09-14-2024, 07:39 PM,
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Porta
Die beeindruckende rotbraune schwere Tür befindet sich zwischen zwei Geschäftsräumen und führt in ein aufwendig gestaltetes breites Vestibulum, das wiederum ins Atrium des Domus mündet.
Hier hält der Ianitor Vitalis Wache, ein großer blonder Kelte mit einem Zwinkern im Blick, doch Fäusten, die einen totprügeln können.
Der Dominus des Hauses gestattete sich, einen kleinen aber durchaus eleganten Platz zwischen Straße und dem Haus zu errichten, sodass der Eingang nicht sofort an der Straße ist. Inmitten einiger kleiner Blumenbeete und Vasen stehen links und rechts Steinbänke, die für die Kunden der Geschäfte zum Verweilen einladen.
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11-20-2024, 01:13 PM,
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RE: Porta
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Saturninus bemerkte durchaus, dass Taurus öffentlichen Raum ein wenig für seine Zwecke umgestaltete. Vor der Porta lag ein kleiner, eleganter Vorplatz mit Bänken und sorgfältig geharkten Beeten, die in der schönen Jahreszeit voller Blumen stehen würden. Das störte den Furius nicht, der ja selbst plante, dem neuen Geschäftsfreund eine öffentliche Straße zuzuschustern.
Als Begleiter hatte er sich seinen Sklaven Scaevus mitgebracht. Der junge Mann war nicht nur höflich und zurückhaltend, sondern hatte auch ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Pläne und Gespräche, selbst solche in Trunkenheit, konnte er aus dem Kopf aufzeichnen beziehungsweise stenographieren. Er diente Saturninus als Sekretär. Scaevus war Linkshänder und deshalb ein wahres Schnäppchen gewesen. Manche Leute irritierte er, doch Saturninus hatte ihn gerne.
Herr und Sklave waren heute locker in griechischer Mode gekleidet. Beide trugen sie aber wollene Umhänge, was dem britannischen Herbst geschuldet war.
"Das ist aber schön geworden hier, Dominus", sagte der Junge sichtlich beeindruckt. Saturninus nickte:
"Mein Gastgeber scheint ein Mann mit vielen Talenten zu sein", bemerkte er:
"Klopfe an, mal sehen, ob jemand zuhause ist"
"Aber bestimmt doch. Man wird dich nicht einladen, Dominus, und dann nicht zu Hause anzutreffen sein", erwiderte Scavus.
"Das wäre in der Tat ein Affront", bemerkte der Furius.
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11-20-2024, 01:27 PM,
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RE: Porta
Es gab bereits neugierige Blicke der Angestellten aus der Taberna zu ihrer Linken. Man war noch nicht viel Andrang gewöhnt. Wenig später jedoch wurde die Tür geöffnet und Vitalis, der blonde Kelte mit dem Kreuz eines Stiers, öffnete, bevor er den Besuch musterte. Die Gesichter kannte er noch nicht. Was nicht schlimm war, er kannte hier noch so gut wie kein Gesicht, neu wie sie waren. Er hatte jedoch einen Plan, wann welcher Besuch erwartet wurde. Sein Herr war umsichtig genug, Missverständnissen vorzubeugen und ihm stets durch einen Sklaven Bescheid zu geben, wenn wichtiger Besuch ins Haus stand.
"Salve", sagte er also in tiefem, doch freundlicherem Ton als es sonst womöglich der Fall gewesen wäre. "Wen darf ich ankündigen?"
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11-20-2024, 01:57 PM,
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RE: Porta
![[Bild: Scaevus-113.jpg]](https://i.postimg.cc/Ghkgd3pL/Scaevus-113.jpg)
Scaevus legte den Kopf in den Nacken, denn der Ianitor war baumlang: "Salve Ianitor", sagte er ebenso freundlich: "Der edle Furius Saturninus, Princeps Officii in Iscalis, gibt sich die Ehre, der Einladung deines Herren, des werten Händler Caecilius Taurus, Folge zu leisten"
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11-20-2024, 02:03 PM,
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RE: Porta
Gute Güte, war das Würmchen winzig. Vitalis nickte knapp.
"Schön. Dein Name wurde mir genannt. Bitte tretet ein. Der Dominus lässt im Triclinium auftragen. Einfach gerade durch das Atrium, da ist die Tür. Willkommen im Domus Caecilia."
Er machte den beiden Gästen Platz, was dank seiner Statur nicht immer einfach war.
>>> Triclinium
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01-26-2025, 04:24 PM,
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Chronist
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RE: Porta
Ein Brief kam an, dem man anmerkte, dass er eine lange Reise zu Wasser und zu Land hinter sich hatte. Der Silberhändler Andrippus hatte ihn aus Londinium mitgebracht, da er an einen Einwohner von Iscalis gerichtet war. Der Brief kam aus der fernen Provinz Syria am anderen Ende der Welt, und war schon etwas mehr als ein Jahr unterwegs:
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Der Kaufmann Patros, Sohn des Neshro,
Bürger der ehrwürdigen Stadt Antiochia am Fluss Orontes
grüßt den edlen Kaufmann Caecilius Taurus in Iscalis,
Provinz Britannien und wünscht ihm Erfolg in all
seinen Geschäften.
Ich habe deinen Namen von deinem werten Herrn Bruder
in Dura Europos erfahren, da wir persönlich ja noch
nicht das Vergnügen hatten. Er sagte mir, dass du
genauso wie er selbst stets umsichtig und diskret
agierst, und dass wenn mir ein Mann in Britannien
weiterzuhelfen vermag, du es sein wirst.
Du hast selbst einen Sohn, und ich schreibe
dir von Vaterherz zu Vaterherz, auch wenn ich
wünschen werde, dass der deine nicht so undankbar
ist wie der meine, der all sein Wohlleben und Ansehen
über Bord geworfen hat, um einer fixen Idee zu folgen.
Die Angelegenheit ist heikel.
Ich habe einen Sohn, der jetzt im zwanzigsten Jahr steht.
Sein Name ist Neshro wie der seines würdigen Großvaters,
der den Wohlstand unserer Sippe begründet hat. Auch
Neshro sollte einst meinen Platz in meiner Firma einnehmen.
Doch leider ergriff ihn eine unselige Liebe zum Theater.
Nicht nur wollte er Stücke ansehen, sondern selbst auf
der Bühne stehen. Er verließ im Streit sein Vaterhaus
und wurde Schauspieler und nannte sich ab sofort Nikander.
Eine Weile blieb er in Antiochia. Dort bekam er aber Händel
mit einem römischen Militär, und er floh.
Lange Zeit hörte ich nichts von Neshro,
bis mir jemand berichtete, er sei in Britannien und dort in
Londinium und dann in deiner Stadt gesehen worden, und
dass er in Problemen steckt.
Seine Mutter Klamida weint sich jetzt die Augen aus.
Daher entschied ich: Wenn Neshro bereit dazu ist,
wieder seinen alten Platz als mein Sohn und Erbe
einzunehmen, so soll ihm all sein Unwesen verziehen werden.
Er ist doch unser einziges Kind, und ich werde alt.
Ich bitte dich also auf Knien, meinen Sohn Neshro aufzutreiben,
alle Schulden zu bezahlen, die er vermutlich gemacht hat
und ihn in das nächste Schiff zu setzen, welches Britannien
verlässt, sobald die Schifffahrtsaison wieder beginnt.
Alle Auslagen und eine Mittlerprovision
sollen dir erstattet werden, teurer unbekannter Freund,
und wir werden dir ewig dankbar sein.
Es verbleibt der sorgende Vater
Abba Bin Neshro
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