RE: [Region Dumnonia]Villa Rustica Lucretiana
Der Tag war lang gewesen und auf dem Hof hatte sich ein widerlicher Gestank nach verwesendem Vieh ausgebreitet, der mir den Magen umdrehte. Es hatte eine Weile gedauert bis der Medicus mit seiner Untersuchung fertig war und eine entsprechende Grube und Löschkalk organisiert waren.
Ich hatte mich bestimmt 3 oder 4 mal übergeben müssen, selbst als ich mich um andere Aspekte der Totenwache und Schmückung mit wohlriechenden Blumen kümmerte. Von daher war ich relativ entkräftet, aber noch nicht eingeschlafen, als mein Mann ins Zimmer kam.
Jede Schläfrigkeit war aber wie weggeblasen, als mein Mann mir eröffnete, dass mein Onkel ein Testament gemacht hatte und uns als seine Erben eingesetzt hatte! Ich war richtig baff, da ich nicht damit gerechnet hatte. "Den Göttern sei Dank, dass mein Onkel doch noch ein Einsehen hatte! Ich bin ja so froh, mein Gemahl. Scaevus hat sich eine extra Portion Kuchen als Finderlohn verdient" plapperte ich vergnügt.
Vor unserer Reise hatten wir uns schon auf einen Rechtsstreit und harte Worte eingestellt, aber mein Onkel musste doch noch einen Sinneswandel am Ende seines Lebens gehabt haben, da ich seine einzige lebende Verwandte war.
Meine Freude löste sich allerdings direkt wieder im Nichts auf. "Tatsächlich vergiftet? Wie schrecklich..." Mein Onkel war kein besonders netter Mann gewesen, aber das entschuldigte keinen hinterhältigen und niederträchtigen Mord. Trotzdem tat es mir um Kamion, Kyra und deren Vater leid. "Verbrechen müssen gesühnt werden...da führt kein Weg daran vorbei" flüsterte ich traurig. Gesetze mussten befolgt werden, sonst brach die Ordnung und Gesellschaft zusammen.
Kurz vor Morgengrauen am nächsten Tag...
Am nächsten Morgen trieb mich die Übelkeit noch vor Morgengrauen aus dem Bett. Ich hatte die ganze Nacht Albträume von Kreuzigungen gehabt. Ich weckte Phoebe, dass sie mir Seasnan schicken sollte und in dessen Begleitung begab ich mich zur Meierei, wo die Sklaven über Nacht eingesperrt waren und bewacht wurden.
Phoebe hatte mir bereits einen Strick organisiert und Seasnan sollte mich schützen, falls die Männer flüchten wollten. Viel konnte ich für Kiros, Kyra und Kamion nicht tun, aber das Kreuz konnte ich ihnen ersparen. Der große Leibwächter öffnete mir die Türe und die verweinten Augen von Kyra waren das Erste, was ich sah.
Mir wurde sofort flau im Magen bei dem Elend, das sich mir bot. Phoebe reichte der jungen Frau den Strick, die im ersten Moment verwirrt dreinblickte, ehe sie wieder zu weinen anfing. Kurz erklärte ich die Diagnose des Medicus und was das bedeutete, musste ich nicht sagen. Die Wahl - Strick oder Kreuz - war eindeutig. Es war eine kleine Gnade, aber in jedem Fall schneller und schmerzloser als das Kreuz.
Lange würden die drei nicht mehr Zeit haben, falls sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollten und auch ich schwankte kraftlos und schwindelig zurück zu meinem Bett und erreichte es, als gerade die Sonne aufging. Ich sank zurück in einen unruhigen Schlummer voll grausamer Bilder.
|