Ein wenig hatte Saturninus von seinem Dolmetscher Tarutius mittlerweile über die hiesige Kultur mitbekommen:
"Adelig?!", wiederholte er:
"Ein Wagenlenker? Ein Schmied vielleicht?" Er führte eine Pantomime auf, um sich mit Niamh zu verständigen. Denn das waren die Berufe, die bei den Kelten in hohem Ansehen standen.
Und der Furius erinnerte sich außerdem an das, was ihm Ceridwen
während des Wagenrennens zu Ehren des Legatus Augusti erzählt hatte:
Niamh hatte bei der gewaltsamen Machtübernahme eines neuen Königs fliehen müssen. Ihre Angehörigen, Anhänger des alten Königs, wurden alle getötet. Der Händler Erwan kannte die Familie und versteckte das Mädchen. Als er sie aber verheiraten wollte, floh sie weiter zu ihrer Tante nach Cheddar. Der neue König, Dermot, erdreistete sich jedoch, seine Krieger nach Britannien zu schicken, um sie zu suchen. Vermutlich hatten diese den Tuchhändler Erwan auf dem Gewissen. Und einen Brand in Iscalis verursacht:
" Dermot - der ist dein Feind? Er hat deine Leute getötet, nicht wahr? Seine - Männer waren hier hinter dir her? Hier in Iscalis? Haben sie auch Erwan den Gallier getötet?", fragte er:
"Ich weiß, dass du damals in Erwans Haus warst. Einer meiner Freunde hat dich wiedererkannt. Du hast den Hausbrand und die Explosion im Sadtviertel überlebt. Hattest du etwas mit dem Feuer zu tun? Du kannst es mir ruhig sagen, ich werde dich beschützen",
nun kamen die Fragen schneller - Niamh sollte sich keine Geschichte überlegen können, sondern möglichst rasch antworten.
Auf Brandstiftung stand allerdings Tod durch Verbrennen. Und war dieser
Dermot aus Hibernia, in Roms Augen bestimmt nicht mehr als ein Stammeshäuptling über ein Grüppchen von Wilden, tatsächlich mordend und brennend in eine römische Provinz eingedrungen, würde es vermutlich eine Strafexpedition auf seine Drecksinsel geben.
Wenn aber Niamh mehr über die seltsame Explosion bei Erwan wusste, so führte hier vielleicht eine neue Spur zur Explosion im Bergwerk.
Saturninus rätselte noch. Er hielt die junge Keltin auch gar nicht für eine Haupttäterin, dazu war sie zu unbedarft. Doch sie konnte etwas wissen.