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Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
02-25-2025, 02:07 PM,
Beitrag #1
Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
[Bild: Casa-dei-vettii-ixion.jpg]



Tablinum -  heiliges  Herz der Villa.
Hier stand der wuchtige Schreibtisch des  abwesenden Pater Familias.
Kostbare Vasen, Repliken von griechischen Statuen und eine Katzenstatue aus
dem fernen Aegyptus statteten den in Rot, Gold, Blau und Weiß gehaltenen
hohen Raum aus.
Im Tablinum befand sich auch der Schrein für die Laren  von uns
Claudii.
Die Schreine für die imagines maiorum, die Ahnenbilder, die nach alter
Tradition aus Wachs gefertigt sind, waren im den abgehenden Alae
untergebracht
.



Bildnachweis: File:Casa dei vettii ixion.png, Public domain, by wikimedia commons
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02-25-2025, 08:29 PM,
Beitrag #2
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
>>> Kurz hinter der Porta, im Atrium, wurde Caius Plautius Leander von Nefertem, dem claudischen maiordomus in Empfang genommen. “Man sagte mir, dass ihr zu dieser Stunde meine Domina mit eurer Anwesenheit beehren würdet.“ Erklärte Nefertem mit seiner ruhigen Stimme und musterte den Plautier kurz und zugleich rasch. “Wenn du mir folgen möchtest Dominus. Ich werde dich zu meiner Domina ins Tablinum geleiten.“ Eine kaum wahrnehmbare Handbewegung gen des Plautiers erfolgte, dass dieser ihm folgen möchte. Denn Nefertem setzte sich sogleich in Bewegung, angemessen seine Schrittfolge. Weder zu hastig, noch zu schlendernd. Nur wenige Schritte benötigte Nefertem, um das Tablinum, welches durch Vorhänge vom Atrium abgegrenzt wurde, zu erreichen. Die Vorhänge wehten leicht im Windzug und Nefertem hielt diese für den plautischen Gast beiseite, so dass Caius Plautius Leander einfach hindurch treten konnte, ohne sich in dem luftigen Stoff verheddern zu können. “Domina? Dein Gast Dominus Caius Plautius Leander ist soeben eingetroffen.“ Erklärte Nefertem an die junge Frau gewandt und verneigte sich leicht, bevor er dem Herrn einen Platz auf einem der Stühle anbot. Jene Stühle waren mit Kissen dekoriert. Zusätzlich befand sich auf einem kleinen Beistelltischchen eine Kleinigkeit zur Erfrischung. Ein Krug Wasser, sowie zwei Becher. Ebenso eine kleine Schüssel mit Naschereien und geschnitten Obst. Durfte er sich nun zurück ziehen oder wünschte seine Domina, dass er anwesend blieb, um eventuelle Mitschriften rasch anfertigen zu können?
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02-26-2025, 01:38 PM,
Beitrag #3
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
"Das ist schön", erwiderte ich, als mir Nefertem die Ankunft von Plautius Leander ankündigte. Ich saß in einem Korbsessel und hatte bis dato mit Anaxarete das Für und Wider der Assistenz des Iscaler Medicus während meiner Niederkunft diskutiert - sie war allgemein gegen die Anwesenheit von Männern bei Geburten, aber was sollte ich machen; in Iscalis gab es keine acestris mit einer Ausbildung, die auch schneiden konnte, wenn es nottat. Das war kein erbauliches Thema, und daher war mir die Unterbrechung mehr als recht.
Nefertem rückte dem Besucher einen Stuhl zurück, auf einem  Beistelltischchen standen Wasser und Naschereien. Das britannische Wasser war gut, dennoch hätte ich gerade etwas Wein vertragen können.  Ich schickte Anaxarete danach fort. "aber vom guten!"
Ich befahl. dass Nefertem sich hinsetzen und mitschreiben sollte, falls er das musste. Das tat er für gewöhnlich nach Art der aegyptischen Schreiber, mit gekreuzten Beinen auf dem Boden. 
Dann erhob ich mich (etwas mühsam) meinem Tutor zu Ehren:
"Willkommen werter Plautius Leander. Ich bin dir sehr dankbar, dass Du es so schnell einrichten konntest, herzukommen"
Ich wies auf den Tisch hinter mir. Dort stapelten sich die Unterlagen, und zu meiner Schande, war alles etwas durcheinander. Wichtig war das Testament meines Vaters, inn dem verfügt war, dass ich ab meinem einundzwanzigsten Lebensjahr Zugriff auf mein Vermögen haben sollte. Allein an Geldsummen waren es drei Millionen; dazu kam Landbesitz und die dortigen Sklaven, dazu noch ein Anteil an einem Schiff; all das würde ich aber nicht auf einmal bekommen, sondern der von meinem Vater eingesetzte Erbe würde mir jährlich einen Teil auszahlen.
Außerdem hatte mir der Familienrat der Claudier mittlerweile unter anderem eine Million Sesterze als Mitgift für die geplante Heirat gewährt. Das hieß, dass meine Gens zufrieden mit mir war.
Auch die Hochzeitsverhandlungen hatte ich mit Plautius Leander zu besprechen. 
"Ich hoffe, dich nicht allzu sehr von deinen Reisevorbereitungen abzuhalten. Nach Londinium soll es gehen, nicht wahr? Wenn du dort länger Aufenthalt nimmst, werden wir uns dort öfter sehen können", ich lächelte den Rechtsgelehrten freundlich an. Ob aus dem "öfter sehen" ein "hoffentlich öfter sehen" wurde, würde sich jetzt erweisen.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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02-26-2025, 04:42 PM,
Beitrag #4
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Leander hob beschwichtigend die Hände in Richtung Claudia, als die sich aus dem Stuhl hochzukämpfen anfing. “Oh, bitte, behalte doch Platz“, meinte er schon leicht besorgt. In einem Haushalt mit drei Töchtern und darüber hinaus auch einigen Sklavinnen hatte er genug Geburten mitbekommen, um zu wissen, wie anstrengend und gefährlich gerade die Zeit kurz vor der Geburt war – und Claudia Sabina sah so aus, als könnten die wehen bei jeder kleinen Aufregung starten. Er wollte ungern, dass seine Begrüßung eben jene kleine Aufregung war.

Allerdings würde sich das erst noch zeigen müssen, fürchtete er. Er sah hinüber zu dem unordentlich wirkenden Stapel von Unterlagen, auf den die Claudia wies, und fürchtete, dass dieser Termin hier sehr viel länger dauern würde, als er eingeplant hatte. Glücklicherweise musste er nicht länger in die Curia und seine Arbeitszeiten einhalten. Er hatte heute nur noch eine Verabredung mit einem ehemaligen Arbeitskollegen, dessen Hündin schon vor zwölf Wochen Welpen bekommen hatte, die jetzt bereit waren, in ein neues zuhause zu ziehen. Er hatte sich sowohl die Hündin, als auch die Welpen schon einmal zeigen lassen, und alle waren klein, wuschelig und augenfällig gutmütig, so dass er seiner Frau den Besitz eines solchen Hundes zutraute. Er würde wohl dennoch die Sklaven dazu anhalten, bei der Erziehung des Hundes zu helfen.
Aber das kam später. Jetzt erst einmal galt es, Höflichkeiten auszutauschen. “Dieses Mal soll es nur ein kurzer Aufenthalt werden. Etwa drei Wochen, inklusive Reise. Mein Verwandter Ritter Plautius Montanus war so freundlich, mir die Villa Plautia dort zu überschreiben, ebenso das Eigentum an einigen Betrieben, die ich in Augenschein nehmen will. Der Umzug dorthin soll erst erfolgen, wenn der Zustand meines Vaters dies zulässt.“
Bevor sie jetzt aber über den Zustand von Plautius Seneca zu sprechen anfingen, sprach Leander lieber gleich weiter, um den Smalltalk hinter sich zu lassen. “Ich muss zugeben, dass ich von deinem Schreiben sehr überrascht war. Ich nahm an, dass es genügend Verwandte hier in Britannia geben würde, so dass deine Tutela einem von ihnen übertragen würde, anstatt mir, der ich keine verwandtschaftliche Beziehung zu deiner Gens vorweisen kann.“ Er schaute die Claudia fragend an und ja, er hoffte durchaus auf eine Erklärung in dieser Sache, ohne sie allerdings hier direkt bloßzustellen und seltsamer Machenschaften zu beschuldigen.
“Das dort hinten sind also die Unterlagen bezüglich deines Vermögens? Ich fürchte, ich werde einige Zeit brauchen, bis ich sie alle durchgesehen habe.“ Er hoffte, dass der Inhalt des Stapels doch sorgfältiger geführt war, als sein Äußeres erahnen ließ.
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02-27-2025, 04:58 PM,
Beitrag #5
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Ich setzte mich wieder hin und sah Plautius Leander dankbar an. Er war so rücksichtsvoll, wie ich es in Erinnerung hatte.
Es gab nicht allzu viele Claudier in Britannien, aber grundsätzlich hatte er recht: Man hätte einen Verwandten als Vormund finden können. Ich nickte also:
"Nun, ich habe dich ...empfohlen, da du mir integer und klug vorgekommen bist, seit ich dich kenne, werter Plautius Leander. Als ich vor meiner Scheidung zu dir kam, hast du mir nichts berechnet, ohne dass ich dir irgendwie habe nützlich sein können. So eine freundliche Geste vergesse ich nicht", sagte ich und folgte seinem Blick zum Schreibtisch:
"Wenn du vorhast, wieder nach Iscalis zurück zu kommen, bedeutet das, dass wir nicht alles gleich heute durchgehen müssen. Ich werde dir sagen, was gerade anliegt, und du sagst mir bitte, welche Unterlagen du dringend brauchst", ich lächelte nun ein wenig:
"Ich weiß zumindest, wo was liegt, werter Plautius Leander, auch wenn es nicht so aussieht"
Ich würde Nefertem sagen, wo er was fand, damit ich mich nicht vom Sessel weg bewegen musste.

" Ich werde mich so bald wie möglich wieder verheiraten und zwar mit dem Mann, den der Legat Augusti Rufus mir empfohlen hat. Da ich bald niederkomme, muss ich auch nicht die vorgeschriebenen zehn Monate nach der Scheidung warten. Es ist der jüngere Sohn des Statthalters, Petilius Vindex, der sobald die Schiffahrtssaison beginnt, in Londinium eintreffen wird", ich sprach den Namen meines zukünftigen Gatten mit heimlichem Vergnügen aus, als berge er einen Zauber:
"Hier habe ich einen Brief aus Rom über meine Mitgift, die ich bekommen soll: Diese Ländereien in Lakonien" ...die Lakedämonier waren mit meiner Gens verbunden, weshalb Claudier in Bürgerkriegen zeitweilig dort Zuflucht gesucht hatten, "mit all ihren Bewohnern und Einkünften, Schmuck, Salben, Parfüms,  Spiegel, Stoffe, Gewänder und eine Million Sesterze in Silberdrachmen.
Du vertrittst mich doch bei den Eheverhandlungen?"
, ich war froh, einen tüchtigen Tutor Mulieris gefunden zu haben, der das Beste für mich herausschlagen würde, viel mehr als ein geiziger Verwandter es vielleicht tun würde.

Anaxarete kam zurück mit dem Wein und blieb stehen, um zu sehen, ob der werte Gast etwas wünschte.
Sie wusste, dass er griechischer Herkunft war und hatte ihn alleine schon deshalb ins Herz geschlossen, da sie ja jeden Menschen, der diese Sprache nicht konnte, zutiefst bedauerte:

"Außerdem bräuchte ich bitte gleich heute zwei Unterschriften von dir. Einen für einen Sklavenverkauf,  eine für einen Sklavinnenkauf", fuhr ich fort.

Wenn das Kind ein Iulius wäre, würde ich die beste Amme für ihn kaufen, die ich finden konnte. Das war vielleicht das einzige Detail, mit dem ich zeigen konnte, dass ich meinen Sohn liebte und ihm Fürsorge angedeihen ließ. Auch wenn Iulius Minor selbstverständlich seinem Vater gehörte.
Melancholie schlich sich an und wollte mich anspringen. Ich schüttelte sie schnell ab, in dem ich mein Kinn aufstützte und Plautius Leander erwartungsvoll anschaute.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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02-27-2025, 06:03 PM,
Beitrag #6
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Leander zog eine Augenbraue nur leicht nach oben, als die Claudia sich erklärte. Sie glaubte also, dass sie mit ihm leichteres Spiel hatte, als mit einem verwandten, und mit Leander eher Kompromisse schließen konnte. Er hatte lange genug Seneca assistiert und damit die Erfahrung als Anwalt gesammelt, um diese ungesagten Worte durchaus hören zu können. Oh, er nahm es Claudia Sabina nicht übel, dass sie so dachte, aber bestimmt würde sie noch merken, dass es nicht ganz so sein würde, wie sie es sich dachte.

Als erstes nahm Leander das Schreiben entgegen und las es sehr sorgfältig, insbesondere, was die genauen Werte anging. “Dann gratuliere ich dir erst einmal zu deinen guten Zukunftsaussichten. Die Petilier sind eine sehr machtvolle und wohlhabende Gens und eine Verbindung wird dir und deiner Familie sicher zum Vorteil gereichen. Ich nehme an, die Verlobung ist noch nicht offiziell?“ Leander war zwar nicht derartig interessiert an Klatsch und Tratsch und  in den Thermen mit anderen Themen beschäftigt, aber das hätte er vermutlich mitbekommen. Glaubte er zumindest.
2Ich gehe bei dieser großzügigen Summe nicht von Schwierigkeiten bei den Verhandlungen aus, zumal du eindeutig fruchtbar bist. Sofern du und dein Kind die Geburt also ohne Schäden überlebt und weiterhin Fruchtbarkeit angenommen werden kann, denke ich, dass dies recht problemlos rechtskräftig werden kann. Rein interessehalber, wünscht du eine eher lange oder eine eher kurze Verlobungszeit?“ Im Grunde war gar keine Verlobungszeit nötig, aber es gab dem tratschenden Volk eben die Möglichkeit, sich auf das entsprechende Ereignis zu freuen. Und eine Hochzeit in den höchsten Gesellschaftsschichten war immer ein Ereignis. Vermutlich würde sogar Leanders nächste Ehe Gegenstand des Thermenklatsches werden und öffentliche Aufmerksamkeit erregen, nun, da er wohlhabend war.

Leander erhob sich dann und ging selbst hinüber zu dem Konglomerat von Unterlagen. Ich bin kein freund davon, eine Aufgabe nur halb oder ungenau zu bearbeiten. Deshalb werde ich mir möglichst alles heute noch ansehen, insbesondere alles, was dein momentanes Vermögen betrifft, also Umfang, Einnahmen und Ausgaben. Ohne einen Überblick über die Lage bin ich wohl kaum in der Lage, es fundiert in deinem Sinne zu verwalten.“ Denn im Grunde war ein Tutor genau das: Ein Verwalter. “Allerdings musst du hierfür nicht die ganze Zeit hier bleiben und mir Gesellschaft leisten. Ich würde es nicht als Verstoß gegen die Gastfreundlichkeit sehen, wenn du deiner Tagesbeschäftigung nachgehst, sobald wir die größten Fragen geklärt haben.“ Nicht, dass sie dachte, hier nun auch stundenlang sitzen zu müssen. Leander war es sogar lieber, wenn er in Ruhe arbeiten konnte.

“Wenn einer deiner Sklaven dir Anlass dazu gegeben hat, ihn zu verkaufen, und der Preis für ihn seinem Wert entspricht, erhältst du natürlich meine Einwilligung, wenngleich ich dir gestehen muss, dass ich kein großer Freund davon bin, häufig Sklaven zu veräußern.“ Das war durchaus ein moralischer Appell an die Claudia, dass er zwar durchaus gewillt war, ihr bei berechtigtem Interesse unter die Arme zu greifen, aber ihr nicht dabei helfen würde, ihre patrizischen Launen an der Sklavenschaft auszulassen.
“Und was für eine Sklavin möchtest du stattdessen kaufen?“ Leander nahm zumindest an, dass es sich um einen Austausch handelte.
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03-02-2025, 10:20 AM,
Beitrag #7
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Ich bemerkte, dass Plautius Leander ganz leicht eine Augenbraue hochzog. Er war nicht nur aufmerksam, sondern auch wachsam. Ich gab mich da keiner Selbststäuschung hin. Anderseits hatte ich ihn genau wegen dieser Eigenschaften ausgewählt. 
"Ich danke dir, und meine Verwandten sehen es genauso", sagte ich, als er mir zu der vorteilhaften Verbindung, die ich einzugehen wünschte, gratulierte:
"Nein, ich bin noch nicht offiziell verlobt. Ich wollte erst einmal dieses Kind bekommen"
Und sehen, ob da überhaupt noch eine Sabina war, mit der sich irgend jemand verloben konnte, dachte ich und das brachte mich auf einen anderen Gedanken:
"Kannst du mir bitte helfen, zu testieren, werter Plautius Leander? Ich möchte meine Familia", damit bezog ich mich auf meine beiden Sklaven, die ich aus Alexandria mitgebracht hatte:
"...versorgt und auch frei wissen. Mein Lehrer und meine frühere Amme sollten keineswegs zur allgemeinen Erbmasse gehören, wenn ich..nicht mehr für sie sorgen kann",
na, Sabina, nur Mut, unterbrach ich meine Worte, bevor sie zu düster wurden. Aber auch Plautius Leander sprach sehr sachlich davon, dass es ja in der Hand der Unsterblichen lag, ob ich die Geburt überlebte, und ich war ihm wieder dankbar für diese Sachlichkeit. Es gehörte sich nicht für eine Römerin und schon gar nicht für eine Claudia, vor ihrem Schicksal zurück zu schrecken. Meine Urahnin Vipsania Agrippina hatte während all ihren Schwangerschaften ihren Mann sogar in die Feldlager begleitet. (Was hatte sie bitte dabei mit ihrer Blase gemacht?)
"Ich bitte die Göttin darum, dass ich meinem zukünftigen Mann gesunde Kinder schenke", sagte ich aus vollstem Herzen:
"Eine kurze Verlobungszeit passt mir gut. Ich mag dieses Zögern und Zaudern nicht; das ist im Krieg wie in der Ehe", ich lachte ein wenig:
"Ich habe gehört, dass auch du dich vermählt hast. Ich möchte dir gratulieren und deiner Ehefrau ein kleines Geschenk schicken, wenn ich darf", Plautius Leanders Gattin war noch jung, aber nicht jünger als ich und nicht aus Iscalis stämmig; vielleicht hatte sie noch nicht viele Freundinnen gefunden. Außerdem: Es war kein Fehler, in der Gunst der Ehefrau meines Vormundes zu stehen. Ich wusste nicht, wie groß ihr Einfluss auf ihn war, doch was das Gerücht sagte, war, dass sie sehr hübsch sein sollte.
Wieder lächelte ich, aber als sich Plautius Leander dem Tisch näherte, auf dem meine Vermögenswerte in schönster Unordnung lagen, wandte ich ein:
"Es gibt auch eine Menge Rechnungen aus Londiniern Modehäusern, werter Plautius Leander. Bitte denke nicht von mir, dass ich verschwenderisch bin. Ich betrachtete es als eine Investition, um die...Londinier Gesellschaft zu beeindrucken, und wie du siehst, hat sie sich durch meine zukünftige Ehe auch ausgezahlt"
Ich übte einen treuherzigen Augenaufschlag. Ich hatte eigentlich nur Rufus beeindrucken wollen, aber das kam auf das Gleiche hinaus:
"Das meiste davon wurde bereits beglichen. - " 
und war durch Nefertem und Andrippus quittiert worden. 
Die sanfte Ermahnung von Plautius Leander, meine Sklaven nicht aus einer Laune heraus zu verkaufen, ließ mich tatsächlich etwas erröten, aber ich beharrte auf meinem Vorhaben:
"Der Kaufpreis ist weit höher als das, was mich dieser Sklave gekostet hat", sagte ich und vielleicht klang das ein wenig grimmiger als beabsichtigt. Doch ich war immer noch böse auf Nefertem, weil er ausgerechnet Saturninus Interna meines Haushalts anvertraut hatte:
"Nein, die neue Sklavin soll ihn nicht ersetzen. Ich möchte meinem Kind eine gebildete griechische Amme kaufen. Auch meine erste Sprache war Griechisch, und bei meinem Kind soll es genauso sein. Sein Vater ist einverstanden"
Anaxarete half mir, aufzustehen. Unter anderen Umständen wäre ich geblieben, doch unter diesen anderen Umständen war ich froh über Plautius Leanders Ansinnen, dass ich nicht die ganze Zeit da bleiben musste, während er sich an die Sichtung meiner Papiere setzte. 
"Ich wäre tatsächlich froh darum, mich etwas hinlegen zu können. Werter Plautius Leander, wenn du irgend etwas und sei es nur eine Kleinigkeit, benötigst, so steht all mein Haus dir hier zur Verfügung.  Und wenn du von mir selbst eine Auskunft brauchen solltest - zögere nicht, mich zu stören, ich schlafe nicht, ich lege nur etwas die Beine hoch und lasse mir vorlesen. Bis später. Und ich werde es mir nicht nehmen lassen, dich zu verabschieden"
wieder wurde mein Lächeln herzlich. Ich armes schwangeres Frauchen, ich. Mittlerweile war mir meine Schwangerschaft ziemlich beschwerlich geworden, drückte heftig auf meine Blase, machte mich dick und unbeweglich und hatte in mir den Wunsch verstärkt, die Angelegenheit rasch hinter mich zu bringen.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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03-02-2025, 01:55 PM,
Beitrag #8
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Ein Testament war eine ziemlich große Angelegenheit, und Leander hatte angenommen, dass die Erbfolge schon längst geregelt sei. Aber offenbar war dies nicht der Fall, und ein wenig fragte Leander sich durchaus, was sein Vorgänger eigentlich bislang gemacht hatte. “Für ein Testament sind sieben römische Bürger als Zeugen vonnöten. Aber wir können eine erste Fassung aufsetzen und dann uns um die nötigen Zeugen bemühen. Eine Freilassung deines Lehrers und deiner Amme sollte kein Problem darstellen. Die übrige Erbfolge ist in einem früheren Testament schon geregelt, oder muss alles neu aufgesetzt werden?“ Eine einfache Erweiterung oder Abänderung eines bestehenden Testamentes war wesentlich weniger Arbeit. Und die Freilassung der Amme oder eines Lehrers schon fast so etwas wie ein Standardtextbaustein, weil es so häufig vorkam.

Leander fing also an, sich dem Unterlagenberg zuzuwenden und versuchte, sich eine etwaige Missbilligung größerer Ausgabensummen nicht anmerken zu lassen. Denn er war sich sehr sicher, dass die Menge an Rechnungen von Londiner Modehäusern weniger eine Investition, als vielmehr einfache, weibliche Kaufsucht war. Und dass nur das meiste davon beglichen war, machte die Sache nicht besser. “Nun, dann will ich mir einen Überblick verschaffen, wie alles davon beglichen werden kann“, meinte er möglichst diplomatisch. Dass der zu verkaufende Sklave dabei helfen würde, das Budget auszugleichen, war erfreulich.
Die Sache der Amme aber veranlasste Leander, noch einmal kurz zu stutzen. “Da deinem Ehemann die Fürsorge für euer Kind obliegt und er offensichtlich auch mit einer Amme nach deinem Willen einverstanden ist, ist es seine Verpflichtung, dafür zu bezahlen, nicht deine, werte Claudia. Such dir eine Sklavin aus und lasse sie dir reservieren und schicke ihm zunächst die Rechnung dafür. Selbst wenn ihr Vereinbarungen habt, dass du dich um die erste Versorgung des Nachwuchses kümmerst, entbindet ihn das nicht von seinen Verpflichtungen zur Versorgung des Kindes. Jede Weigerung könnte ihm als Vernachlässigung und Aufgabe der Patria Potestas ausgelegt werden. Nur für den Fall, dass dies für dich relevant sein könnte.“ Auch wenn jeglicher eheliche Nachwuchs dem Ehemann gehörte, hieß das nicht, dass er ihn sich selbst überlassen konnte. Oder nur in Grenzen. Er könnte das Kind nicht anerkennen und aussetzen lassen, das sehr wohl. Soweit er es aber anerkannte, musste er es auch versorgen, oder riskieren, dass Claudia Sabina sich das Recht erklagte, es selbst aufziehen zu dürfen. Und Mütter waren häufig gewillt, für ihren Nachwuchs auch in einen Rechtsstreit zu treten. Sofern sie Rückendeckung ihrer Familie dafür erfuhr, sprach da auch nichts dagegen.

“Was Geschenke und Zuwendungen angeht, möchte ich mir erst einen Überblick über deine Finanzlage machen“, ergänzte er außerdem, als Claudia Sabina die Idee äußerte, seiner Frau ein Geschenk machen zu wollen. Er wollte nicht unbedingt, dass sie von seinem Mündel Geschenke erhielt, zumal die Dauer dieser Ehe wohl nicht allzu lang sein würde und obendrein jegliches Geschenk einer Patrizierin ihre Gabe, den Wert der Dinge anständig zu bemessen, noch weiter verschlechtern würde.

Sie legte sich also hin, und Leander verbrachte die nächsten Stunden damit, sich alles anzusehen. Da es doch im Umfang weit mehr war, als er angenommen hatte, bat er schließlich den Sklaven irgendwann um Schreibutensilien, um sich Notizen machen zu können, wodurch sich alles letztendlich ein wenig erleichterte.

Dennoch war Leander nicht wirklich mit dem Zustand der Finanzen zufrieden. Warum schien es sein Schicksal zu sein, sich mit unbedarften und wirtschaftlich unklug agierenden jungen Damen rumzuschlagen?
Nach einer ganzen Weile also suchte er Claudia Sabina wieder auf und räusperte sich, so dass sie Gelegenheit hatte, sich auf ihn wieder einzustellen.
“Ich habe deine Unterlagen fürs erste gesichtet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass deine Ausgabenseite nicht unbedingt von Einnahmen gedeckt ist. Ich fürchte, wir werden nicht umhin kommen, über angemessene Budgets einmal zu reden.“[
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03-04-2025, 12:24 PM,
Beitrag #9
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
"Im Testament meines Vaters ist alles geregelt, daher habe ich bisher kein eigenes gemacht. Ich habe ja keinen Zugriff, bis ich einundzwanzig bin. Warum mein Vater das so entschied, weiß ich nicht. Er ist gestorben, als ich vier Jahre alt war, ich kannte ihn kaum. Dann erst soll mir erst mein Vermögen nach und nach ausbezahlt werden. Irgendwo auf dem Tisch liegt die beglaubigte Abschrift", sagte ich:
"Mein Lehrer und meine Amme gehören mir persönlich, ihre Kaufurkunden sind hier. Sie sollen frei sein und jeder eine Pension bekommen"

Als Plautius Leander mir erklärte, dass der Kindesvater die Amme bezahlen musste, da war ich ziemlich angetan von diesem Sachverhalt.
" Ist das so? Nun gut, es sollte ein Geschenk für mein Kind sein. Doch wenn mein Exmann die Amme bezahlen muss, ist das ja noch viel besser. Ich werde etwas Standesgemäßes wählen müssen; alles andere wäre eine Beleidigung für die edle Gens Iulia"


Über das Geschenk für seine Frau meinte Plautius Leander, er wolle erst einmal meine finanzielle Lage prüfen, bevor ich weiter Geschenke machte (Das sagte er nicht so grob, aber das meinte er vermutlich). Oh je. Dann würde es wohl kein Geschenk werden oder nur ein sehr kleines.

Danach kam ich endlich auf mein Lesebett, legte die Füße hoch und deckte mich bis zum Kinn mit einer züchtigen Seidendecke zu. Agamedes las mir aus Chrysippos von Soloi vor. Chrysippos hatte die Philosophie systematisiert und in Ethik, Logik und Physik aufgeteilt (da kam ich noch mit, doch mir fielen ab und an die Augen zu. Agamedes wartete jedesmal geduldig, bis ich wieder aufwachte) Diesmal beschäftigten wir uns jedoch nicht mit der Wissenschaft, sondern mit dem Leben nach dem Tod:
Nach dem Tod verließ der Mensch seinen stofflichen Körper und vereinte sich wieder mit der Weltvernunft Hatte man seine Ziele im Leben aber nicht erreicht, so wurde man zu einem weiteren Versuch auf der Erde wieder geboren.
Ich glaubte, dass war Agamedes Art, mich darauf vorzubereiten, dass ich bald sterben könnte und ich drückte seine Hand:
"Oh, ich werde bei der Großen Isis wieder auferstehen. Ich bin doch eine Eingeweihte", sagte ich ihm zum Trost.

Stunden später, ich war wieder wach, kam doch noch Plautius Leander zu mir. Er hatte so lange gearbeitet, ich hoffte, er hatte sich von meinen Sklaven bewirten lassen, wie ich es angewiesen hatte.
Er sprach:
"Ich habe deine Unterlagen fürs erste gesichtet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass deine Ausgabenseite nicht unbedingt von Einnahmen gedeckt ist. Ich fürchte, wir werden nicht umhin kommen, über angemessene Budgets einmal zu reden.“

Ich rutschte mit der Nase unter die Decke und murmelte:
"Das zukünftige Theater von Iscalis ist vermutlich die größte Ausgabe! Ich lasse es doch auf meine Kosten fertig errichten. Es soll eben schön und erlesen werden. Bisher war es nie ein Problem, mir über meine Apanage hinaus Geld zu leihen. Vielleicht war das ein Fehler, dass mir so bereitwillig erlaubt wurde, Schulden zu machen. Es ist nur vernünftig, was du sagst, werter Plautius Leander, und ich werde deinem Rat ohne Murren Folge leisten", ich versuchte wieder einen Augenaufschlag:

"Bitte sei nicht zu streng mit mir. Bemesse den Betrag nicht zu knapp. Geld ist doch dazu da, es auszugeben. Und ich kurble damit die britannische Wirtschaft an", sagte ich.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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03-04-2025, 01:46 PM,
Beitrag #10
RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Die Einzelheiten des Testamentes würden sie später besprechen, erst widmete sich Leander den Unterlagen und ließ die Claudia sich ausruhen.

“Ja, das Theater ist eine dieser Ausgaben, die weit über dem liegen, was ich als angemessenes Budget betrachten würde“, stimmte Leander ihrer Einschätzung zu. Ein Theater ganz alleine bauen zu wollen! Leander fand das verrückt, selbst mit den Mitteln ihrer Familie.
“Ich gehe davon aus, dass es eine gut gemeinte Geste war, die deinen Ruhm mehren und dich als Gönnerin der Stadt in den kommenden Jahrzehnten in Erinnerung halten sollte. Aber du solltest dich entscheiden, wie wichtig es dir ist, das fertig zu stellen, und wie lange du dafür auf sämtliche anderen Ausgaben zu verzichten bereit bist. Oder aber, du suchst dir jemanden, der die Kosten mit dir teilt, wie Plautius Montanus, oder, was ich vorschlagen würde: Die Stadt selbst. Immerhin wird es ihr Theater sein, um das die Stadt sich kümmern muss, wenn du in Londinium deine neue Ehe eingehst. Da können sie sich auch an den Kosten beteiligen.“

Leander ging noch ein paar weitere Posten mit der Claudia durch, wobei er mehr und mehr das Gefühl bekam, mit der Decke zu reden, unter der ihr blonder Kopf dabei verschwand.
“Ich will dich deiner weiblichen Freuden sicher nicht berauben. Aber weitere Schulden kann ich nicht guten Gewissens dulden. Wenn sämtliche Londiner Rechnungen beglichen, dein Sklave verkauft und die Theatersituation geklärt ist, gebe ich dir gerne ein monatliches Budget für dein Privatvergnügen frei, das dir die erwünschten Freiheiten lässt und dennoch die Deckung aller Kosten nicht gefährdet. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns da einig werden. Aber erst einmal müssen die Schulden verschwinden. Da ich ohnehin nach Londinium reise, kümmere ich mich um die ausstehenden Schneiderrechnungen. Aber bei dem Theater erwarte ich deinen eigenen Einsatz.“ Er sah sich wirklich nicht in der Pflicht, das für sie zu regeln. Sie hatte sich den Schlamassel eingebrockt, sie konnte mit ihrem Augenaufschlag auch ruhig selbst Geldgeber bezirzen.

“Nachdem das also geklärt ist, kommen wir zu deinem Testament. Die Freilassungen sind kein Problem, auch die Pension nicht. Wenn du willst, setzen wir es gleich auf.“
Leander bräuchte nur das nötige Schreibzeug. Während er die juristischen Fachwendungen gewissenhaft niederschrieb, fragte er immer wieder ein paar Dinge. “Wir brauchen einen Haupterben deines Vermögens, einen verheirateten Mann oder einen verwitweten Vater, mindestens.“ Oder solche Dinge wie: “Wenn du verhindern willst, dass jemand bestimmtes einen Anteil des Erbes einklagt, solltest du ihm zehn Sesterzen vermachen. Dann kann er nicht aufführen, vergessen worden zu sein“, und eben auch öffentliche Schenkungen, Zuwendungen, Speisungen, weitere Freilassungen per Testament und eben alles, was man für ein Testament bei diesen Vermögenswerten bedenken musste.
Nachdem Leander schon langsam einen Krampf in der Hand bekam vom Niederschreiben, war das auch einmal geschafft. “Dein Schreiber sollte das in Reinschrift schön aufsetzen, ehe du es vor Zeugen unterschreibst“, meinte Leander schließlich und händigte der Claudia das Papier aus, das jetzt noch von einigen Streichungen und Verbesserungen und gelegentlichen Einschüben geprägt war.

“Gibt es noch etwas, das du besprechen möchtest, Claudia Sabina?“ fragte Leander, da sie ja durchaus nun eine ganze Weile beschäftigt gewesen waren und sie vermutlich genauso geistig erschöpft wie er.
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