Die Zeit verging und es kam zu keinem weiteren Zwischenfall. Ich blieb auf Distanz und thematisierte das geschehene nicht erneut, und ich hatte den Eindruck, dass dies Corona auch ganz recht war. Ich hoffte, dass sie es vergessen hätte oder zumindest es als Fehler ablegen konnte. Ich wusste nicht, ob ich das tun könnte, was ich mir vorgenommen hatte, wenn sie ernsthafte Gefühle für mich hegen würde und mich bitten würde, an ihrer Seite zu bleiben. Ich wollte auch nicht zu sehr über diese Frage nachdenken.
Und so kam der Tag der Göttin Isis, der in zivilisierten Teilen der Welt damit gefeiert wurde, dass kleine, gebastelte Boote mit Blumenschmuck auf die Flüsse gesetzt und ins Meer treiben gelassen wurden. Deshalb nannte man den Tag auch Isidis Navigum: Die Seefahrt der Göttin Isis. Denn nachdem die Göttin ihren Segen gegeben hatte, waren die Wellen der Meere wieder so ruhig, dass man sie mit Schiffen überqueren konnte und nicht mit schweren Stürmen und unberechenbaren Wellen rechnen musste.
Und für mich hieß das, dass es jetzt Zeit war. Höchste Zeit. Und doch fiel es mir schwerer, als ich angenommen hatte. Ich packte die wenigen Sachen, die cih für die Reise brauchte, während Corona und Serafina einen Vormittag außer Haus waren. An diesem Nachmittag nach ihrer Rückkehr, während Corona wieder in Selbstmitleid schwelgte, nahm ich Serafina ein letztes Mal beiseite und drückte ihr eine Tontafel mit verschiedenen Löchern in die Hand.
“Das ist eine Dechiffriertafel. Die Zahlen hier oben dienen zur Ausrichtung, die Löcher zeigen dann die jeweiligen Sätze der eigentlichen Botschaft...“
Ich zeigte ihr, wie man sie benutzte, wie man sie anlegen musste, wie Nachrichten markiert waren, die auf diese Chiffre hinwiesen und stellte sicher, dass sie es konnte. Rückfragen, warum ich ihr das zeigte und was ich vorhatte, ignorierte ich rigoros und ließ sie einfach unbeantwortet. Ich wusste, dass Serafina ahnte, dass ich etwas plante, aber ich wollte mit ihr genauso wenig darüber reden und mich aufhalten lassen, wie von Corona.
Den Rest des Tages verbrachte ich schweigsam und etwas zurückgezogen. Als es dunkel war kontrollierte ich ein letztes Mal die Sicherheit und überzeugte mich kurz davon, dass beide Frauen schliefen.
Ich ließ eine kurze Nachricht, die ich schon vorbereitet hatte, zurück.
Es tut mir leid.
Beim Geldverleiher Scribonius Flaccus am Forum ist die Geldsumme von 7.352 Sesterzen hinterlegt für die weitere Verwendung in den nächsten 3 Monaten. Eine weitere Anweisung für 10.000 Sesterzen ist für die Kalenden des Iunius vorgemerkt. Der Geldverleiher in Londinium heißt Titus Aconius Postumus. Weitere Anweisungen folgen. |
Und dann ging ich.