12-16-2024, 11:51 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Als die Sklaven hereinkamen, um abzuräumen, ließ ich meinen Blick beiläufig über den Raum schweifen. Doch ein Moment genügte, um Innogens neugierigen Blick aufzufangen. Ihre Augen huschten kurz zu mir, dann wieder zu Leander, und ich glaubte, darin mehr als nur einen Anflug von Neugier zu erkennen. Vielleicht bildete ich es mir ein, vielleicht aber auch nicht. Ich senkte den Kopf und nahm mir vor, mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich wollte ich mir nicht gleich am ersten Abend Sorgen um eine Sklavin machen, die vielleicht mehr zu sein glaubte, als sie war. Doch das nagende Gefühl blieb, auch nachdem sie den Raum verlassen hatte. Ich fand auch nicht den Mut, Leander darauf anzusprechen.
Zunächst fand ich den Gedanken, in meiner Untertunika zu schlafen, doch ganz reizvoll. Doch dann erinnerte ich mich an unser langes Gespräch und kam zu dem Schluss, dass es unglücklich wäre, weiterhin Scham vor Leander zu empfinden. Zögerlich ging ich zu meinem Bett hinüber und war schließlich dankbar, als Leander begann, die Lampen zu löschen und mir seinen Rücken zukehrte. So bewahrte er mich davor, mich in seiner Gegenwart allzu entblößt zu fühlen. Während ich mich ebenfalls fürs Bett richtete, überlegte ich kurz, ob ich noch etwas sagen sollte, ließ es dann aber bleiben. Stattdessen schweifte mein Blick mehrmals hinüber zu ihm, während auch er sich entkleidete. Ihn störte seine Nacktheit kein bisschen. Mir hingegen war meine eigene Neugier etwas peinlich.
Als ich schließlich im Bett lag, zog ich die Decke bis zu den Schultern und richtete meinen Blick auf das kleine Licht, das noch in der Mitte des Raumes brannte. Gedankenverloren schob ich die Decke enger an mich, während mir erneut Innogen in den Sinn kam. Was bedeutete ihr Blick? War es nur das Interesse einer Sklavin, die das Verhalten ihres Herrn beobachtete, oder verbarg sich mehr dahinter? Es ärgerte mich, dass ich mich überhaupt mit solchen Fragen in meiner Hochzeitsnacht beschäftigen musste. Aber ja, so also sah sie aus: keine Nähe, kein Kuss und nichts von dem, was man sich sonst noch für diesen besonderen Moment ausmalte. Ich fragte mich, ob ich die Nacht einfach so verstreichen lassen sollte, als wäre sie nichts Besonderes.
Leander lag inzwischen ruhig in seinem Bett, den Rücken mir zugewandt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er bereits schlief. Nein, er war sicher noch wach. Irgendetwas in mir wollte diesen Abstand zwischen ihm und mir nicht akzeptieren. Vorsichtig schob ich die Decke zur Seite, setzte mich auf und ließ meine Füße über die Bettkante gleiten. Der kalte Fußboden ließ mich kurz zusammenzucken, doch ich ignorierte es und stand auf.
Langsam ging ich auf sein Bett zu, bemüht, keine Geräusche zu machen, auch wenn ich wusste, dass er mich bemerken würde. Ich hatte Gänsehaut, denn es fröstelte mich, jetzt, da ich nackt war. Als ich an seinem Bett ankam, hielt ich kurz inne. Ein Teil von mir wollte umkehren und zurück in mein warmes Bett schlüpfen, doch ich zwang mich, stehen zu bleiben.
"Leander?" Meine Stimme war leise, fast ein Flüstern. Die Worte blieben mir im Hals stecken, und ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich... ich möchte nicht allein schlafen."
Mein Herz klopfte schneller, als ich diese Worte gesagt hatte. Ich fühlte mich unendlich verletzlich, aber ich wollte keine Distanz mehr. "Darf ich… bei dir liegen?"
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|
|
12-17-2024, 03:31 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander hörte natürlich, wie sie aufstand. Er hoffte dennoch, dass sie es sich anders überlegen und sich wieder hinlegen würde, weshalb er nicht eher intervenierte. Erst, als sie ihn ansprach, setzte er sich also auf und achtete dabei darauf, dass die Decke gewisse Körperregionen weiterhin vor ihrem Blick verdeckte. Nicht, weil er diesbezüglich ein Schamgefühl hätte, ihm war das ziemlich gleichgültig, aber weil er wusste, dass es ihren Blick anziehen und sie wieder in Verlegenheit bringen würde.
Er saß also auf seiner Bettkante und sah im Dunkel des Zimmers zu seiner unsicheren Frau. Was dachte sie sich nur dabei? “Orestilla“, begann er sanft, aber auch ein wenig müde. “Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass ich heute mit dir keinen Coitus vollziehen will. Die Betten sind zu schmal, als dass man darin bequem zu zweit liegen könnte. Dies ginge nur sehr, wirklich sehr eng beieinander, und wenngleich meine Willenskraft sicherlich höher ist als die der meisten, würde diese Nähe zu diversen körperlichen Reaktionen führen, die uns beiden sehr unangenehm wären und sicher nicht zu einem ruhigen Nachtschlaf beitragen würden.“
Er blickte ihr bei seinen Worten beständig ins Gesicht, um im schwachen Licht der Öllampe die Reaktionen zu lesen. Aber er hatte keine Ahnung, was sie sich dabei dachte, denn er ging doch davon aus, dass sie bislang auch alleine in einem Bett geschlafen hatte. Warum sie also ausgerechnet hier und jetzt körperliche Nähe suchte, war ihm nicht ganz intuitiv ersichtlich.
“Ich wiederhole es noch einmal, es gibt keine Erwartungen, die du erfüllen musst. Niemand verlangt von dir, irgendwo anders zu schlafen oder etwas anderes zu tun, als zu schlafen, als in deinem Bett. Ich habe von dir keine schlechtere Meinung, nur weil wir heute keinen Sex haben. Es ist genug, dass du hier bist.“
Er hatte wirklich überhaupt keine Ahnung, was sie jetzt eigentlich wollte. Er vermutete, dass sie das selbst nicht wusste. Aber dass sie kein Interesse an allem Sexuellen hatte, hatte sie zuvor sehr deutlich gezeigt.
|
|
12-18-2024, 11:20 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich spürte, wie Leander sich bewegte, noch bevor er sprach. Er setzte sich auf, und obwohl ich ihn nicht klar sehen konnte, war ich mir sicher, dass er mich beobachtete. Das schwache Licht der Lampe ließ die Schatten in seinem Gesicht tanzen, und dennoch blieb ich stehen und hob trotzig das Kinn, als er mit seiner ruhigen Stimme zu sprechen begann. Darin lag ein Hauch von Müdigkeit, vermutlich weil er sich wiederholen musste.
Ich hätte ihn unterbrechen können, doch ich ließ ihn ausreden. Was er sagte, hörte sich alles so schön vernünftig an. Aber inzwischen war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr vernünftig sein wollte. Seine Logik prallte an meiner Entschlossenheit ab.
Wie ein trotziges Kind verschränkte ich die Arme vor der Brust und trat einen Schritt näher. "Ich will aber!", entgegnete ich mit Nachdruck. "Jetzt will ich," ergänzte ich noch schnell. "Außerdem wird mir kalt, und ich will nicht allein schlafen!" Ein Frösteln durchlief mich, und ich spürte, wie sich die feinen Härchen auf meinen Armen aufstellten.
Ich konnte förmlich spüren, wie Leander meine Worte abwog, doch ich ließ ihm keine Gelegenheit, sie zu zerpflücken. "Mir ist egal, ob die Betten zu schmal sind", fuhr ich entschlossen fort. "Und wenn wir uns eng aneinander schmiegen müssen, stört mich das auch nicht. Also, was ist jetzt?!"
Einen Moment lang herrschte Stille. Nur das leise Knistern der Lampe war zu hören. Ich konnte nicht erkennen, ob er überlegte, verärgert war oder amüsiert. Wahrscheinlich hielt er mich für eine Nervensäge, oder noch schlimmer für eine Zicke. Doch ich blieb fest stehen, auch wenn ich innerlich zitterte – teils vor Kälte, teils vor Erwartung.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|
|
12-19-2024, 12:02 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Auch wenn Leander an sich sehr geduldig und ausgeglichen war, gab es Dinge, die er nicht mehr tolerierte. Und seine junge Braut überschritt gerade deutlich eine dieser Grenzen mit ihrem Verhalten. “Du weißt, dass ich kein Sklave mehr bin, dem man derlei Dinge befiehlt?“ Seine Worte waren zwar weiterhin gewählt und ruhig, aber dieses Mal fehlte die geduldige Sanftheit darin, die zuvor immer in seiner Stimme mitgeschwungen war.
“Ich denke, ich war großzügig, was diese Ehe angeht. Ich denke auch, dass ich verständnisvoll und rücksichtsvoll war. Vielleicht ist dadurch ein falscher Eindruck entstanden, der dich glauben lässt, ich müsse alle deine Wünsche erfüllen, wenn du sie aussprichst. Aber auch ich habe meine Grenzen und ich verlange, dass diese ebenso geachtet werden wie die deinen.“
Leander erhob sich und ging die zwei Schritte zum Fußende seines Bettes, wo seine Tunika zu finden war, um sich jene überzustreifen. “Ich habe dir gesagt, dass ich heute Nacht nicht mit dir Verkehr haben möchte und dass es mir deshalb unangenehm wäre, mit dir in einem Bett zu schlafen. Dennoch stellst du beides als Forderung. Deshalb sage ich dir noch einmal das, was dir vermutlich sehr selten gesagt wurde in deinem Leben: Nein. Und da dieses Nein scheinbar anders nicht möglich ist, werde ich mir für heute Nacht einen anderen Schlafplatz suchen. Gute Nacht, Orestilla.“
|
|
01-05-2025, 03:44 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich spürte, wie sich die Stimmung im Raum veränderte, noch bevor Leander sprach. Seine Worte trafen mich wie ein Schlag, und ich wusste in dem Moment, dass ich zu weit gegangen war. Die Geduld in seiner Stimme war verschwunden. Was blieb, war eine ungewohnte Schärfe. Mein Herz zog sich zusammen, als er ruhig, aber entschieden erklärte, dass er nicht bereit war, meine Grenzenlosigkeit zu akzeptieren.
Noch immer stand ich da, die Arme trotzig verschränkt, doch innerlich zitterte ich. Nicht vor Kälte, sondern vor dem, was ich angerichtet hatte. Mein Mund öffnete sich, als wollte ich etwas sagen, mich entschuldigen vielleicht, ihn umzustimmen, doch kein Laut kam heraus. Stattdessen beobachtete ich, wie er aufstand, seine Tunika aufhob und sich langsam anzog. Jede seiner Bewegungen war so kontrolliert, so würdevoll, dass ich mich im Vergleich dazu wie ein Kind fühlte, das nicht wusste, wie es sich benehmen sollte.
Als er zur Tür ging und mich mit einem kühlen "Gute Nacht, Orestilla" zurückließ, blieb ich wie erstarrt stehen. Der Raum fühlte sich plötzlich viel zu groß und leer an. Ich schluckte schwer und starrte die Tür an, durch die er verschwunden war. Ein Teil von mir wollte ihm hinterherrufen, ihn aufhalten, doch ich tat es nicht. Ich konnte es nicht. Wie konnte ich etwas fordern, was er so klar abgelehnt hatte?
Die Stille senkte sich wie eine schwere Decke über mich. Und dann brach ich in Tränen aus. Ich ließ mich auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen, während die Schluchzer durch meinen Körper rasten. Ich hatte es vermasselt. So sehr vermasselt, dass ich am liebsten alles rückgängig gemacht hätte.
In meiner Verzweiflung wünschte ich mir, Nicander wäre jetzt hier bei mir. Er wusste immer, wie er mich aufheitern konnte, auch wenn er nur scherzte oder eine seiner kleinen Aufführungen machte. Aber er war nicht hier. Niemand war hier, und die Einsamkeit traf mich mit voller Wucht.
Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Ich stellte mir vor, was passieren würde, wenn ich jetzt einfach gehen würde, zurück in das Haus meines Vaters. Aber ich wusste, ich könnte nicht bleiben. Ohne Leander würde ich nach und nach die Sklaven verkaufen müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Die Vorstellung war grausam. Ich war doch für sie verantwortlich. Sie waren mehr als bloß Eigentum für mich, sie waren Familie. Aber wie sollte ich sie halten, wenn ich nicht einmal mich selbst ernähren konnte?
Und dann war da noch die Angst vor dem Gerede. Was würden Leanders Sklaven denken, wenn es die Runde machte, dass ihr Dominus mich nicht angerührt hatte? Würden sie hinter vorgehaltener Hand darüber tuscheln, dass ihre neue Herrin selbst in der Hochzeitsnacht ihren Mann nicht für sich gewinnen konnte? Mein Magen zog sich zusammen bei dem Gedanken, dass Innogen, die Sklavin mit diesem dreisten, Blick, womöglich jetzt schon wusste, wo er hingegangen war, um die Nacht zu verbringen. Ich hatte sie beobachtet, als sie das Essen serviert hatte. Würde er sich nun ihr zuwenden?
In meinem Kopf schwirrten nun Bilder und Vermutungen, die ich nicht stoppen konnte. Der Gedanke, dass die Sklaven hinter meinem Rücken spotteten oder Mitleid heuchelten, war unerträglich. Mein Ruf, mein Stolz – all das stand auf dem Spiel, und ich wusste, wie gnadenlos solche Gerüchte sein konnten. Eine Herrin, die nicht begehrt wurde, war eine schwache Herrin. Und eine schwache Herrin konnte ihr Haus nicht führen.
Erneut liefen mir die Tränen über die Wangen, heiß und unaufhaltsam. Die Verantwortung wog schwer auf meinen Schultern, viel zu schwer. Alles schien sich plötzlich wie ein Kartenhaus über mir zusammenzustürzen, und ich konnte nichts dagegen tun. Schließlich rollte ich mich erschöpft und ausgelaugt in die Decke ein. Der Kummer, die Angst, das Gefühl des Scheiterns – all das umklammerte mich, bis ich mich kaum noch rühren konnte. Die Gedanken an mein Versagen und die möglichen Konsequenzen verfolgten mich unbarmherzig, bis ich irgendwann in einen unruhigen, tränenreichen Schlaf fiel.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|
|
01-05-2025, 06:34 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Erst am nächsten Morgen betrat Leander das Zimmer wieder, im Schlepptau Morwen und Corinna. Letztere war zwar eigentlich Köchin, doch Leander wollte, dass seine Frau ein vertrautes Gesicht um sich hatte, und die Köchin war das einzige weibliche Wesen unter den neuen Sklaven.
Durch die weit geöffnete Tür fiel also Licht vom Atrium in das Schlafgemach und damit auch auf Norbana Orestilla, die in ihrem Bett lag und dort allem Anschein nach noch schlief. Leander sah nur kurz in ihre Richtung und wappnete sich innerlich für den kommenden Tag, ehe er richtig eintrat und die Sklavinnen hinter sich ebenfalls eintreten ließ. Er musste sich umziehen, seine Frau musste aufstehen und sich vorzeigbar machen, denn der Morgen nach der Hochzeit war ihre Einführung als verheiratete Frau in die Gesellschaft, indem sie zum ersten Mal Gäste empfing. Nicht, dass außer den Nachbarn viele kommen würden – immerhin erhielt das Brautpaar an diesem Morgen die Geschenke und viele sparten so einfach Geld, indem sie nicht auf etwas Brot und Käse hereinkamen.
Er räusperte sich also, um ihr die Möglichkeit zu geben, ihn zu bemerken, und trat zu seiner Truhe. “Guten Morgen, Orestilla“, grüßte er ruhig und als wäre nichts weiter gewesen, während Morwen und Corinna die Waschschüssel für ihre Herrin füllten und darauf warteten, ihr mit dem Anziehen und der Frisur behilflich sein zu können.
Ohne großartig darauf zu achten, was die drei Frauen in seinem Rücken taten, entledigte er sich seiner Tunika und holte sich frische Wäsche aus seiner Truhe, um sich ebenfalls für den heutigen Tag passend anzukleiden. Nach dem Empfang würde er zu seiner Arbeitsstelle gehen und ganz normal arbeiten. Also wählte er etwas robustes und praktisches aus und kleidete sich an. Gewaschen hatte er sich schon vor Sonnenaufgang in seinem Officium, wo er die Nacht verbracht hatte, wenngleich das unbequem war und für den heutigen Abend da eine bessere Lösung her musste. Eine, die sein Bett beinhaltete, nur in einem anderen Raum. Leander musste noch darüber nachdenken, wie das am besten zu lösen wäre.
Trotzdem konzentrierte er sich erst einmal darauf, seiner Frau so etwas wie Normalität zu vermitteln, indem er sie an den heutigen Tag erinnerte. “Ich denke, in etwa einer halben Stunde werden ein paar Nachbarn vorbeikommen, um zu gratulieren und ein paar kleine Geschenke zu bringen. Ich rechne allerdings nicht mit allzu großem Andrang. Mein Vater hat die meisten Nachbarn nachhaltig eingeschüchtert, es sollte also ein ruhiger Einstieg für dich in deine Pflichten als Gastgeberin sein.“
Leander war sich natürlich bewusst, dass Morwen und wohl auch Corinna wussten, dass er heute Nacht nicht hier die ganze Zeit verbracht hatte, aber er tat dennoch nichts, das andeuten könnte, dass dies irgendein Thema zwischen ihm und Orestilla sei und deshalb irgend etwas anders wäre, als es andernfalls gewesen wäre. Orestilla war immer noch die Hausherrin für sie, und weitere Spekulationen würde er auch nicht dulden.
|
|
01-07-2025, 12:18 AM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich erwachte vom Geräusch eines Räusperns und blinzelte ins Licht, das durch die geöffnete Tür ins Zimmer fiel. Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war, doch die Erinnerung an den gestrigen Abend traf mich mit voller Wucht. Mein Blick wanderte zur Tür, wo Leander stand, begleitet von Morwen und Corinna.
Seine Stimme klang ruhig, als er mich begrüßte, als wäre nichts geschehen. Guten Morgen? Ein guter Morgen fühlte sich anders an. Meine Augen brannten vom vielen Weinen, und mein Mund war trocken. Kein Wort wollte über meine Lippen kommen. Stattdessen lag ich wie erstarrt in meinem Bett und beobachtete, wie Leander zu seiner Truhe ging – so beiläufig und gelassen, als hätte er die Nacht hier verbracht.
Während Morwen und Corinna die Waschschüssel füllten, spürte ich ihre Blicke auf mir. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch es fühlte sich an, als wüssten sie mehr, als sie zeigen durften. Ich zwang mich aufzustehen, obwohl ich mich am liebsten in die Decke eingehüllt hätte, um mich vor allem zu verstecken. Mein Gesicht brannte vor Scham, und ich bemühte mich, meine Gedanken zu ordnen.
"Eine halbe Stunde", wiederholte ich leise, fast wie für mich selbst, als Leander beiläufig von den Nachbarn sprach. Er erwähnte die Geschenke und den Empfang, als sei dies ein ganz gewöhnlicher Morgen nach einer Hochzeit – unserer Hochzeit.
Ich trat an die Waschschüssel, wo Corinna mir half, Gesicht und Hände zu reinigen. Das kalte Wasser ließ mich erschauern, doch es half, meine Fassung wiederzufinden. Ich musste die Herrin dieses Hauses sein, unabhängig davon, ob Leander hier war oder nicht.
"Natürlich", sagte ich schließlich mit fester Stimme, die mich selbst überraschte. "Ich werde bereit sein."
Innerlich fühlte ich mich jedoch alles andere als bereit. Morwen begann, meine Haare zu frisieren, während ich starr auf den Rand der Waschschüssel blickte. Wo war er gewesen, nachdem er das Zimmer verlassen hatte? Der Gedanke, dass er Trost bei einer anderen Frau gesucht haben könnte – womöglich bei dieser Sklavin mit dem unverschämten Blick – schnitt tief in mein Herz. Doch konnte ich es ihm verdenken, nach dem, was ich gestern gesagt hatte?
Scham und Eifersucht stritten in mir, während ich mich für den Tag vorbereiten ließ. Ich würde es nicht zeigen. Niemand würde merken, dass ich in der Nacht zuvor alles falsch gemacht hatte.
Als Morwen die letzten Handgriffe an meiner Frisur vollendete und Corinna mir eine Tunika zeigte, die ich für den Empfang tragen sollte, bemühte ich mich, ruhig zu bleiben. Mit einem stummen Nicken wählte ich das Kleidungsstück.
Leander war derweil damit beschäftigt, sich selbst anzuziehen und erzählte beiläufig von den kommenden Gästen. Die Ruhe in seiner Stimme klang wie ein ständiger Vorwurf - nicht, weil er es so meinte, sondern weil ich genau wusste, was ich am Abend zuvor angerichtet hatte.
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, während er sich eine frische Tunika überzog. Sein Gesicht zeigte keine Spur von Zorn oder Enttäuschung. Doch diese Ruhe machte es nicht besser. Sie erinnerte mich daran, dass er seine Gedanken und Gefühle hinter einer Mauer verbarg, die ich selbst errichtet hatte.
"Ich werde die Gäste empfangen, wie es sich gehört", sagte ich schließlich, meine Stimme klang bestimmt, auch wenn ich innerlich zitterte. Ich wünschte mir, die Sklavinnen wären nicht hier. Denn ich hätte alles dafür gegeben, um Leander erklären zu können, was mich gestern geritten hatte, um ihm zu sagen, dass ich es nicht so gemeint hatte. Doch das musste warten. Ich wusste, dass ich auf den richtigen Moment warten musste – einen, in dem wir allein wären, fern von neugierigen Blicken und lauschenden Ohren. Also richtete ich mich auf, zog die Schultern zurück und verbarg meine Unsicherheit hinter einer Maske. Der Morgen würde lang werden, aber ich würde ihn durchstehen. Und danach, wenn wir endlich allein wären, würde ich ihm alles sagen, was alles auf meinen Schultern lastete..
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|
|
01-07-2025, 03:46 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
In ihrer Stimme war eine Anspannung, die Leander nicht entging. Aber sie wahrte die Fassung und bat auch nicht um ein Wort unter vier Augen oder ähnliches. Leander schloss daraus, dass sie wahrscheinlich wütend auf ihn war und nun ebenfalls so tun wollte, als wäre nichts weiter. Nungut, mit trotzigen, jungen Damen kam er schon zurecht, auch wenn es nun nicht unbedingt seiner Lieblingsbeschäftigung entsprach.
Er hatte sich auch recht schnell fertig angekleidet und sah nur kurz zu ihr herüber, wie sie mit erhobenem Kopf sich frisieren ließ, ohne etwas zu sagen. Er hatte ja gehofft, dass das vertraute Gesicht ihrer Sklavin sie etwas auflockern würde, aber wohl nicht. Dann war es jetzt eben so. Er erwartete ja auch gar nicht eine großartige Veränderung ihres Verhaltens, erst recht nicht so schnell. Sie würde sicher bald lernen, dass er schlicht nicht zu erpressen war, und entweder würden sie dann zu einem friedlichen Zusammenleben finden, oder eben nicht. Solange sie die Ehe bis zu Senecas Tod aufrecht erhalten konnten, würde es für Leanders Zwecke erst einmal genügen.
“Wie es sich gehört“, stimmte er also ruhig zu und ging voraus ins Atrium. In der Nacht hatte es geregnet, weshalb der Boden rund um das Impluvium auch nass war und von den übrigen Sklaven gerade noch einmal trocken gewischt wurde, ehe die Gäste kamen. Im Tablinum waren zwei Stühle hergerichtet worden für den Hausherrn und die Hausherrin, so dass sie die Gäste dort empfangen konnten. Leander nahm auf dem linken Platz und überließ seiner Frau somit den ehrenhaften rechten Platz an diesem Morgen.
Es dauerte auch nicht lange, bis Gäste eintrafen. Wie vorausgesehen waren es nicht allzu viele, die meisten waren die direkten Nachbarn und eine Abordnung von Leanders Arbeitsstätte kam ebenfalls. Letztere hatten ihr Geld zusammengeworfen und steuerten dem Haushalt eine etwa hüfthohe Statue bei, die Leander als Mercurius identifizierte, auch wenn er keine Ahnung hatte, warum seine Arbeitskollegen ihm ausgerechnet eine Statue von Mercurius schenkten. Dennoch bedankte er sich natürlich dafür und hoffte, dass irgendwer das Ding irgendwo hinstellte, wo es nicht nur Staub fing. Von der älteren Nachbarin schräg gegenüber gab es einige große Teller, die sie liebevoll als Servierplatten betitelte, von anderen gab es ein paar schicke Öllampen und ähnliche Kleinigkeiten des Haushaltes, die man wohl immer brauchen konnte, aber nicht wirklich brauchte. Dinge, die man eben schenkte, wenn man der mittleren Gesellschaftsschicht angehörte.
Als der Strom der Gratulanten vorbei zu sein schien, erhob Leander sich schließlich auch wieder von seinem Platz. “Ich werde für einige Stunden arbeiten gehen. Die Köchin hat für diese Woche noch einen Plan bezüglich des Essens, aber vielleicht möchtest du dich mit ihr unterhalten. Die Sklaven stehen dir natürlich alle zu deiner Verfügung und werden sich bemühen, eventuell offene Wünsche umzusetzen.“ Gab es noch mehr zu sagen? Achja. “Vater verbringt den Tag üblicherweise in der Bibliothek und raucht, du kannst ihm also leicht aus dem Weg gehen. Wenn du hinausgehen möchtest, nimm bitte mindestens zwei Sklaven stets mit. Vielleicht bereitet es dir ja Freude, die Therme zu besuchen.“
|
|
01-07-2025, 11:05 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Leander mir den ehrenvollen rechten Platz überließ. Für einen Moment war ich erstaunt, doch ich bemühte mich, meine Überraschung nicht zu zeigen. Mit erhobenem Kopf nahm ich Platz und versuchte, mich den Gästen gegenüber würdevoll und freundlich zu geben.
Die Geschenke waren, wie erwartet, keine großen Schätze, aber dennoch wusste ich die Geste zu schätzen. Die Statue des Mercurius, die Teller und Öllampen – alles war Ausdruck von Nachbarschaft und Wohlwollen, und ich fühlte mich in meiner Rolle als Hausherrin für einen Augenblick sicherer. Auch Leander schien seinen Teil mit Gelassenheit zu meistern, was mir half, den Empfang durchzustehen.
Als schließlich alle Gratulanten gegangen waren und ich aufatmen wollte, erhob Leander sich. Seine Ankündigung, dass er arbeiten gehen würde, traf mich unerwartet. Es war unsere erste gemeinsame Aufgabe als Ehepaar gewesen, und nun, da sie vorüber war, hatte ich gehofft, wir würden wenigstens ein wenig miteinander sprechen, wenn wir schon nicht den Rest des Tages miteinander verbringen konnten. Stattdessen wirkte er so distanziert und geschäftsmäßig wie zuvor.
"Die Therme", wiederholte ich fast mechanisch, doch mein Herz war schwer. Die Therme war gewiss der letzte Ort, an dem ich heute sein wollte. Nicht nachdem, was letzte Nacht nicht passiert war. Während er sprach, suchte ich nach den richtigen Worten. Jetzt oder nie, dachte ich.
"Leander", begann ich, als er sich abwenden wollte. Meine Stimme war leise, fast zögerlich, doch ich zwang mich, fortzufahren. "Einen Moment noch, bitte."
Ich trat einen Schritt näher. Die Worte fielen mir schwer, doch ich konnte nicht länger schweigen. "Ich... wollte mich entschuldigen. Für gestern Abend." Ich suchte seinen Blick. "Ich weiß, dass ich eine Grenze überschritten habe, und ich bereue es. Es war falsch von mir, so mit dir zu sprechen. Es tut mir sehr leid!"
Ich spürte, wie meine Hände sich ineinander verschränkten, und ich zwang mich, stehen zu bleiben, obwohl ich am liebsten davongelaufen wäre. "Ich war verunsichert und... es ist keine Entschuldigung, ich weiß. Aber ich wollte, dass du das weißt."
Mein Herz klopfte, während ich auf eine Reaktion wartete. Innerlich hoffte ich, dass er vielleicht doch einen Moment bliebe – dass wir diese Gelegenheit nutzen könnten, um die Fremdheit zwischen uns abzubauen.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|
|
01-08-2025, 03:34 PM,
|
|
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander blieb stehen und drehte sich ihr zu, als sie ihn um einen Moment bat. Offenbar war seine Einschätzung falsch gewesen und sie war weniger wütend gewesen, als vielmehr beschämt. Leander atmete einmal ruhig durch und trat einen schritt näher zu ihr, um ein wenig Nähe zwischen ihnen zu erzeugen und ihr zu zeigen, dass auch er nicht ärgerlich war. Zumindest nicht mehr über den Vorfall letzter Nacht.
“Es war ein Missverständnis, und es ist vorüber. Du musst dir keine Gedanken mehr darum machen. Eine weitere Entschuldigung ist nicht nötig.“
Da das vielleicht ein wenig zu kurz war, um sie wirklich zu beruhigen, sprach Leander mit ruhiger Stimme noch etwas weiter. “Wir kennen einander noch kaum und müssen uns erst einmal kennen lernen. Da sind Missverständnisse wohl nicht zu vermeiden. Mit der Zeit werden wir einander besser kennen lernen. Es muss nicht alles von Anfang an perfekt sein.“
Leander hoffte, dass die Sache damit geklärt wäre, und wandte sich wieder zum gehen. “Ich werde am frühen Nachmittag wieder zurück sein. Mach dir einen schönen Tag und leb dich etwas ein. Immerhin ist es nun auch dein zuhause.“
|
|
|