Meinem Vetter Bellus war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, nachdem sich der Wirrwarr um seine Person endlich gelöst hatte und ich ihn in meinem Haus willkommen geheißen hatte. Auch wenn ich die Hintergründe seines Hierseins noch nicht ganz nachvollziehen konnte, sprach sein Anblick Bände. Er konnte gewiss kein Hochstapler sein, denn die Ähnlichkeit zu meinem Vater und dessen Bruder Quintus war unverkennbar. Zudem hatte Onkel Quintus in seinen Briefen hin und wieder auch die Namen seiner Kinder erwähnt. Ich sah es nun als meine Pflicht an, den armen Jungen, der mein Verwandter war und nach einer langen Reise völlig durchnässt und frierend hier ankam, in meinem Haus aufzunehmen. Ich bot ihm Speise und Trank, frische Kleidung und ein warmes, gemütliches Bett an. Alles Weitere würden wir am nächsten Tag klären.
Ich setzte mich zu Bellus, der sich nun an dem Imbiss gütlich tat, den Beatus herbeigebracht hatte, und den warmen Gewürzwein genoss, der ihm half, sich von innen aufzuwärmen. Bellus freute sich zu hören, dass es mir nach der Operation wieder besser ging und erkundigte sich sogleich auch nach meiner Frau und meiner Schwester Calista. Leider konnte ich noch immer nicht verkünden, dass Prisca endlich guter Hoffnung war, aber ich gab die Hoffnung deswegen noch nicht auf. In den letzten Wochen waren wir uns nähergekommen, und sie hatte ihre anfängliche Zurückhaltung mir gegenüber überwunden. Ich für meinen Teil empfand Liebe für sie.
"Oh, meiner Frau geht es gut. Du wirst Prisca morgen kennenlernen, und ich bin sicher, dass sie sich über deine Ankunft freuen wird. Allerdings musst du wissen, dass ihr Bruder, der Centurio Accius Florus, erst kürzlich Opfer eines gemeinen Verbrechens wurde und dabei sein Leben verlor." Der Tod von Florus hatte uns doch sehr getroffen, doch Prisca blieb stark und verkörperte die Tugenden einer römischen Matrona, wie sie es auch beim Tod meiner Mutter getan hatte.
"Meiner Schwester geht es ihren Briefen zufolge gut. Sie ist bereits Mutter zweier Kinder und erwartet das dritte. Leider habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Ihre Schwangerschaft verhinderte es, von Gallia zu uns nach Iscalis zu reisen, als unsere Mutter vor gut einem Monat verstarb., die vor gut einem Monat verstarb." Ich vermied es, zu erwähnen, dass meiner Mutter der Schlag getroffen hatte, nachdem sie die Nachricht von Onkel Quintus über Belenus' Ankunft gelesen hatte.
Bellus' Frage nach dem Verbleib meines Bruders war berechtigt. Da ich nun wusste, dass er bereits vor Bellus abgereist war, machte ich mir ebenfalls Sorgen.
"Der Süden Britannias ist zwar inzwischen befriedet, aber es gab kürzlich einige beunruhigende Vorfälle. Ein Bergrutsch verschüttete die lokalen Minen, und einige Bergwerkssklaven konnten fliehen. Diejenigen, die noch frei sind, sollen nun in den Wäldern rauben und morden. Aber lass uns darüber morgen sprechen, nachdem du dich ausgeruht hast. Dann werden wir gemeinsam überlegen, was wir tun können, um Belenus zu finden."
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Dana
In diesem Moment erschien Dana und teilte uns mit, dass sie für meinen Vetter bereits ein Cubiculum im Obergeschoss hergerichtet hatte. Ich nickte ihr wohlwollend zu.
"Nun gut, Bellus. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Dana wird dich auf dein Zimmer bringen. Falls du frische Kleidung benötigst, kann sie dir einige meiner Sachen geben." Ich erhob mich und warf der Sklavin einen letzten Blick zu, bevor ich mich zu meinem Cubiculum zurückzog.
"Bitte folge mir, Dominus!", sagte sie und ging voraus.
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