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[Kerker]
09-16-2024, 05:46 PM,
Beitrag #1
[Kerker]
[Bild: Kerker3.jpg]

Ein Verlies, das man über eine Treppe erreicht. Obwohl Tageslicht nur von oben eindringt, ist dieser Raum keineswegs eine Todeszelle, sondern bietet mit  Strohmatratze, einfachem Tisch und anderer Ausstattung sogar gewisse Bequemlichkeit.
Aufständische werden dagegen unter der Erde in Gewölben, die man grob aus dem Stein herausgehauen hat und die nur über eine Leiter zugänglich sind und mit Falltüren verschlossen werden, bis zu ihrer Hinrichtung gefangen gehalten.
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09-22-2024, 09:13 PM,
Beitrag #2
RE: [Kerker]
Von diesem Ort hielt sich Philus eigentlich fern. Nun, so wie jeder. Der Kerker war kaum in Benutzung. Nun, außer man suchte ein stilles Örtchen, um sich mit einem Liebchen zu vergnügen. Nun, hatte er gehört...
Nun jedoch würde die Zelle auch jemanden für länger beherbergen. Philus, der hinter den Wachen die Treppe hinunterkam, schloss die Tür hinter sich. Corvus wurde eingesperrt und Philus mochte das gar nicht. Er hatte den Übersetzer gut leiden können. Umso schwieriger die Situation, schließlich konnte ihn die fortwährende Lügerei nochmal den Kopf kosten.
"Lasst uns allein", sagte er den Männern, bevor er sich vor die Tür stellte und den Blick des Gefangenen suchte, dem man noch keine Gelegenheit gegeben hatte, sich zu rechtfertigen.
"Erzähl schon, was ist passiert? Antworte, umso schneller kommst du hier heraus und wir können diese Angelegenheit vergessen. Wo warst du? Bei irgendeinem Mädchen? Wenn ja gib's zu, stell sie uns vor und ich sorge dafür, dass die Sache vergessen wird."
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09-24-2024, 10:44 PM,
Beitrag #3
RE: [Kerker]
Ich saß in der spärlich beleuchteten Zelle, die nur wenig von dem Schrecken ausstrahlte, den ich von einem Kerker erwartet hatte. Das Tageslicht drang matt von oben herab, und obwohl ich eingesperrt war, fehlte dieser Zelle die trostlose Kälte eines Todesverlieses. Die Strohmatratze in der Ecke, der einfache Tisch – all das verlieh dem Raum eine merkwürdige Art von Bequemlichkeit. Doch es war eine trügerische Ruhe in der ich nicht lange verweilen wollte.
Vorerst jedoch verschaffte mir dieser Ort die Möglichkeit über alles nachzudenken. Meine nächsten Schritte mussten wohl überlegt sein. Doch letztendlich sagte ich mir immer wieder, dass mir nichts Schlimmes zustoßen konnte. Cathbad hatte damals dafür gesorgt, dass ich die Identität eines echten römischen Jungen annehmen konnte. Es hatten keine Papiere gefälscht werden müssen und niemand bestochen werden müssen. Tarutius Corvus war gestorben und durch mich wieder lebendig geworden.
 
Und dann kam Philus. Ich sah von meiner Matratze auf, als sich plötzlich die Tür öffnete und er darin erschien. Sein Auftreten war so vertraut wie immer, doch heute lag ein schweres Gewicht in der Luft. Als Philus die Wachen wegschickte und die Zellentür hinter sich schloss, fühlte ich, wie sich die Stimmung verdichtete. Wir waren allein. Philus war ein netter Kerl gewesen, mit dem ich stets gut zurechtgekommen war. Vielleicht weil er nicht so überheblich gewesen war, obwohl er Patrizier war. Aber genau das machte die Stille nur umso bedrückender.
 
Philus' Blick suchte den meinen. Ich spürte einen  Hauch von Besorgnis in den Augen des Mannes, der mir bis vor wenigen Stunden ein Kollege gewesen war. Vielleicht war er das immer noch, auf irgendeine verdrehte Weise. Doch ich konnte sehen, dass Philus die Situation nicht verstand, nicht vollständig.
 Er wollte wissen, was passiert war und drängte mich dazu, ihm zu sagen, dass es nur ein Mädchen gewesen war,  weshalb ich gelogen hatte. Ein Mädchen? So einfach war es nicht. Wäre es das doch nur gewesen. Philus konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wen er vor sich hatte und worin ich verstrickt war. Er konnte es nicht wissen – und es war auch besser so.
 
Ich hielt Philus‘ Blick für einen Moment, dann ließ ich meinen in die Dunkelheit der Zelle gleiten. Ein Teil von mir wollte die einfache Lüge aussprechen, eine Geschichte über eine Liebschaft mit einem beinheimischen Mädchen erfinden, die meine verdammte Abwesenheit erklären könnte. Doch eine solche Lüge würde Furius Saturninus nicht genügen. Der Mann war nicht dumm, und ich wusste, dass er mehr herausfinden würde, wenn er nur lange genug graben ließ.
 
"Philus…" begann ich schließlich. Meine Stimme war leiser als sonst, die Erschöpfung und Anspannung hörbar. "Du glaubst wirklich, dass es nur ein Mädchen war?"
 
Ich sah ihn an, da er noch immer erwartungsvoll auf eine Antwort wartete. Es tat ihm fast leid, ihn in dieser Unwissenheit alleine zurückzulassen. Philus hatte nur versucht, mir zu helfen – vielleicht aus einer echten Freundschaft heraus. Doch es gab keine einfache Lösung für das, was sich jetzt entfaltete. Ich lehnte mich zurück und drückte meinen Rücken gegen die kalte Steinmauer. "Das hier ist größer als ein Mädchen. Größer als alles, was du glaubst, zu wissen."

Ich sprach nicht weiter, sondern ließ die Worte im Raum hängen. Ich wusste, dass ich nichts mehr sagen konnte, ohne mich endgültig zu verraten. Doch die Andeutung würde Philus beschäftigen, vielleicht sogar auf eine falsche Fährte führen. Ich musste Zeit gewinnen – Zeit, um einen Ausweg zu finden oder mich auf das Schlimmste vorzubereiten.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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09-29-2024, 08:42 PM,
Beitrag #4
RE: [Kerker]
Die Worte ließen Philus' Herz sinken. Wenn er etwas geahnt hatte, dann hätte er selbst jetzt noch die Erklärung der Dummheit durch die Liebe vorgezogen. Sie hätten etwas regeln können. Er hätte ihn privat beschäftigen können.
Doch diese Worte sprachen von etwas weitaus weniger Harmlosem. Und das war schlecht, denn dies konnte er nicht ignorieren.
"Das hättest du nicht sagen dürfen, Corvus", sagte er niedergeschlagen. "Du weißt, dass ich es weitergeben muss. Und das bedeutet für dich Qualen. Du hättest... den Mund halten müssen."
Ja, es tat ihm leid. Mehr noch fürchtete sich Philus davor, was nun geschah. Er konnte dem Jungen, den er so gut leiden konnte, nichts antun. Saturninus jedoch würde nicht zögern. Nicht, wenn es um Iscalis' Sicherheit ging.
"Sei jetzt bitte klug, mein Freund, und erzähle mir alles. Dann kann ich vielleicht meinen Namen nutzen, um dir zu helfen. Aber sei jetzt ehrlich. Die Katze ist aus dem Sack, also kannst du uns auch sagen, welche Farbe sie hat."
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10-05-2024, 09:37 AM,
Beitrag #5
RE: [Kerker]
Ich saß stumm auf der Strohmatratze und starrte auf den Tisch vor mir. Philus’ Worte hallten schmerzhaft und endgültig in meinem Kopf wider. Im Grunde war es egal, was ich gesagt hatte oder wie viel ich von meinem Geheimnis preisgegeben hatte. Es war eine Illusion zu glauben, der Furius würde sich mit meinem Schweigen zufriedengeben und mich dann irgendwann auch wieder laufen lassen. Dieser Illusion wollte ich mich nicht hingeben. Die Römer hatten ihre Mittel, die Wahrheit zu erfahren, und ich hatte eine vage Vorstellung davon, was mich erwarten würde. Dennoch würde ich weiter versuchen, mich in Schweigen zu hüllen, auch wenn das gefährlich war. Jede unausgesprochene Wahrheit schrie förmlich nach Entdeckung.

"Ja, das weiß ich, aber dennoch…" entgegnete ich unbarmherzig.

Philus’ Enttäuschung traf mich wie ein Schlag. Die Freundschaft, die wir einst teilten, war jetzt eine Hürde. Der Mann vor mir war keine Bedrohung, sondern eine tragische Figur in diesem Spiel. Doch ich wusste, dass Furius Saturninus keine Sekunde zögern würde, die Wahrheit aus mir herauszupressen. Die Qualen, von denen Philus sprach, waren nicht nur eine Drohung – sie waren eine unausweichliche Realität, sollte ich weiterhin schweigen. Aber sollte ich weiterhin schweigen? Meine Loyalität gehörte meinem Volk, nicht Rom. Doch nun, da ich gefangen war, wusste ich, dass jede Entscheidung, die ich traf, mein Leben kosten konnte. Sollte ich alles verraten? Sollte ich meinen Leuten die Treue brechen und Philus um Hilfe bitten?

Kurz ließ ich meinen Blick auf Philus ruhen, der mir ehrlich und besorgt gegenüberstand. Dann atmete ich tief ein und antwortete schließlich mit ruhiger, aber entschlossener Stimme: "Es tut mir leid, Philus. Ich kann nicht mehr sagen. Wenn du wirklich mein Freund bist, dann verstehst du das."

Mit diesen Worten machte ich klar, dass ich lieber alle Qualen auf mich nahm, als mein Volk zu verraten. Allein dafür war ich geboren worden, das wurde mir jetzt klar. Meine Bestimmung war es, zu sterben. Denn vielleicht konnte selbst noch mein Tod in den Köpfen derer etwas bewirken, die Rom im Augenblick noch zugetan waren. Egal, was kommen würde – ich würde standhaft bleiben, solange ich konnte.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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10-06-2024, 12:25 AM,
Beitrag #6
RE: [Kerker]
"Ich verstehe es nicht", gab Philus zu und schüttelte den Kopf. "Vielleicht heißt das, dass ich dann, wie du sagst, nicht wirklich dein Freund bin. Dennoch sorge ich mich, Corvus. Nun... Ich sehe, du hast deine Entscheidung gefällt. Für welches Verbrechen du meinst, büßen zu müssen, ich sehe, du hast bereits damit begonnen. Ich... spreche mit Saturninus, aber... nun.
Kann ich etwas anderes tun? Soll ich jemandem in der Stadt Bescheid sagen? Hast du Freunde, die Bescheid wissen müssen oder irgendjemand sonst? Ich kann ihnen eine Nachricht zukommen lassen."
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10-08-2024, 05:44 PM,
Beitrag #7
RE: [Kerker]
Ich senkte den Blick, als Philus seine Worte sprach.  Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass es mich so schmerzen würde, ihn so verloren zu sehen. "Vielleicht bin ich nicht wirklich dein Freund..." Mir war bewusst, dass dies nur ein weiterer tiefer und bitterer  Schnitt in die Wunde war. Aber besser, er hasste mich, als dass er sich ewig Vorwürfe machen würde, weil er mich nicht retten konnte.

Ich sah zu Philus auf, und in meinen Augen lag eine Mischung aus Bedauern und Entschlossenheit. "Es gibt nichts, was du tun kannst, Philus," sagte ich leise. Ich wollte schon en Kopf schütteln, als er fragte, ob er jemandem Bescheid geben sollte. Doch dann dachte ich an meine Brüder. Insbesondere an Fintan, der in meiner Wohnung übernachtet hatte und sich wahrscheinlich dort immer noch aufhielt. Ihn sollten sie nicht auch noch bekommen. Oder Louarn. Oh ihr Götter, Louarn! Ich hatte nicht noch einmal mit ihm gesprochen. Jetzt war es zu spät.

"Du könntest vielleicht doch noch was für mich tun, Philus. Ich wurde gerne noch ein paar Briefe und Nachrichten schreiben." Irgendwie musste ich Fintan warnen und Louarn um Vergebung bitten.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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10-12-2024, 04:14 PM,
Beitrag #8
RE: [Kerker]
Philus war niedergeschlagen. Den Gleichaltrigen so hoffnungslos zu sehen, war ein Stich ins Herz.
"Ja, ich kann dir etwas zum Schreiben besorgen und auch dafür sorgen, dass die Nachrichten zugehen", versprach er, bevor er noch hinzufügte: "Brauchst du jemanden, der dich verteidigt? Ich könnte dir jemanden versorgen. Du tätest gut daran, es nicht selbst zu tun."
Gleich würde er noch jemanden runterschicken, damit er sich um Aluns Nachrichten kümmern konnte.
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10-13-2024, 08:39 AM,
Beitrag #9
RE: [Kerker]
"Ich bin dir wirklich dankbar, Philus", antwortete ich, als er versprach, alles zu tun, um sicherzustellen, dass meine Nachrichten auch ihre Empfänger erreichten. Doch selbst dabei musste ich vorsichtig sein. Ich durfte nicht riskieren, dass meine Brüder ein ähnliches Schicksal erlitten wie ich.
Dann stellte er eine Frage, die mir zeigte, wie tief es ihn getroffen hatte, mich in dieser Situation zu sehen. Mit allen Mitteln wollte er versuchen, mich doch noch zu retten, indem er mich verteidigte. Verteidigen... Der Gedanke setzte mir mehr zu, als ich erwartet hatte. Ich klammerte mich noch immer an die Hoffnung, dass mein Versteckspiel nicht vollständig aufgeflogen war. Cathbad hatte mir damals die Identität eines toten Jungen beschafft, und ich konnte nur hoffen, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte. Dass in den Archiven von Calleva Atrebatum nichts mehr über den echten Lucius Tarutius Corvus zu finden war. Wenn nicht, dann würde mir ein blutiger Tod bevorstehen. In diesem Fall gäbe es nichts mehr zu verteidigen.
"Du bist ein echter Freund, Philus. Wenn du das für mich tun möchtest, danke ich dir", sagte ich, obwohl mir bewusst war, dass er mich im schlimmsten Fall auch nicht vor dem Tod würde bewahren können.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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10-13-2024, 04:31 PM,
Beitrag #10
RE: [Kerker]
>>>
Obgleich der Kerker keine Todeszelle war, fühlte sich Saturninus wie ein Bote des Hades, als er nach dem, was ihm Valentinus berichtet hatte, die Treppe zum Kerker hinunter ging. Zwei Amtsdiener von der seiner Meinung nach abgestumpften Sorte begleiteten ihn. Sie hatten allerhand Zeug bei sich. Von oben hallten zwei jüngere Stimmen, ganz klar die des Philus, etwas gedämpfter die von  Corvus ( Saturninus nannte ihn bei sich immer noch so) Der Furius blieb in einiger Entfernung stehen, weil er erst einmal seinen Stellvertreter Philus abpassen wollte....
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Honoratior von Iscalis
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