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[Vor dem Tor] Suche nach Aper
03-26-2025, 04:08 PM,
Beitrag #1
[Vor dem Tor] Suche nach Aper
Doch bevor Catia Louarn wieder sah, kam sie doch noch zur Castra, um dort nach ihrem Vater zu fragen. 
Einige Mädchen im Dorf wussten, dass sie dort hin wollte, und als der Vater von einer ihrer Bekannten in die Nähe wollte, um jemanden im umweit liegenden Lagerdorf zu besuchen, bot er an, dass er sie mitnahm, wenn sie hinten aufsitzen würde.

Der von einem Esel ( wer sich kein Pferd leisten konnte, konnte sich einen Esel leisten) gezogene Wagen war langsamer, als wenn sie zu Fuß gegangen wäre. Aber Catia blieb dennoch sitzen und schaute zu, wie Cheddar immer kleiner und kleiner  wurde, bis es hinter der nächsten Biegung verschwand. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie hatte durchaus den Mut, ihren Weg zu Ende zu gehen.  Aber was nutzte Mut im Herzen, wenn das Herz schnell schlug und die Finger schweißnass wurden vor Aufregung?

Es dauerte bis Mittag, bis die Umzäunung, die Gräben und auch die ersten römischen Soldaten zu sehen waren. Unter ihrer Kapuze linste Catia hervor: Bei jedem fragte sie sich: Konnte das Aper sein?
"Wir sind da“, sagte der Bauer, der sie mitgenommen hatte, bevor er den Weg zu dem vicus einbog. Catia waren Siedlungen dieser Art umweit einer Castra bekannt; sie selbst hatte ja ihre ersten Jahre in den canabae des Legionslagers Burrium verbracht. Zu ihrem Onkel waren sie erst gezogen, als Regat zu krank geworden war, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
"Wenn du nachher am Wagen wartest, nehme ich dich wieder nach Cheddar zurück" Catia bedankte sich fürs Mitnehmen und stieg ab. Sie wollte nicht mit zum Lagerdorf, sondern eben gleich zur Castra.

  Heute trug sie eine von Rheas  abgelegten, aber immer noch sauberen und kaum geflickten Tuniken und hatte ihre Zöpfe aufgesteckt, wie sie es bei den Römerinnen in Iscalis gesehen hatte. Aber alles verbarg sie unter ihrem Reisemantel mit Kapuze, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte.

Dem ersten Wachposten näherte sich, als sie so vors Tor trat, bereits. Der Eingang zum Legionslager war imposant, in der Breite wie in der Höhe, und Catia musste den Kopf in den Nacken legen, um die ganze Höhe zu sehen.
Erst dann bemerkte sie den römischen Soldaten vor ihr.

"Salve, ich suche nach ...einem Soldaten der Legio II Augusta“, sagte sie mit einer kleinen Neigung des Kopfes und schob ihre Kapuze nach hinten, damit der Wachposten ihr Gesicht sehen konnte:

" Mein Name ist Catia, Regats Tochter“, und dann schob sie gleich nach:

" Sein Name lautet Aper"
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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03-27-2025, 03:07 PM,
Beitrag #2
RE: [Vor dem Tor] Suche nach Aper
"Wäre noch schöner, wenn jedes Weib hier über einen unserer Männer Auskunft erhalten könnte. Warte, bis einer der Kerls heute abends zu dir in dein Zelt kommt! “ Er hielt sie jetzt offensichtlich für ein Mädchen aus dem umliegenden Lagerdorf, welches den Legionären ihre Freizeit versüßte.
Und für einen Bastard von einem Römer vermutlich, wie sie ja zugegeben hatte.
Auch davon gab es nämlich zuhauf. Würde jeder Soldat jedes Balg anerkennen, welches er irgendwann gezeugt hatte; Rom würde aus allen Nähten platzen ( Na, tat es auch jetzt schon, wie der Wachsoldat wusste). Mit so was musste er sich herumplagen:

"Nur Aper sagst du, heißt er? Mehr weißt du gar nicht?  Das ist ein häufiger Cognomen und es wird Dutzende davon geben. Weißt du denn, wie viele Männer in so einer Legion dienen?“ brummte er und gab gleich sich selbst die Antwort:
„Über 5000! 5000! Soviele Leute auf einem Haufen hast du vermutlich in deiner kleinen Drecksstadt noch nie gesehen. Ist Catius denn sein Gentilname, wenn du Catia heißt? Mit Catius Aper kämen wir der Sache vielleicht schon ein wenig näher“
[Bild: 3_25_03_25_5_40_01.png]
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03-28-2025, 04:07 PM,
Beitrag #3
RE: [Vor dem Tor] Suche nach Aper
Catia blickte den Soldaten mit erwachender Hoffnung an:

Vielleicht hieß er so. Und deshalb haben sie mich Catia genannt. Doch ich habe meine Mutter nie danach gefragt. Es ist mir nicht in den Sinn gekommen. Nur dass mein Vater Aper hieß, weiß ich ganz gewiss“, erwiderte sie.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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03-28-2025, 06:22 PM,
Beitrag #4
RE: [Vor dem Tor] Suche nach Aper
Einen Moment überlegte der Wachposten bei sich, ob er das dumme Ding  nicht in eine Falle locken könnte. Sie war ja so bereitwillig hergekommen.  Er hätte ihr sagen können, dass sie mit ihm zum Cornicularius, dem das Tabularium unterstellt war,  gehen sollte. Dieser Offizier konnte einen Mann, wenn er je in der II Augusta gedient hätte, in den Büchern finden.
Und dann hätte er unter Beteuerungen und Drohungen mit Catia tun können, was ihm beliebte. 
Er glaubte auch gar nicht, dass ihr römischer Vater irgend etwas mit ihr zu tun haben wollte, sonst wäre sie doch irgendwo in einem römischen Haus und würde weben oder sticken und würde nicht hier herumstehen und nach ihm fragen.

Doch dann war es dem Legionär,  als sähe er ganz deutlich das kleine Haus im Latium, in dem er aufgewachsen war,  wieder.  Es roch nach Oliven und warmer Erde, und kleine Eidechsen liefen über die Ziegel. Auch seine Mutter und seine Schwestern hatten manchmal ihre Haare mit Bändern geschmückt, geradeso wie der keltische Bastard. Er hatte alle seit einer Ewigkeit  nicht mehr gesehen...

Der Soldat starrte wie gebannt auf die eine besonders auffällige, bunte  Schleife in Catias rotem Haar. 
Und er sagte:
"Zivilisten dürfen nicht rein in die Castra. Ich müsste also hingehen und den Cornicularius bestechen, damit er deinen Catius Aper suchen hilft. Doch mit was soll ich ihn bestechen? Hast du denn Geld? Hast du etwas von Wert bei dir?“
[Bild: 3_25_03_25_5_40_01.png]
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03-29-2025, 04:52 PM,
Beitrag #5
RE: [Vor dem Tor] Suche nach Aper
Catia hatte ihre Ersparnisse. Sie hielt sie dem Mann hin. Aber der schüttelte den Kopf, obwohl er zugriff. Er hielt weiter die Hand auf. Es war ihm zu wenig.
Da dachte Catia kurz nach und nestelte ihr Amulett mit dem Wildschweinkopf aus ihrer Tunika.
Dabei wandte sie sich ein wenig ab, damit der Legionär ihr nicht in den Ausschnitt glotzen konnte.

Kaum drehte sie sich aber wieder um, legte der Wachposten seine Hand auf sein Schwert. Catia vermutete, dass ihn ihre raschen Bewegungen nervös machten.

Ganz vorsichtig, als würde sie sich einem kranken Kalb nähern,  streckte sie ihre Hand aus, auf der das Amulett lag:

[Bild: Catias-Amulett.jpg]

"Das habe ich noch...“, sagte sie. Es war vergoldet, das hoffte sie zumindest. Der Wert, den es für Catia hatte, lag nicht im Materiellen. Ein wenig sah Catia auch aus, als wolle sie anfangen zu weinen.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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03-30-2025, 04:10 PM,
Beitrag #6
RE: [Vor dem Tor] Suche nach Aper
„Das Schmuckstück ist vermutlich nicht viel wert“, sagte der Wachsoldat: „Doch es gefällt mir irgendwie, und ich nehme es. Und die paar Kröten auch, die du hast. Mal sehen, was ich tun kann.  Frag das nächste Mal nach Antistius Pollitus"

Er griff nach Catias ganzen Besitztümern und ließ sie geschickt verschwinden. Dann wies er sie mit erhobener Hand fort:
"Und jetzt Vale bene, bevor ich es mir anders überlege! Zivilisten haben am Tor nicht herumzulungern!"
[Bild: 3_25_03_25_5_40_01.png]
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03-31-2025, 02:25 PM,
Beitrag #7
RE: [Vor dem Tor] Suche nach Aper
Um die Sesterzen tat es Catia nicht Leid. Aber um ihr Amulett schon, denn das war das Einzige, was sie mit ihrem Vater verband. Doch nun war es fort, also schluckte sie und winkte dem Soldaten kurz zum Abschied:
"Vale bene Antistius Pollitus", sagte sie. Ein wenig Hoffnung blieb, dass der Legionär tatsächlich Beziehungen zum Cornicularius hatte und sie spielen ließe.
Catia kehrte nach Hause zurück. Den Bauern hatte sie verpasst, doch zwischen Castra und den Landgütern fuhren ständig Wagen, und die Fuhrknechte ließen einen aufsitzen, wenn man freundlich fragte.
Nach Hause- das war mittlerweile Cheddar....
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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