RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Wieder wollte es der Römer genauer wissen. Ich nickte, als er mich fragte, ob wir von adliger Herkunft waren. Mein Vater war dem König immer treu ergeben gewesen. Das hatte er ihm mit Vertrauen, Land, Macht und Reichtum vergolten. "Mein Vater hat viele Pferde und Hunde. Nur Krieger von Adel reiten oder fahren Wagen in Kampf. Er Herr von über hundert Krieger und Herr über Bauern von unser Land." Vielleicht konnte er sich nun eine Vorstellung davon machen, was für ein Mann mein Vater gewesen war.
Als er dann versuchte, den Namen des Verräters auszusprechen, weiteten sich meine Augen. Noch immer löste dieser eine Name Angst und Schrecken bei mir aus. "Männer von Diarmait töten meine Familie! Töten alle. Auch Diener und treue Männer von meinem Vater." Sie hatten mir auch meine gute und treue Gwen genommen, als sie mich schützen wollte! Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich wieder daran zurückdenken musste, obwohl es doch nun schon fast zwei Jahre her war. Wieder nickte ich. "Sie suchen mich, weil sie mich auch töten." In gewisser Weise war ich für den Verräter immer noch eine Gefahr, solange ich lebte. Sicher gab es in meiner Heimat immer noch Getreue meines Vaters, die nun im Verborgenen leben mussten. Käme ich eines Tages zurück, könnte ich dem Verräter vielleicht gefährlich werden.
Furius Saturnus erwähnte nun auch den gallischen Tuchhändler, der mich damals gerettet hatte. Erwan hatte sich als leider aber auch als Sklavenhändler herausgestellt, der auf seinen Reisen durch Hibernia meist junge Frauen mitbrachte, die er dann früher oder später als Sklavinnen verkaufte. Mich hatte er erst mit einem der Männer seines Geschäftspartners verheiraten wollen, um seinen Vorteil daraus zu ziehen. Als das nicht geklappt hatte, hätte er mich beinahe in die Sklaverei verkauft, wären da nicht Louarn und seine Brüder gewesen, die ihn gestoppt hatten. Ich es war, der über ihn das Todesurteil gefällt hatte, Doch davon durfte der Römer nichts erfahren, auch wenn ich ihn eigentlich nicht belügen wollte, denn ich hatte ihm viel zu verdanken! Ebenso lag es mir fern, Louarn und seine Brüder zu beschuldigen. Er hatte mir zwar wehgetan, dennoch wollte ich ihn oder die anderen nun nicht ans Messer liefern. Also nickte ich wieder betrübt, als er mich fragte, ob Diarmaits Männer auch Erwan getötet hatten. "Erwan mich retten. Ich wohnen in sein Haus. Aber dann ich gehen fort. Weil ich lieben andere Mann." Wieder liefen mir die Tränen über die Wangen, als ich an Louarn dachte. "Als Erwan tot, ich versteckt in Cheddar, bei Ceridwen", schluchzte ich. Das sollte als Antwort genügen. Sollte der Römer sich selbst einen Reim darauf machen, wer Erwans Haus in Brand gesteckt hatte und wer den Gallier getötet hatte. Wenn er glaubte, Diarmaits Leute steckten dahinter, umso besser!
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