11-08-2024, 12:11 PM,
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RE: [Kerker]
Corvus Geschichte war menschlich anrührend. Saturninus empfand das durchaus so und ja, er hatte den Jungen gerne oder zumindest gerne gehabt, so dass sich einen Moment lang zur Erbitterung Mitgefühl in sein Herz schlich. Einen Augenblick lang dachte er auch an seine eigenen verstorbenen Eltern. Für die war er immer nur "der Erbsohn" gewesen. Bereits bei Corvus Worten "Liebe und Geborgenheit" hätten sie kaltlächelnd abgewinkt und ihm dem Henker überlassen. Saturninus jedoch konnte sich nie von Sentimentalität befreien. Er nickte daher nur:
"Erzähle das deinem Richter, C...Alun. Ich werde das nicht sein. Da unklar ist, ob du ein römischer Bürger bist, werde ich deinen Fall vor den Statthalter bringen. Eventuell sprichst du mit Philus, der angeboten hat, dein Anwalt zu sein", sagte er ernst.
Das er, Saturninus, der Ankläger sein würde, stand außer Zweifel:
"Es würde für dich und deine guten Absichten sprechen, wenn du mir nun die Wahrheit darüber verrätst, wo du in den letzten zwei Monaten gewesen bist", fuhr er fort:
"Und mit wem du dich getroffen hast. Namen, Daten, Orte"
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11-10-2024, 09:20 AM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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RE: [Kerker]
Vielleicht hatte ich tatsächlich gehofft, dass ich mit meiner Geschichte Furius' Herz ein wenig berühren könnte. Zuerst dachte ich auch, dass mir das gelungen sei. Aber im nächsten Moment kehrte die Ratio zu ihm zurück. Er wollte mich tatsächlich vor den Statthalter zerren und anklagen! Saturninus‘ Stimme klang kalt und hart, wie blanker Stahl. Sein eisiger Blick ruhte auf mir. Als er meinen richtigen Namen aussprach, fühlte es sich wie eine Ohrfeige an.
Ich solle mit Philus sprechen, der sich als Anwalt angeboten habe, fügte er mit ernstem Blick hinzu. Dass er selbst mein Ankläger sein würde, daran bestand kein Zweifel, seine Haltung, seine Worte, alles an ihm ließ keinen Raum für Spekulationen. Er würde mich nicht verschonen.
Als er nun wissen wollte, was ich in den letzten zwei Monaten getan hatte und wo ich mich aufhielt, klang es zunächst wie eine höfliche Bitte, doch ich erkannte die Schwere des Befehls, der darin lag. Sein Blick durchbohrte mich, und ich wusste, dass er nichts weniger als die ganze Wahrheit erwartete. Aber die konnte und wollte ich ihm nicht geben.
Äußerlich wirkte ich ruhig, aber innerlich war ich in Aufruhr. Etwas in mir drängte mich, ihm eine faustdicke Lüge aufzutischen. Mir, der ich doch ein Meister der Lüge war, würde es nicht schwer fallen, etwas zu erfinden, das plausibel klang und mir vielleicht doch noch das Leben retten konnte. Dem stand nun der Wille gegenüber, ihm entgegenzuschreien, was ich wirklich von ihm und seinesgleichen hielt. Wie sehr ich ihn und alle anderen Römer verachtete und dass ich bis zu meinem letzten Atemzug alles tun würde, um sie zu bekämpfen. Schließlich entschied ich mich, nichts zu sagen.
"Das kann und werde ich dir nicht sagen", antwortete ich ruhig, wohl wissend, dass der Römer sich mit einer solchen Antwort nicht abspeisen lassen würde.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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11-14-2024, 01:13 PM,
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RE: [Kerker]
Das war nicht Corvus, den er kannte. Tatsächlich kannte Satrurninus den Mann vor ihm überhaupt nicht mehr. Da war Widerstand, in der Ruhe und Höflichkeit seines ehemaligen Dolmetschers glaubte Saturninus sogar, eine Art Verachtung zu lesen, die Worte eines Mannes, der mit allem abgeschlossen hatte. Er weigerte sich, ihm Rede und Antwort zu stehen.
"Dein Kopf steht ohnehin auf dem Spiel! Ist dir das klar? Sag mir, wo du gewesen bist! Und wenn du nach Londinium gefahren wärst, um die Gattin des höchstselben Legaten Augusti zu pimpern, das wäre weniger schlimm, als wenn du schweigst und ich dich für einen keltischen Spion halten muss!", fuhr Saturninus den Gefangenen an:
"Weißt du nicht, dass ich dich mit Ruten schlagen lassen kann?", Saturninus gab den Amtsdienern einen Wink. Die Amtsdiener holten die ferulae, die Züchtigungsruten aus Haselnusszweigen, die sie mitgebracht hatten, hervor und zeigten sie Alun, ohne jedoch näher zu treten. Ihnen war anzusehen, wie gleichgültig sie dem Ganzen gegenüber waren. Sie hatten noch schlimmere Werkzeuge in ihrem Sack.
Saturninus jedoch war nicht gleichgültig, wie ein dunkler Panther strich er von einem Ende des Raumes zum anderen.
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11-16-2024, 07:08 PM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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Beiträge: 291
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: [Kerker]
Furius Saturninus’ Worte hallten in meinem Kopf wider, jedes einzelne wie eine scharfe Klinge, die nach einem Riss in meiner Fassade suchte. Doch war da nicht auch noch ein Hauch von Zögern, als würde er mir trotz allem noch eine Chance geben wollen. Seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton, als ob er mir mit dieser provokanten Bemerkung eine Brücke bauen wollte. Ich hielt inne, unsicher, ob ich ihm wirklich etwas anvertrauen sollte. Hatte er tatsächlich versucht, mir zu helfen? Oder war es eine Finte, um mich aus der Reserve zu locken? Sein Blick ruhte hart auf mir, doch ich glaubte, einen flüchtigen Funken Mitgefühl darin zu sehen. Einen schwachen Lichtschein, den ich nicht einzuordnen wusste.
Als ich weiterhin schwieg, gab er den Amtsdienern einen Wink, und sie reagierten sofort. Mit einer fast lässigen Gleichgültigkeit griffen sie nach den Haselnussruten, die sie mitgebracht hatten. Ihre Mienen blieben ausdruckslos. Das hier war für sie Routine. Doch ich wusste, dass diese Ruten nur der Anfang waren. In ihrem Sack lauerten Werkzeuge, die weitaus schlimmer waren, Instrumente, die Menschen brechen konnten. Die Amtsdiener warteten auf ein weiteres Zeichen ihres Vorgesetzten, und ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war.
Der Furier jedoch wirkte alles andere als gleichgültig. Seine Anspannung war regelrecht greifbar. Seine Augen funkelten. Ein Zeichen, dass er bereit war, alles zu tun, um die Wahrheit aus mir herauszupressen.
Ich jedoch hielt seinem Blick stand, doch innerlich begann ich zu zweifeln. Wie lange konnte ich das durchhalten? Wie lange, bis die Angst und der Schmerz mich zu einem Verräter machten? Doch jetzt, in diesem Moment, blieb ich standhaft. Ich spürte die Verachtung in mir, die er ganz sicher auch in meinen Augen gelesen hatte.
"Ich habe nichts zu sagen," wiederholte ich mit einer ruhigen und festen Stimme, die darüber hinweg täuschte, wie sehr ich mich fürchtete.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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11-19-2024, 05:58 PM,
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RE: [Kerker]
Saturninus spürte den Widerstand, den Corvus ihm erneut bot und wie es in seiner Natur lag, reizte das ihn und kämpfte mit der dignitas, die er anstrebte. Zu einer Haltung kühler Würde passte sein Temperament nicht. Er verschränkte die Arme:
"Zwölf Rutenstreiche" , befahl er.
Die Amtsdiener traten auf den Gefangenen zu. Sie warfen ihn quer über den Tisch, der jetzt nicht nur zur Bequemlichkeit der Zelle diente. Mit einem Seil banden sie ihm die Arme und Beine fest, so dass er mit dem Oberkörper über der Tischplatte lag. Dann entblößten sie seinen Rücken. Geknebelt wurde Alun nicht - er sollte jederzeit die Gelegenheit haben, die Prozedur zu unterbrechen, um zu gestehen. Die Männer schlugen zu. Die dünnen Zweige der Rute waren elastisch, und durch den kräftigen Aufschlag durch die Verbreiterung am Ende Durch die dünnen Zweige entstanden einige Hautverletzungen in Form von Striemen und blutenden Schwielen.
Saturninus selbst war als Junge geschlagen worden; Schläge waren in der römischen Welt selbstverständlich: Kindern gegenüber, Sklaven, Gefangenen, selbst Soldaten gegenüber. Doch Corvus hatte er einst als Freund betrachtet.
"Sagst du mir jetzt, was ich wissen will, du keltischer Hund!", fuhr er den Mann an.
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