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[Tablinum] Formvollendung
09-22-2024, 05:22 PM,
Beitrag #1
[Tablinum] Formvollendung
>>>

Saturninus ging immer noch die schreckliche Nachricht durch den Kopf. Die hübsche, kleine Villa vor den Toren Pompejis - weg war sie. Er würde es Stella sagen müssen. Batrachos, Batrachis Vater, von dem sie ihre grünen Froschaugen geerbt hatte, war auch umgekommen. Das musste er seiner Tochter sagen. Sie würde bestimmt in heilloses Gejammer ausbrechen. Vielleicht würde Saturninus Batrachis freilassen. Dann wäre der Geist ihres Vaters eventuell besänftigt und würde nicht als Gespenst wiederkehren. Galt verschüttet von Lava als ordentliches Begräbnis? Saturninus beschloss, einen Priester danach zu fragen. 
Batrachis war jedoch noch mit Cassia beim Einkaufen. 

Er hörte Stimmen, eine weibliche und eine sanfte, jugendliche, die vom Atrium her näherkamen.....
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Honoratior von Iscalis
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09-22-2024, 08:31 PM,
Beitrag #2
RE: [Tablinum] Formvollendung
>>> Der furische Ianitor Leon bedeutete den beiden, Domina Claudia Sabina und dem iulischen Maiordomus direkt in das Tablinum durchzugehen. Natürlich hatte Leon diese Worte lediglich für Claudia Sabina gesprochen, aber da Nefertem das Pergament trug und der iulische Maiordomus war, würde er seine Domina in diesem Moment nicht alleine lassen. Zwar war Nefertem schon einmal in der Villa Furia gewesen, damals als er die Hochzeitseinladung Claudia Sabinas und seinem Dominus mündlich überliefert hatte. Oh nein. Daran würde und wollte er nun nicht denken. Denn dieses Kapitel war für Claudia Sabina nun beendet und Nefertem spürte wie ihm die Kehle erneut eng wurde. Weinen würde er auch nicht, so blinzelte der junge Aegypter und umklammerte den Beutel etwas fester, in dem das Pergament steckte, auf dem Tiberius Furius Saturninus noch unterschreiben musste.

Schon waren Claudia Sabina und Nefertem im Tablinum angekommen und warteten auf den Hausherrn. Nefertem blickte sich unauffällig um, um sich so die Zeit bis zur Ankunft des Furiers zu vertreiben.
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09-23-2024, 01:19 PM,
Beitrag #3
RE: [Tablinum] Formvollendung
"Die Campania ist futsch? Was meint der gute Leon damit?", ich runzelte die Stirn, während ich gefolgt von Nefertem, durch das Atrium schritt. Saturninus sah ich schon von weitem. Er war düsterer Stimmung, aber das war er öfters. Serena hatte die Geduld eines Maulesels mit seinen Launen.
"Salve mein Verwandter", grüßte ich, gab Nefertem einen Wink, dass er mir den Lehnenstuhl, der etwas weiter werg stand, herholte und nahm Platz:
"Du siehst... bestürzt aus, wenn ich das so sagen darf. Es ist doch hoffentlich nichts mit meiner Cousine oder den Kindern?"
ich nahm Nefertem die Schriftrolle ab:
" Du wunderst dich bestimmt, warum ich dich aufsuche. Wir haben uns in der Vergangenheit nicht immer gut verstanden, was ich bedaure.  Denn familiäre Bande sind mir äußerst wichtig. Aber das war auch nicht immer mein Fehler"
Ich hob den Kopf und schaute dem Furius direkt in die Augen. Mich schüchterte er nicht ein:
" Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Furius Saturninus. Ich brauche deine Unterschrift als Zeuge. Dies hier ist der Scheidungsbrief. Ich werde Marcus Iulius Cato verlassen. Nefertem, bitte gib dem edlen Saturninus das Dokument"
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Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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09-24-2024, 06:19 PM,
Beitrag #4
RE: [Tablinum] Formvollendung
Es war Claudia Sabina, die mit ihrem Sklaven eintrat. 
Sie war zwar Serenas Verwandte, doch sie war auch die Frau seines alten Rivalen Iulius Cato. Und seitdem sie sich beim Statthalter über die Grausamkeit der Circusspiele beschwert und dieser den Launen des verwöhnten Frauenzimmers nachgegeben hatte, war Saturninus nicht gut auf sie zu sprechen. Sabina war die typische Claudierin der nervigen Sorte, dachte er, ganz hübsch, hochgebildet und überzeugt davon, himmelhoch über anderen Menschen zu stehen. Sie wollte aber anscheinend wirklich zu ihm.
"Salve Sabina", benutzte auch Saturninus eine eher familiäre Anrede: 
"Meine Frau und die Kinder erfreuen sich bester Gesundheit, den Göttern sei Dank. Aber mein Hausvberwalter in Rom hat mir geschrieben, dass es in der Campania einen Vulkanausbruch gegeben hat. Kein Mensch konnte ahnen, dass der Vesuvius in Wirklichkeit ein Vulkan ist wie der Ätna. Die Götter müssen uns wirklich zürnen. Vermutlich ist es so, dass wir die guten Sitten der Vorfahren nicht mehr genug beachten. - Ja, es hat mich gerade mitgenommen. Es gab sehr viele Tote. Wir haben Eigentum verloren. Ich hoffe sehr, dass sich die Verluste von euch Claudiern in Grenzen halten.
Aber was bewog dich, dein Heim zu verlassen?"
Er brauchte gar nicht fragen. Sabina fiel mit ihrem Anliegen mit der Tür ins Haus. 
Ihre Ankündigung verblüffte Saturninus.
"Du wirst... was? Weiß dein Vormund davon?", fragte er stirnrunzelnd:
"Du weißt selbst, dass Iulius Cato und ich nicht immer die Liebe zueinander hegen, die Verwandte fühlen sollen. Aber du kannst ihm nicht einmal vorwerfen, seine ehelichen Pflichten nicht zu erfüllen"
Claudia Sabina verbarg nämlich unter ihrer Stola eine bereits sichtbare Schwangerschaft.
"Bist du sicher, dass du eine Scheidung  willst?" Unwillkürlich fühlte sich Saturninus gedrängt, zu Gunsten der Ehe und Familie zu sprechen und so, als sei Sabina noch zu jung und zu dumm, um die Ernsthaftigkeit dieses Schrittes zu begreifen: 
"Noch kannst du ja nach Hause! Nicht jeden Streit darfst du auf die Goldwaage legen. Cato hatte schon als Knabe ein übles Temperament. Aber er würde es nicht wagen, die Hand gegen ein Mündel des Konsulars Claudius Menecrates zu erheben"
Er wartete einen Moment:
"Soll ich Serena herrufen? Vielleicht möchtest du dich lieber einer pflichtbewussten Matrona anvertrauen?", sagte er schließlich. Ihm schien es eine gute Idee, dass Serena die Cousine zur Umkehr bewegte, und er selbst musste sich mit diesem Privatkram nicht herumschlagen. 
Sein Blick streifte den jungen Hausverwalter Nefertem, der hinter Sabinas Sessel stand. Er war das Modell für Owens Musen, das wusste Saturninus. Er sah wirklich aus wie ein wundersames Mädchen oder ein mädchenhafter Jüngling, weich fielen ihm seine Locken um sein Kinn. Seine Haut glänzte wie Bronze. Seine Lippen hatten etwas Trotziges, sie wirkten sanft und verlockend wie Samt. 
Saturninus erinnerte sich daran,  dass Cato ganz verrückt nach diesem Jungen gewesen war. (Aber das war natürlich nicht der Grund für eine Scheidung). Dennoch fragte sich der Furius einen Moment lang, wie es wäre, einen leidenschaftlichen Kuss von diesen weichen Lippen zu bekommen, dann bemerkte er, dass er Nefertem lange gemustert hatte. Er wandte den Blick von ihm ab und der Besucherin zu. Mit den Sklaven anderer Domini hatte er nichts im Sinn, auch wenn Nefertem wirklich begehrenswert war.
"Ich unterschreibe dir den Scheidungsbrief, wenn du dir wirklich sicher bist, Sabina, natürlich", sprach er schließlich.
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Honoratior von Iscalis
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09-24-2024, 07:27 PM,
Beitrag #5
RE: [Tablinum] Formvollendung
Wie es sich für einen wohlerzogenen Sklaven gehörte, bemerkte Nefertem den kaum wahrnehmbaren Wink der jungen Claudia Sabina und näherte sich einem gepolsterten Lehnstuhl. Jenen Lehnstuhl schob der iulische Sklave nun direkt hinüber zu Claudia Sabina, damit diese sich hinein sinken lassen konnte. Sogar ein Kissen hatte Nefertem zum besseren Rückhalt drapiert. Die junge Frau sollte es so angenehm wie möglich haben. Immerhin würde dies auch dem ungeborenen Kind zu gute kommen. Ein Kind, dass von seinem Dominus gezeugt wurde und dessen Vater Marcus Iulius Cato war. Nachdem sich seine Domina gesetzt hatte, stellte sich Nefertem seitlich versetzt hinter den Lehnstuhl. Das Pergament hatte er bereits an Claudia Sabina ausgehändigt. So verweilte der aegyptische Sklave vollkommen regungslos, auch wenn seine Augen immer in Bewegung blieben und er seine Ohren gespitzt hatte. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und alleine der jungen Claudia und  dem Gespräch.

Als der Furier dann erklärte, dass es einen Vulkanbausbruch gegeben hatte und eben auch Eigentum des Furiers den Aschewolken zum Opfer gefallen waren, blinzelte der Sklave einige male. Während er weiterhin wie ein lebendiges, atmendes Möbelstück hinter dem Stuhl der Claudia verharrte. Doch noch bevor man sich weiter über diesen Vulkanausbruch ecchauffieren konnte, fiel seine Domina mit der Türe ins Haus und verkündete, dass sie sich von ihrem Ehemann Marcus Iulius Cato scheiden lassen würde. Natürlich war der Furier nicht begeistert darüber und versuchte Claudia Sabina vom Gegenteil zu überzeugen. Doch seine Domina war von einem stolzen Wesen und würde es sich wohl nicht anders überlegen. Oder etwa doch? Geriet Claudia Sabina nun ins schwanken und wurde weich?

Oh nein. Seine junge Domina beharrte auf ihrem Wort und dennoch versuchte der Furier nun seine Gattin ins Spiel zu bringen. Vielleicht würde ein Gespräch von Frau zu Frau die Wogen glätten und Claudia Sabina zur Umkehr bewegen? Und noch während der Furier auf Claudia Sabina wahrlich mit Engelszungen auf ihn einredete, spürte Nefertem dessen Blick auf sich. Wie sein Blick über ihn hinwegglitt und Nefertem das Gefühl hatte, als würde ein Seidenvorhang über seine Haut gezogen. Natürlich wagte es Nefertem nicht seinen Blick anzuheben, um dem Furier zu begegnen. Oh nein. Dies würde er sich niemals gestatten. Somit wusste er auch nichts von dessen Gedanken. Für Nefertem galt in diesem Moment einzig und alleine die Sorge der jungen Claudia Sabina. Es würde sehr still werden, wenn die junge Frau in die Villa Claudia zurück gekehrt war.
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09-26-2024, 06:21 PM,
Beitrag #6
RE: [Tablinum] Formvollendung
"Es ist wirklich furchtbar, dass der Vesuvius ausgebrochen ist, die armen, unglücklichen Menschen!", sagte ich schreckensstarr und legte beide Hände vor den Mund. Saturninus mutmaßte, dass das bestimmt eine Strafe der Götter war, weil wir die guten alten Sitten nicht mehr beachteten. Sicherlich meinte er mich pflichtvergessenes Eheweib damit. Ich konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig errötete.
Und dann hielt er mir einen Vortrag, als sei ich nur ein dummes Kind, das von Zuhause ausgebüxt war. Ich solle es mir doch noch einmal überlegen. Ich solle doch zurückkehren an den heimischen Herd. 
Ich hatte zuvor gedacht, dass Saturninus sich so ein bisschen freuen würde, weil Catos Frau diesem weglief, aber weit gefehlt. Die Männer, auch wenn sie sich nicht leiden konnten, gegen die Frauen hielten sie zusammen. Sogar Serena wollte er herbeiholen. Dann würden sie mich zu zweit bearbeiten. Nein Danke!
"Cato hat mich nie geschlagen" sagte ich einmal aber empört, als Saturninus so etwas in der Richtung andeutete: "So etwas Abscheuliches würde er niemals tun! Und bitte bemühe Serena nicht. Sie sollte sich in ihrem Zustand nicht aufregen müssen" 
Doch endlich kam Saturninus zum Punkt und gewährte mir gnädig seine Unterschrift. 

 

An Marcus Iulius Cato, Gruß zuvor und Gesundheit.

Mein Ehemann!
Seit langem ist unsere Ehe eine Farce, und das ist nicht mein Fehler.
Ich für meinen Teil möchte nicht länger deine Ehefrau sein.

Daher spreche ich die Scheidungsformel:

tuas res tibi agito

Ich werde dein Haus verlassen und meine persönliches Habe mitnehmen. Meine Mitgift händige mir innerhalb der vorgeschriebenen drei Jahre aus.
Wie du weißt, trage ich dein Kind in mir. Das Gesetz erfordert, dass ich ihn dir direkt nach der Geburt übergebe.
Wenn du mich jemals auch nur ein wenig geliebt hast , Cato, so bitte ich dich, dass du ihn bei mir lässt. Zumindest eine Weile, bis er verständig ist. Ich will, dass er sich an mich erinnert. Ich habe nie etwas getan, was ihm oder dir Schaden zugefügt hätte.
Deine            Claudia Sabina

[Bild: Claudia-Sabina-ai-klein.png]

 Verfasst am a.d. IX Kal. Oct. in Iscalis, im zweiten Jahr der Statthalterschaft des edlen  L. Petilius Rufus

Zeugen sind folgende römischen Bürger, alle wohnhaft in Iscalis:
  • Tib. Furius Saturninus
  • Aulus Menenius Falconius,
  • Opiter Longinius Candidus
  • Appius Statilius Burrus
  • Sisenna Claudianus Laurentius
  • Kaeso Quintianus Valentinus
  • Tib. Plancius Andrippus

Als ich meinen Brief zurück nahm, bemerkte ich, dass Saturninus Nefertem fixierte. Ich wusste jedoch nicht, ob Nefertem das bemerkte. Er ließ sich jedenfalls nichts anmerken. Der junge Sklave war von einer exotischen androgynen Schönheit, die solchen Männern wie Saturninus, der sich mit allerlei Volk beiderlei Geschlechts vergnügte, garantiert ins Auge fiel. Aber er gehörte Iulius Cato, wie wir beide wussten.

" Ich danke Dir - Vale bene" 

So rasch ich konnte, stand ich auf. Lag iich richtig oder hatte Saturninus gerade etwas Lauerndes an sich? Er war es gewöhnt, dass seine Wünsche erfüllt wurden. Meine Cousine Serena und seine Tochter Saturnina, die ein nettes kleines Ding war, ordneten sich ihm bedingungslos unter. Vielleicht würde er ja Cato ein Angebot für Nefertem machen. Mich schauderte es. Wir gingen 
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[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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02-22-2025, 06:32 PM,
Beitrag #7
RE: [Tablinum] Formvollendung
[Bild: Bali113.jpg]
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Von der Haustür aus musste man nur geradeaus durch das Atrium am Wasserbecken vorbei bis in das Tablinum gehen.
Dieser repräsentative Raum war das Herz der Villa und auch der Ort für edle Besucher. Aber Saturninus erledigte gerade Schriftkram, und er wollte sich nicht erheben, einen anderen Platz aufzusuchen. Nefertem konnte ja stehen bleiben, wenn er etwas wollte.

Beli kam mit Nefertem im Schlepptau an, verbeugte sich, wie es ihm Leon gesagt hatte, krähte: " Der Neffe von der edlen Sabine, Dominus" und blieb dann stehen, um zu sehen, ob man ihm gleich einen Folgeauftrag geben würde.
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02-22-2025, 09:36 PM,
Beitrag #8
RE: [Tablinum] Formvollendung
>>> Schweigend und dennoch zügigen Schrittes folgte Nefertem dem etwas dicklich wirkenden furischen Sklaven mit den rötlichen Locken. Im ersten Moment hatte der claudische Sklave das Bild des 'Dicken' vor seinem Inneren Auge und ein feines Lächeln huschte über seine Lippen. Wie es dem Sklaven des Iuliers wohl ergehen mochte? Auf diese Frage würde Nefertem jedoch wohl niemals eine Antwort erhalten. So atmete er auch schon tief durch und bemerkte das Wasserbecken im Atrium aus dem Augenwinkel. Nur wenige Schritte später betrat Nefertem auch schon das Tablinum, den repräsentativen Aufenthaltsraum der furischen Villa. Und dort konnte er auch den Furier erblicken, der an einem hübsch gezimmerten Tisch saß und etwaigen Schriftkram erledigte. Der dunkle Haarschopf war über die Pergamentrollen gebeugt, wie Nefertem feststellte und er spürte wie sein Herz kurzweilig kraftvoller in seiner Brust pochte. Oh große Mutter Isis. Wie er es genoss den hernieder gebeugten Haarschopf stillschweigend zu betrachten. Doch schon war es die Stimme des rotgelockten Sklaven die erklang und ihn als ..Neffen der edlen Claudia Sabina, wobei er den Namen seiner Domina auch noch fälschlicherweise verunglimpfte. Wo hatte Furius Saturninus nur diesen Sklaven aufgetrieben? Kurzzeitig konnte man eine steile Falte zwischen Nefertems Augenbrauen erblicken, bevor er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte und stillschweigend darauf wartete, dass der Furier auf ihn aufmerksam werden würde. Erst dann würde Nefertem mit der Sprache herausrücken, was der Grund seines Besuches in der furischen Villa war. Denn dies würde ihm besonders schwer fallen. Eine Stundung des Darlehens, genauer gesagt eine verlängerte Frist der Zurückzahlung.
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02-23-2025, 04:43 PM,
Beitrag #9
RE: [Tablinum] Formvollendung
Saturninus, der seinen Kindersklaven gegenüber meist nachsichtig war, musste lachen, als Beli so verquer den Besucher meldete.
"Das ist Nefertem, von Claudia Sabina", korrigierte er: "Das wird schon, Beli. Gehe jetzt in die Küche und bestelle uns zwei Becher Mulsum. Aber lasse dir von Sebastos beim Hertragen helfen", er machte eine Handbewegung, damit der Kleine wusste, dass er zu gehen hatte.
Die Falte auf Nefertems Stirn bemerkte er, doch er schenkte ihr keine Beachtung:
"Aah, Nefertem", sagte er freundlich: "Schön, dass du gekommen bist. Das Darlehen ist aber erst in zwei Wochen fällig. Was also gibt es, mein Guter?"
Er bot ihm jedoch keinen Platz an, sondern ließ ihn stehen. Dabei taxierte er den Nubier von oben bis unten wie eine Ware, die er zu kaufen wünschte. Nefertem war noch genauso anmutig wie bei ihrer ersten Begegnung, wirkte aber besorgt - und es schien Saturninus so, als hätte er sogar an Gewicht verloren. 
In diesem Moment erschienen Beli und Sebastos und brachten jedem einen Becher heißen Gewürzwein. Sebastos stellte ihn vor seinen Herren, und Beli drückte ihn Nefertem in die Hand.
"Hast du abgenommen, Nefertem? Es steht dir nicht", stellte Saturninus fest: "Trinke dieses köstliche mulsum, deiner hat extra viel Honig, damit du etwas auf die Rippen bekommst"
Er mochte seine Gespielen durchaus etwas fleischig, Hungerhaken mochte der Furius nicht leiden. Also war das, was er sagte, auch keine Bitte.
Nun wartete er ab, was der Claudiersklave auszurichten hatte.
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Honoratior von Iscalis
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02-23-2025, 05:24 PM,
Beitrag #10
RE: [Tablinum] Formvollendung
Schweigend verharrte Nefertem regungslos an Ort und Stelle, nämlich genau an dem Fleckchen an dem ihn Beli regelrecht abgestellt hatte. Wie man ein Möbelstück abstellte, um es bei Bedarf an einen anderen Ort zu versetzen. So jedoch hatte der Dunkelhaarige die Möglichkeit den gesenkten Kopf des Furiers für einen Moment zu betrachten. Wie konzentriert der Römer bei seinen Arbeiten aussah. Ob er in allen Dingen derart diszipliniert zu Werke ging? Bei diesem Gedanken bemerkte Nefertem wie sich sein Atem tatsächlich beschleunigte und wie sein Herz einen kraftvollen Satz in seiner Brust vollführte. Äußerlich jedoch ließ sich der dunkelhaarige Sklave nichts anmerken. Sondern wartete geduldig darauf, bis sich der Kopf des Furiers anhob und er ihn bemerkte. Tatsächlich lachte der Furier sogar, was wohl dem jungen Sklaven galt, der ihn derart falsch vorstellte, dass Nefertem sich eigentlich gedacht hatte, dieser Bursche würde ein wahres Donnerwetter erleben. Doch dem war wohl nicht so. Und Nefertem würde seine Meinung über den Furier revidieren müssen. Oder?

Als sich Beli aus dem Tablinum entfernte, blieb Nefertem noch immer absolut regungslos an Ort und Stelle stehen. Verlagerte noch nicht einmal sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. So als wäre er eine der Statuen des Grazienbrunnens. “Dominus Furius Saturninus. Ich komme mit einer dringlichen Angelegenheit zu dir. Ich…“ Doch zu mehr kam Nefertem schon gar nicht, denn in diesem Moment erschienen der Junge von vorhin und ein weiterer Sklave. Ein jeder dieser Sklaven hielt einen Becher in den Händen. Und während der andere Sklave dem Furier den Becher reichte, so war es bei ihm selbst doch Beli, der ihm den Becher in die Hände drückte. Schon waren die beiden Sklaven wieder verschwunden und Nefertem bettete seine Finger um den Becher mit dem Mulsum. Um im nächsten Moment leicht zusammen zu zucken, als Furius Saturninus sein Leichtgewicht bemerkte. “Es kann sein dass ich ein bisschen an Gewicht verloren habe.“ Sprach Nefertem mit ruhiger Stimme und hob im nächsten Moment den Becher an seine Lippen. Den ersten Schluck des Muslum genoss der Dunkelhaarige sichtlich, was man an seinem Gesichtsausdruck deutlich erkennen konnte. Einen weiteren Schluck widersagte er sich. Zumindest in diesem Moment. Denn Furius Saturninus wollte wissen was er ihm auszurichten hatte. “Ich soll dir von meiner Domina ausrichten, dass du die ihr geliehen Summe von CXX Aurei im Sommer zurück erhalten wirst.“ So! Nun war es ausgesprochen. Jene Worte, vor denen sich Nefertem innerlich gefürchtet hatte. Der Großen Mutter sei gedankt, waren ihm diese Worte ohne stammeln oder verhaspeln geglückt. Jetzt lag es an dem Furier wie er mit dieser Information umging. Auch wenn sich der claudische Sklave innerlich unwillkürlich anspannte und dennoch wie angewurzelt an Ort und Stelle verharrte.
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