RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Das Niamhs Vater Herr über Krieger und Bauern gewesen war, sprach für einen Vasallen eines Königs. Das Mädchen schien nach ihrer Aussage aber nicht mehr in Erwans Haus gewesen zu sein, als das Feuer ausbrach. Sie war keine Sklavin, vielleicht hatte Erwan sie sogar freiwillig gehen lassen. Befragen konnte man ihn nicht, der Betreffende war tot.
"Wenn Leute von diesem Dermot hier waren, hat er Rom zumindest herausgefordert. Andere - nicht ich - werden entscheiden, ob und wie wir darauf reagieren", erwiderte Saturninus. Er war nur ein Provinzialbeamter. Ob Rom auf solche Provokation reagierte, war Entscheidung des britannischen Statthalters. Vermutlich würde man auch nur reagieren, wenn man generell Interesse an Hibernia hätte:
"Aber er wird nicht wagen, hierher zukommen. Keine Angst mehr"
Niamh, überwältigt von der schmerzlichen Erinnerung, hatte angefangen, zu weinen. Der Anblick einer zarten Frau, der Tränen über die Wangen liefen, ließ Saturninus nicht kalt. Er schaute sich um, dann nahm er eines der Deckchen, die auf einem Klapptisch lagen und reichte es Nivis. Dabei streifte er ihr Kinn:
"Entschuldige, ich bin sehr ungeschickt", sagte er, doch die Berührung ihrer zarten Haut hatte ihn an die alte Anziehung erinnert, die er damals in Ceridwens Hütte gespürt hatte, als er die junge Frau das erste Mal getroffen hatte:
"Wer ist der junge Mann, in den du dich verliebt hast, werte Nivis? Jemand aus deiner früheren Heimat oder einer meiner Klienten aus Cheddar?", fragte er wie beiläufig.
Am liebsten hätte er ihr selbst die Tränen weggetupft, doch nun gab er ihr das Tüchlein in die Hand.
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