RE: [Thorianum B] B IV Didia Corona
Nachdem sie weg war, atmete ich erst einmal durch. Ein ungutes Gefühl, sie enttäuscht zu haben, wollte sich tief in meinen Eingeweiden festsetzen, aber ich wusste es besser, als dem nachzugeben. Es war gut, wenn sie wütend auf mich war, das würde in den verbleibenden tagen und Wochen dazu führen, dass sie auf Abstand blieb, und hoffentlich auch dazu, dass sie meine Abwesenheit nicht störte. Ich wollte ihr keinen Kummer bereiten, wenn ich ging, und wenn sie wütend wäre, wäre sie vielleicht sogar froh, dass ich weg wäre.
Ein Teil von mir wollte sich ihr erklären und ihr zumindest einen Brief hinterlassen, aber auf der anderen Seite sollte sie besser von nichts wissen, was meine Person betraf. Ich wusste, es würde sich wie Verrat für sie anfühlen, und es war ja auch Verrat, dass ein Mann, der die Ermordung ihres Vaters zugelassen hatte, sich nun anmaßte, sie beschützen zu wollen.
Ich räumte ein wenig die Wohnung auf, während ich gleichermaßen meine Gedanken aufräumte, als es nach einer Weile anklopfte. Corona würde nicht klopfen, also war es jemand anderes. Ich hoffte, dass keiner der Nachbarn sich über den Lärm beschweren wollte, oder schlimmer noch, etwas verdächtiges mitgehört hatte und nun meinte, mich darauf ansprechen zu müssen. Ich wollte wirklich ungern als letzte Amtshandlung hier noch unsere Nachbarn umbringen.
Ich ging also wachsam zur Tür und öffnete dieselbe. Vor mir stand ein junger Mann, wahrscheinlich Sklave. Nabatäer oder Ägypter, vielleicht auch aus Mauretania. Nicht hier aus der Nachbarschaft. Der Kleidung nach zu urteilen aus einem wohlhabenden Haus. Allerdings konnte ich ihn nicht auf Anhieb zuordnen, war ihm wahrscheinlich noch nicht begegnet. “Ja?“ fragte ich einfach kurz, um ihn aufzufordern, den Grund seines Klopfens auszuführen. Ich war noch nie ein Mann großer Worte gewesen.
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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