RE: Herz der Finsternis - Claudia Sabinas Besuch
Ich nickte bedächtig, als die junge Claudia meinte, ihr Gesuch sei fürchterlich illegal. Dennoch hörte ich mir zunächst ruhig an, was sie denn eigentlich von mir wollte. Viele junge Frauen glaubten, man könne gewisse Dinge nur mit plumpen Hokuspokus lösen. Manchmal gehörte einfach mehr dazu, um die Dinge zwischen Himmel und Erde sehen zu können.
"Einen Sohn?" fragte ich bedeutungsschwanger. "Natürlich einen Sohn! Alle wollen sie Söhne! Hast du Sorge, dass dich dein Mann dann verschmäht, wenn du ihm keinen Sohn gebierst?"
Ich trat zu ihr, nahm sie bei der Hand und bat sie aufzustehen. "Seit wann bleibt deine Blutung aus?" Als die Claudia nun vor mir stand, hob ich ihre Tunika an, um mit meiner Hand ihren Bauch zu fühlen. Eine leichte Wölbung war bereits zu spüren. Wieder nickte ich nur und wandte mich um zu einer meiner Truhen, in denen ich meine Kräuter, Salben und Tinkturen aufbewahrte. Ich musste eine Weile stöbern, bis ich endlich fand, wonach ich gesucht hatte. Schließlich hatte ich zwei Stoffbeutelchen in der Hand und ging damit wieder zurück zu meiner Besucherin. Ich setzte mich wieder an die Feuerstelle.
"Mit dieser Methode wirst du in wenigen Tagen wissen, ob du einen Jungen oder ein Mädchen in dir trägst. In diesem Beutel befinden sich Weizenkörner, in den anderen Gerstenkörner. Uriniere morgen früh auf beide und warte dann drei Tage. Wenn der Weizen zuerst sprießt, dann wirst du einen Sohn haben. Sprießt aber der Gersten zuerst, dann wird es ein Mädchen werden." Ich gab ihr beide Säckchen.
Claudia Sabina hatte aber noch ein weiteres Anliegen. Ein weitaus schwerwiegenderes, wie sich herausstellen sollte. Wieder hörte ich ihr zu. Es war ein Problem, mit denen sich viele römische Frauen herumschlagen mussten. Frauen, die einfach nicht darüber hinwegsehen konnten, was ihrer Männer trieb und mit wem sie es trieben. Ich hatte großes Verständnis für sie, besonders weil es so peinlich für sie war.
"Dein zweites Anliegen ist etwas schwieriger zu bewerkstelligen", musste ich gestehen. "Ich könnte dir aber einen Trank mitgeben, der deinen Mann zeitweise außer Gefecht setzen wird, so dass er deine Nebenbuhlerin nicht beglücken kann. Doch Vorsicht, dieser Trank muss genauestens dosiert werden, sonst könnte er ihn töten. Gäbe es für dich die Möglichkeit, ihm diesen Trank zu verabreichen?" Die Claudia sollte schon wissen, worauf sie sich einließ. Nicht dass hinterher Klagen kamen, wenn ihr Mann tot war.
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