zu seinem Pferd lief, brach einer der Jäger mit gezücktem Dolche aus seinem Versteck heraus und warf sich von hinten auf sein Opfer, um es zu überwältigen. Sein Partner kümmerte sich in dessen um das Mädchen, das noch ganz müde wirkte. Es sollte ein Leichtes sein, sie zu überwältigen. Er stellte sich ihr in den Weg und packte sie. Das Mädchen begann zu schreien und versuchte um sich zu schlagen. Doch er hielt sie fest in seinem Arm.

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03-05-2023, 01:55 PM,
Beitrag #15
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Mein Pferd ruckte den Kopf hoch und stieß die Luft aus. Das war die einzige Warnung, die ich bekam.

Ich drehte mich instinktiv in dem Moment herum, als ich auch schon ein erschrecktes Geräusch von Niamh von Höhleneingang hörte. Was zur Anderswelt machte sie da? Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Mein Körper sprang zurück und wich einer Klinge aus, die unter allen anderen Umständen vermutlich mein Leben sehr schmerzhaft beendet hätte.
Ich hörte einen Fluch und das erschreckte Wiehern meines Pferdes, das auszuweichen versuchte, als der Kerl nachsetzte. Instinkt und jahrelanges Training ließen mich bewegen, ohne dass ich darüber nachdachte. Ich hatte keine Waffe, da ich eben diese gerade hatte holen wollen und Niamh noch meinen Dolch hatte. Also trat ich in den Angriff, dass meine Unterarme auf die meines Gegners trafen und so seinen Angriff abblockten. Ich spürte einen schmerzhaften Biss, wo die Spitze seines Dolches meine Brust noch tief genug traf, um durch meine Tunika durchzudringen und das Fleisch darunter zu treffen. Wäre es ein Schwert, wäre ich wohl tot, aber andererseits schlug man mit einem Schwert auch nicht so zu. Auch diese Gedanken verschob ich auf später.
Mein Körper ging nach vorne, dem Schmerz entgegen, statt zurückzuweichen, und ich erwischte so die Balance meines Angreifers unvorbereitet. Er taumelte zurück und ich setzte nach, griff mit meiner Linken fest um sein Handgelenk, in dem er die Waffe hatte und ging so mit ihm zu Boden, auf ihm liegend. Er rief nach seinem Kumpanen, fluchte. Ich knurrte wie der Fuchs, von dem ich träumte, als meine Rechte auch schon sein Kinn fand. Der Schlag war so kräftig, dass ich ihn den Arm hinauf noch spürte. Seine Rechte zuckte auf von dem Einschlag und der Dolch entglitt ihm. Ich schlug ihn noch einmal, ehe ich mir schnell den Dolch schnappte und meinem Angreifer seine eigene Waffe bis zum Heft tief in die Brust rammte.

Als ich aufschaute, sah ich den anderen Kerl mit Niamh ringen. Sie schlug und trat um sich, aber er hatte sie fest in seinen Armen. Ich erhob mich, ging die zwei Schritte zu meinem Pferd, das sich erschreckt und nervös stampfend fast an die Felswand kuschelte. Der Blutgeruch, der überall um mich herum war, machte das nicht besser, aber ich brauchte meine Waffen.
Zielsicher griff ich nach meinem Schwert und der Handaxt. Schwert rechts, Handaxt links begab ich mich zum Höhleneingang, wo der Kerl mit Niamh kämpfte. Wieder knurrte ich, noch tiefer. Ich musste aufpassen, dass ich Niamh nicht verletzte, wenn ich angriff. Dass der Kerl sie töten könnte, stand ebenfalls im Raum. Allerdings verlor er dann seinen einzigen Schutzschild vor mir, was er mit ein bisschen Restverstand auch wissen würde, weshalb ich fest damit rechnete, dass er verhandeln wollen würde.
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Falke
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03-08-2023, 01:02 AM,
Beitrag #16
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Wie aus dem Nichts war er gekommen und hatte sie gepackt. Niamh, die eben gerade noch schlaftrunken gewesen war, war nun hellwach und begann sich sofort zu wehren. Sie schrie, schlug um sich und strampelte mit ihren Beinen, um den Angreifer abzuwehren. "Louarn!" Aber Louarn konnte ihr nicht zur Hilfe kommen, denn als sie zu ihm hinübersah, musste sie feststellen, dass der Mann, der sie gerade festhielt, nicht allein gekommen war. Sein Partner hatte es auf Louarn abgesehen. Die beiden Angreifer hatten fast zur gleichen Zeit zugeschlagen. Doch ihm war es nicht gelungen, Louarn zu überwältigen.
Louarn leistete erbitterten Widerstand. Die beiden waren zu Boden gegangen und rangen miteinander. Der Angreifer hatte einen Dolch. Damit wollte er Louarn  töten. Allerdings wehrte der sich immer noch mit allen Kräften und brachte seinen Angreifer in Bedrängnis, so dass der nach seinem Partner rief. Doch der konnte ihm nicht mehr helfen.denn kurz darauf  war es Louarn gelungen, seinem Angreifer den Doch in die Brust zu stoßen. 
Plötzlich spürte Niamh etwas Metallenes an ihrem Hals. Ihr Angreifer war auch bewaffnet und bedrohte sie nun mit einem Dolch. "Halt endlich still und hör auf zu schreien! Sonst bist du tot!" raunte er ihr ins Ohr. Seine Worte zeigten sofort Wirkung. Niamh war plötzlich wie gelehmt vor Angst. Sie wehrte sich nicht mehr und ließ ihre Arme sinken. Der Mann schob Niamh vor sich her. "Los beweg dich!" Die Klinge des Dolches lag noch immer an ihrer Kehle. 
Louarn hatte inzwischen seine Waffen an sich nehmen können und wollte nun Niamh zu Hilfe kommen. Doch er wusste sicher auch, dass sie sterben würde, wenn er sich dem anderen Angreifer näherte. "Keinen Schritt weiter, sonst ist deine kleine Freundin tot!" Er hatte die Klinge noch fester an ihre Kehle gedrückt, so dass ihre Haut verletzt wurde. "Hat Erwan euch geschickt? Dann solltest du mich besser nicht töten!" zischte sie dem Kerl zu. Ihre Hand hatte sie inzwischen unbemerkt zu ihrem Gürtel schieben können. Dort hatte sie Louarns Dolch gesteckt. Nun musste sie ihn nur noch aus dem Schaft ziehen, was mit einer Hand nicht sehr einfach war.
Der Stich des Dolches traf ihren Angreifer unvorbereitet. Seine Spitze bohrte sich in seine Seite. Der brennende Schmerz ließ ihn aufschreien  und die Spannung in seinen Armen ließ nach, so dass sich Niamh aus seinem Griff befreien konnte und davon sprang. Der Mann krümmte sich vor Schmerz und stieß einige übele Flüche aus. Doch dann bäumte er sich noch einmal auf und wollte mit seinem Dolch, den er noch immer in seiner Hand hielt, auf Louarn losgehen.
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03-08-2023, 02:46 PM,
Beitrag #17
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Als ich näher kam, bedrohte er Niamh. Ich hatte mir schon gedacht, dass er ein Feigling war, aber ich fragte mich wirklich, was er dachte, was sie für mich war und wie er diese Situation lösen wollte. Wenn er Niamh tötete, war er ebenso tot, und das musste er wissen. Und auch, wenn ich Niamh nicht gefährden wollte, war ich mir gerade selber nicht sicher, ob mich das tatsächlich von einem Angriff abhalten würde.
Er drückte ihr die Klinge so an die Haut, dass ein wenig Blut kam. Ich legte den Kopf leicht schief und tauschte mit einer schnellen Bewegung die Waffen in meinen Händen. Handaxt rechts, Schwert links. Ich konnte mit beidem in beiden Händen kämpfen, aber mit rechts konnte ich besser zielen, und ich wollte nicht riskieren, Niamh zu treffen, wenn ich das hier beendete. “Und wie gedenkst du, hier wieder rauszukommen?“ fragte ich ihn erschreckend ruhig, während ich beobachtete.
Ich sah, wie Niamhs Finger unter ihrer halb heruntergerutschten Decke sich bewegten, wie sie zum Gürtel glitten. Ich fixierte meinen Blick auf den Mann, damit der nichts von ihr mitbekam, sondern sich auf mich konzentrierte. Also redete ich weiter. 2Dir muss doch klar sein, dass du das hier nicht überleben kannst. Wenn du ihr etwas tust, bringe ich dich um. Und das weißt du auch ganz genau. So schnell bist du nicht, dass du uns beide...“
In dem Moment stach Niamh auch schon in seine Seite. Braves Mädchen! Der Kerl schrie auf, Niamh fiel zur Seite weg, aus dem Weg, und der Kerl machte einen Schritt in meine Richtung mit erhobenem Dolch. Weiter kam er nicht, denn ich warf die Handaxt mit so viel Wucht, dass es ihn nach hinten weg von den Füßen riss. Er landete auf dem Rücken, die Klinge der Axt tief zwischen Hals und Schulter steckend.
Langsam ging ich auf ihn zu und nahm mein Schwert wieder in die Rechte. Seine Brust hob und senkte sich schnell, und ich sah das Blut, das langsam seine Tunika färbte. Wenn ich die Axt entfernte, würde es schnell gehen. “Erstens“, fing ich an, aufzuzählen, was er meiner Meinung nach mit in die Anderswelt nehmen sollte. “Man droht nicht mit Dingen, die man nicht umsetzen kann. Es war idiotisch, sie mit hineinzuziehen und als Schutzschild zu missbrauchen. Du hättest dich mir direkt wie ein Mann stellen können, statt dich wie ein Feigling zu verstecken.
Zweitens“
, sagte ich und schlug mit dem Schwert den Dolch beiseite, den er abwehrend hob. Vielleicht wollte er ihn auch nach mir werfen, aber die Axt in seiner Schulter verhinderte schnelle Bewegung, und so war es leicht, die Klinge abzuwehren.“Ist der Dolch eine Waffe für den Nahkampf, wenn der Platz für das Schwert nicht reicht. Auf die Entfernung müsstest du ihn schon werfen, dass du mir damit gefährlich werden kannst. Oder du hättest mich in der Höhle damit angreifen können. In einem Haus. In einer engen Gasse. Nicht hier draußen.
Drittens“
, griff ich nach meiner Axt, und schon die leichte Bewegung der Klinge ließ den Mann vor Schmerz heftig aufstöhnen. “Wenn dein Gegner eine Handaxt in der Rechten hält und noch eine weitere Waffe hat, wird er die Axt höchstwahrscheinlich werfen. Dann rennt man nicht auf ihn zu und macht es ihm noch leichter.
Und schließlich viertens“
und ich zog die Axt mit einem Ruck hinaus, so dass Blut spritzte. “Du hast keine Ahnung, mit wem du dich angelegt hast. Sag ihnen, Gwyneths Sohn hat dich geschickt.“

Mit zwei gut platzierten Schlägen stellte ich sicher, dass er nicht mehr aufstehen würde. Einen Moment atmete ich durch, ehe ich mich zu Niamh umdrehte. Ich wusste, ich musste ziemlich erschreckend aussehen. Meine ganze Tunika war voller Blut. Das meiste davon nicht von mir. Ich würde mich waschen müssen. Sehr viel. Mit etwas Glück bekam ich alles aus dem Stoff raus. Vielleicht.
“Bist du verletzt?“ fragte ich und ging auf sie zu. Verdammt, mein Blut rauschte noch in meinen Ohren und kochte heiß durch meine Venen. Am liebsten hätte ich sie jetzt an mich gezogen und gegen den nächsten Baum gedrückt und genommen, um uns beiden zu beweisen, dass wir noch immer am Leben waren. “Geht es dir gut, Niamh?“ fragte ich nochmal und schluckte. Irgendwie wollte ich meine Waffen noch nicht weglegen, aber auch nicht bewaffnet zu ihr gehen.

Wo kamen diese Kerle her, mitten in der Nacht? Ich schaute kurz hoch in den sternenübersäten Himmel und fühlte mich seltsam in meinem Traum zurückversetzt. Nur dass hier der Mond voll und rund am Himmel strahlte und weißes Licht spendete, so dass man recht gut sehen konnte, während in meinem Traum alles dunkel war.
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Falke
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03-10-2023, 11:45 PM,
Beitrag #18
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Niamh war zur Seite gesprungen. Weg von dem Kerl, der sie bedroht hatte und der nun auf Louarn losgegangen war. Doch mit seinem Dolch war er chancenlos. Ehe er sich versah, hatte Louarn seine Handaxt nach ihm geworfen und ihn zwischen Hals und Schulter getroffen. Er lag nun auf dem Rücken und stöhnte vor Schmerzen.  Louarn ließ sich eine Menge Zeit. Er hätte kurzen Prozess mit ihm machen können, indem er die Axt aus der Wunde zog und der Mann dann relativ schnell verblutet wäre. Er hätte ihm auch mit dem Schwert den Todesstoß versetzen können. Jedoch wählte er die unangenehmste Variante, indem er sein Sterben hinauszögerte. 
Niamh spürte kein Mitleid für den Mann. Er hatte sie in Todesangst versetzt.Nicht auszudenken, wenn er und sein Kumpan erfolgreich gewesen wäre! Die beiden hätten nicht gezögert, Louarn umzubringen und was sie mit ihr angestellt hätten, wollte sie sich gar nicht erst ausmalen!
Minuten, die wie Stunden gewirkt haben mussten vergingen, ehe Louarn, dann doch seine Axt aus ihm herauszog und nochmals auf ihn einschlug, bis keine Regung oder auch nur ein Röcheln von ihm kam. 
Niamh hatte angewidert ihren Blick abgewendet. Sie hatte im Schein des Mondlichts alles gut beobachten können. In ihr machte sich nun eine Übelkeit breit. Sie konnte immer noch nicht fassen, was passiert war. Die beiden Kerle hatten sie sicher nicht zufällig mitten in der Nacht überfallen. Dabei hatten sie sich auch noch sehr dilettantisch angestellt.
Im Louarns Stimme klang immer noch etwas Erregung mit, als er sich zu ihr wandte. "Alles gut! Mir .. mir geht´s gut! Ich hab nur ein paar Kratzer abgekriegt!" antwortete sie flattrig. Die Anspannung steckte ihr noch in den Knochen. Sie erhob sich und kam ihm entgegen. "Ist mit dir auch alles in Ordnung?" fragte sie, als sie direkt vor ihm stand.
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03-11-2023, 12:27 PM,
Beitrag #19
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Ich stand immer noch da, beide Waffen in den Händen, und traute mir selbst gerade nicht. Mein Blut kochte, und ich wusste, gleich würde der Rausch enden und die Übelkeit einsetzen, die immer kam, wenn das Blut sich beruhigte. Ich hatte schon öfter getötet, das hier war nicht das erste Mal, und ich wusste, es würde nicht das letzte Mal sein. Beim ersten Mal war mir danach so übel gewesen, dass ich mich übergeben hatte. Es war ein gefangener Römer gewesen, ich war elf Jahre alt gewesen und Cathbad hatte mir den Dolch dafür in die Hand gegeben. Er wollte wissen, ob ich es konnte. Ich hatte es gekonnt, und dennoch war er enttäuscht von mir gewesen, weil ich danach gekotzt und mich elend gefühlt hatte. Mit der Zeit wurde die Übelkeit weniger und alles daran leichter, aber es ging nie ganz weg. Ich fürchtete den Tag, an dem Cathbad stolz auf mich sein würde, weil ich nichts mehr fühlte.

Niamh trat auf mich zu, und ich ging instinktiv einen Schritt zurück. Ich wollte nicht, dass ich im Rausch das umsetzte, was ich gerade gefühlt hatte, wollte ihr nicht weh tun. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ich auch nur eine Sekunde lang so wäre wie mein Vater, der ebenfalls so wie ich jetzt wohl gewesen war, aufgeputscht durch den Kampf und berauscht vom Sieg und einfach nur selbstsüchtig und gewalttätig. Ich wollte so nicht sein, nicht zu ihr und zu keiner Frau.
Aber sie kam auch diesen Schritt nach und fragte sich, ob bei mir alles in Ordnung war. Nein, mit mir war überhaupt nichts in Ordnung. War es nie gewesen und würde es nie sein. Ich war in jeglicher Hinsicht einfach nur kaputt und würde niemals ganz sein.

Ich ließ mein Schwert fallen und zog sie einmal an mich, lehnte meine Stirn gegen ihre, roch ihr Haar, das immer noch nach Heu und Wildblumen roch, selbst jetzt noch. Ein klagender Laut kam über meine Lippen, und ich küsste sie, küsste sie auf die Art, die wenig mit Liebe und viel mit Sehnsucht und Verlangen zu tun hatte. Meine andere Hand fasste die Handaxt fester, so fest, dass mir die Finger weh taten. Aber ich wusste, ich durfte sie nicht loslassen, traute mich nicht, sie loszulassen, da sonst alles ganz kaputt gehen würde. Noch mehr, als jetzt. Noch mehr, als ich alles eben kaputt machte. Dinge. Menschen. Schicksale.

Ich ließ von ihren Lippen ab, legte meine Stirn aber wieder an ihre und hielt die Augen fest geschlossen. “Es tut mir leid“, flüsterte ich, während ich sie so festhielt. “Ich hätte nicht einschlafen dürfen. Ich hätte besser aufpassen müssen. Es war meine Schuld. Er hat mich zwar gleich wieder geweckt, aber ich habe ihn nicht verstanden. Ich hätte dich nicht allein zum Eingang gehen lassen dürfen, der Typ hätte dich nie in die Finger bekommen dürfen. Und er hätte dich nicht schneiden dürfen.“
Ich löste mich von ihr und schaute nach dem Schnitt an ihrem Hals. Es war nicht viel mehr als ein Kratzer. “Ich hab Kräuter in der Satteltasche. Am nächsten Bach kann ich… ich mach etwas für deinen Hals. Und die Priesterinnen können es dann richtig machen.“ Ich konnte ihr ja nicht sagen, dass ich einen kleinen Zauber darauf legen wollte, damit es sich nicht entzündete. Ich war sowieso schon ein schlechter Druide, sie musste davon nicht unbedingt noch mehr wissen.

Ich schluckte nochmal und ließ sie los, trat wieder etwas zurück. Meine Brust pochte da, wo der Kerl mich getroffen hatte. Ich musste mir das ansehen, wie schlimm es war. Da ich aber noch stand und mir Selbstvorwürfe machen konnte, war es wahrscheinlich nicht zu schlimm. “Der andere Kerl hat mich einmal erwischt. Ist durch den Stoff gegangen. Muss wahrscheinlich gewaschen und versorgt werden, ist aber nicht allzu schlimm“, beantwortete ich endlich ihre Frage und schüttelte den Kopf, um meine Gedanken wieder klar zu bekommen.
“Du solltest das Pferd holen, wenn du dich das traust. Der Braune ist… er ist Blut und Tod nicht so gewohnt und wird bei mir sicher steigen, so wie ich jetzt rieche. Und ich muss den anderen noch aus der Höhle rausziehen und ihnen die Kleidung abnehmen.“ Ja, ich hatte sowas schon öfter gemacht. Und je einfacher die wilden Tiere an die Körper kamen, umso schneller würden hier keine Spuren mehr zurückbleiben. Vögel, Füchse, Dachse, Wölfe, Ameisen, die würden alle kurzen Prozess mit ihnen machen. Und ich wollte nicht, dass jemand, der die beiden suchte, sie so einfach fand und identifizierte.
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Falke
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03-16-2023, 09:44 PM,
Beitrag #20
RE: Von Iscalis nach Norden - Reise in die Sicherheit?
Seine Waffen in Händen haltend, war Louarn zunächst von ihr zurückgewichen. Dann aber ließ er sein Schwert fallen und zog sie zu sicher heran. Sein Kuss war alles andere als leidenschaftlich. Er überfiel sie regelrecht und wollte sie nicht loslassen. Niamh fühlte sich dabei nicht besonders wohl, doch vorerst wehrte sie sich nicht. Gegen ihn hätte sie eh keine Chance gehabt. Sie ließ es einfach geschehen und vertraute auf ihn. Schließlich ließ er von ihren Lippen ab und legte seine Stirn an ihre. Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr nicht möglich gewesen, zurückzuweichen. Er hielt sie noch immer fest und begann nun sich für alles zu entschuldigen. Es tat ihm leid das er eingeschlafen war, und sprach davon, dass er ihn zwar gleich wieder geweckt habe aber ihn nicht verstanden habe.
"Hör zu, es ist nicht deine Schuld! Du kannst nichts dafür!",  beschwichtigte sie ihn. In diesem Moment wünschte sie sich, etwas für ihn tun zu können. Er tat ihr so leid, als er sich lauter Vorwürfe machte und scheinbar in ihnen versinken wollte. "Schuld daran ist nur der gekränkter Stolz eines alten Mannes!", meinte sie dann noch verächtlich. Wie hatte sie sich nur so sehr in Erwan täuschen können? Letztendlich hatte eben doch alles seinen Preis, was er ihr, scheinbar aus purer Menschenfreundlichkeit, Gutes getan hatte.
Louarn löste sich dann doch von ihr und sah nach dem Schnitt an ihrem Hals, dort wo noch vor wenigen Minuten die Messerklinge ihres Angreifers gewesen war. Einige Tropfen Blut hatten ein kleines Rinnsal gebildet und rollten an ihrem Körper herunter. Es war nicht wirklich schlimm. Doch besser, er schaute danach, bevor sich die Wunde vielleicht doch entzündete.
Als Louarn dann davon sprach, dass er doch  verletzt worden war, richtete sie ihren Blick suchend auf ihn. "Die Pferde können noch einen Moment warten! Sag mir erst, wo er dich erwischt hat! Lass mich sehen!" Sie wollte nicht eher gehen, bevor sie sich nicht selbst davon überzeugen konnte, dass es wirklich nicht so schlimm war.
"Wer ist eigentlich er?" fragte sie einige Herzschläge später, als sie nach seiner Verletzung sah. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte und falls doch, wen er damit gemeint hatte.
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