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Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
03-05-2025, 08:18 PM,
Beitrag #11
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Leander sah etwas ungläubig zu, wie sie anfing, herumzugehen und mit den Fingern auf den Möbeln herumzuspielen. Und ihn dabei zu verspotten. Er hatte keine Ahnung, was sie glaubte, da zu tun und warum sie meinte, zickig reagieren zu können, aber sie tat es. Und wo er bislang eher traurig und enttäuscht gewesen war, dass ihre Ehe so viel schlechter lief, als er gehofft hatte, verwandelte sich das in diesem Moment in sehr eindeutigen und manifestierten Ärger. Mehr noch als in ihrer Hochzeitsnacht, wo sie geglaubt hatte, ihm wie einen Sklaven herumkommandieren zu können. Das hier war definitiv weit unangebrachter, und Leander musste sehr stark an sich halten, dennoch ruhig zu bleiben.
“Natürlich bin ich deswegen beunruhigt. Du weißt genauso gut wie ich, dass du schon einmal ein Haus geführt hast, was dazu geführt hat, dass du Sklaven verkaufen musstest und zwar Oliven, aber kein Brot im Haus hattest, ehe ich kam.“ Gut, das mit dem ruhig bleiben und Ärger unterdrücken klappte nicht ganz. Aber Leander wurde nicht laut, obwohl im sein Ärger durchaus anzumerken war.
“Was soll dieses Schauspiel hier, Orestilla? Wenn du wütend bist, dann rede auch wie ein Wesen mit eigenem Verstand mit mir und spiel keine Spielchen. Für so etwas bin ich sicher nicht empfänglich.“
Außer dass sie ihn verärgerten. Sehr stark. So, wie er mit verschränkten Armen und düsterem Blick dastand, würden das wohl auch diejenigen merken, die sonst wenig feinfühlig waren. Aber er war wirklich wütend über das hier. Was hatte er dieser Frau eigentlich getan, dass sie meinte, sich ihm gegenüber so verhalten zu können? Er hatte sie geheiratet, obwohl sie ihm absolut nichts zu bieten gehabt hatte. Er hatte ihre Grenzen respektiert, auch als sie noch nicht einmal in der Lage gewesen war, sie zu benennen. Sie wollte alle ihre Sklaven versorgt wissen? Er kümmerte sich darum. Sie wollte im Garten Blumen pflanzen? Er erlaubte es ihr. Sie wollte einen Hund? Hier hatte sie ihn. Sie war in ihren Sklaven verliebt? Er gestattete ihr eine Affäre. Und wie dankte sie es ihm? Mit Unterstellungen, Angst und jetzt auch noch Spott.
“Ich habe wirklich keine Ahnung, weshalb du mich so sehr verachtest und gering schätzt. Aber ich lasse mich in meinem eigenen Haus sicher nicht verspotten. Und ganz sicher lasse ich nicht zu, dass die Menschen in meinem Haus, für die ich Verantwortung trage, unter den Launen eines Kindes leiden.“
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03-05-2025, 11:29 PM,
Beitrag #12
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich blieb reglos stehen, während er sprach, während er mir meine Fehler vorhielt, als wäre ich ein törichtes Kind. Doch als er von den Sklaven sprach, da durchfuhr mich ein heißer Stich der Empörung – nicht nur ein Funke, sondern eine auflodernde Flamme.
"Ich habe keinen einzigen Sklaven verkauft, als mein Vater verschwand", sagte ich mit fester Stimme, auch wenn mein Herz heftig schlug. Mein Blick ruhte unnachgiebig auf ihm. "Lieber hätte ich alles verkauft, was irgendeinen Wert hat. Lieber hätte ich Hunger gelitten, als einen von ihnen fortzuschicken. Und das willst du mir also jetzt vorwerfen?" Ich atmete tief durch, bemühte mich, meine Stimme ruhig zu halten. "Was auch immer du über mich denkst, glaube das nicht."Ich spürte, wie mir die Worte schwerfielen, weil mich das alles mehr traf, als ich zugeben wollte. "Aber vielleicht glaubst du es doch," fügte ich leiser hinzu. "Vielleicht hältst du mich wirklich für ein verwöhntes und verzogenes Kind, das nicht weiß, was es tut." Ein kurzes, bitteres Lächeln huschte über mein Gesicht, bevor es wieder verblasste. 
„Ich verachte dich nicht, Leander. Wenn du das wirklich glaubst, dann kennst du mich überhaupt nicht! Ich habe dich nie verachtet! Aber vielleicht hast du mich nie richtig angesehen, um das zu erkennen.“ Meine Stimme zitterte vor aufgestauter Wut, doch noch mehr vor der Enttäuschung, die sich in mir breitmachte. „Und ein Kind? Ja, vielleicht war ich manchmal unsicher oder unbeholfen, aber nicht aus Bosheit! Ich verspotte dich nicht – ich versuche verzweifelt, zu dir durchzudringen.
Ich schüttelte den Kopf, schluckte die aufsteigende Hitze in meiner Kehle hinunter.
"Und dann fragst du dich, warum ich so reagiere? Ja, ich bin wütend, Leander. Du behandelst mich, als sei ich eine Last für dich, die du auf dich genommen hast, weil es das Vernünftigste war!" Ich hob die Hände in einer hilflosen Geste und ließ sie wieder sinken. Es war sinnlos. Egal, was ich sagte, er würde es gegen mich verwenden. 
„Ja, du bist ein guter Ehemann, so wie man es von dir erwartet. Du kümmerst dich um mich, du erfüllst deine Pflichten, und dafür sollte ich dir auch dankbar sein.“ Ich schluckte und schüttelte leicht den Kopf.  Meine Stimme wurde leiser und bebte vor unterdrückter Frustration. "Aber du hältst mich auf Abstand, als wäre ich nicht deine Frau, sondern eine entfernte, ungeliebte Verwandte, mit der du notgedrungen dein Haus teilst."
Ich sah ihn an, suchte in seinem Gesicht nach einer Regung, nach einem Zeichen, dass er mich verstand. "Es tut mir leid, dass ich Fehler gemacht habe. Dass ich nicht von Anfang an wusste, wie ich mich verhalten soll. Dass ich so unerfahren war und scheu. Aber ich habe dazugelernt, Leander. Und ich hatte gehofft, dass du mir irgendwann noch eine Chance gibst, es besser zu machen."
Meine Stimme wurde weicher, ein Hauch von Unsicherheit schlich sich ein. "Jeden Abend hoffe ich, dass du zu mir kommst. Dass du nach mir siehst. Dass du mich… lieben könntest. Begehren könntest. Dass ich endlich wirklich deine Frau sein könnte und du mein Mann." Aber wie es schien, war das ein Irrtum.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-06-2025, 11:36 AM,
Beitrag #13
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
“Dann war es die letzte Handlung deines Vaters vor seinem Verschwinden, ein Sklavenmädchen zu verkaufen?“ fragte Leander zurück. “Ich habe den Eintrag wegen der zu entrichtenden Steuer für die Ädile gesehen. Ich hatte schon überlegt, sie zurück zu kaufen, als Überraschung für dich, es dann aber wieder verworfen.“ Und Leander war sich recht sicher gewesen, dass der Beleg in eine Zeit fiel, von der Orestilla ihm erzählt hatte, dass ihr Vater da schon verschwunden gewesen sei. Genau deshalb hatte er ja darüber nachgedacht, das Mädchen zurückzukaufen, weil Orestilla ihm leid getan hatte, zu diesem Vorgehen gezwungen gewesen zu sein, um die anderen Sklaven halten zu können. Letztendlich hatte er sich aber dagegen entschieden, weil sie ihm das Mädchen nicht hätte abkaufen können, und selbst, wenn er es ihr bei einer Scheidung überlassen hätte, wäre sie nach wie vor in der Situation, kein Geld für deren Versorgung zu haben. Und bevor die Sklavin dann wieder verkauft werden würde, wollte er ihr das Schicksal des erneuten Schmerzes ersparen und sie da belassen, wo sie jetzt war.

Als sie meinte, sie wolle ihn nicht verspotten, schnaubte er einmal leise, denn das war offensichtlich eine ihrer vielen, kleinen Lügen, an die er sich schon gewöhnt hatte. Natürlich hatte sie ihn gerade verspotten wollen, nichts anderes. Und ja, weil sie wütend war, wie sie endlich wenigstens selbst zugab. Und was war sein Vergehen, dessen er in ihren Augen schuldig war? Dass er sie mit Respekt behandelt und ihren Willen respektiert hatte, anstatt sich ihr aufzuzwingen.
“Ja, ich hätte mir gewünscht, dass du dankbar bist. Aber du bist es nicht, sondern forderst immer nur mehr und respektierst meinen Willen noch weniger als deinen eigenen. Warum denkst du, dass ich den Abstand einhalte? Ich habe versucht, dir näher zu kommen, aber jedes Mal, wenn ich es versucht habe, reagierst du mit Angst und Abscheu, oder ja, Spott. Das einzige Mal, dass ich Freude und Begehren in deinem Blick gesehen habe, da galt das nicht mir, sondern ihm“, wies Leander mit einer Kopfbewegung in Nicanders Richtung.
“Du konntest nicht einmal über Sex mit mir reden. Und jetzt willst du mir sagen, dass du auf einmal Sex mit mir haben willst, aber anstatt offen mit mir darüber zu reden die einzige Möglichkeit für dich darin bestand, mir zu drohen, meinen Haushalt umzukrempeln in meiner Abwesenheit, weil das irgendwie dazu führen soll, dass ich dich begehre? Hab ich das jetzt richtig zusammengefasst?“ Das klang so dermaßen Absurd, dass Leander gar nicht wusste, wohin seine Gedanken dabei springen sollten, um das zu ordnen.
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03-06-2025, 01:57 PM,
Beitrag #14
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich streichelte beruhigend den Welpen und hatte meine Nase in seinem Fell vergraben. Ich sah nicht auf, sondern hielt den Blick gesenkt. Meine Bemühungen fruchteten hier, der kleine Hund war eingeschlafen. Aber ich hob den Blick nicht, denn jetzt den Augen des wütenden Dominus begegnen...nein, ich würde mich vielleicht schneller auf dem Sklavenmarkt befinden, als ich "Herr" sagen konnte.
Ach, meine liebste arme Domina, wie tapfer sie war, obwohl sie fürchterliche Angst haben musste.
Sie sagte, dass sie sich nach ihrem Ehemann sehnte, nach einem lieben Wort, nach etwas, dass sie lieben durfte.
Und ich wusste doch nur zu gut, dass der Herr durchaus trösten konnte, wenn man weinte, denn mich hatte er auch getröstet, als ich so verzweifelt war. 

Und mit Cassia irrte er: Es war Norbannus selbst gewesen, der trotz des Flehens seiner Tochter, es nicht zu tun, die Sklavin verkaufte, weil sie ihm kein angemessener Umgang für ein Mädchen, das verheiratet werden sollte, erschien.  Die Domina hatte niemanden von uns verkauft, dazu hatte sie nicht das Herz. Sie hatte auch nicht gesagt, dass sie den Haushalt umkrempeln wollte. Nur führen wollte sie ihn, so wie es ihr auch zukam. Falsch verstehen konnte man jedes Wort, jede Geste, wenn man das so wollte.
Verzweiflung und Kummer ignorieren,
Sie unwissend halten und wenn sie es dann wäre, es reklamieren.

Ach, wenn ich für jede Jungfrau, die sich in ihrer Hochzeitsnacht dumm anstellte, einen Denar bekommen würde; ich wäre reicher als der Kaiser. Und nicht zu reden von den Jünglingen, die bei ihrem ersten Male versagten. 
Wäre jeder nur noch gekränkt danach gewesen; die Menschheit wäre doch schon lange ausgestorben.
Und nur noch leere Städte und verlassene Plätze kündeten von ihnen.

Aber verborgen waren die Gedanken, die hinter düsterer Stirn schwelten.
Vielleicht war es schon gleich, was die Domina tat?
Vielleicht das Urteil auch schon längst gefällt.

Stets eine schwache Stellung im Hause ihres Ehemannes wird die Frau ohne Mitgift haben,  dieser Satz fiel mir nun ein. 
Als Mitgift braune Locken und die liebsten Augen der Welt hatten wenig Wert.
Solche Venusgaben fand ein Herr auch bei einer Sklavin.

Wenn dem reichen Plautius Leander der Sinn danach stände, eine gleich ihm wohlhabende Bürgerstochter zu heiraten, so würde er bestimmt hier oder in Londinium eine Braut erringen können.

Vielleicht war es das, was dem Herren vom Schicksal auferlegt worden war? Von Frau zu Frau, rast- und ruhelos, bis er die träfe, die es mit ihm aufnehmen könnte. Die eine Mitgift hätte und einen Vormund, der ihren Interessen Gewicht verleiht.
Anstatt eines sanften Kätzchens, würdest du o Herr, eine ausgewachsene Katze an den Ohren zu packen bekommen. Dann wären da keine Tränen mehr. Sie würde kratzen.

(Nur ob diese im Bett  dann gleich mehr Geschicklichkeit bewiese? Wer wusste schon im Voraus? Denn während galt, dass der Mann bei den Liebesdienerinnen lernte und dann sein Wissen an die junge Ehefrau weitergab, möchtest du diesen Schritt doch überspringen und ohne Mühe im Bett eine Hetäre, im Hause eine Matrona haben)

Ach, während die liebste Domina  und ihr Ehemann stritten, wuchs in mir die tiefe Traurigkeit. Die eine liebte ich, den anderen hatte ich aufrichtig gern. Wie hätte ich mir gewünscht, sie beide zu vereinen, indem das Herz endlich zum anderen Herzen spräche.

Bis dass in mir der einzige Gedanke aufkam, der zwar keinen Trost, jedoch ferne Rettung verhieß, wie ein Silberstreifen am Horizont. Ich musste meinem Vater im fernen Antiochia schreiben, und wenn ich mir das Geld überall borgen musste oder auf auf anderem Wege besorgen. Zu Kreuze kriechen würde ich zuhause. Vergib mir Vater, dein einziger Sohn, er war so undankbar, er ist so fehlgegangen. Und auch wenn ich den Kaufmannstand so hasste. Ich würde alles tun, die liebste Domina vor Armut zu retten, falls der Dominus sie verstieß. 
Ach, auch wenn es mit dem armen Nicander und seinem schönen Lotterleben dann für immer aus wäre! Und Neshro Bar Abba hinter Büchern und Einnahmen und Ausgaben sich tödlich langweilen würde.
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"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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03-06-2025, 09:52 PM,
Beitrag #15
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich starrte ihn an, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Erst war ich sprachlos, dann wuchs in mir eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Schmerz. Er hatte mich an einer empfindlichen Stelle getroffen.
"Das Sklavenmädchen…" wiederholte ich leise. "Cassia. Ihr Name war Cassia und sie war meine Freundin. Mein Vater hat sie zusammen mit Nicander gekauft, als wir in Britannia ankamen."  Ich musste tief Luft holen, um nicht sofort in Tränen auszubrechen. "Und du dachtest also, ich hätte sie verkauft? Dass ich dazu fähig wäre?" Ich schüttelte den Kopf, überwältigt von der Absurdität dieser ganzen Situation. "Es war mein Vater, der das getan hat. Weil er meinte, sie hätte einen schlechten Einfluss auf mich."
Ein bitteres Lachen entkam mir, als er so beiläufig erwähnte, dass er überlegt hatte, Cassia zurückzukaufen. "Du hast also darüber nachgedacht, sie zurückzuholen – als Überraschung für mich. Aber dann hast du es verworfen. Warum? Weil du dachtest, es wäre ohnehin besser so? Weil du glaubtest, ich könnte mich nicht um sie kümmern? Oder weil du dich nicht noch weiter mit meinen vermeintlichen Fehlern belasten wolltest?"

Er hätte sich gewünscht, dass ich mehr Dankbarkeit gezeigt hätte. Dies ware nur ein Vorwurf von vielen, die dann noch folgten.  Ich zwang mich, ruhig zu bleiben. "Du wirfst du mir vor, nicht dankbar genug zu sein?  Das ist nicht wahr! [b]Ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast. Auch für das Hündchen. Und ich verlange nichts von dir! Rein gar nichts – außer vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Und habe ich jemals etwas gegen deinen Willen getan? Hast du je überlegt, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe? Ich habe niemanden mehr. Mein Vater ist verschwunden, meine Familie ist in Massilia, und ich bin hier in einer Stadt, die nicht die meine ist, in einem Haus, das mir fremd bleibt, verheiratet mit einem Mann, der mich nur dann wahrnimmt, wenn er mir Vorwürfe machen will." [/b]Ich machte eine vage Handbewegung. "Aber ja, natürlich, ich sollte demütig zu deinen Füßen fallen und dir danken, dass du mich nicht schlimmer behandelst."

Ich war es so leid, mich rechtfertigen zu müssen. "Und wenn ich dich daran erinnern darf: Du bist mir nur einmal in unserer Hochzeitsnacht näher gekommen. Und ja, ich gebe zu, ich habe einen großen Fehler gemacht, als ich mich von meiner Angst und meiner Unsicherheit leiten ließ. Alles ging einfach viel zu schnell." Meine Augen brannten. "Ich war unsicher. Ich hatte Angst, ja! Nicht vor dir, sondern davor, etwas falsch zu machen!"

Dann wurde meine Stimme  leiser und dunkler. "Ich wollte dich niemals verspotten. Leander." Ich hielt seinem Blick stand. "Aber du glaubst mir sowieso nicht. Du sagst, du hast dich daran gewöhnt? Daran, dass ich lüge? Dass ich dich absichtlich verletze? Ist das wirklich das Bild, das du von mir hast?" Ich wollte nur noch weg. Einfach nur weg ... weit, weit weg!

Doch dann fiel sein Blick auf Nicander und sein Name kam ins Spiel.

Ein scharfes, freudloses Lachen entkam mir. "Ach, da haben wir es. Das ist es also, nicht wahr?" Meine Hände ballten sich zu Fäusten. "Dabei warst du es, der ihn mir ins Bett befohlen hat. Nicander hat nur getan, was er sollte. Aber weißt du, was? Ich habe ihn an diesem Abend weggeschickt, weil ich dich nicht hintergehen wollte." Ich trat einen Schritt vor. "Ja, ich gebe zu, ich habe Nicander sehr gern. Weil er hier in diesem Haus mein einziger Freund ist. Ich liebe es, wie er mich mit seinen Worten verzaubert. Aber er hat mir auch gezeigt, wie schön es sein kann, bei einem Mann zu liegen – eine Aufgabe, die eigentlich deine gewesen wäre."
Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich war ich nun wirklich müde, mich ständig zu erklären, "Du redest dir selbst ein, dass ich dich verachte und verabscheue. Dann glaub einfach, was du willst." Ich wandte mich ab, meine Stimme war erschöpft. "Wenn du nun erlaubst, würde ich mich nun gerne zurückziehen. Ich kann einfach nicht mehr." Ich sah ihn noch einmal an. Mir kam es so vor, als sei ich um Jahre gealtert. "Wenn dir etwas an mir liegt, dann komme heute Abend in mein Cubiculum. Und wenn nicht – dann wünsche ich dir eine gute Reise."
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-07-2025, 11:39 AM,
Beitrag #16
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Alle seine guten Absichten wurden von ihr ins Gegenteil verkehrt und ihm vorgeworfen. Sie fragte noch nicht einmal wirklich nach seinen Gründen, sondern warf ihm einfach das vor, das in ihrem Weltbild zu seinem Charakter passte, ob es der Wahrheit entsprach oder nicht. Und Leander war es leid, immer ruhig, besonnen und verzeihend zu reagieren, weshalb sein Blick sich bei ihrer Tirade verfinsterte.
“Ja, ich habe gedacht, dass du dazu fähig wärst. Ich habe gedacht, dass du einfach nur finanziell unerfahren und wenig begabt bist, weil du es nie gelernt hast, einen Haushalt zu führen. Aber dass du für die Konsequenzen deiner Handlungen einstehst und in der Lage warst, auch die Entscheidungen zu treffen, die nicht leicht sind. Die sogar so schwer sind, dass sie einem das Herz zerreißen. Weil sie notwendig sind. Dass du Cassia ein sicheres Zuhause gesucht hast, indem sie genug zu Essen, einen sicheren Platz zu schlafen und die Möglichkeit auf ein Leben hat, auch wenn das nicht unter deinem Dach ist, damit du mit dem Geld dafür den anderen Personen unter deinem Schutz ebenfalls einen sicheren Platz zum schlafen und genug zu Essen bieten kannst, anstatt dass ihr alle gemeinsam hungert. Für so eine Person habe ich dich gehalten.“ Wäre es nur die finanzielle Ungeschicklichkeit, das hätte sie mit der Zeit lernen können. Lieber zu verhungern, als das nötige zu tun, um alle zu retten, zeugte für Leander von Selbstsucht, und da half auch Zeit wenig. Er überlegte kurz, ob er ihr entgegenschleudern sollte, dass ihm seine Fehleinschätzung sehr leid tat, aber er schluckte es runter, das wäre seiner unwürdig.
“Und wenn du ernsthaft wissen willst, warum ich mich dagegen entschieden habe, und mir nicht nur Vorwürfe machen willst: Ich habe dabei an Cassia gedacht. Die nun schon einmal aus ihrem Heim und ihrer vertrauten Umgebung gerissen wurde und es durch mich wieder würde. Und im Falle einer Scheidung bei mir gestrandet wäre, wieder ohne ihre familia, da du dir nicht leisten könntest, sie mir zu erstatten. Und selbst wenn ich dir ein zinsloses Darlehen dafür gewähren würde und die Steuer für den Verkauf selbst tragen würde, stündest du am Ende wieder vor demselben Problem, wie du alle ernähren sollst und müsstest dieselbe, schwere, das Herz zerfetzende Entscheidung ein weiteres Mal treffen. Erwartest du dafür jetzt eine Entschuldigung?“ Denn offensichtlich tat sie das. Weil er in ihren Augen ein arrogantes Monster war.

Als sie zu einer weiteren Tirade ansetzte und dabei fragte, ob sie je etwas gegen seinen willen getan hätte, sagte er nur einmal leise “Ja, und ließ sie weiter zetern, wie schlecht er sie ihrer Meinung nach behandelte.
“Ich habe dir vor heute nur ein einziges Mal einen Vorwurf gemacht, als du mich in der Hochzeitsnacht zwingen wolltest, entgegen meinem Willen mit mir in einem Bett zu schlafen. Und ich habe es dir noch am nächsten Morgen verziehen.
Und wenn ich dich erinnern darf, ich wollte dir auch vor unserer Hochzeitsnacht näher kommen. Und habe auf deine Ängste nur mit Verständnis reagiert und dir versprochen, dass ich dich nie gegen deinen Willen anfassen werde und mich dir nicht aufzwingen werde. Was ich dir ebenfalls In der Hochzeitsnacht noch einmal gesagt habe. Und ich weiß nicht, wie oft ich dir in jener Nacht gesagt habe, dass ich dir deine Unerfahrenheit und Angst nicht vorwerfe. Aber du glaubst meinen Worten weder damals, noch heute.“

Und heute hatte sie ihm direkt gesagt, dass sie ihn nicht für einen Mann hielt, der sein Wort hält. Das galt wohl auch schon damals, nur hatte Leander das bis heute so eher als allgemeine Angst abgetan und es nicht so sehr direkt auf sich bezogen. Aber das musste er auch revidieren.

“Und ich habe niemandem irgendwas befohlen. Ich habe dir meine Gründe sogar sehr ausführlich dargelegt und betont, dass ich weder von dir, noch von ihm irgendetwas erwarte. Ich habe euch lediglich eine Erlaubnis erteilt, mehr nicht. Und wenn du denkst, es wäre die Pflicht eines Ehemannes, der Frau beim Beischlaf Freude zu bereiten, solltest du dich mehr in der Welt umhören. Den meisten Männern ist die Freude ihrer Frau völlig gleichgültig, solange sie selbst nur ihren Samen weitergeben können. Nur mir ist sie nicht egal, und genau deshalb, wie ich dir damals schon gesagt habe, wollte ich, dass deine ersten Erfahrungen nicht von Angst und Pflicht geprägt sind, sondern von Vertrauen, Begehren und Freude. Die du Nicander gegenüber verspürst, mir gegenüber aber nicht. Was du im übrigens damals nicht einmal abgestritten hast, sondern dich lediglich für mein Verständnis bedankt hast.“
Inzwischen war Leanders Tonfall resignierend und bitter. Er hatte sich seitlich gedreht, um sie nicht mehr direkt anzusehen. “Du behauptest, du verabscheust mich nicht, sagst mir aber gleichzeitig, dass du mich für einen Mann hältst, der sein Wort bricht, der schlecht von dir denkt, der dich schlecht behandelt und dir Vorwürfe macht, der pflichtvergessen – oder faul – ist und Sklaven zu Sexdiensten zwingt.“ Er blickte seitlich zu ihr. “Habe ich etwas vergessen?“ Dass sie selbst glaubte, all das wäre keine Verachtung, war in seinen Augen schon Selbstbetrug.

Sie wollte gehen, und er zuckte die Schultern. “Ich wüsste nicht, dass ich dir je verwehrt hätte, zu gehen. Du brauchst meine Erlaubnis nicht, die Türen in diesem Haus sind nicht verschlossen.“
Er sah noch einmal zu ihr. “Und ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich kein Sklave mehr bin, den man herbei befiehlt. Und dass ich mit keiner Frau aus Pflicht intim werde.“
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03-07-2025, 11:08 PM,
Beitrag #17
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Nun ging es um mich und um Cassia, und ich wurde unruhig, denn was der Herr der liebsten Domina sagte, das traf fast genau auf mich zu. Ich hatte Cassia, das Bauernkind, in meiner Heimat gekauft. Sie hatte mit mir gehungert, bis ihre Ärmchen durchsichtig schienen wie die Gerippe von Herbstblättern im Frühling.
Ich war ja nur Scheinsklave geworden, um sie vorm Hungertod zu retten. Aber in das Leben eines Straßenschauspielers hineingezogen, hatte ich sie zuvor. Mir wurde elend zumute.
Ach, nicht jeder konnte von so kühler Gemütsart sein wie der Dominus. Für ihn waren Menschen wie die Figuren beim pente grammai, dem Spiel auf XXV Feldern. 
Nun, es war wahr, dass der Dominus der liebsten Domina versprach, sie nicht gegen ihren Willen zu berühren. Doch wie konnte sie denn ihren Willen kundtun? Sagte sie ja, dann glaubte er es nicht. Bat sie ihn zu sich, so sagte er, dass er nicht ihr Sklave sei. Bat sie ihn nicht, so dass sie ihn verachtete.
Sie konnte sich doch nicht ihres Gewandes entledigen und zu ihm in die Suppe springen, wie man bei uns sagte, wenn eine Frau liebestoll einem Mann gegenüber war.

Die Domina sprach nun von mir "Ja, ich gebe zu, ich habe Nicander sehr gern. Weil er hier in diesem Haus mein einziger Freund ist. Ich liebe es, wie er mich mit seinen Worten verzaubert. Aber er hat mir auch gezeigt, wie schön es sein kann, bei einem Mann zu liegen – eine Aufgabe, die eigentlich deine gewesen wäre."
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Was sie sagte, war die lautere Wahrheit, von großer Schönheit und Harmonie, und doch so unendlich falsch.
Selbst wenn mein Vater mir verzieh, Römer war ich ja nicht. (Selbst wenn ich es wäre, ich war infam) Ich konnte Orestilla nicht heiraten. Nur meine Konkubine konnte sie sein. Ich könnte sie freilich immer lieben und besser behandeln als der König in einer Geschichte meiner Mutter, der eine Königin empfing und sie vierzig Tage und vierzig Nächte liebte. Doch was ihr wichtig war, war das häusliche Glück. Mit ihresgleichen, einem  römischen Gatten, ihr in zärtlicher Liebe zugetan, wollte ich sie sehen.


Ich nahm das Hündchen, als die liebste Domina nun gehen wollte. Ich vergrub mein Gesicht im weichen Fell des Tierleins, doch darüber groß und fragend sah ich den Herren an. Den stillen Vorwurf meines Blickes konnte ich nicht unterdrücken:

Wir sind doch in deiner Hand, die Ehefrau ohne Mitgift ist gerade einer Sklavin gleich? 
Ist es denn recht, Herr, dass du sie so quälst?
Du bist ein gelehrter Mann; der jugendlichen Braut kannst du jedes Ding beweisen.
Und Morgen, dass das Gegenteil die lautre Wahrheit wäre.
Und ich weiß doch, dass du auch geduldig sein kannst und freundlich.
(Mich hast du nicht gezwungen, noch mich zwingen müssen)
Sagt auch nicht einer eurer eigenen Philosophen:
Si vis amari, ama! - Wenn du geliebt werden willst, liebe!
Mit Küssen mag man eine Jungfrau wohl verlocken,
so dass sie mit Inbrunst tut, was ihr die Angst zunächst verwehrt.

Wie ein Grieche, der einst des heiligen Trojas Mauern überwand,
zertrittst du jedoch Blumen,
anstatt sie zu abzupflücken.
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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03-08-2025, 12:31 PM,
Beitrag #18
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich spürte, wie mein Herz raste, während Leander sprach. Sein Blick war dunkel, sein Tonfall schneidend – so hatte ich ihn noch nie erlebt. Das war keine kühle Distanz mehr, keine nachsichtige Geduld. Das war Wut. Und sie traf mich. Jedes seiner Worte war wie ein Stich. Er hatte mich für klüger gehalten, für verantwortungsvoller. Für jemanden, der bereit war, schwere Entscheidungen zu treffen. Doch nun sah er in mir eine selbstsüchtige Träumerin, die lieber alles verlor, als sich der Realität zu stellen. War ich das? Ich wollte ihm sagen, dass er sich irrte. Dass es nicht um mich ging, sondern um Cassia. Dass ich nicht tatenlos zugesehen hatte. Aber er hatte sich Gedanken gemacht – nur anders als ich. Er hatte nicht aus Kaltherzigkeit entschieden, sondern weil er weiterdachte, weil er Konsequenzen sah, die ich nicht hatte sehen wollen.
Mein erster Impuls war es, mich zu verteidigen, doch ich hielt inne. War das nicht genau das, was er mir vorwarf? Mich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt das größere Ganze zu sehen?

Ich atmete langsam aus. "Nein", sagte ich schließlich, meine Stimme ruhiger, als ich mich fühlte. "Ich erwarte keine Entschuldigung."

Einige Herzschläge vergingen. Meine Finger ballten sich zu Fäusten, doch ich zwang mich, nicht auszuweichen. "Ich war nicht selbstsüchtig", sagte ich leise und ließ meinen Blick sinken. "Ich war einfach überfordert." Meine Stimme zitterte leicht, doch ich sprach weiter. "Als mir klar wurde, dass mein Vater wohl nicht wiederkommt, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Bis dahin war ich nie allein auf mich gestellt. Es gab immer jemanden, der Entscheidungen für mich traf, der wusste, was zu tun war." Ich schluckte hart. "Plötzlich lag alles auf meinen Schultern, und ich hatte keine Ahnung, ob ich das Richtige tat."
Die Sklaven waren meine familia. Ich hatte sonst niemanden mehr. Mutter hatte nie jemanden verkaufen müssen, während mein Vater in der Welt unterwegs war. Bei ihr hatte alles immer so leicht ausgesehen. Doch zugegebenermaßen hatte ich mich damit auch nie näher beschäftigt.

"Es tut mir leid, was ich gesagt habe", fügte ich schließlich hinzu. Allerdings erwartete ich nicht, dass er meine Entschuldigung annehmen würde.

Als er weitersprach, spürte ich, wie sich meine Kehle zuschnürte. Seine Worte trafen mich mit einer Schärfe, die ich nicht erwartet hatte. Ich hatte ihn verletzt. Ich hatte ihn zutiefst verletzt. Und das Schlimmste war – ich hatte es nicht einmal bemerkt. Nicht in diesem Ausmaß.

"Leander…" Meine Stimme war leise, zögerlich. Ich wollte ihm in die Augen sehen, doch sein abgewandter Blick sagte mir, dass er es nicht wollte. Dass er nicht mehr die Kraft hatte, mir direkt gegenüberzutreten.

Ich atmete tief durch. "Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass ich dich nicht verabscheue. Und ich wollte dir auch nicht vorwerfen, dass du pflichtvergessen oder faul bist." Ich suchte nach den richtigen Worten, nach etwas, das ihn nicht noch weiter von mir forttrieb. "Bitte… ich möchte nicht mehr mit dir streiten."
Ich schluckte und zwang mich, weiterzusprechen. "Eigentlich bin ich zu dir gekommen, um dir zu sagen, dass ich mir sehr wünschen würde, wenn du heute die Nacht mit mir verbringen würdest. Doch jetzt fühlt es sich an, als hätte ich alles nur schlimmer gemacht." Ich schüttelte den Kopf, spürte, wie ein bitteres Lächeln meine Lippen umspielte. "Es tut mir leid. Ich war wütend bei der Vorstellung, dass diese Sklavin – Innogen – dir mehr bedeuten könnte als ich. Dass sie es ist, die dich begleitet, und nicht ich." Meine Stimme wurde leiser. "Aber vielleicht… habe ich es auch nicht anders verdient." 
Die Distanz zwischen uns fühlte sich unüberwindbar an, und vielleicht war sie das auch. Vielleicht hatte ich bereits alles gesagt, was noch zu sagen war. Vielleicht war es zu spät.
Ein bitteres Lächeln huschte über meine Lippen, als ich einen Schritt auf ihn zuging. Langsam, fast zögernd, hob ich die Hand, als wollte ich ihn berühren – doch dann ließ ich sie sinken. Stattdessen beugte ich mich leicht vor und hauchte einen Kuss auf seine Wange.
Es war kaum mehr als eine Berührung, ein flüchtiger Moment, der so schnell verging, dass ich mir nicht sicher war, ob er ihn überhaupt erwidern konnte. Doch er schmeckte nach Abschied. Dann wandte ich mich um, bevor ich noch sehen konnte, ob er mich aufhielt – oder mich gehen ließ.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-08-2025, 02:03 PM,
Beitrag #19
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Leander hatte mit einer weiteren Trotzreaktion und wütenden Tirade gerechnet, nicht mit einer Entschuldigung. Deshalb war er tatsächlich einmal überrascht, als Orestilla tatsächlich einlenkte, sich erklärte – und zwar dieses Mal verhältnismäßig ruhig und offen, ohne ihm Vorwürfe zu machen – und sagte, dass ihre Worte ihr leid taten.
Leander war noch zu sehr beherrscht von Wut, Enttäuschung und Frust, als dass er im Moment viel zustande gebracht hätte. Zumindest keine Reaktion in der Art und Weise, wie er sich jetzt wünschte, sie als Antwort hervorbringen zu können, also nickte er fürs Erste einmal knapp und tadelte sich selbst für seine Wut, in welche er sich so hineingesteigert hatte.

Sie kam auf ihn zu und wollte den Streit beilegen. Sie hob auch einmal kurz die Hand, als wolle sie ihn berühren, ließ sie dann aber wieder sinken und deutete stattdessen einen leichten Kuss auf seine Wange an, ohne ihn zu berühren. Leander war sich nicht sicher, ob er Tränen in ihren Augenwinkeln glitzern sah, und sein schlechtes Gewissen meldete sich, dass er vielleicht gerade etwas harsch gewesen war. Es war nicht seine Absicht gewesen, sie zum Weinen zu bringen. Er hatte nur ein Mal die Wut und den Frust, die in ihm schon seit Wochen schwelten, hinauslassen wollen. Auch wenn das nicht seine eigentliche Intention gewesen war, als er um dieses Treffen gebeten hatte, sondern eher aus Wut über ihr wohl ebenfalls aus Wut und Frust geborenes, kleines Schauspiel.
Aber jetzt redete sie zum ersten Mal wie eine Erwachsene mit ihm, und das brachte Leander mehr zum Überlegen als jedes sonstige Gespräch in ihrer Ehe es bislang getan hatte. Sie drehte sich weg, um zu gehen, und Leander griff schnell nach vorne, nach ihrer Hand, um sie zurückzuhalten. “Orestilla...“ Nicht grob, aber bestimmt zog er sie zurück und drehte sie um, so dass sie vor ihm stand. Mit den Fingern der freien Hand unter ihrem Kinn hob er sanft ihren Kopf, so dass sie zu ihm aufschaute. Er traute der Situation nicht, konnte nichts ändern an seinem Zweifel und den Gefühlen, und suchte so nach der ihm vertrauten Angst und Abscheu in ihrem Blick, fand aber eher Unsicherheit und Traurigkeit darin.
Ernst und ebenfalls etwas unsicher blickte er ihr tief in die Augen, um die Wahrheit darin zu erkennen, als er sie fragte: “Willst du Sex mit mir haben? Mit mir? Nicht einer romantischen Vorstellung, nicht deinem Ehemann, sondern mit mir, so, wie ich bin?“
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03-08-2025, 04:41 PM,
Beitrag #20
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich hielt tatsächlich den Atem an, als Orestilla nun so rührend gestand, wie sehr sie litt und überfordert gewesen war, und der Herr ...er wurde gerührt. Eine Bresche wurde in die Mauer geschlagen, die er errichtet.. nein, es war keine Bresche. Es war mehr ein Guckloch. Er hielt sie zurück, und seine Frage war ...mitfühlend und menschlich. Diese eine Moment.... Liebe Herrin, guter Herr... er war so schön. Vorhang, Vorhang, dachte ich und: Abgang. Ende des zweiten Aktes.
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"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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