Eisu Ap Cornux überlegte einen Moment, dann sagte er: "Wenn ich diesen Nachlass gebe, so poche ich nicht nur auf das erste und das dritte sondern auch auf das fünfte Fohlen, sofern das kein Hengst ist. Sollte es ein kleiner Hengst sein, so gehört mir die nächste kleine Stute. Und wenn ich Marix für meine Zucht benötige, so musst du ihn mir ausleihen. Denn was auf den Pferdemarkt in Iscalis angeboten wird, das sind Ackergäule. Hier jedoch findest du die Pferde des Königs der Dobunni. Sie sind schnell, klug und treu"
Ich hatte mich tatsächlich in das Pferdepaar verliebt. Wie sehr würden sie Stella gefallen.
Der Kelte schaute mich von der Seite an: " Bist du mit meinen Anmerkungen einverstanden? Schlägst du ein, werter Gabinius, oder lässt du es bleiben", sprach er.
Ein Fohlen mehr und dass ich ihm Marix für die Zucht überließ, verlangte er, aber dafür zahlte ich dank Fenias Geschäftstüchtigkeit dreitausend Sesterze weniger.
Ich schlug ein. Er gab mir einen Handschlag, das es krachte, aber ich verzog keine Miene. Da lachte Eisu ap Comux:
"Die meisten Römer gehen in die Knie, allzu stark sind ihre Leiber nicht. Wo kommen deine Vorfahren her, werter Gabinius, wenn die Frage nicht zu aufdringlich ist?"
"Nein, das ist sie nicht. Mein Vater und meine Mutter stammen beide vom Volke der Chatten. Das lebt in Germanien. Doch mein Vater ist ein Bürger Roms", erwiderte ich, denn ich hatte nie ein Geheimnis aus meiner Abstammung gemacht, im Gegenteil.
"Germanen, aha", sagte Eisu ap Comux. Ich erinnerte mich daran, dass germanische Hilfstruppen an der Eroberung Britanniens beteiligt gewesen waren. Vermutlich hatten auch sie sich aufgeführt, wie sich Truppen im Feindesland eben benahmen. Das war nichts, was mir Ehre einbrachte, und ich hoffte, dass das unser Einverständnis nicht störte.
"Wir, die Dobunni, sind schon immer mit Rom verbündet gewesen, schon bevor deine Leute die Insel erobert haben", setzte der Kelte seinen Gedankengang fort:
"Unser Leben ist mit den Römern nicht schlechter, aber in vielem besser geworden", dann aber trat ein humorvolles Funkeln in seine Augen:
"Dennoch hoffe ich, sie das nächste Mal beim Wagenrennen zu schlagen!"
"Ich werde dir die Daumen dabei drücken, Herr Eisu ap Comux", bemerkte ich.
Während die Pferdeknechte Marix und Eleyna wieder wegführten, sagte Eisu ap Comux:
"Ich hätte euch gerne gleich begleitet, doch mein Vater ist ja nicht hier. Ich muss auf ihn warten. Bitte seid doch bis zu seiner Rückkehr meine Gäste. Vielleicht kannst du uns eine Geschichte aus dem Land der Chatten vortragen. Wir Kelten lieben Geschichten und Lieder"
Die Reisezeit war unkalkulierbar in diesem Land. Wer wusste, wann Comux zurück kehrte? Ich hatte aber nicht mit einem längeren Aufenthalt gerechnet. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause. Und das, obwohl mich der Gedanke, etwas vorzutragen, sehr reizte, denn ich hatte ja, wie gesagt, einmal die Ausbildung zum Skalden begonnen.
Ich hoffte sehr, eines Tages dazu zu kommen, mit den Kelten zu singen und Geschichten am Feuer zu erzählen, nur jetzt mit Stellas Schwangerschaft war mir ein Ausbleiben gar nicht recht.
Fenia hatte mir schon beim Pferdehandel geholfen, nun warf ich ihr einen hilfesuchenden Blick zu. Wie lehnte man die Einladung eines keltischen Fürsten ab, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen?