RE: Cubiculum | Claudia Sabina
Die Tatsache das Claudia Sabina keine Antwort auf seine fragenden Worte hatte, ließ die Nervösität und innere Unruhe in Nefertem ins Unermessliche ansteigen. Wie konnte er der jungen Römerin nur helfen? Der Inhalt des Bechers hatte bereits ihre Lippen berührt. Wen aber wollte sie vergiften? Den armen Bran wohl kaum. Unwillkürlich spürte Nefertem wie ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinab rieselte und sich seine schlanken Finger miteinander verkrampften. Von den Gedanken und dem inneren Zwiegespräch der jungen Claudia wusste Nefertem nichts. Jedoch bildete sich eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen. Während er die junge Frau lauernd beobachtete und tief durchatmete. Ihre Geste, wie sie gar beschützend ihre Hand auf ihren Bauch legte, blieb Nefertem nicht unbemerkt und so wanderte eine seiner Augenbrauen in die Höhe. Seine Lippen jedoch blieben versiegelt. Auch wenn sein Blick noch immer brannte und es in ihm rumorte. Was konnte er nur tun? Die junge Römerin litt offensichtlich Qualen.
Und dann erst ihre Worte, die für Nefertem überhaupt keinen Sinn ergaben. Wieso sollte Agamedes sämtliche ihrer Schulaufgaben verbrennen? Die steile Falte zwischen Nefertems Augenbrauen grub sich tiefer hinein und der Dunkelhaarige trat einen Schritt auf die junge Domina zu. Schweigend und mit angstvoll pochendem Herzschlag nahm Nefertem den Siegelring Claudia Sabinas entgegen und verbarg diesen in seiner Handinnenfläche.
“Wie du befiehlst Domina.“
Eine Verneigung folgte nach diesen Worten und Nefertem verließ Claudia Sabinas Gemächer. Vor der Zimmertüre der jungen Römerin blieb Nefertem dann wie angewurzelt stehen und drückte sein Ohr gegen das Holz der Türe. Aus dem Inneren des Zimmers war jedoch kein einziges Geräusch zu vernehmen und so atmete Nefertem tief durch, als er sich dann doch dazu durchrang und abermals das Cubiculum Claudia Sabinas betrat. Was er dann jedoch zu sehen bekam, ließ ihm sämtliches Blut in seinen Adern gefrieren. Claudia Sabina hatte sich auf dem Bett ausgestreckt und sah aus wie ... tot. Leblos. Zumindest wirkte so dieser Anblick auf den Dunkelhaarigen, der mit schnellen Schritten an das Bett der jungen Römerin eilte. Claudia Sabina hatte sich also doch selbst vergiftet. Panik wallte in diesem Moment in Nefertem empor, welche er mit Mühe und Not niederkämpfte und Claudia Sabina anblickte. Ihre wächserne Gesichtsfarbe und ihre geschlossenen Augen. Zumindest hob und senkte sich ihr Brustkorb, wie Nefertem für sich im Stillen feststellte. Doch was sollte er nun tun? Seinen Dominus in der Castra informieren? Nein. Dazu würde er viel zu viel Zeit benötigen. Zeit verlieren, die Claudia Sabina umso dringender benötigte.
Schließlich trat Nefertem mit gerunzelter Stirn an das Bett heran und griff nach dem Handgelenk der jungen Frau, um nach Claudia Sabinas Puls zu tasten. Zart ließ Nefertem seine Finger über das Handgelenk der jungen Frau gleiten, bis er schließlich eine schwache Pulsation erfühlen konnte. Der Großen Mutter sei gedankt, ein schwächlich tastender Puls. Aber immerhin ein Pulsschlag. Wie nur sollte er jetzt weiter verfahren? Den Medicus verständigen und Claudia Sabina alleine lassen? Nein. Claudia Sabina sah tatsächlich so aus als würde sie lediglich schlafen. Und wie weckte man Schlafende am leichtesten auf? Natürlich, mit Wasser. Natürlich konnte er der Claudia das Wasser nicht einfach ins Gesicht spritzen. Niemals. Stattdessen nahm er den Krug mit Wasser und trug diesen an die Bettstatt heran. Noch einmal atmete Nefertem tief durch, bevor er etwas Wasser auf der Stirn und den Schläfen der Claudia verrieb. Vielleicht würde sie das kühle Nass aus ihrem tiefen Schlummer zurück holen.
“Domina? Domina Claudia Sabina?“
Versuchte Nefertem es mittels seiner Stimme, die junge Frau aus ihrem Schlaf zurück zu holen. Doch auch dies half nichts, ebenso wenig das Wasser, welches Nefertem auf Claudia Sabinas Stirn und Schläfen verrieben hatte. Erneut konnte Nefertem spüren wie sich die Panik abermals in ihm ausbreitete und ihre Krallen in seinen Körper schlug. Was konnte er nur tun? Wie konnte er Claudia Sabina retten?
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