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Fuchs und Rabe - Wer bist du?
02-10-2023, 08:26 PM,
Beitrag #3
RE: Fuchs und Rabe - Wer bist du?
Irgendwie war ich enttäuscht, dass wir zu Fuß aus Cheddar hinausgingen. Es war vielleicht nicht unbedingt das schlechteste, angesichts der Umstände, aber der Gedanke, sie wenigstens eine Weile ganz dicht bei mir zu haben, im Arm zu halten, ihr nah zu sein, ohne dass es falsch wäre, der hinterließ eine sanfte Traurigkeit. Es war total bescheuert, aber im Moment konnte ich nichts dagegen machen. Also folgte ich ihr das Stück hinaus aus dem Dorf und zum Fluss hinunter zu einer großen, alten Weide. Der Platz hier war schön, geradezu friedlich. Im Sommer, wenn es heiß war, war es sicherlich ein Treffpunkt einiger Paare, wenn die dichten Fäden der Weide voller Blätter waren und einen Schleier bildeten, der einen in ein eigenes Zauberreich entführte. Jetzt im Winter sah es irgendwie so aus, wie ich mich fühlte: ein blasses Versprechen an bessere Zeiten.

Ich folgte Raven, bis wir hier stehen blieben, und sah sie einen Augenblick nur an. Wir sollten reden. Wir mussten reden, über alles, was passiert war, wer sie war, wer ich war. Ich wollte sie kennen lernen und hatte so wahnsinnig viele Fragen. Ich wollte so viel wissen, wie es sein konnte, dass sie meine Schwester war. Wo sie so lange gesteckt hatte. Ob Calum recht hatte und sie Cathbads Tochter war. Wieso sie die Nichte der Wirtin in Iscalis war.
Was aber aus mir herauskam, war: “Ich hab von dir geträumt.“
Verdammt, das war jetzt das vollkommen falsche gewesen. “Ähm, das kam jetzt irgendwie falsch heraus“, sagte ich und kratzte mich am Nacken, ehe ich ein paar Schritte ging. In mir war eine Unruhe, die immer mehr Raum forderte, und ich hoffte, mit ein bisschen Bewegung sie zurückzudrängen. Ich lief zu der Weide und meine Finger spielten ein wenig mit ein paar der hängenden Zweige. Ganz vorsichtig, fast zärtlich. Es erinnerte mich irgendwie an ihr Haar. Es half, und irgendwie half es auch nicht. Ich atmete durch.
“Ich habe manchmal sehr reale Träume. Caradoc nannte sie grüne Träume. Er dachte, sie wären irgendwie wichtig. Keine Ahnung. Auf jeden Fall hatte ich einen, und du warst auch da, auf einer Waldlichtung, und...“ Nein, ich würde ihr jetzt nicht sagen, dass wir im Traum miteinander geschlafen hatten. Sie würde es entweder nicht verstehen, oder für eine seltsame Anmache halten, oder denken, ich hätte einfach nur einen feuchten Traum von ihr gehabt, was sicher alles andere als schmeichelhaft für sie war. Aber so war es ja nicht. Ja, im Traum waren wir eins gewesen, aber darum ging es ja nicht, und es war ja auch nicht diese Art von Traum, nicht wirklich. Ich konnte es nur nicht erklären, wie es war. Ich begriff es ja selber nicht. Ich wusste nur, dass es nichts mit niederer Lust zu tun hatte. “…du hast dich verwandelt, in eine andere Frau“, sagte ich stattdessen, als würde das irgendwas erklären. “Und ich frag mich ein wenig, ob mich dieser Traum auf das heute vorbereiten sollte, oder ob es einfach nur ein Traum war...“
Ich atmete tief durch und schüttelte leicht den Kopf, ehe ich sie wieder richtig ansah. Alles in mir verlangte danach, sie in meine Arme zu ziehen, aber ich wusste, dass das nie wieder sein durfte. “Es tut mir leid. Also, nicht der Kuss, aber dass ich dich dazu gedrängt habe. Ich wusste nicht, dass du der Göttin geweiht bist. Ich… ich wollte es dir nicht absichtlich schwer machen, dein Versprechen ihr gegenüber zu halten. Ich dachte, du wärst einfach nur ein normales Mädchen, und…“ Ich sah sie an und wieder regte sich dieses Gefühl in meiner Brust, das mir sagte, dass ich sie jetzt gleich an mich ziehen und wärmen und nie mehr loslassen sollte. Aber ich durfte nicht. “… wenn du möchtest, dann ziehe ich aus. Ich bin mir sicher, Alan lässt mich auch im Stall schlafen. Du… du musst nicht mit mir unter einem Dach bleiben, wenn… also wenn du nicht willst oder es leichter für dich so ist.“ Nein, ich wollte nicht wirklich gehen. Ich wollte in ihrer Nähe bleiben. So viel näher, als wir uns waren. Und wenn das nicht ging, wollte ich sie wenigstens sehen können. Sehen können, wie sich die Sonne in ihrem Haar spiegelte. Wie ihre dunklen Augen streng wurden, wenn sie nachdachte. Wie ihre zarten Lippen sich leicht teilten, wenn sie mich ansah, ehe sie es bemerkte und beiseite schaute. Wie ihre schlanken Finger anfingen, mit Dingen in ihrer Umgebung zu spielen, wenn sie überlegte. All die vielen Kleinigkeiten, die so unendlich kostbar waren. Nein, ich wollte keine davon verpassen. Aber ich wollte ihr nicht weh tun. Niemals wollte ich ihr weh tun.
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Falke
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