07-28-2023, 12:28 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Und da kam der Tag. Caius Plautius Seneca kam herein, als wäre es eine vollkommene Selbstverständlichkeit, und forderte Leander auf, mit ihm mitzukommen. Leander sah auf und ja, er hatte den alten Kauz durchaus vermisst, in all seiner Schroffheit und Direktheit. Trotzdem vermisste er auch ein wenig die Ruhe eines geregelten Tagesablaufes, der sich hier so schön eingestellt hatte, und sicher würde er auch den ein oder anderen Kollegen in guter Erinnerung behalten. Gerne wäre er auch geblieben, um hier zu arbeiten – wenn auch nicht, um hier zu leben und zu schlafen. Und es rührte ihn, dass der Notar auch gleich ein Angebot für ihn machte, um ihn zu behalten, hieß das doch, dass seine Anwesenheit hier wertgeschätzt wurde. Aber Leander kannte seinen Herrn und wusste, dass die Chancen klein waren, dass er ihn tatsächlich verkaufen würde. Die Chance, dass die Domus Plautia gerade im Chaos versank, war einfach immens viel höher. Vermutlich würde Leander erst einmal drei Tage brauchen, um dort wieder alles zu ordnen.
Seneca wurde ungeduldig und trieb ihn zur Eile an. “Natürlich, Dominus, sagte Leander also, ordnete noch seine bearbeiteten Listen ordentlich und übergab sie mit ein paar Hinweisen, wie weit er gekommen wäre, an einen der anderen Arbeiter.
Sein Bündel mit seinen wenigen Sachen war schnell geholt. Zum Abschied wandte er sich dann noch einmal an den Notar und die Schreiber: “Es war mir eine sehr große Freude und ehre, hier arbeiten zu dürfen. Ich werde die Erfahrung stets in guter Erinnerung behalten. Valete bene.“
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09-30-2023, 04:17 PM,
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Liciniana Aglaia
Exklusive Hetäre
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Kurz nach Lughnasad begab ich mich dann auch zum Rathaus, um die Formalitäten zu klären. Solche Verwaltungsdinge waren immer fürchterlich dröge, auch wenn ich mehr als einmal lebhaftes Interesse daran vorgetäuscht hatte. Ich betrat also das Gebäude, das im Vergleich zu draußen dunkel und wenig einladend wirkte, und trat an den Tisch, der die Bittsteller vom arbeitenden Volk trennte.
“Salve. Mein Name ist Liciniana Aglaia. Ich möchte gerne ein paar Dinge eintragen lassen. Zum ersten die Freilassung meines Sklavens Owain, der nun Licinianus Owain heißen und wie ich Latiner sein wird. Die Freilassung erfolgte per epistulam und vor Tiberius Furius Saturninus als Zeugen. Der ehrenwerte Furius Saturninus hat sich auch erboten, die anfällige Steuer hierfür zu entrichten.
Und als zweites möchte ich gerne, dass festgehalten wird, dass Licinianus Owain und ich im Konkubinat zusammen leben.“
Immer so viel Verwaltungsaufwand. Ich fühlte mich, als hätte ich mir den Mund fusselig geredet.
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10-01-2023, 04:13 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Die Schreiber hier versuchten, so gut es eben ging, auch ohne den hilfreichen Griechen zurecht zu kommen. Aber man merkte doch, dass dieser fehlte. Und so dauerte es eine Weile, bis die Wünsche der Dame auch aufgenommen wurden.
“Die Eintragung wird gültig, sobald die notwendige Steuer bei uns in der Stadtkasse eingegangen ist. Wir erwarten die Zahlung, entweder von dir oder einem anderen. Bitte als Verwendungszweck den Namen deines Sklaven angeben“, ratterte der Schreiberling also alles notwendige herunter und hoffte, nichts übersehen zu haben.
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10-26-2023, 02:54 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Als Leander das Rathaus betrat, grüßte er nur knapp die vertrauten Gesichter. Heute war er wesentlich besser gekleidet als beim letzten Mal, als er hergekommen war, denn damals war er Sklave gewesen – wenn auch hochgestellter und eigentlich gut situierter Sklave – und heute war er Bürger. Es fehlte nur noch die Eintragung in das Register der Stadt.
“Salve“, grüßte er freundlich und trat dann an den Tresen. “Ich möchte darum bitten, meine vor dem LAPP bezeugte manumissio vindicata in die Listen der Stadt zu beantragen. Mein Name ist Caius Plautius Leander Caii Plautii Senecae libertus. Nach Lex Aelia Sentia bin ich nun römischer Bürger. Die Zuteilung zu einem Tribus muss natürlich durch die Stadt noch erfolgen. Sofern der Kaiser keine Vorschriften erlassen hat, wäre der Tribus meines Freilassers der Tribus Esquilina. Und die Stadtkasse war so freundlich, die Begleichung der nötigen Steuer aus eigenen Mitteln zu beschließen. Im Gegenzug möchte ich mich gerne um eine Stellung an drei Tagen der Woche hier bei der Stadt bewerben.“
Es folgte ein sehr breites Lächeln, denn wahrscheinlich freute das die hier angestellten Beamten genauso sehr wie ihn.
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10-26-2023, 04:43 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Leander hatte bestimmt nicht damit gerechnet, wie gerne sie ihn hatten. Fast alle ließen alles stehen und liegen, um ihm auf die Schultern zu klopfen und ein wenig Scherze zu machen, die auch derb ausfallen konnten:
"Mensch, Leandi, schön, dass du hier bist! Wo hast du denn deine Ketten gelassen? gggg", sagte Gaius Antonius, der die Kooperative der Stadtschreiber leitete und sich bei den Bürgermeistern sehr für den Verbleib des Plautiersklaven eingesetzt hatte:
"Oder Moment mal: Caius Plautius Leander Caii Plautii Senecae libertus. Willst du jetzt immer so angesprochen werden? Oder reicht dir Plautius? Oder lieber Leander?! Oder Plautius Leander? Gratulation!"
Von irgendwo tauchte eine Weinamphore und Becher auf, aber jeder bekam nur einen Fingerbreit Wein, da es noch früh am Tag war, dann ließen sie Leander hochleben und begleiteten ihn zum Büro der Bürgermeister, die ja schon wussten, um was es ging >>>
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10-27-2023, 05:11 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Nein, Leander hatte wirklich nicht mit so viel Aufmerksamkeit und Freude gerechnet. Ein paar Glückwünsche, das sicher, aber Wein am Vormittag? Definitiv nicht. “Plautius Leander, zumindest vor Publikum“ beantwortete er dann auch die Frage, wie er angesprochen werden wollte. Die Bittsteller sollten wissen, dass sie es mit einem römischen Bürger zu tun hatten, und nicht fälschlicherweise weiterhin den Sklaven annehmen. Leander wollte seinen neuen Statur ruhig auch ein wenig auskosten.
Frisch gestärkt ging es dann auch gleich weiter zu den Duumviren.
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12-01-2023, 03:47 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Gabinius und Stella
Saturninus war eingetreten, weil es im Bürgerbüro zwar nicht warm, aber zumindest trocken war, denn es hatte leicht genieselt. Sein Sklave Scaevus half ihm, seinen Kapuzenmantel abzulegen und darunter trug er eine Toga und die Tunika mit den beiden Purpurstreifen. Scaevus kniete sich hin und machte auch die Schuhe seines Herren sauber. Nicht alle Wege in Iscalis waren bereits geplastert.
Saturninus hatte das wichtige Dokument mitgebracht und wartete nun auf seine Cousine Furia Stella, seinen Neffen Gaius und den Gatten, Publius Gabinius Secundus.
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12-03-2023, 01:20 PM,
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Furia Stella
Patrizierin
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Registriert seit: Jul 2022
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Ich hielt fest Friudels Hand, als wir, wie verabredet zur dritten Stunde am besagten Tag im Bürgerbüro erschienen, um unsere Eheurkunde zu erhalten. Für dieses besondere Ereignis zog ich mein bodenlanges blaues Kleid an, das Sonnwin mir geschenkt hat und das ich bei unserem Gelöbnis in den Marschen trug und darüber eine warme Palla, die mich gegen Kälte schützen sollte. Und ich habe auch Quiwon eine warme, weiße Tunika und ein wolliges Mäntelchen angezogen.
Mein Cousin Tiberius erwartete uns bereits und ich lächelte ihn an, "Salve, lieber Cousin, da sind wir, hoffentlich hast du nicht zu lange auf uns gewartet, aber nachts hat es geschneit und die Fahrt nach Iscalis war wegen Schnee etwas beschwerlich!"
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12-04-2023, 01:49 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Sylvana hatte ganze Arbeit geleistet, meine Toga geplättet, gefältelt und drapiert, so dass ich auch aussah wie ein römischer Bürger aussehen sollte. Ich hielt Stellas Hand. Stella trug das blaue Kleid, das ich ihr in den Marschen geschenkt hatte, es war lang und warm und darüber eine Palla aus Wolle. Durs kam hinter ihr her und trug Quiwon oder vielmehr Gaius Gabinius Dives auf seinen Armen. Unser Sohn war in eine weiße Tunika und einen Mantel gekleidet und hatte seine kleine Bulla um den Hals, um zu zeigen, dass er ein freigeborener römischer Bürger war. Es war nämlich dies hier ein offizieller Anlass und daher hatten wir uns alle so würdig wie möglich gekleidet. Ich selbst hatte notwendige Dokumente bei mir.
Furius wartete schon auf uns. Stella sagte ihm, dass es geschneit hatte, und ich lachte ein wenig in mich hinein. Die paar Flocken, die in Britannien fielen, waren nicht mit den strengen germanischen Wintern zu vergleichen. Aber Stella schien den Schnee zu mögen. Und Quiwon hatte mit dieser ernsten Miene, die er so oft aufsetzte, während der Fahrt mit dem Wagen seine Händchen nach den Flocken ausgestreckt, bis er merkte, dass das kalt war. Wie würden sie erst staunen, wenn wir einmal ins Chattenland reisen würden!
"Salve Saturninus, mein Verwandter, ich danke dir sehr, dass du trotz deiner vielen Pflichten Zeit für uns gefunden hast", begrüßte ich Stellas Cousin und streckte ihm meine Hand entgegen.
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12-04-2023, 03:12 PM,
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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
"Nein, ich habe nicht warten müssen, ich bin auch eben erst eingetroffen", antwortete Saturninus. Um seine blütenweiße Toga nicht zu beschmutzen, hatte er sich einer Sänfte bedient. Gabinius streckte ihm die Hand hin, und Saturninus ergriff sie:
"Das Wohlergehen meiner Cousine liegt mir am Herzen. Sie ist eine Furia", erwiderte er dem Blonden und schaute ihn aus dunklen Augen an. Er würde nie verstehen, was das Blut einer alten Gens bedeutete:
"Nun kommt mit mir!", er ging voraus und wandte sich an den jungen Mann, der das Vorderzimmer besetzt hatte:
"Salve Bürger. Honoratior Furius Saturninus, seine Cousine Furia Stella und ihr Mann Gabinus Secundus, um ihre Ehe registrieren zu lassen", jetzt erst wandte er sich dem kleinen Gaius zu, der von einem recht barbarisch aussehenden Germanen getragen wurde. Er lächelte das Kind an:
"Und eine Geburt. Wie war der Name meines Neffen noch einmal? Gaius Gabinius Dives?"
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