10-11-2022, 09:06 PM,
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Sitz der Minenaufsicht
Auf erhöhter Position und in direkter Sichtweite zu den Stolleneingängen und den Lagerstätten befindet sich das Gebäude, in dem die Verwaltung der Minen im Besitz des Decimus Balventius Varro sitzt. Hier finden sich nicht nur die Bücher, sondern auch die Finanzen zur Haltung der Mine und ihrer Arbeiter und Sklaven, Aufzeichnungen und auch der Sitz und der Planungsraum von Balventius persönlich, der die Angelegenheiten hier persönlich handhabt.
Der Eingang des nach römischer Art erbauten Gebäudes wird bewacht von Soldaten, denn sofern es hier je zu Aufständen kommen sollte, sollen sich ihnen Sklaven-Wachen nicht aus falscher Solidarität anschließen.
Gleich in der Eingangshalle wird der Besucher Arbeitsplätze der Schreiber vorfinden, die sich unermüdlich den Zahlen, dem Import von Material und Sklaven und Export der Minengüter widmen. In rautenförmigen Regalen hinter den Arbeitsplätzen finden sich die aktuelleren Aufzeichnungen, während alle älteren Papiere im Archiv aufbewahrt werden, welches im hinteren Teil des Erdgeschosses liegt. Eine Treppe mitten in der Eingangshalle führt hinauf in die Räumlichkeiten der Geschäftsführung.
Im Obergeschoss wird man zunächst ein Vorzimmer betreten, in welchem Balventius' treuer Schreiber die persönliche Korrespondenz seines Herrn regelt. Links geht es in das Arbeitszimmer des Balventius, rechts betritt man den Salon, in welchem der Herr seine Gäste empfängt und in dem immer ein exotischer Wein auf den Verzehr wartet.
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10-11-2022, 09:19 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
Es war zum Verzweifeln.
So langsam wurde es lächerlich. Die Todesrate war inzwischen nicht mehr zu ignorieren. Zwar waren die Zahlen mit viel Augenzwinkern noch vertretbar, doch inzwischen fürchtete Varro eine Epidemie. Die Krankheit machte aus kräftigen Sklaven in Windeseile jämmerliche Gestalten und auch wenn Varro für besonders die keltischen Kriegsgefangenen keine Liebe hegte, so war dieses Ende doch besonders grausam.
Oh, er machte sich keine Illusionen über das Schicksal der hier arbeitenden Sklaven. Doch es war eine Sache, ein notwendiges Opfer für die Zivilisation Roms zu erbringen oder für vergangene Verbrechen zu büßen oder aber dahingerafft zu werden, ohne jeden Nutzen. Aus diesem Grund hatten sie die Schichtpläne verändert, längere Pausen an der Luft, anderes Essen, die Schließung von Tunneln.
Nicht zu sagen, dass sowas die Arbeitsabläufe verlangsamte und teurer waren. Doch es blieb dabei. Alles war billiger, als immer neue Sklaven einkaufen zu müssen.
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10-14-2022, 10:24 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
Gleich vor der Treppe und zwischen Arbeitszimmer und Audienzzimmer hielt an seinem Schreibtisch ein junger Sklave seine einsame Wacht. Nun gut, Flavian hatte beileibe genug zu tun und konnte die Ruhe brauchen. Er handelte hier weitestgehend autark, ein Beweis für das Vertrauen, das der Dominus in diesen griechischen Sklaven hatte. Er organisierte die Termine, hatte ein Auge auf die Männer dort unten und hielt den Laden hier so ziemlich am Laufen. Der Dominus respektierte harte Arbeit. Und dies (und vermutlich die Tatsache, dass er ihm hin und wieder das Bett wärmte) sorgte für genügend Annehmlichkeiten, dass Flavian sein angenehmes Lächeln stets zuverlässig zur Schau tragen konnte, wenn Besuch eintraf.
"Ich grüße dich", sagte er in freundlichem, doch auch geschäftsmäßigem Ton. "Du bist Flavianus Pytheas, nicht wahr? Du kannst gleich zum Dominus durchgehen. Du bist sein erster Termin heute."
Diese Worte vernahm Varro in seinem Büro und knurrte unhörbar in sich hinein. Es war sein erster Termin, weil es beileibe keinem noch so lebensmüden Idioten eingefallen war, ihn sogar noch früher aus dem Bett zu schmeißen.
"Salve", sagte er zu dem Neuankömmling und bemühte sich, so viel Missmut wie möglich aus seiner Stimme zu verbannen. "Ich habe gelese... Oh, wir kennen uns aber."
Er erinnerte sich an den hübschen jungen Mann, der seiner Konkurrenzbieterin auf dem Sklavenmarkt ins Ohr geflüstert hatte. Unwillkürlich musste er lächeln. Er hatte nämlich ein wenig den Eindruck, als hätte man ihn dort etwas betuppern wollen.
"Wir haben uns nicht unterhalten, doch dein Gesicht kommt mir sehr bekannt vor. Also schön, was kann ich für dich tun? Deine Botschaft klang sehr dringend (was präzise der Grund ist, warum ich mir das hier um diese Zeit schon antue) und zufällig habe auch ich ein Anliegen zu besprechen."
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10-15-2022, 09:59 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
"Ich grüße Dich auch, und ich danke Dir", antwortete Pytheas und erwiderte das Lächeln des adretten Sklaven, der im Vorzimmer saß. Er ging an ihm vorbei und durch. Er verbeugte sich nicht, denn er war ein freier Mensch, aber unwillkürlich senkte er etwas den Kopf. Der Ritter sah nicht so aus, als könne man mit ihm gut Kirschen essen.
Er bot ihm keinen Platz an, also blieb der Freigelassene stehen.
"Salve Eques Balventius Varro", sprach er nicht laut, aber mit deutlich geschulter Stimme: "Ich danke Dir sehr dafür, dass Du Dich für mich Zeit nimmst. Wer in Iscalis würde Dich nicht kennen"
Die Geschichte mit der Sklavin war natürlich nicht gerade die vertrauensbildende Maßnahme, die der Grieche anstrebte, daher erwähnte er sie nicht, sondern fuhr fort:
"Ich bin in meiner Funktion als Medicus nach Iscalis gekommen - jedoch nicht allein deswegen.
Kaiserliche Freigelassene werden nicht in Provinzstädte geschickt, nur um die Bevölkerung medizinisch zu betreuen. Dem Caesar Augustus liegt die Ausbeutung der Bergwerke natürlich am Herzen, so wie ihm die wirtschaftliche Prosperität des ganzen Imperiums am Herzen liegt"
Decimus Balventius Varro hatte die Minen vom Kaiser gepachtet. Das nun ein kaiserlicher Freigelassener auftauchte, mochte er auffassen wie er wollte.
Der hübsche junge Mann lächelte fast arglos, dabei sollte es keinen Zweifel geben, dass er auf jeden Fall einen Bericht nach Rom senden würde. Pytheas spielte das Spiel der Andeutungen und Halbsätze.
Sein kühler, sezierender Blick traf den Ritter und strafte sein Lächeln Lügen. Vielleicht würde dieser ihm jetzt einen Stuhl anbieten.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-16-2022, 11:38 AM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
Das war nicht die Frage, dachte Varro, dem das Herauswinden des Fremden durchaus auffiel. Doch gut, sie waren nicht hier, um über eine Sklavin zu sprechen, die keiner von ihnen beiden besaß. Dann jedoch fand der Freigelassene klare Worte - oder vielmehr nicht so klare, die jedoch eine klare Botschaft sendeten.
So, ein Sendbote des Kaisers, um zu kontrollieren, ob hier alles nach Plan lief. Varro konterte den arglosen Blick des Pytheas unverhohlen. Sie beide wussten, dass sich hier niemand durch hübsche Worte täuschen ließ. Doch die Unverschämtheit, mit der sich der Medicus hier präsentierte, war doch der Gipfel. Wie schon gesagt, niemand hier kannte Varro nicht. War diesem Wurm nicht klar, dass nichts leichter war, als ein paar Männer zu finden, die ihn in irgendeiner Gasse mal richtig über Knie legten?
"Schön, wenn das so ist, wird dies wohl ein längeres Treffen. In dem Fall wollen wir ins Empfangszimmer gehen, wo es angenehmer zu sitzen ist."
Varro erhob sich und öffnete die Tür.
"Flavian. Der verehrte Gast und ich ziehen uns in das andere Zimmer zurück."
"Oh, aber in einer halben Stunde kommt doch schon der nächste Termin?"
"Er muss warten. Ich gebe zu, ich habe die Wichtigkeit dieses Treffens im Vorhinein wohl etwas... unterschätzt. Wenn das den Zeitplan für heute zu sehr durcheinander bringt, sag dem Sklavenhändler für heute Mittag ab. Ich kann dieses brabbelnde Elend sowieso kaum ertragen."
"Jawohl, Direktor."
"Und sorg dafür, dass man uns von dem guten Wein bringt. Unser Gast soll etwas von den römischen Annehmlichkeiten kosten. Immerhin sind wir hier weit entfernt von der Hauptstadt."
Gut hörbar für Pytheas versteckte er eine ebenso offene Drohung in ebenso hübschen Worten. Varro kannte das Spiel und wollte dem Gast demonstrieren, wer hier die Toga anhatte.
Der hübsche Grieche am Empfangstisch nickte seinem Herrn zu und schenkte auch dem Gast ein breites und auch ein wenig freches Lächeln. Es zeugte von jemandem, der hier absolut alles unter Kontrolle hatte. Vermutlich sogar mehr als der Direktor selbst.
"Wird alles besorgt!"
Varro öffnete den Sitz in das Empfangszimmer, einen Raum, der anders als die übrigen Räume, durchaus zum Verweilen einlud. Varro war kein Freund großen Prunks, doch wo er seine Gäste empfing, sollte es schön genug sein, dass diese sich wohl fühlten. Müßig zu erwähnen, dass Termine wie Pytheas oder der Sklavenhändler eher nicht in diesem Raum stattfanden.
"Bitte, setz oder leg dich hin. Ich nehme an, du willst die Minen besichtigen? Und da du ein Medicus bist, geht es hierbei wohl kaum um die Förderrate."
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10-16-2022, 06:23 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
Flavianus Pytheas lächelte wieder, als es nun in den schönen Raum nebenan ging. Luxus beeindruckte jemanden, der auf dem Palatin aufgewachsen war, allerdings nur bedingt. Balventius wusste natürlich, was er war. Kaiserliche Freigelassene waren nützliche Werkzeuge in Händen des Kaisers, schon weil ihr Leben von ihm abhing, doch sie waren auch niemand, dessen Verlust man nicht verschmerzen konnte. Es gab viele wie er: Gut ausgebildet, integer, zu ersetzen:
"Ich danke Dir, Eques Balventius Varro", nun, da die Fronten geklärt waren, war es Zeit, ein Lob zu platzieren:"Es ist auch nicht so, dass es eine Beschwerde gegeben oder jemand die Stimme gegen Dich erhoben hätte. Im Gegenteil, der Caesar Augustus schätzt außerordentlich, was Du für die Provinz Britannia tust und hat mich hierher geschickt, da deine Mine als musterhaft geführt gilt.
Das Problem ist allgemeiner Natur: Es geht nicht um die Förderrate direkt, hängt jedoch damit zusammen: Es geht um die Bleikrankheit, die zu viele Sklaven, aber auch Facharbeiter schwächt und dahinrafft. Könnte man deren Auswirkungen verringern, so könnten alle Bergwerke effizienter arbeiten, denn man müsste nicht immer wieder neue Leute anlernen.
Die Sorge gilt natürlich nicht Strafgefangenen",
das Schicksal verurteilter Verbrecher war nichts, um was sich ein Römer einen Kopf machte. Aber Caesar Augustus Vespasianus sparte gerne, wo es nur ging. Die Alexandriner nannten ihn "das Groschengrab". Man musste freilich dazu sagen, dass der vorige Kaiser, Nero, mit seinen Ausgaben den Staatsschatz so ziemlich durchgebracht hatte:
"Ich soll mir deine Arbeiter ansehen, sie befragen, ihre Symptome aufnehmen und wenn möglich verschiedene Maßnahmen zu ihrer Gesunderhaltung an ihnen ausprobieren. Auch bräuchte ich einen Plan über ihre Ernährung und Ruhezeiten. Dazu gehört auch eine Besichtigung der Mine",
er schwieg einen Moment. Wenn der Ritter ihn nicht leiden mochte, konnte er da unten durchaus ausrutschen und abstürzen. Pytheas wusste das, und wusste, dass auch Balventius das wusste:
"Ein Teil Wein, sieben Teile Wasser bitte", sagte er zu dem Sklaven
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-16-2022, 08:58 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
“Jawohl”, ließ Flavian verlauten und machte sich eifrig an die Arbeit. Varro unterdessen setzte sich auf die Liege. Er legte sich nicht gern hin und zudem war dies ein ernstes Thema, das ihn selbst beschäftigt hatte.
So, seine Mine hatte also keine Schwierigkeiten. Dennoch war der Medicus hier. Und als Decimus herausfand, warum, da war er gegen seinen Willen ein wenig erleichtert. Ihm gingen nämlich die Ideen aus.
„Du hast recht“, sagte er ohne Umschweife. Es zu beschönigen, hatte keinen Zweck und es war auch nicht seine Art. „Die Arbeiter leiden alle unter der Krankheit. Die Sklaven wie die Freien. Und egal, was wir tun, es scheint nicht zu helfen. Wir haben Tunnel aufgegeben und woanders von vorn angefangen. Haben längere Ruhepausen eingeführt und Heiler aus der Stadt kommen lassen.“
Und nichts hatte diese Krankheit auf Dauer bekämpfen können, wie es schien.
„Mir ist klar, welchen Ruf ich in der Stadt genieße. Unfreundlich. Unbarmherzig. Das ist alles sicher zu einem Teil wahr. Ich erwarte von Sklaven und Arbeitern, dass sie ihre Aufgaben erfüllen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es mir Freude macht, die Männer wie die Fliegen in den Tod zu schicken. Wenn du also hier bist, um uns dabei zu helfen, dann lasse ich dir hier freie Hand.“
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10-18-2022, 01:38 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
In Flavianus Pyheas breitete sich Erleichterung aus, und er begann, sich zu entspannen und änderte seine Sitzhaltung von Alarmbereitschaft zu Nur noch konzentriert, nicht mehr alarmiert:
"Ich danke Dir für dein Verständnis und dafür, dass Du meinen Auftrag unterstützt, Eques Balventius Varro"
Der Ritter machte einen ganz anderen Eindruck auf ihn, als er vom Hörensagen vermutet hätte. Er war besorgt und hatte keine Freude an Grausamkeit. Das war wieder einmal der Beweis dafür, dass man sich auf nichts verlassen sollte, was man nicht selbst geprüft hatte:
"Dann bitte ich Dich, mich zu den Minenarbeitern zu führen zu lassen, und zwar zuerst zu denjenigen, die am schlimmsten betroffen sind"
Das waren vermutlich die Strafgefangenen und Billigsklaven. Was konnte man für sie tun? Nicht nur hier, in allen Teilen des Reiches war die Lebenserwartung der zu den Minen Verurteilten kurz.
Es waren Wegwerf - Arbeiter.
Innerlich schreckte der Grieche zurück, vor dem, was er zu sehen bekommen würde: Menschliches Leid, Qual, alles so sinnlos und unvermeidbar wie es den despotischen und grausamen Göttern Freude zu bereiten schien. Er war sich nicht sicher, ob Balventius sich das Elend selbst antun würde. Er selbst wäre am liebsten davon gelaufen. Aber er hatte seine Mission.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-21-2022, 11:45 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
Varro nickte die dankbaren Worte des Medicus ab. Er wusste nicht, wie alt der Mann vor ihm war, doch er wirkte wie ein naiver Jüngling, der noch keine Ahnung von der Welt hatte.
Nun konnte Varro dem ja durchaus etwas abgewinnen. Die braven ein wenig zu verführen konnte ja durchaus Spaß machen.
Allerdings war die Mine für eine solche Attitüde eindeutig der falsche Ort. Doch nun gut, vor ihm stand ein erwachsener Mann, jedenfalls gab er das vor zu sein. Es war seine Entscheidung.
„Schön, ich bringe dich zum Krankenlager. Die schwersten Fälle haben wir dort unten fortschaffen lassen“, erklärte er. Und das aus völlig pragmatischen Gründen. Leute sich totarbeiten zu lassen, schuf Arbeit und Schwächen in Moral und Geldbeutel.
>>>> Barracken der Minenarbeiter
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10-22-2022, 04:29 PM,
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RE: Sitz der Minenaufsicht
Flavianus Pytheas konnte sich offener Autorität nicht entziehen, das merkte er ganz deutlich, obgleich er mittlerweile selbst auch Weisungsbefugnisse hatte.
Der Ritter Balventius besaß ihn jedoch, diesen absichtslosen römischen Hochmut, und das selbst, wenn er ganz freundlich sprach. Es steckte ihm sozusagen in den Knochen, fand der Medicus.
So wie dem Grieche selbst etwas anderes in den Knochen steckte: Das "Komm her und binde mir die Schuhe" oder ein Fingerschnippen "Mehr Wein" "Hole meinen Mantel" "Bleib hier stehen!", und er war derjenige gewesen, der jedem Wink gehorchte. Die Konkurrenz am Kaiserhof war groß, heil durch kam man nur, wenn man immer noch verständiger, noch aufmerksamer, noch diensteifriger war als andere Sklavenjungen.
Pytheas erhob sich, so hastig, dass er beinahe seinen Becher umgeworfen hätte: "Ja, zeige mir die Kranken bitte", sagte er.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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