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[Nemeton] Noch eine Weihe
03-25-2024, 11:09 AM,
Beitrag #2
RE: [Nemeton] Die Weihe
Tagelang war das Wetter schlecht und die Wolken hingen dicht und undurchdringlich über den Wäldern. Nachts war es dunkel, obwohl es kurz vor Vollmond war und selbst die Tiere des Waldes witterten das etwas passieren würde.
Raven war unruhig, ihre Weihe stand bevor und eigentlich sollte sie ruhig und gefasst sein, doch das war sie nicht. War sie wirklich würdig der Göttin voll und ganz zu dienen? Was war, wenn sie versagte? Gilda, Anwen und auch Dina hatte sie gut vorbereitet und auch ihre Zeit als Falke hatte ihr deutlich gemacht, dass die Göttin noch etwas mit ihr vorhatte aber jetzt? War sie schon dazu bereit, musste sie nicht noch so viel lernen?

Einige ihrer Schwestern waren viel jünger gewesen als sie zu Priesterinnen geweiht wurden, aber was taten die auch. Sie vollführten die Rituale, einige lasen die Zeichen im heiligen Wasser, andere hatten Visionen doch sie…was war so besonders an ihr?
Sie war eine gebrannte Frau, ihre Hände waren noch immer rot, wie das Feuer, das sie verbrannt hatte. Sie konnte sie zwar bewegen, aber sie war manchmal zu schwach, um auch nur ein Holzstück zu heben.

Auf dem Bett hatten lagen Bänder und das hellblaue Kleid der Novizin bereitgelegen. Sie war immer noch die Jungfrau, obwohl sie sich nach dem Feuer nicht mehr so unschuldig fühlte wie beim letzten Beltanefeuer.
Nicht nur das Feuer hatte sie zu einer anderen Frau gemacht, auch die Ereignisse in Iscalis und vor allem die Erkenntnis das sie eigentlich tot sein müsste, hatte sie verändert.
Seid sie ihre „Brüder“ kannte und wusste das alle ihre „Schwestern“ nicht überlebt hatten fragte sie sich, warum gerade sie überlebt hatte. Warum hatte Cathbad sie gerettet, war es wirklich der Wille der Göttin gewesen oder war es eine nicht nachvollziehbare Entscheidung des Druiden gewesen?
Wenn es letzteres war, was würde jetzt mit ihr passieren, würde die Göttin sie überhaupt annehmen?
Innerlich voller Zweifel und Ängste machte sie sich jetzt auf den Weg Nemeton, dem alten Ritualplatz.

Als sie durch das unsichtbare Tor trat, umschloss sie eine vollkommene Stille, ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie dachte das sie daran verbrennen würde.
Doch nach dem ersten Schritt innerhalb dieses heiligen Ortes legte sich eine solche Ruhe auch auf ihren Geist und umschloss sie wie eine schützende Rüstung.
Der Himmel war nun wolkenlos und doch war es stockdunkel, als der Blutrote Mond über der Lichtung stand. Vor der Höhle aus Stein brannte das heilige Feuer und dahinter zuckten die Schatten über den dunklen Eingang.
Raven zuckte jedes Mal zusammen, wenn in dem Feuer vor ihr ein Funken flog und doch kniete sie jetzt hier auf der Lichtung, über ihr das Feuer des Mondes und vor Ihr das Feuer der Erde.

Sie stand nun vor dem Feuer und jemand reichte ihr einen Kelch, den sie nun mit ihren feuerroten Händen nahm. 
Das Gold des Kelches schimmerte, wie Feuer und so sah es aus, als ob Raven aus einem glühenden Kelch pures Feuer trank, als sie ihn an ihre Lippen führte.
Es dauerte nicht lange bis die Kräuter wirkten, sie sah nun in dem Feuer vor sich kleine Wesen wirbeln und tanzen. Einige schienen jetzt auf sie zuzukommen, sie umkreisten sie und spielten mit ihren Haaren und der Kleidung.
Raven wurde es warm, das Feuer umgab sie, verschlang sie und versengte ihre Haut, ohne dass sie Schmerz spürte.
 Zuerst wollte sie aufschreien doch, wie schon nach dem Feuer in Iscalis, bekam sie keinen Ton heraus. Die kleinen Wesen aus Feuer verbrannten ihre Kleidung, bis sie nackt vor ihnen kniete.

Das Feuer der Göttin, den nichts anderes war es als die Göttin, die sie hier im Feuer neu erschuf, legte sich wärmend und schützend um sie.
Aus dem Feuer stieg eine Gestalt und wuchs zur immensen Größe, sie überragte alle und alles bis zu dem feuerroten Mond. Das Gesicht der Göttin beugte sich über sie und eine Hand legte sich auf ihren Kopf.

„Der starke Falke steigt aus dem Rauch empor und sieht die Erde unter sich brennen, die Asche sinkt zu Boden und wird neues Erschaffen. Der Adler wird fallen und das Küken das Nest verlassen, um sich zu behaupten. Doch Asche bedeckt sein Federkleid und wird ihn nicht fliegen lassen, so dass das Nest verlassen ist. Das Rad der Zeit dreht sich im stürmischen Wasser.
Geh mein Rabe des Feuers und Falke der Erde und bring mir das Herz des jungen Königs, bring mir die Leber des roten Häschers und das Auge des alten fallenden Adlers. So wie auch ich drei bin, so ist auch der Adler nur ein Teil seines ganzen.
Die Zeit wird kommen, doch zuerst muss der Drache geboren werden und auch du musst deine Aufgabe erfüllen. Bezwinge das Feuer und lege den Samen der Aussat in die fruchtbare Asche. Sei mein Wort und auch mein Auge, sei mein Herz und auch meine Hand, sei meine Jugend und mein Alter. Dein Platz ist bei deinen Geschwistern und doch wirst du keine von ihnen sein. Geh und lebe bis ich dich wieder zu mir rufen, um dich erneut aus dem Feuer zu gebären, denn du bist mein Leben und auch mein Tod.“

Die Stimme kam nicht aus der Gestalt, sondern aus Ravens Mund, doch es war nicht ihre Stimme, die sprach, sondern die der Göttin.
Das Feuer erlosch mit einem Knall und Raven lag, nackt wie sie erschaffen war, vor der langsam erkaltenden Glut um sie herum die Federn eines Raben.
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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[Nemeton] Noch eine Weihe - von Cathbad - 03-24-2024, 04:27 PM
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