Doch bevor Catia Louarn wieder sah, kam sie doch noch zur Castra, um dort nach ihrem Vater zu fragen.
Einige Mädchen im Dorf wussten, dass sie dort hin wollte, und als der Vater von einer ihrer Bekannten in die Nähe wollte, um jemanden im umweit liegenden Lagerdorf zu besuchen, bot er an, dass er sie mitnahm, wenn sie hinten aufsitzen würde.
Der von einem Esel ( wer sich kein Pferd leisten konnte, konnte sich einen Esel leisten) gezogene Wagen war langsamer, als wenn sie zu Fuß gegangen wäre. Aber Catia blieb dennoch sitzen und schaute zu, wie Cheddar immer kleiner und kleiner wurde, bis es hinter der nächsten Biegung verschwand. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie hatte durchaus den Mut, ihren Weg zu Ende zu gehen. Aber was nutzte Mut im Herzen, wenn das Herz schnell schlug und die Finger schweißnass wurden vor Aufregung?
Es dauerte bis Mittag, bis die Umzäunung, die Gräben und auch die ersten römischen Soldaten zu sehen waren. Unter ihrer Kapuze linste Catia hervor: Bei jedem fragte sie sich: Konnte das Aper sein?
"Wir sind da“, sagte der Bauer, der sie mitgenommen hatte, bevor er den Weg zu dem
vicus einbog. Catia waren Siedlungen dieser Art umweit einer Castra bekannt; sie selbst hatte ja ihre ersten Jahre in den
canabae des Legionslagers
Burrium verbracht. Zu ihrem Onkel waren sie erst gezogen, als Regat zu krank geworden war, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
"Wenn du nachher am Wagen wartest, nehme ich dich wieder nach Cheddar zurück" Catia bedankte sich fürs Mitnehmen und stieg ab. Sie wollte nicht mit zum Lagerdorf, sondern eben gleich zur Castra.
Heute trug sie eine von Rheas abgelegten, aber immer noch sauberen und kaum geflickten Tuniken und hatte ihre Zöpfe aufgesteckt, wie sie es bei den Römerinnen in Iscalis gesehen hatte. Aber alles verbarg sie unter ihrem Reisemantel mit Kapuze, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte.
Dem ersten Wachposten näherte sich, als sie so vors Tor trat, bereits. Der Eingang zum Legionslager war imposant, in der Breite wie in der Höhe, und Catia musste den Kopf in den Nacken legen, um die ganze Höhe zu sehen.
Erst dann bemerkte sie den römischen Soldaten vor ihr.
"Salve, ich suche nach ...einem Soldaten der Legio II Augusta“, sagte sie mit einer kleinen Neigung des Kopfes und schob ihre Kapuze nach hinten, damit der Wachposten ihr Gesicht sehen konnte:
" Mein Name ist Catia, Regats Tochter“, und dann schob sie gleich nach:
" Sein Name lautet Aper"