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Nymphäum | Besuch einer lieben Freundin
03-05-2025, 04:32 PM,
Beitrag #1
Nymphäum | Besuch einer lieben Freundin
[Bild: Hortus-Luigi-Bazzani-Picking-flowers-fro...rtyard.jpg]


Das Nymphäum fasste die natürliche Quelle auf dem Grundstück als Brunnen ein. An Ketten hingen Becher, aus denen man trinken konnte. Bänke und Korbstühle luden zum Ausruhen ein. Besonders im Sommer war es hübsch und kühl, aber auch die ersten Sonnenstrahlen im Frühling konnte man hier windgeschützt genießen. Die ersten Vögel mit der Balz beschäftigt, zwitscherten schon.

Meine Freundin Stella hatte sich heute per Brief angekündigt.

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Claudia Sabina
Villa Claudia
Iscalis

Liebe Sabina,
danke für deinen Brief und für die Einladung. Ich werde in zwei Tagen nach Iscalis fahren und würde dann gerne dich besuchen. Freue mich sehr, dich zu sehen und wir haben uns viel zu erzählen.

Vale bene,
Furia Stella

Ich hatte im Nymphäum einige Briefe diktiert und ab und an dachte ich jetzt über Plautius Leanders Worte nach. In der Sonne war es schon leidlich warm. Anaxarete hatte mehrere Decken über meine Knie gelegt. Ich trug mein Haar mit einem schlichten Mittelscheitel, hatte ein bequemes Hauskleid an und meine Füße steckten in Haussandalen. An Schmuck trug ich lediglich den goldbraunen Bernsteinanhänger und Ohrringe mit dem gleichen Stein, der so gut zur Farbe meiner Augen passte. Und natürlich mein Armband mit dem Isisknoten.

Ich schickte Anaxarete andauernd zur Haustür, um zu sehen, ob meine Besucherin schon angekommen wäre, damit sie sie gleich zu mir führen konnte. Rosula hatte mir Gewürzwein und Kräuertrank gebracht; meine stille Germanin wartete mit mir und schaute den dahinflitzenden Vögeln zu. Auf ihrem Gesicht lag ein sehnsüchtiger Ausdruck. Vielleicht erinnerte sie das Gezwitscher an ihre ferne Heimat.


Bildnachweis: Luigi Bazzani (1836-1927), Public domain, via Wikimedia Commons
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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03-07-2025, 08:43 PM,
Beitrag #2
RE: [Nymphäum] Besuch einer lieben Freundin
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Ich hütete mich zwar vor der Sonne, weil meine Haut hell bleiben sollte, aber Luftbaden tat ich sehr wohl; deshalb war ich bei diesem schönen Wetter draußen.
Ich dachte an all die Geschenke, die auf ihre neuen Eigentümerinnen warteten: für Serena wunderschöne Seidenstoffe in Rot und Blau, für Prisca einen kleinen Ballen in einem Meeresgrün, was für sie ein Gewand geben sollte und für Furia Stella eine veilchenblaue Seide und für alle drei Freundinnen Bücher: Eine Schmuckausgabe der Cynthialieder von Properz nämlich. Cynthia war eine berühmte Hetäre.
Nun hörte ich aber Stimmen und Anaxaretes Schritte; und ich vermutete, dass der angekündigte Besuch endlich angekommen war. Ich winkte Rosula, heiße Tücher bereit zu halten; bestimmt war Furia Stella froh, sich den Reisestaub abwaschen zu können.
In meine Freude über die Ankunft der Freundin mischte sich jedoch auch ein anderes Gefühl. Es war keine Bitterkeit; es war eher das Vorhaben, eine Bitte zu stellen.
Da mein Exmann bei der Legion war und es keine Iulierverwandten in Iscalis gab, hatte ich zunächst gedacht, das Kind, wenn es ein Junge werden würde, meiner Cousine anzuvertrauen. Aber das hatte sich zerschlagen, und so hatte ich an weitere Freundinnen gedacht, die bereits Familienmütter waren. Stella war mir sehr bald in den Sinn gekommen, weil sie selbst schon einen süßen Jungen und mittlerweile auch ein kleines Mädchen hatte, und weil der Aufenhalt auf einem Landgut für ein kleines Kind doch nur bekömmlich sein würde, zumindest so lange er dauerte. Natürlich musste Gabinius auch  einverstanden sein. 
Ich erhob mich, in dem ich mich auf die Armlehnen stützte, und ging Stella etwas unbeholfen entgegen:
"Willkommen, liebe Freundin. Schön, dass du es so rasch hast einrichten können", lächelte ich.
Rosula ging Stella zur Hand, und wenig später konnte sie mir gegenüber in einem bequemen Sessel Platz nehmen:
"Wie geht es deinem Gatten und deinen Kindern? Zwei habt ihr schon, nicht wahr! Wie die Zeit vergeht!"
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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03-09-2025, 01:17 PM,
Beitrag #3
RE: [Nymphäum] Besuch einer lieben Freundin
Die Tür war prompt geöffnet und der Ianitor, der anscheinend wusste, dass ich erwartet wurde, hat mich höflich begrüßt und bat mich zuerst mit dem rechten Fuß die Villa zu betreten, es sollte Glück bringen. Das wusste ich natürlich auch und lächelte den netten Mann an. Dann hat mich eine ältere Frau auf Griechisch angesprochen, die musste Sabinas Sklavin sein, und ich sollte ihr bis zum Nymphäum folgen. Als wir in diese Nymphenheiligtum kamen, war ich von der Schönheit des Ambiente sehr beeindruckt. Aber noch mehr hat mich die junge Dame Claudia Sabina beeindruckt, die sich erhob, als ich das Nymphäum betrat und mich herzlich willkommen hieß. Ich Bauch hatte eine überdimensionale Größe erreicht und ich dachte, dass sie dringend eine Hilfe braucht. Ansonsten sah sie gut aus in ihrem bequemen Hauskleid. Eine Sklavin kam mit warmen Tüchern und wisch etwas Reisestaub von mir ab. Dann erst nahm ich Platz auf einem bequemen Sessel Sabina gegenüber.

"Danke, liebe Sabina, meinem Gatten geht es gut. Unsere kleine Tochter, die wir Stellula nennen, ist ein sehr schönes und ruhiges Kind. Und Gaius Dives ist ein großer und aufgeweckter Junge und blond, wie sein Vater". Sagte ich mit einem warmen Lächeln.

"Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht", und ich überreichte Claudia einen schmucken Behälter aus feinem Leder, wo sich das Buch "Theseis" von Albinovanus Pedo befand, eine Seltenheit.

"Aber, wie geht es dir, liebe Freundin, wie lange warst du denn in Londinium und wann hast du deine Hebamme zuletzt gesehen, oder besser gesagt, sie dich?" Ich sah sie fragend und besorgt an.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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03-09-2025, 06:22 PM,
Beitrag #4
RE: [Nymphäum] Besuch einer lieben Freundin
Ich streckte beide Hände nach Stella aus, die wie immer elegant und wie alle Furierdamen sehr schön war, und ich küsste sie, wobei sie mir hoffentlich verzieh, dass ich schlecht aus meinem Sessel hochkam:
"Willkommen, liebe Freundin", sagte ich herzlich: "Ja, an Dives erinnere ich mich noch vom Apfelfest, da war er noch klein. Doch das ihr noch ein Sternchen dazu bekommen habt, das ist mir während meines Aufenthaltes in Londinium ganz entgangen. Sei nicht böse, dass ich nicht Bescheid gesagt habe, dass ich abreise. Ich war über einen Monat dort. Dafür habe ich Dir etwas aus Londinium mitgebracht",
ich ließ Rosula den Ballen veilchenblauer Seide und die Schmuckausgabe der Cynthialieder von Properz mir reichen:
"Bei der Farbe habe ich sofort an Dich und deine Schwägerin Gabinia Clara gedacht. Sie müsste sehr gut zu euren Augen passen", sagte ich:
" Und bei dem Buch fand ich die Illustrationen so gelungen und die Goldtinte. Wie geht es deiner Schwägerin denn?" Ich fragte mich, ob sie schon verheiratet war. Sie war eine so schöne junge Frau, hielt sich jedoch bisher ledig, und ihr Vater schien es nicht eilig zu haben, sie zu vermählen.
Ich bekam ein Buch in einer feinen Schriftrollenhülle aus Leder und freute mich sehr darüber:
" Die Theseide von Albinovanus Pedo! Ich kenne sie noch nicht! ", sagte ich, denn von diesem Zeigenossen Ovids hatte ich noch nichts gelesen:
"Danke liebe Stella!"

Jetzt aber schaute mich Stella besorgt an und fragte: "Aber, wie geht es dir, liebe Freundin....wann hast du deine Hebamme zuletzt gesehen, oder besser gesagt, sie dich?"
Ich hörte auf, fröhlich zu plaudern. Einen Moment schwieg ich, wie ertappt. Dann faltete ich die Hände und meine Augen füllten sich mit Tränen:
"Das Kind lässt sich Zeit. Vielleicht weil es in diese Welt gar nicht hineingeboren werden will", sagte ich leise.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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