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Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
11-23-2024, 10:56 PM,
Beitrag #21
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Leanders Frage hatte mich wirklich getroffen, nicht weil sie unangebracht gewesen wäre, sondern weil sie mich völlig aus der Fassung brachte. "Nein!" rief ich leicht echauffiert. "Natürlich nicht!". Doch als ich seinen ruhigen Blick bemerkte, in dem weder Spott noch Ungeduld lag, hielt ich inne und atmete tief durch.
Ich setzte mich ein wenig auf, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Leander, ich..." Meine Stimme zitterte leicht, also hielt ich kurz inne, um die richtigen Worte zu finden. "Ich bin ein ehrbares Mädchen... äh nein, Frau, und so etwas... es gehört doch in die Ehe, nicht wahr? Alles andere hätte mir mein Vater sehr übel genommen."
Ich merkte, wie ich wieder langsamer atmete, als ich seinen Ausdruck beobachtete. Kein Urteil. Keine Abwehr. Nur diese stille, verständnisvolle Geduld, die mich mehr berührte, als ich zugeben wollte. "Bis jetzt... bis zu dir. Aber du bist nun mein Ehemann!" fügte ich leise hinzu, wobei meine Wangen erneut heiß wurden. "Ich habe in den vergangen Tagen sehr viel darüber nachgedacht, wie das ist. Wie es sich anfühlen könnte, jemandem so nah zu sein." Ich hatte sogar meinen Sklaven Nicander gefragt, wie es sich bei einer Frau anfühlt.

Nun senkte ich den Blick, unsicher, ob ich zu viel gesagt hatte, doch seine Arme, die mich sanft hielten, gaben mir Halt. "Bei dir fühlt sich alles so... richtig an, Leander. Du gibst mir das Gefühl, dass ich nichts beweisen muss, dass ich einfach... ich sein darf. Vielleicht ist es genau das, warum ich jetzt das Gefühl habe, dir vertrauen zu können."
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-24-2024, 09:18 PM,
Beitrag #22
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Natürlich dementierte sie erst heftig. Leander blieb einfach nur ruhig sitzen und sah sie geduldig an, in der Annahme, dass sie dann vielleicht doch mit der Wahrheit herausrücken würde. Allerdings blieb sie dabei, was auch eine Möglichkeit war, auch wenn die offiziell weiblichen Tugenden so hoch hielt, dass ihr die tatsächlich gelebten Realitäten vermutlich einen Schock verpassen würden.
“Nun, es gibt viele junge Damen, die schon vor ihrer Ehe Erfahrungen sammeln. Solange dies nicht zu unehelichem Nachwuchs führt, ist es meistens auch nicht der Rede wert. Ich hatte bei unserem Gespräch über den Ehevertrag durchaus das Gefühl, dass du und dein Sklave Nicander solche Erfahrungen geteilt haben könntet. Was kein Problem zu sein braucht, auch zukünftig nicht, sofern es offen kommuniziert wird und Regeln dabei eingehalten werden. Wie etwa, dass nur Praktiken zum Einsatz kommen, die keinesfalls in einer Schwangerschaft münden können. Ich bestehe nicht auf Jungfräulichkeit, lediglich auf gesicherter Vaterschaft eventueller Kinder.“
Leander hörte ihre Erklärung an, aber war sich nicht ganz sicher, welche Schlüsse er daraus ziehen sollte. Für ihn stand fest, dass sie unter keinen Umständen unbequem zusammen in einem zu schmalen Bett schlafen würden, selbst wenn sie einen Coitus vollziehen sollten. Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass Orestilla eben jenes verlangen würde in einem solchen Fall.

Also entschied er sich, erst einmal Zeit zu gewinnen, indem er sie von seinem Schoß hob und auf die Beine stellte und dann aufstand. “Ich denke, das Essen sollte nun auch fertig sein. Ich sehe eben nach und lasse etwas herbringen“, sagte er also, als habe er vergessen, dass sie ihm gerade Sex angeboten hatte. So oder so würde ohnehin nichts vor dem Essen passieren.

Er verließ also den Raum und kurze Zeit später kam dann auch Innogen mit einem Tablett herein, auf dem sich mehrere kleine Keramikschalen befanden. Die Küche hatte Erbsen, Eier, Wurzelgemüse und Pinienkern-Creme vorbereitet, das Fleisch des Opfertieres war in einer hellen Sauce geschmort worden, und dazu gab es kleine, noch dampfende Brotfladen. Innogen stellte alles auf den Tisch und ging dann wieder hinaus, während Leander mit einem Krug gesüßtem Posca und zwei Trinkbechern das Zimmer wieder betrat und die Tür schloss. Er nahm an, dass Orestilla heute lieber ohne anwesende Sklaven essen wollte, sonst hätte sie sich nicht für dieses Zimmer entschieden. Er stellte also alles auf den noch wenigen, freien Stellen des Tischchens ab und holte sich den zweiten Stuhl heran.
“Bitte, lass es dir schmecken. Wenn etwas fehlen sollte, gebe ich der Küche bescheid.“
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11-25-2024, 10:29 PM,
Beitrag #23
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich saß da, während er den Raum verließ, und spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Meine Hände lagen im Schoß, still und brav, aber mein Herz hämmerte, als würde es aus meinem Brustkorb springen wollen. Hatte er wirklich geglaubt, dass ich und Nicander…? Ich hätte ihm sofort widersprechen sollen und hätte mich deutlicher verteidigen müssen! Doch die Worte blieben mir im Hals stecken und jetzt war er fort, um nach dem Essen zu sehen, als wäre nichts gewesen.

Kurz darauf kam Innogen, die junge Sklavin aus der Küche, mit einem Tablett in den Händen herein. Sie bewegte sich schnell, fast lautlos, doch ich konnte ihren Blick spüren, auch wenn sie die Augen gesenkt hielt. Meine Wangen brannten noch immer und ich fragte mich, was sie wohl dachte. Ob sie ahnte, was ich Leander gerade angeboten hatte? Oder schlimmer noch, ob sie gehört hatte, was er über mich und Nicander gesagt hatte?
Ich richtete mich auf und bemühte mich, ruhig zu wirken, doch meine Hände fühlten sich feucht an, als ich sie auf die Armlehne des Stuhls legte.
"Stell es bitte dort ab", murmelte ich und deutete auf den Tisch.
Die Sklavin gehorchte ohne ein Wort, aber ich konnte schwören, dass ein leichtes Zucken um ihre Lippen spielte. Ein Lächeln? Oder nur Einbildung? Mein Kopf spielte mir Streiche, da war ich mir sicher. Doch die Vorstellung, dass sie später mit den anderen Sklaven über mich tuscheln könnte, ließ mich innerlich schrumpfen. Ich kannte solche Blicke von meiner Mutter. Sie war die Meisterin darin, jemanden mit Schweigen zu tadeln.
Als Innogen den Raum verließ, wagte ich es erst wieder zu atmen. Ich war allein, und doch fühlte ich mich beobachtet und bewertet. Hatten meine Eltern jemals ähnliche Momente erlebt? Oder andere junge Frauen, die sich in einer Ehe zurechtfinden mussten? Es fiel mir schwer zu glauben, dass ich nicht die Einzige war, die sich so fehl am Platz fühlte.

Leander kam mit einem Krug gesüßtem Posca zurück. Sein ruhiger Blick traf meinen, als würde er all meine Gedanken durchschauen können. Ich fragte mich, ob er bemerkte, wie nervös ich war, wie sehr ich darum rang, Haltung zu bewahren.
Ich sollte es mir schmecken lassen, sagte er, während er alles auf dem Tisch arrangierte und sich kurz darauf dann zu mir setzte. Ich nickte stumm, obwohl mein Magen wie ein Stein war. Der Duft des Essens war köstlich, doch ich fühlte mich zu beschämt, um viel zu essen.

"Das ist nicht wahr!" entfuhr es mir plötzlich und unerwartet. "Nicander und ich… da war nie etwas!" Meine Stimme war lauter, als ich wollte, und ich merkte, wie ich mich unruhig auf meinem Platz hin- und her bewegte. "Er ist mein Sklave, ja, aber ich würde niemals… niemals solche Grenzen überschreiten. Nicander ist freundlich und loyal", fuhr ich fort, leiser nun, aber nicht minder entschlossen. "Er spielt für mich Theaterstücke, weil es mir Freude macht. Das ist alles. Es wäre ungerecht, etwas anderes anzunehmen." Meine Stimme brach am Ende fast, und ich senkte den Blick, peinlich berührt von meiner eigenen Kühnheit. Doch ich hatte gesagt, was ich sagen wollte. Es lag nun an ihm, zu entscheiden, ob er mir glaubte.
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-26-2024, 07:50 PM,
Beitrag #24
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander saß kaum, als Orestilla sehr heftig anfing, seiner vorherigen ihr anvertrauten Beobachtung zu widersprechen. Er hob leicht fragend die Augenbrauen. “In Ordnung“, sagte er mangels eines besseren Einfalls. Und er war sich zweier Sachen recht sicher: Dass sie gerade wütend war, und dass sie ihr Angebot damit wohl zurückgezogen hatte. Sie war so wechselhaft und emotional. Ein Grund, warum die getrennten Betten bis auf weiteres eine gute Idee waren.

Aber sie hatte ihn wahrscheinlich falsch verstanden. Unbeeindruckt von ihrem Ausbruch schenkte Leander die beiden Becher ein und nahm sich einen Teller, um sich etwas zu essen zu nehmen. “Ich denke, du vermutest einen Vorwurf, wo keiner zu finden war. Ich sage es gerne noch einmal: Ich neige nicht zu Eifersucht. Wenn du noch jungfräulich bist, ist dies gut zu wissen, damit ich dir nicht unbeabsichtigt weh tue oder zu viel von dir verlange. Aber alles, was ich mit meiner vorherigen Beobachtung ausdrücken wollte, war, dass es vollkommen in Ordnung wäre, wenn dem eben nicht so wäre. Ich würde dich deshalb kein bisschen weniger achten oder auf eine Bestrafung deines Sklavens bestehen oder dergleichen. Vielmehr wäre es dann nur eine Sache, deren Grenzen wir gemeinsam besprechen müssten.“ Vielleicht verstand sie ja, wie es gemeint war, wenn er es etwas mehr erklärte.
“Von daher, wenn er lediglich durch Theaterstücke für deine Freude sorgt, ist das gut. Ich möchte, dass du glücklich bist, und wenn er so dabei hilft, ist das gut. Und solltest du doch eines Tages nach einer anderen Art der Freude verlangen, möchte ich, dass wir dann darüber offen und ehrlich reden.“

Noch besser erklären konnte er es wohl kaum. Wenn ihr Geist nicht bereit war, mehr Möglichkeiten auch nur theoretisch in Betracht zu ziehen, dann war sie mit dieser Einstellung zwar nicht allein, aber Leander fände es durchaus ein wenig bedauerlich. Frauen, die derart strikt darin waren, was sich im sexuellen Kontext gehörte und was nicht, empfanden meist sehr wenig Freude am Akt und waren neuen Erfahrungen dabei weitestgehend abgeneigt.  Und Leander war durchaus offen und fand Gefallen an diversen Praktiken.
Er faltete seine Serviette über den Schoß und befreite so seinen Löffel, ehe er zu Essen begann. “Allerdings hoffe ich, dass wir über sexuelle Wünsche, Vorlieben, Träume, was dir gefällt und was nicht, durchaus werden reden können. Eine offene Kommunikation erleichtert es, ein gemeinsames Lusterlebnis zu finden.“
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11-26-2024, 11:23 PM,
Beitrag #25
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Während die Hitze in meinen Wangen immer stärker wurde, senkte ich meinen Blick. Wie konnte ich seine Worte so falsch verstanden haben? Alles, was ich in seinem Ton gehört hatte, war Vorwurf, und doch … je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich mich geirrt hatte. Er hatte mir nichts vorgehalten, sondern einfach nur versucht, etwas anzusprechen, das ich selbst kaum verstand.
"Ich …" ich hielt kurz inne, suchte nach den richtigen Worten. "Ich habe das wohl falsch verstanden, bitte verzeih mir!" Meine Stimme war leise, beinahe ein Flüstern. "Ich dachte … ich dachte, du würdest mir vorwerfen, ich hätte mich … ungebührlich verhalten. Aber das war nicht deine Absicht, oder?" ich warf ihm einen scheuen Blick zu, weil ich so unsicher war, ob ich damit richtig lag.

Ach, wie ich mich schämte! Nicht nur, weil ich ihm Unrecht getan hatte, sondern auch, weil ich so wenig wusste. Alles, was ich jemals über solche Dinge gehört hatte, waren Andeutungen oder Geschichten, und natürlich die strengen Belehrungen meiner Mutter. Wünsche, Vorlieben – diese Worte hatten in meinem bisherigen Leben keinen Platz gehabt. Träume jedoch … Träume hatte ich. Ich wagte, ihn anzusehen, aber seine Augen zu treffen, fiel mir schwer. Stattdessen starrte ich auf den Becher vor mir, dessen Inhalt sich sanft bewegte, als ich ihn aufnahm. Meine Gedanken waren ein Durcheinander, und doch wusste ich, dass ich jetzt nicht schweigen konnte. Wenn ich diese Ehe zu etwas machen wollte, das nicht nur aus Verpflichtungen bestand, musste ich ehrlich sein – mit ihm und mit mir selbst.
"Ich habe keine Ahnung von solchen Dingen", begann ich leise, meine Worte mehr an den Becher als an ihn gerichtet. "Alles, was ich darüber weiß, sind die strengen Regeln, die mir beigebracht wurden. Was man darf, was man nicht darf. Aber ich … ich habe Träume." Mein Herz schlug schneller, als ich das zugab. Es war das erste Mal, dass ich es laut aussprach.

"Die Liebe kenne ich nur aus den Geschichten", begann ich, den Blick fest auf den Tisch gerichtet. "Aus den Tragödien, die uns von einer Welt erzählen, die so weit weg scheint. Dort gibt es Helden, die für ihre Liebe kämpfen, und Frauen, die alles für ein einziges Wort der Zärtlichkeit opfern würden." Ich hielt inne, ließ die Worte auf der Zunge zergehen, bevor ich weitersprach. "Manchmal frage ich mich, ob das wirklich existiert – diese Nähe, diese Wärme. Oder ob es nur eine schöne Lüge ist, die wir uns erzählen, um die Wirklichkeit erträglicher zu machen."
Ich hob den Blick, wagte es diesmal, ihn direkt anzusehen. Mein Herz schlug schneller, als ich die Wahrheit aussprach, die ich tief in mir verborgen hatte. "Ich sehne mich nach Zärtlichkeit", gestand ich. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Nach jemandem, der mich ansieht und mehr in mir sieht als nur eine Rolle, die ich spielen soll. Der nicht nur erwartet, sondern auch gibt. Der mich nicht nur hält, sondern wirklich bei mir ist."
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-27-2024, 05:34 PM,
Beitrag #26
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander hielt sich selbst eigentlich für einen sehr höflichen Menschen. Aber gerade war er sich nicht sicher, wie viel vorsichtiger er noch sein sollte, damit Orbana sich endlich entspannte und nicht in jedes seiner Worte einen Vorwurf interpretierte, der gar nicht da war. “Es gibt keinen Grund, dich zu entschuldigen, und es gibt ebensowenig etwas zu verzeihen. Bitte, Orestilla, entspanne dich. Hier gibt es niemanden, der dich beurteilt.“ Zumindest nicht so, wie sie sich das vorstellte. Natürlich beurteilte Leander seine Braut und kam zu dem Urteil, dass sie einfach noch nicht so weit war. Aber das war nicht schlimm, denn sie hatten Zeit. Es musste nicht gleich heute alles perfekt sein.

Immerhin fing sie an, zu reden, wenn schon nicht zu essen, und offenbarte sehr romantische Vorstellungen. Leander unterbrach seine Mahlzeit und überlegte, was er da antworten sollte. “Meiner Erfahrung nach verwechseln sehr viele Menschen Lust, Bewunderung und Liebe miteinander. Man sieht jemanden und möchte ihm Nahe sein? Das ist meistens Lust. Unterstellen wir edle Motive, die keine Körperlichkeit beinhalten, sondern nur den Wunsch, diese Person kennenzulernen, dann ist das Bewunderung. Wird es begleitet von einem flatternden Gefühl in der Brust, ist es vielleicht auch Verliebtheit. Aber Liebe ist etwas vollkommen anderes, und das verstehen die meisten Menschen nicht. Echte Liebe existiert, aber sie erfordert Zeit. Zeit, den anderen kennen zu lernen und seinen Charakter zu ergründen. Zeit, festzustellen, in welchen Bereichen man tatsächlich harmoniert und was viel mehr eigentlich nur der eigenen Vorstellung wegen wahlweise Lust oder Bewunderung entsprach, der Realität aber nicht entspricht. Aber wenn man sich die Zeit gibt, den anderen wirklich kennen zu lernen, lernt man das zu lieben, was der andere wirklich ist, und wird im Gegenzug für die Person geliebt, die man selbst wirklich ist.“
Leander nahm seinen Teller wieder auf und fuhr fort, zu essen. “Nur fehlt es den meisten Menschen dafür an der nötigen Geduld, und sie verharren stets auf der Stufe von Lust oder Bewunderung. Von daher verstehe ich deinen Traum, Orestilla, und ich hoffe aufrichtig, dass wir beide zu dem Punkt kommen, den du dir ersehnst. Allerdings meinte ich zuvor eher Träume im körperlichen Bereich. Dass du ein Bild oder so etwas von einer Praktik siehst oder hörst, die du ausprobieren möchtest, oder eine Phantasie, an die du denkst, wenn du dich selbst befriedigst.“
Leander hielt kurz in seiner Mahlzeit inne, als ihm ein erschreckender Gedanke kam, und mit leicht gerunzelter Stirn fragte er in diesem Fall doch nach. “Du befriedigst dich doch selbst?“ Bei all den anderen Dingen, die er heute Abend über Orestilla erfahren hatte, war dies keine Selbstverständlichkeit.
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11-28-2024, 10:46 PM,
Beitrag #27
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich hielt den Atem an, als er sprach, und versuchte, den Fluss seiner Worte zu erfassen. Es war schwer, nicht von seiner Ruhe beeindruckt zu sein und ebenso schwer, nicht von seiner Offenheit überrumpelt zu werden. Während er von Liebe, Lust und Bewunderung sprach, fragte ich mich plötzlich, ob Leander jemals verliebt gewesen war. Seine Worte klangen, als spräche er aus Erfahrung.  Aus einer Weisheit, die ich mir nicht einmal vorzustellen wagte.
Er wünschte sich wirklich für uns, dass wir eines Tages eben jene Stufe erreichen würden, in der wir wahre Liebe füreinander empfinden würden. Der Gedanke gefiel mir, so dass sich ein verträumtes Lächeln auf meinem Gesicht abzeichnete. Doch im nächsten Moment begann er über diese Träume im körperlichen Bereich zu sprechen. Was sollte das heißen? Ich dachte wieder an die Geschichten, die ich kannte, an die sanften Berührungen und die langen Blicke zwischen Liebenden. Sollte ich solche Träume haben? Tat ich das nicht?
Aber je mehr er sprach, desto klarer wurde mir, dass er etwas anderes meinte: bestimmte Praktiken, über die ich in der Öffentlichkeit sicher kein Wort verloren hätte, wenn ich denn welche gekannt hätte. Doch der peinlichste Moment dieser Unterhaltung war noch nicht erreicht, doch er ließ nicht lange auf sich warten! Als er schließlich fragte, ob ich mich selbst befriedigte, schoss mir die Scham heiß ins Gesicht. Ich senkte den Blick und presste die Hände um den Becher, um irgendetwas festzuhalten, das mich stabilisierte. War das eine Frage, die man stellte? Eine Frage, die man beantwortete? Ich hatte keine Worte dafür – weder für die Frage noch für das, was sie in mir auslöste. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, obwohl mein Herz wie verrückt schlug. Ich wusste, dass ich antworten musste, aber was sollte ich sagen? "Nein" hätte vielleicht alles noch schlimmer gemacht. "Ja" hätte mich bloßgestellt. Ich war gefangen zwischen der Ehrlichkeit, die er von mir wollte, und der Scham, die mich überflutete. Stattdessen wählte ich einen Ausweg, der sich sicherer anfühlte. "Ich … ich habe darüber nie nachgedacht," murmelte ich schließlich, wobei meine Stimme brüchig klang. Es war nicht ganz gelogen, aber auch nicht die volle Wahrheit. Gewiss erkundete ich gelegentlich meinen Körper. Besonders in den vergangenen Jahren hatte er sich stark verändert. Ich wuchs und erblühte. Dabei hatte ich hin und wieder auch besondere Stellen an meinem Körper entdeckt, die plötzlich anders reagierten, als zuvor. Neue besondere Reize, die angenehm waren und mich beruhigten, oder in helle Aufregung versetzten, wenn ich sie zu lange oder zu intensiv berührte. Es war etwas, das ich nicht verstand und das mich gleichermaßen faszinierte und verunsicherte. Ich hatte nie gewagt, darüber mit jemandem zu sprechen, und selbst in meinen Gedanken schlich sich oft ein Gefühl von Scham ein, wenn ich mich daran erinnerte. Aber in jenen Momenten, allein mit mir selbst, fühlte ich mich frei, neugierig und … lebendig.
Doch was Leander jetzt von mir wissen wollte, brachte mich aus der Fassung. War das, was ich manchmal tat, das, wovon er sprach? Sollte ich ihm das sagen? Konnte ich das überhaupt? Es war, als hätte er ein Geheimnis ausgesprochen, das ich nicht einmal mir selbst vollständig eingestehen konnte.
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11-29-2024, 01:50 PM,
Beitrag #28
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander sah seine Braut einen langen Augenblick an, seufzte dann und stellte sein Essen beiseite, um sich mit den Händen einmal übers Gesicht und durch die Haare zu fahren. Er war durchaus meistens sehr ruhig und wirkte gelassen, aber auch er erreichte mitunter einen Punkt, an dem er frustriert wurde. Und gerade war so einer.
“Orestilla, ich habe das Gefühl, du denkst, ich spreche diese Dinge an, um dich zu ärgern oder dich in Verlegenheit zu bringen. Aber das ist nicht der Grund.“

Er holte noch einmal tief Luft und war sich nicht sicher, ob er in die Brautsuche nicht doch mehr Zeit hätte investieren sollen oder andererseits es nicht wie alle anderen Männer handhaben sollte und auf die Gefühle seiner Ehefrau nichts geben sollte, sie nicht als Partnerin, sondern eher als Gefäß für die Reproduktion ansehen und sich für die wirklich wichtigen Dinge eben eine Sklavin oder sonstige Freundin suchen sollte. Vermutlich wäre das besser.
“Den meisten Männern ist die sexuelle Erfüllung ihrer Frau vollkommen gleichgültig. Manche Frauen denken sogar, dass sie nie sexuelle Erfüllung fühlen werden, weil Frauen dafür nicht bestimmt seien. Ich weiß, dass es mehr als eine Schrift gibt, die derlei behauptet. Ich entnahm deinen Worten, dass du dir für dein Leben aber anderes wünscht. Das geht aber nicht, wenn du dich dem Thema verschließt und dich auf die eben genannte Position zurückziehst. Ich kann nicht deine Gedanken lesen. Ich weiß, in den romantischen Schriften, die du offensichtlich konsumierst, können das die jungen Helden mitunter, dass sie dem Blick der Frau alle Wünsche entnehmen können. Ich aber kann das nicht. Und ich werde sie auch niemals erahnen oder erraten oder auf sonstige, magische Weise in Erfahrung bringen.“
Leander sah sie einen langen Augenblick an. “Wenn du lediglich eine von Pflicht erfüllte Verbindung wünscht und dich nicht über jegliche Form der körperlichen Möglichkeiten im sexuellen Bereich unterhalten möchtest, dann können wir das so handhaben, wie es in sehr vielen Ehen eben auch ist, wo die Eheleute nur ihre Pflicht drei oder vier Mal im Monat tun und mehr nicht. Wenn das dein Wunsch ist, dann musst du es nur sagen, und ich werde nie wieder auch nur eine weitere Frage stellen. Denn ich möchte dich weder in Verlegenheit bringen, noch in die von mir favorisierte Partnerschaft zwingen.“
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11-30-2024, 10:52 PM,
Beitrag #29
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Es tat mir so leid, dass ich ihn so frustriert hatte. Ich konnte es in seinen Augen sehen, auch wenn er seine Worte mit so viel Bedacht wählte. Dabei wünschte ich mir genau das, was er sich ersehnte – eine echte Partnerschaft, in der wir offen über alles sprechen konnten. Doch wie sollte ich das schaffen, wenn ich selbst kaum wusste, wo ich anfangen sollte?
Ich spürte, wie sich ein dicker Kloß in meiner Kehle bildete. Ich hätte wirklich heulen können, doch noch kämpfte ich dagegen an. Das Letzte, was er jetzt sicher brauchte, war eine Braut, die in Tränen ausbrach und ihm Vorwürfe machte.

"Nein, nein. Das denke ich nicht! Ich weiß, dass du mich nicht ärgern willst," sagte ich schnell, beinahe zu hastig, um die Stille zu füllen. "Es ist nur... es fällt mir schwer, darüber zu reden." Ich fühlte mich wie ein Kind, das plötzlich in eine Welt geworfen wurde, von der es zwar träumte, die es aber nicht verstand. Die Tragödien und romantischen Geschichten, die ich so liebte, hatten mich in eine Illusion von Liebe und Leidenschaft gehüllt. Doch diese Liebe, die ich mir so sehr erhoffte, schien so weit entfernt von dem, was Leander gerade von mir wollte. Nicht, weil ich sie nicht wollte, sondern weil ich keine Ahnung hatte, wie ich dorthin gelangen sollte.

Aber dann spürte ich, wie meine Kehle noch enger wurde. Die ersten Tränen stiegen mir in die Augen, als er weitersprach. Ich hatte nicht weinen wollen, aber seine ruhigen, sachlichen Worte brachten etwas in mir zum Vorschein, das ich nicht länger unterdrücken konnte. Es war, als hielte er mir einen Spiegel vor, der all meine Unsicherheiten und mein Unvermögen offenbarte.
"Es tut mir so leid," flüsterte ich schließlich. Wofür genau, wusste ich nicht einmal. Dafür, dass ich so wenig wusste? Dafür, dass ich ihn missverstanden hatte? Dafür, dass ich ihn vielleicht enttäuschte, obwohl er so geduldig war?
Die Tränen liefen nun frei über mein Gesicht, und ich hatte keine Kraft mehr, sie wegzuwischen. "Ich... ich weiß, ich bin eine einzige Katastrophe," gestand ich leise und senkte den Blick. "Du bist so geduldig mit mir, aber ich mache es dir so schwer." Meine Stimme brach, und ich schluckte, um den Kloß in meiner Kehle zu lösen.
"Ich will nicht, dass du denkst, ich wolle mich verschließen. Ich... ich weiß nur einfach nicht, wie ich darüber sprechen soll. Ich weiß nicht, was ich will. Ich habe doch nie..."

Seine Worte über eine von Pflicht erfüllte Verbindung hallten in mir nach und ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. So wie er es beschrieben hatte, klang es nüchtern, lieblos, leer. Nein, das war nicht, was ich wollte. Das konnte ich nicht wollen.

"Nein, das möchte ich nicht," sagte ich schließlich leise, aber fest. Ich hob den Blick, obwohl ich mich unsicher fühlte, und sah ihm direkt in die Augen. "Ich möchte keine Verbindung, die nur aus Pflicht besteht. Ich weiß, dass ich bisher nicht sehr... offen war, aber ich wünsche mir eine Partnerschaft, wie du sie beschrieben hast. Eine, in der wir ehrlich miteinander sein können und in der wir lernen, uns wirklich zu verstehen."
Ich atmete tief durch und suchte nach Worten, die ihm begreiflich machen konnten, wie sehr ich mich bemühte. "Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss, und ich bin mir bewusst, wie ahnungslos ich bin. Aber ich will es versuchen. Und dabei brauche ich dich."
Ich legte meine Hände in den Schoß, um die Nervosität zu verbergen, die in meinen Fingern kribbelte, und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Ja, ich brauche deine Hilfe, Leander. Und deine Geduld. Ich kann nicht erwarten, dass du meine Gedanken liest, das verstehe ich. Aber wenn du mir hilfst, zu entdecken, wer ich bin und was ich will... dann verspreche ich dir, dass ich bereit bin, mich darauf einzulassen."
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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12-01-2024, 04:04 PM,
Beitrag #30
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander hatte in seiner Lebenszeit und insbesondere seiner Zeit als Sklave viele Tränen schon gesehen. Dennoch war es ihm deutlich unangenehm, dass Orestilla jetzt vor ihm weinte, wo er doch eigentlich alles in seiner Macht stehende tat, dass sie sich wohlfühlte und ihr alle Optionen offen ließ. Sie musste nur sagen, was sie wollte! Aber offenbar bestand ihr Wille daraus, sich nicht entscheiden zu wollen und vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, was so ziemlich das einzige war, das zu tun Leander sich weigerte.
Aber sie war einfach noch so jung. Wahrscheinlich lag es daran. In jedem Fall war sie noch nicht bereit für alles körperliche, und Leanders Entschluss, die Produktion von Nachkommen einstweilen zu verschieben, wurde hiermit adamant. Er atmete noch einmal tief durch und bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck.

“Du hast nichts gegessen und meine Gegenwart macht dich nervös. Ich werde nach draußen zu unseren Gästen gehen, sofern sie noch anwesend sind, damit du hier zur Ruhe kommen kannst“, sagte er und erhob sich. Sollte er noch etwas hinzufügen? Er wusste nicht, welche Zusicherung seinerseits noch etwas an der heutigen Situation hätte verändern können, wo er schon so häufig gesagt hatte, dass sie keine Angst vor ihm zu haben brauchte und er einfach nur offene Ehrlichkeit wünschte. Eine weitere Wiederholung, dass ihr hier keine Gefahr drohte, wäre wohl sehr redundant, also verzichtete Leander auf eine solche.
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