Forum

[Titus Thorius Tympanus]

OFFICIUM THORIANUM  BAUGESELLSCHAFT DER BRÜDER THORIUS  T. THORIUS TYMPANUS & G. THORIUS BLOSIUS  SPRECHSTUNDE: ERSTER&ZWEITER WOCHENTAG VORMITTAGS

Bild: Link

[Flavianus Pytheas]

Kurz nach Sonnenaufgang wartete Pytheas vor der Tür des Officium Thorianum. Er wollte etwas besprechen, was das Neubaugebiet und die beiden großen Mietshäuser betraf.

[Titus Thorius Tympanus]

Eigentlich hätte Blosius heute vormittag hier im Officium sitzen sollen, doch wie immer hatte er irgendwelche Kopfschmerzen oder sonstige Leiden um aus der Nummer rauszukommen und ich musste mich mit dem Pöbel herumschlagen. Meine Laune war bereits im Keller, als auch schon der erste Bittsteller an der Tür stand. Kurz massierte ich mir die Schläfen und nickte dann dem Sklaven Arius zu. Der Gallier gehörte meinem Schwager, aber er war nicht dumm und sprach gut Latein. 

Auf das Nicken des Thorius hin, machte sich Arius auf den Weg Erfrischungen zu holen und geleitete dann Flavianus Pytheas ins Officium auf dem Rückweg.

[Flavianus Pytheas]

Pytheas bedankte sich bei Arius fürs Bringen, dann nickte er leicht mit dem Kopf. Der Römer vor ihm machte auf ihn den Eindruck, als hätte er nicht viel Zeit zu verschenken.
"Salve, edler Thorius, mein Name ist Flavianus Pytheas", sagte er und machte eine kleine Pause, um das wirken zu lassen. Er war zwar nur ein Freigelassener, aber doch einer der kaiserlichen Familie. Der Kaiser konnte sich auf seine Freigelassenen verlassen, denn sie waren ihm unbedingt loyal. Daher war es ziemlich sicher, dass auch Pytheas regelmäßige Berichte nach Rom schicken würde. (Gerade saß er am Bergwerksbericht und gab der kaiserlichen Verwaltung eine Einschätzung von Ritter Balventius, der nebenbei bemerkt anders war als sein Ruf)
Welcher der beiden Thorius- Brüder vor ihm saß, wusste der Medicus gerade nicht, aber er hoffte, dass sich der andere vorstellen würde. Es gab zwei von ihnen, hatte er dem Tavernenklatsch entnommen: Einen Architekten und eine Art  Finanzgenie. 
"Ich bin der neue Medicus für Iscalis und das Bergwerk. Meine Hauptpraxis befindet sich in der Casa Octavia, aber außerdem würde ich noch gerne einen Behandlungsraum für das Neubaugebiet anmieten, um auch die Mieter der entstehenden  Insulae medizinisch zu betreuen"
Er brauchte tatsächlich nur einen Raum, weil er größere Eingriffe und langwierigere Behandlungen in der Casa Octavia vornehmen konnte.
Der Grieche lächelte liebenswürdig: "Hättest du etwas für meine Zwecke zu vermieten?"

[Titus Thorius Tympanus]

Als der Bittsteller sich vorstellte, konnte ich mir die Neugier kaum verkneifen. Ein Freigelassener des Kaisers hier im entfernten Britannien? Na das war ja mal eine interessante Geschichte. Ich bat dem Mann mit einer Geste einen Sitzplatz an und Arius begann stark verdünnten Wein zu servieren. Es war ja noch recht früh vormittags immerhin. 

"Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Flavianus. Ich bin Titus Thorius Tympanus. Bitte greif zu." Mit den Worten griff ich mir ebenfalls einen Becher und genehmigte mir einen Schluck, ehe ich ein Stück großes und dickes Pergament auf dem Schreibtisch entrollte. Es handelte sich dabei um einen detaillierten und kunstvoll gezeichneten Plan der beiden Insulae Thorianum A und B. Es gab sowohl eine künstlerische Außenansicht, wie es einmal aussehen würde, sobald es fertig war und einen Grundriss des Erdgeschosses und einer weiteren Etage. 

Insula A war eher quadratisch geschnitten und hatte einen Innenhof und Insula B war eher rechteckig geschnitten, dafür aber ein wenig größer und hatte Terrassen auf jeder Etage. Ich deutete auf den Plan. "Wenn du Zugang zur Straße möchtest, so kannst du eine der tabernae auf der untersten Ebene mieten. Falls du nur einen geschlossenen Raum willst, so kannst du auch eines der Zimmer in den oberen Stockwerken mieten. Die Zimmer kosten 2 Sesterzen, die tabernae 4 Sesterzen pro Raum. Beides wird zum Beginn der Woche im Voraus bezahlt." 

Ich ließ dem Medicus ein wenig Raum, damit er den Plan studieren konnte und sich ein Bild von den beiden Objekten machen konnte. Für die Gegend hier waren die Preise recht üppig, aber es war solider Steinbau nach modernster Technik und außer den Villen der Römer gab es keine vergleichbaren Objekte weit und breit.

[Flavianus Pytheas]

"Ich danke Dir für deine Freundlichkeit, edler Titus Thorius Tympanus. Die Ehre liegt auf meiner Seite", der Grieche griff nach dem Wein, er war verdünnt genug, so dass er nicht um mehr Wasser bat, und begann die Pläne zu studieren.

Die Insulae wirkten gediegen und so ästhetisch, als wären sie direkt der mediterranen Welt entsprungen. Pytheas wusste aber, wie es zumindest in Rom in den oberen Stockwerken aussah, dort wo die hölzernen Bauten begannen, die Not am größten war und ab und zu alle Einwohner verbrannten, weil jemand illegalerweise mit offenem Feuer hantiert hatte. Manchmal stürzte ein schlecht konstruiertes  Gebäude auch ein. 
Iscalis war aber nicht Rom, und dieses Mietshaus würde, falls sich nicht ein Dutzend Bewohner in einem Zimmer drängelten, der Gesundheit zuträglicher sein als die hauptstädtischen Gebäude:

"Beide Mietshäuser sind schön und kämen für meine Zwecke in Frage. Der Innenhof ist gut geeignet, um Luft und Sonne für die Kinder der Mieter zu garantieren. Sonst werden sie krank. Und die andere Insula hat für die Bewohner Terrassen, sehe ich. 
Hast du die Häuser entworfen?", fragte der Medicus interessiert:
"Da manche Patienten lahm sind, wäre ein ebenerdiger Zugang zur Praxis von Nöten. Wichtig für meine Arbeit wäre auch zumindest etwas Tageslicht. Du sagtest vier Sesterze die Woche?", 

Pytheas brauchte nicht feilschen, da er mit genug Mitteln ausgestattet war:
"Ich würde gleich sechsundneunzig Sesterze für ein halbes Jahr im Voraus bezahlen", sagte er und legte einen der Aurei, der Goldstücke, die er dabei hatte, auf den Tisch. Es war eine frisch geprägt aussehende  Münze mit dem Profil eines jugendlichen Kaiser Nero, seiner Mutter Augusta Agrippina zugewandt. Sie war hundert Sesterzen wert:

"Könnte ich in beiden Häusern bitte die in Frage kommenden Tabernae besichtigen, edler Thorius Tympanus?", bat er mit einem Lächeln.

[Titus Thorius Tympanus]

Nachdem sich der Flavianus ein wenig ein Bild gemacht hatte, begann ich ihm ein wenig den Plan zu erklären. Viel musste ich allerdings nicht sagen, da der junge Mann sehr gebildet erschien und nicht schwer von Begriff war. Als wir damit fertig waren, rollte ich die kostbaren Pergamente wieder sorgsam ein und verstaute sie in einer Lederhülle, die eigens für diese Größe Pergament gemacht wurde. 

"Mein Bruder ist der Architekt und Künstler, der diesen Plan angefertigt hat" antwortete ich auf die Frage nach dem Urheber der Pläne. "Es freut mich, dass seine Vision deine Zustimmung findet. Bisher sind die ersten beiden Geschosse beider Insulae fertig, aber wir bauen eifrig an den restlichen Etagen. Es sollte hoffentlich nicht allzu lange dauern." 

Ich versuchte mir bei dem glänzenden Aurei nichts anmerken zu lassen, aber die wenigsten Leute hier liefen mit Goldmünzen in der Tasche herum. "Ich kann dich gerne begleiten, Flavianus, aber erst wenn die Sprechstunde zu Ende ist. Wir könnten uns dann kurz nach der Mittagsstunde treffen, wenn dir das passt. Alternativ kann dich auch gerne mein Vorarbeiter Hyginus Arvidus herumführen."

[Flavianus Pytheas]

Aha, das war also Thorius Tympanus, das Finanzgenie, und sein Bruder war der begabte Architekt.  Der Kaiser schätzte Männer, die sein Einkommen vergrößerten, ungemein, und Pytheas überlegte, was er seinem Patron  über den Baulöwen genaueres schreiben könnte. Er wollte ihn daher gerne noch etwas besser kennen lernen:
"Es wäre mir eine Ehre, wenn du mir selbst die Räumlichkeiten zeigen könntest, werter Thorius Tympanus", nahm er das Angebot an und erhob sich:
"Dann bis kurz nach der Mittagsstunde"

[Titus Thorius Tympanus]

Ich erhob mich ebenfalls um dem Flavianus noch die Hand zu reichen und mich so zu verabschieden. Normalerweise würde ich mir nicht die Mühe machen mit einem Freigelassenen, aber wer weiß, welche Kontakte und Mittel dieser unscheinbare junge Mann hatte. Nicht jeder schüttelte Goldmünzen so mir nichts, dir nichts aus dem Ärmel. 

Danach machte ich mir eine Notiz bezüglich des Treffens in etwa vier Stunden und verstaute das Geld in der Geldkiste hinter mir, ehe ich mich wieder setzte und mich um weitere Listen kümmerte. Listen, Listen, Listen...es nahm nie ein Ende bei den hochfliegenden Plänen von Blosius. Wenigstens konnte ich mich in Ruhe um den administrativen Krempel kümmern und zumindest aktuell gab es keine weiteren Bittsteller.

[Marcus Mucius Primus]

Um nicht alles durcheinander zu tun und am Ende noch wichtige Dinge zu vergessen, weil ich mich nicht konzentrieren konnte, ging ich nach meiner kleinen Stadtführung durch Medicus Pytheas zunächst zu dem Officium der Gebrüder Thorius. Wenn der Medicus recht hatte, gab es hier nicht nur verbindliche Auskunft über die freien Wohnungen, sondern auch Baupläne. Und letztere waren für mich aus diversen Gründen sehr interessant.
Und so betrat ich das ausgeschriebene Officium.